Mama und Papa kommen nicht wieder (eBook)

Zwei Kinder überwinden den Tod ihrer Eltern

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
335 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-3729-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mama und Papa kommen nicht wieder -  Jane Plume
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'Ich weiß, Gina hätte dasselbe für mich getan.'
Jane und Gina waren einfach nur junge Frauen, Mütter und Freundinnen. Sie konnten nicht ahnen, auf welch harte Probe das Schicksal ihre Freundschaft stellen würde. Als Ginas Ehemann 2009 an Krebs erkrankte, versprach Jane, ihrer Freundin beizustehen. Doch dann geschah das Unvorstellbare: 2010 kam Gina bei einem Autounfall ums Leben. Sie hinterließ ihren sterbenskranken Mann Shaun und zwei kleine Söhne. Und ihre Freundin Jane hielt ihr Versprechen. Sie begleitete Shaun in seinem Kampf gegen den Krebs. Und als er diesen Kampf verlor, nahm sie die beiden Jungen in ihre eigene Familie auf.

Die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft - über den Tod hinaus

Kapitel 1


Der Beginn einer wundervollen Freundschaft

»Du würdest Gina lieben. Sie ist eins von den Mädchen, mit denen ich arbeite«, erzählte mir meine alte Freundin Hayley, als wir in der Mittagspause einen Kaffee tranken. »Sie ist völlig bescheuert, genau wie du. Ich wette, ihr beide würdet euch hervorragend verstehen.«

Es war das Jahr 2000, und ich arbeitete als Koordinatorin der klinischen Studien für den Pharmakonzern AstraZeneca in Loughborough. Ich liebte meinen Job. Verstehen Sie das nicht falsch, diese Arbeit hat mich wirklich gefordert, und manchmal war es sogar verdammt schwierig. Kurz zuvor hatte ich mich von meinem Ehemann getrennt und zog unsere Kinder Marco und Millie alleine groß. Das und die unregelmäßigen Arbeitszeiten sorgten dafür, dass mein Leben ziemlich hektisch verlief. Aber ich war glücklich, und ich wurde von meiner Familie und ein paar wirklich guten Freundinnen unterstützt.

Hayley war eine von diesen Freundinnen. Ich kannte sie, seit sie sechzehn war, und sie war bei meiner Hochzeit eine der Brautjungfern gewesen. Sie arbeitete auch für AstraZeneca, allerdings an einem anderen Standort. Es war nicht das erste Mal, dass sie den Namen Gina erwähnte. Und Hayley war auch nicht die Einzige. Verschiedene andere Kollegen hatten bei irgendwelchen Gelegenheiten den Namen Gina Hibberd fallen lassen. Ich konnte mich auch an eine an alle Abteilungen gerichtete E-Mail erinnern, in der sie einige Jahre zuvor ihre Hochzeit bekanntgegeben hatte. Deshalb wusste ich, dass Gina Chefsekretärin in einer anderen Abteilung war, aber ich hatte noch nie mit ihr zu tun gehabt, und nach der Unterhaltung mit Hayley machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber.

Ein paar Tage später kam Gina in meine Abteilung. In dem Augenblick, als sie den Raum betrat, wusste ich, wer sie war, weil sie mir von meinen Kollegen ziemlich gut beschrieben worden war. Genau genommen hörte ich sie, bevor ich sie sah, und ganz ehrlich, mein erster Gedanke war: Gott, was ist die laut! Als Hayley sie mir beschrieben hatte, war ziemlich oft der Satz »Ihr Lächeln kannst du nicht übersehen« aufgetaucht. Sie hatte damit völlig recht. Ginas Lächeln war das strahlendste, breiteste und ehrlichste, das ich je gesehen hatte. Es tauchte den ganzen Raum in helles Licht. Abgesehen von ihrer lauten Stimme war dieses Lächeln das Erste, was einem an ihr auffiel. Sie war ziemlich groß, jedenfalls im Verhältnis zu meinen eins siebenundfünfzig, und durch ihre High Heels hatte ich erst recht das Gefühl, geschrumpft zu sein. Sie hatte schöne glänzende schokoladenbraune Haare, die bis auf die Schultern reichten, und große braune Augen. Bei dieser Begegnung war Gina elegant gekleidet, was sie sehr professionell wirken ließ. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich darüber nachdachte, dass ihre Kleidung so gar nicht zu ihrer strahlenden, offenen Persönlichkeit passte. Das war für mich schon in den ersten Minuten nach unserem Kennenlernen offensichtlich.

