Ministerpräsident Stefano Gallo (eBook)

Eine fast wahre Geschichte aus Italien über das Leben eines der berühmtesten Europäers der Neuzeit
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2017 | 3. Auflage
128 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7450-3744-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ministerpräsident Stefano Gallo -  Urs Scheidegger
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Dieses Buch ist eine Persiflage auf einen italienischen Gockel und widerspiegelt eine fast wahre Geschichte. Viel bewundert wurde er und ebenso sehr gehasst. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ein Stehaufmännchen. Ein Liebestoller. Ein Lebemann. Ein Überheblicher, der seine Kleinwüchsigkeit durch Arroganz und Machogehabe ausglich. Ein europäischer Politiker, der der Welt erklärte, wie sie sein sollte. Ein eitler Mann, der mit der ehrenwerten Gesellschaft als Geschäftsmann wie auch als Politiker eng zusammenarbeitete. Korruption und Sex besiegelten schliesslich das Ende seiner Herrlichkeit.

Ausbildung zum Bankkaufmann. 6 Monate Südamerika. 10 Monate Weltreise. Über 75 verschiedene Destinationen bereist. Weiterbildung zum Reisefachmann und zum Erwachsenenbildner. IATA/UFTAA International Travel Consultant. 30 Jahre Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen des Tourismus. Kursleiter und Dozent an der Schweizerischen Reisefachschule Aarau und an der Internationalen Schule für Touristik Zürich. Fotografieren, Sport, Kochen, Lesen von Tages- und Wochenzeitungen, Fachblättern und Büchern aller Genres sowie individuelles Reisen sind seine heutigen Leidenschaften. Und natürlich Bücher schreiben - Romane, Krimis, Reisegeschichten, Erzählungen, Biografien usw.

Kurzporträt des Autors: Ausbildung zum Bankkaufmann. 6 Monate Südamerika. 10 Monate Weltreise. Bereits 75 verschiedene Destinationen bereist. Weiterbildung zum Reisefachmann und zum Erwachsenenbildner. IATA/UFTAA International Travel Consultant. 30 Jahre Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen des Tourismus. Kursleiter und Dozent an der Schweizerischen Reisefachschule Aarau und an der Internationalen Schule für Touristik Zürich. Fotografieren, Sport, Kochen, Lesen von Tages- und Wochenzeitungen, Fachblättern und Büchern aller Genres sowie individuelles Reisen sind seine heutigen Leidenschaften. Und natürlich Bücher schreiben – Romane, Krimis, Reisegeschichten, Erzählungen, Biografien usw.

Kapitel 1


Frühweises Kind


Im Jahr 1936 wurde Stefano Gallo im tiefen Süden Kalabriens in einem unwichtigen Landstädtchen in den Aspromonter Bergen, wo sich jeder kennt, geboren.

Der Ort liegt auf 715 Meter über Meer und zählte damals etwa 1250 Einwohner. Die meisten Leute leben von der Landwirtschaft und produzieren vor allem Honig, Käse, Olivenöl und Pilze. Touristisch gibt das Städtchen nicht viel her, im Sommer ist es vor allem Ausgangspunkt für Wanderungen im Parco Nazionale dell’Aspromonte, im Winter daselbst für Wintersport in sehr bescheidenem Rahmen.

Auf seinem Taufschein steht ein zweiter Vorname: Silvio. Traditionellerweise geben die kalabrischen Eltern ihren Kindern zwei oder drei Vornamen von Verwandten und manchmal von Heiligen. Der Name Stefano ist derselbe des Vaters, der Stefano Paolo Gallo hiess, und Silvio wurde von der Mutter, der Stella Maria Gallo, geborene Simeone, aus Dankbarkeit an ihren Vater, den längst verstorbenen Silvio Simeone, gewählt.

Stefano junior war der Erstgeborene der jungen Familie. Später folgten seine Schwester Maria Alessia und sein Bruder Andrea Paolo. Den Eltern war gleich bei der Geburt aufgefallen, dass der Drittgeborene von dunklerer Hautfarbe, grösser und schwerer war als sein Bruder und seine Schwester. Müsste wegen der Gene vonseiten meines Nonnos sein, meinte der stolze Vater Stefano Paolo Gallo, und Mutter Stella Maria lächelte dazu bestätigend.