»Sie müssen Gina sein«, sagte ich, und bevor ich noch etwas anfügen konnte, erwiderte sie: »Jane! Hayley hat mir so viel von Ihnen erzählt.«

Wir unterhielten uns noch ein paar Minuten und waren schnell per Du. Hayley hatte recht gehabt, wir verstanden uns auf Anhieb. Sie erkundigte sich nach meinen Kindern, und ich erfuhr, dass sie noch kein Jahr wieder zurück im Büro war. Nach der Geburt ihres Sohnes Lewis hatte sie eine Auszeit genommen; jetzt war er fast zwei. Schließlich verständigten wir uns darauf, dass wir uns zusammen mit Hayley gelegentlich mal abends treffen sollten.

Am nächsten Tag war ich angenehm überrascht, dass eine E-Mail von Gina in meinem Postfach auf mich wartete. »Hast du Lust, irgendwann in den nächsten Tagen mit Hayley und mir zu Mittag zu essen?«, wollte sie wissen.

Ich zögerte keine Sekunde und schrieb zurück: »Auf jeden Fall.«

Ein paar Tage darauf schickte ich Hayley und Gina eine Mail und machte mit ihnen ein Datum aus, an dem wir uns in der Kantine treffen wollten. Das Selbstbedienungsrestaurant war laut und überlaufen, als ich hereinkam und nach den beiden Mädels Ausschau hielt. Gina war gar nicht zu übersehen – oder besser gesagt: Ihr Lächeln war nicht zu übersehen. Es setzte sich einfach von allem um sie herum ab. Ich ging zu ihrem Tisch, und sie erklärte mir, dass Hayley hatte absagen müssen, weil ihr etwas dazwischengekommen war. Mir machte das überhaupt nichts aus. Wir holten uns Essen, setzten uns hin und fingen an, uns zu unterhalten. Im Lauf der nächsten Stunde fehlte es uns nicht an Themen, wir verstanden uns prächtig, und wir stellten fest, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. Am wichtigsten war, dass wir einen ähnlichen Sinn für Humor hatten und ich ihre Gesellschaft wirklich genoss.

Nach diesem Tag traf ich mich mit Gina oft zum Mittagessen, mal zusammen mit anderen Kollegen, mal nur wir beide. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart völlig entspannt. Sie war witzig, ehrlich und warmherzig, mitfühlend, rücksichtsvoll und einfach nur nett. Ich war begeistert, eine so wunderbare neue Freundin gefunden zu haben.

Irgendwann später sprach ich mit Hayley, die mir anvertraute, dass Gina und ihr Mann Shaun beschlossen hatten, für eine Weile getrennte Wege zu gehen. Sie sagte, Gina fühle sich von dem Ganzen etwas überfordert und habe sich gefragt, ob ich mit ihr darüber reden wollte, weil ich ja aus eigener Erfahrung wüsste, was es in der Praxis bedeutet, alleinerziehende Mutter zu sein. »Natürlich kann ich das machen«, sagte ich etwas verdutzt. »Warum hat sie mich nicht direkt gefragt?«

»Sie wollte sich nicht aufdrängen und dich auch nicht unter Druck setzen«, erklärte Hayley.

Anstatt Gina anzurufen, schrieb ich ihr und ließ sie wissen, dass Hayley mit mir über ihre Trennung gesprochen hatte und dass sie mich einfach nur fragen musste, wenn sie etwas brauchte. Die Antwort ging fast noch in der gleichen Minute ein. Sie dankte mir und fragte, ob wir uns treffen könnten. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Beim Mittagessen erzählte ich ihr davon, wie ich auf mich allein gestellt zurechtkam, wie ich Kinder und Arbeit unter einen Hut brachte, wie ich mit Problemen umging, welche finanziellen Hilfen es gab und so weiter. Als wir uns verabschiedeten, nahm ich sie in den Arm und sagte: »Wenn du irgendetwas brauchst, weißt du, wo du mich finden kannst.«

Ein paar Tage später gab ich eine Sextoy-Party für ein paar von meinen Freundinnen. Nichts richtig Wildes, sondern eigentlich nur ein Vorwand, um zu kichern, was zu knabbern und ein paar Flaschen Wein zu leeren. Hayley hatte ihr Kommen bereits zugesagt, und ich beschloss, auch Gina einzuladen. Ich war mir nicht sicher, ob sie kommen würde, da sie aus der Gruppe nur Hayley und mich kannte. Zwar dachte ich, dass sie vielleicht die Chance schätzen würde, mal für eine Weile abzuschalten. Andererseits wusste ich aus eigener Erfahrung, wie zerbrechlich sie sich im Moment noch fühlen würde. Fast nur von Fremden umgeben zu sein, konnte in dieser Situation schnell zu viel werden. Aber als ich sie darauf ansprach, war sie sofort mit dabei. Hauptsache, sie konnte mal entspannen.

Das einzige Problem war, dass Gina eine halbe Autostunde von mir entfernt wohnte, weshalb sie in Sachen Wein ausfiel. Also bot ich ihr an, bei mir zu übernachten. »Von den anderen bleiben auch ein paar über Nacht«, scherzte ich. »Wer also einen Platz im Bett erwischt, kann sich glücklich schätzen, die anderen müssen nämlich auf dem Boden schlafen.«

Ich war etwas in Sorge, dass Gina sich vielleicht doch fehl am Platz fühlen könnte, aber ich stellte schnell fest, dass ich mir um sie keine Gedanken machen musste. Sie war sofort Teil der Gruppe, lachte und scherzte mit allen, als würde sie die anderen schon ewig kennen. Ein paar meiner Freundinnen erwähnten mir gegenüber, dass sie mit Gina großen Spaß hatte und es ihnen gefiel, dass sie hergekommen war. Glücklicherweise schien Gina auch großen Spaß zu haben, was mich wirklich freute.

Am Ende der Party stellte sich heraus, dass Gina als Einzige bei mir übernachten musste, aber das war kein Problem. Nachdem die Letzten gegangen waren, half Gina mir beim Aufräumen, wobei wir uns über alles Mögliche unterhielten. Danach ließen wir uns jede in einen Sessel fallen, tranken noch etwas Wein und bedienten uns bei den Resten, die vom Knabberzeug noch übrig waren. Dann redeten wir bis in die frühen Morgenstunden. Gina fragte mich nach meiner Familie, nach Marco und Millie, nach früheren Beziehungen und so weiter. Es war so angenehm, sich mit ihr zu unterhalten, und ich fühlte mich in ihrer Gegenwart so wohl, dass ich bereitwillig über alles redete, auch über die unerfreulichen Dinge in meinem Leben. Und ich erzählte ihr alles von meiner Familie.

Meine Eltern bekamen mich ziemlich spät in ihrem Leben, sodass eine große Lücke zwischen meinen Geschwistern und mir klaffte. Als ich zur Welt kam, war meine Schwester Ann schon einundzwanzig, verheiratet und schwanger. Meine Nichte Sam wurde nur zweiundzwanzig Tage nach mir geboren! Meine Brüder Mick und Rich waren fünfzehn und vierzehn, und sie blieben mein Leben lang die typischen großen Brüder für mich, immer darauf bedacht, mich vor allem und jedem zu beschützen, aber auch immer eng mit mir verbunden.

Wir standen uns alle sehr nah, und meine Eltern brachten mir früh bei, dass die Familie das Wichtigste ist. Das galt auch für die etwas entfernteren Verwandten. In den Ferien verbrachten wir immer zwei Juliwochen auf einem Campingplatz, umgeben von Tanten, Onkels, Cousins und guten Freunden der Familie. Wir spielten gemeinsam am Strand, wir tollten in den Dünen herum und planschten im...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2017
Reihe/Serie Erfahrungen und Schicksale – Wahre Geschichten über Krankheit, Tod, Abschied und Zuve
Erfahrungen und Schicksale – Wahre Geschichten über Krankheit, Tod und Abschied
Übersetzer Ralph Sander
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Please don`t cry
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Alter Mann • Autobiografie • Autobiographien • Autounfall • Beerdigung • Bestattung • Bewältigung • Biografie • Chemo • Chemotherapie • England / Großbritannien • Erfahrungsbericht • Erfahrungsbücher • Erinnerung • Erkrankung • Esoterik • Familie • Freundin • Freundschaft • Geburtstag • Geschenk • Geschichte • Hilfe • Krankenhaus • Krankheit • Krebs • Leben mit Tod • Lebensbericht • Lebensbeschreibung • Lebensführung • Lebensweg • Memoiren • Musk • Psychologie • Schicksal • Schicksal / Erfahrungen • Schicksale und Wendepunkte • Schicksalsschlag • Schicksalsschläge • schlechtes Gewissen • Schwester • Tod der Eltern • tote Eltern • Trauer • Trauerbewältigung • Trost spenden • Tumor • Urlaub • Verarbeitung • Wahre GEschichte • Waisekind • Waisekinder • Waisenkind • Waisenkinder • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-7325-3729-3 / 3732537293
ISBN-13 978-3-7325-3729-7 / 9783732537297
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