Sein Vater war gelernter Automechaniker und der Fahrer und Besitzer des regionalen Linienbusses. Das kam so: Da er bereits eine kleine Garage und eine Tankstelle besass, wurde er nach mehrfachen Besprechungen und Evaluationen der dortigen Bürgermeister mit der für die Bergregion neuartigen Dienstleistung eines Busbetriebs betraut. Der offizielle Auftrag der regionalen Behörden bestand in einer Art von Sammeldienst für die in den abgelegenen Bergdörfern lebenden Menschen bis hinunter ans Meer ins rund 35 Kilometer entfernte Wirtschaftszentrum Réggio. Denn die Abwanderung der jungen Bevölkerung mangels geeigneter Berufsaussichten war beträchtlich, sodass es nur noch vereinzelt Lebensmittelläden und Händler gab, was wiederum hiess, dass sich die wenigen noch dort oben lebenden Leute in Réggio mit den im Städtchen nicht angebotenen Waren versorgen mussten. Und weil es sich für die Hauptpoststelle wegen der wenigen Briefe nicht lohnte, jeden Tag einen Postbeamten in die fernen Täler zu schicken, brachte Vater Stefano Paolo Gallo die abgehende Post nach Réggio und die ankommende zurück in die Berge. Während seiner Dienstzeit trug er als eine Art Uniform stets einen konventionellen, dunkelblauen Arbeitskittel.

Nebenbei amtete er auch als ehrenamtlicher Giudice di Pace seiner Gemeinde. Dieses Amt als Friedensrichter verschaffte ihm ein wenig Ansehen, aber auch vereinzelt Verachtung, vor allem dann, wenn er gegen eine ihm bekannte Person Stellung beziehen und urteilen musste. Manchmal ging es um Jäger, die ausserhalb der offiziellen Jagdsaison ein Wild erlegten. Wenn es sich dann um einen armen Bauern handelte, liess er schon mal Gnade vor Recht ergehen. Ein andermal musste er bei Familienstreitigkeiten einschreiten. Dank seines Berufs als Busfahrer besass er gute Menschenkenntnisse, was ihm in den meisten Fällen half, gerecht und ausgewogen zu urteilen.

Als Stefano junior in die Schule kam, durfte er ab und zu seinen Vater im Bus nach Réggio begleiten. Stefano junior war ein äusserst aufgewecktes Kind und bereitete seinen Eltern schon mal Sorgen, weil sie mit ihm nicht klar kamen. Auf einer der Fahrten über die kurvenreiche Strasse ans Meer hinunter, als keine Passagiere zugestiegen waren, bat er seinen Vater während der fast einstündigen Fahrt, einmal am Steuer drehen zu dürfen. Niemals, war die unumstössliche Antwort. Der Kleine blieb zuerst ruhig auf dem Sitz neben seinem Vater, was diesen irritierte, doch dann begann er doch noch zu zwängeln, wie schon so oft, wenn er nicht tun durfte, was er wollte. Sein Gesicht war röter als rot angelaufen. «Also gut, hör schon auf zu greinen, stell dich neben mich, um Gottes Willen.» Und so hatte der kleine Stefano wieder einmal gewonnen. Mit grosser Genugtuung spürte und beobachtete er, wie sich das aus seiner Kindessicht gigantische Fahrzeug nach links oder rechts bewegte, sobald er am Steuerrad drehte. Natürlich passierte nichts, denn der Vater bremste mit dem Fuss auf dem Bremspedal ab und hielt sicherheitshalber das Steuer mit einer Hand unter Kontrolle. Stefano junior fühlte sich grossartig und in seinem Übermut nannte er sich einen Helden, denn wer von seinen Schulkameraden hatte schon mal so ein Ungetüm von Bus eigenhändig gelenkt. Was er ihnen dann auch anderntags unter die Nase rieb.

Seine Mutter, Donna Stella wurde sie allenthalben respektvoll genannt, war Hausfrau, wie es sich in katholischen Familien auf dem Land gehörte. Seit dem Tod ihrer Mutter kleidete sie sich traditionell in Schwarz. Die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen oder ein Studium zu absolvieren, waren ihr nicht vergönnt. Neben dem Haushalt und der Erziehung ihrer drei Kinder bediente sie bei Abwesenheit ihres Mannes die Tankstelle vor ihrem Haus, die einzige weit und breit. Wenn Not am Mann war, half sie auch mal dem Pfarrer in der Kirche bei der Reinigung oder dem Umstellen der Stühle und dem Aufstellen von Ständen, wenn es sich um einen der häufigen, kirchlichen Festanlässe handelte.

Das Leben dort oben war geradezu perfekt. Die Ortsstrassen wurden regelmässig gereinigt, die Abfuhr des Kehrichts funktionierte, anders als im entfernten Neapel, die verbliebenen Einwohner verdienten gut genug, um sich ein zwar bescheidenes, dafür ein eigenes Häuschen leisten zu können, in den Gärten blühten Blumen und das Gemüse wuchs unbändig in die Höhe, die Alten und Dürftigen wurden finanziell mit einer anständigen Rente von der Gemeinde unterstützt, wer kein eigenes Haus mehr hatte, konnte ins gemeindeeigene Altersheim ziehen, jeder arbeitsfähige Einwohner ging einer Arbeit nach, es gab keine Arbeitslosen.

Stefano Gallo senior fragte sich manchmal, wie dies alles finanzierbar ist. Mit den Gemeindesteuern allein war dieses heile Leben hier in dieser Abgeschiedenheit sicher nicht möglich. Es musste das Verdienst des beliebten Sindaco sein. Der Bürgermeister war reich, wohnte in einer hoch über dem Städchen thronenden Villa und fuhr als einziger Hiesiger einen Ferrari. Woher er derart viel Geld hatte, wusste niemand. Aber am besten fragte man sich solche Sachen erst gar nicht, solange für alle so fürstlich gesorgt wurde.

In diesem Städtchen befanden sich nur zwei nennenswerte Läden, dafür zwei ganz besondere. Zum einen ein Eisenwarengeschäft, wo man alles kriegen konnte. Die Auswahl war grösser als in jedem andern Ort, sogar umfassender als in Réggio, immerhin die Haupstadt der Region Kalabrien. Wieso das so war, wusste niemand genau. Man fragte auch nicht nach den Gründen. Die Käufer stammten nicht nur von hier sondern von weit herum, sogar von den Küstenorten. Man fand hier halt einfach alles, von einer einzelnen Schraube bis zu Mähdreschern. Der Laden lief hervorragend. Der Besitzer musste inzwischen Millionär geworden sein, sagte sich Stefano senior, der sich auch hier eindeckte, wenn ums Haus herum etwas geflickt werden musste.

Ein anderer erstaunlicher Laden, eine Bäckerei, lief ebenfalls ausgezeichnet. Das Brot und die Panini immer knusprig, die Torten immer wohlschmeckend und frisch. Die Backstubeneinrichtung und der Verkaufsladen wurden erst vor einem Jahr gänzlich erneuert. In einer Ecke befanden sich Stehtische, an denen man einen herrlich duftenden Espresso schlürfen konnte, musste man mal warten, bis man an der Reihe war. Denn auch hier stammten viele Kunden von weit herum. Stefano senior hatte schon mehrmals einen Lieferwagen eines bekannten Strandhotels unten am Meer vor dem Laden stehen gesehen. Wieso diese Bäckerei so erfolgreich war und sich gerade hier in diesem verwunschenen Städtchen befand, wusste niemand. Man fragte auch besser nicht danach. Es ging einem ja äusserst gut.

Das gesellschaftliche Leben beschränkte sich auf das einzige Lokal am Ort, dem Caffè dello Sport, den sonntäglichen Besuch der Kirche, die Festlichkeiten an den zahlreichen katholischen Feiertagen, die raren Besuche der jungen Abgewanderten, die gelegentliche gemeinsame Einkaufs-Busfahrt nach Réggio, den gemütlichen Schwatz über den Gartenzaun hinweg und natürlich aufs Zuhause in der guten Stube vor dem Fernseher. In jedem Haus lief er ununterbrochen von frühmorgens nach dem Aufstehen bis spätabends vor dem Zubettgehen. Auch wenn sich niemand im Zimmer aufhielt, er lief. Das gehörte sich so und basta.

Im Caffè dello Sport verkehrten nur Männer. Auf der ersten Etage befand sich ein kleiner Saal, der manchmal für Hochzeiten oder Vereinsanlässe gemietet wurde. Im zweiten Stock lagen vier sehr einfach eingerichtete Zimmer mit Lavabo für die wenigen Touristen, die es ab und zu hierhin verschlug. Das gemeinsam genutzte Badezimmer mit WC befand sich auf dem Flur. Die einzige Frau im Haus war die blonde Serviertochter Giulia. Obschon sie ihre Reize sehr offenherzig zeigte, liess sie sich nie von einem Mann betatschen. Tat dies einer trotzdem, wusste am nächsten Tag die ganze Gemeinde Bescheid. Dies verhiess für den Flegel selbstverständlich Schmach. Immer lief eine Partita di calcio oder eine Telenovela auf dem grossflächigen TV-Gerät über der Bar. Auch wenn niemand zuhörte.

Wie bereits erwähnt, war Stefano junior ein äusserst aufgeweckter Junge. Er gab nie Ruhe. Er schien nie...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2017
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Sachbuch/Ratgeber
Schlagworte Liebe Geld Macht Anerkennung Frauengeschichten Drama Mafia Korruption Mailand Rom Kalabrien Bauprojekte Medien • Liebe Geld Macht Anerkennung Frauengeschichten Drama Mafia Korruption Mailand Rom Neapel Kalabrien Bauprojekte Medien • Neapel • Sex
ISBN-10 3-7450-3744-8 / 3745037448
ISBN-13 978-3-7450-3744-9 / 9783745037449
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