Das Aschenputtel-Prinzip -  Saam Faradji

Das Aschenputtel-Prinzip (eBook)

Von Selbstkritik und Strenge zu mehr Selbstliebe und Lebensfreude

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
Morawa Lesezirkel (Verlag)
978-3-99057-608-3 (ISBN)
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Dieser psychologische Ratgeber beschäftigt sich mit der wichtigsten Beziehung in unserem Leben: der Beziehung zu uns selbst. Das Aschenputtel-Prinzip versinnbildlicht dabei die Haltung, die wir zu unseren verletzlichen inneren Anteilen einnehmen. Wir können diese - so wie die Figuren im Märchen - entweder kritisch und ablehnend (Stiefmutter und -schwestern) oder wertschätzend und wohlwollend (Prinz) behandeln. Diese Haltung bestimmt unsere Entscheidungen und die damit verbundenen Schritte in unserem Leben maßgebend. Es ist deshalb förderlich eine Beziehung zu uns selbst zu kreieren, die uns bei der Bewältigung der Herausforderungen des Lebens sowie bei der Erfüllung unserer Grundbedürfnisse unterstützt und somit zu unserem Glück und Wohlergehen beiträgt. Erfahren Sie, wie Sie veraltete Glaubenssätze, die Ihnen diesbezüglich im Wege stehen, verändern können und wie Sie mit einfachen Übungen beginnen können, eine neue und heilsame Beziehung zu sich selbst zu entwickeln.

Mag. Saam Faradji ist klinischer Psychologe und Psychotherapeut. Er arbeitet in eigener Praxis und leitet seit vielen Jahren erlebnisorientierte Selbsterfahrungsseminare.

K A P I T E L 1


Die Ursache des Leidens verstehen


Einem reichen Manne, dem wurde seine Frau krank, und als sie fühlte, dass ihr Ende herankam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich ans Bett und sprach: „Liebes Kind, bleibe fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken, und will um dich sein.“ Darauf tat sie die Augen zu und verschied.

Im Laufe unseres Lebens ist jeder früher oder später mit Situationen konfrontiert, die sehr schmerzhaft sein können. Denn Krankheiten, Altersgebrechen oder der Verlust von geliebten Menschen sind Bestandteile des Lebens. Auch im Alltag sind wir mit zwischenmenschlichen Konflikten, Enttäuschungen oder anderen herausfordernden Situationen konfrontiert, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit oder finanziellen Schwierigkeiten. Es ist nachvollziehbar, dass wir unter diesen Bedingungen oft leiden. Dabei ist es jedoch wichtig das Leiden nicht bloß als eine „psychische Krankheit“ zu betrachten, die einer medikamentösen Behandlung bedarf – wie es zunehmend der Fall ist – sondern es als ein wichtiges Warnsignal anzuerkennen, das uns darauf hinweist, dass wir uns gegenwärtig von einem für uns erfüllten Leben entfernen.

Leiden, ein Warnsignal


Menschen haben sowohl körperliche als auch psychische Grundbedürfnisse. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse ist Voraussetzung für unser Wohlergehen. Körperliche Grundbedürfnisse sind beispielsweise das Bedürfnis nach Sauerstoff, Nahrung, Trinkwasser oder Schlaf. Man kann sich gut vorstellen, was passieren würde, wenn eines dieser Bedürfnisse nicht erfüllt werden würde. Es entstünde ein Leidensdruck, der uns sehr stark motivieren würde Schritte zu setzen, um zur Erfüllung dieses Bedürfnisses beizutragen. Würden wir nämlich diesbezüglich nichts verändern, wäre unsere Gesundheit und in späterer Folge auch unser Überleben gefährdet. Nehmen wir einmal an, jemand leidet an einer Lungenerkrankung und bekommt deshalb beim Stiegensteigen nicht genügend Luft. Würde diese Person versuchen die Stiegen noch schneller hinaufzugehen und sich dadurch von der Erfüllung des Bedürfnisses nach Sauerstoff entfernen, würde ihr Leidensdruck größer werden. Würde sie hingegen stehen bleiben oder ein Sauerstoffgerät aufsetzen, also zur Erfüllung dieses Bedürfnisses beitragen, dann würde ihr Leiden geringer werden.

Das Leiden ist somit ein Warnsignal, das uns darauf hinweist, dass eines unserer Grundbedürfnisse gerade nicht erfüllt wird und wir Veränderungen vornehmen sollten, die zu unserem Wohl beitragen. Dieses Warnsignal bezieht sich nicht nur auf die körperlichen, sondern auch auf unsere psychischen Grundbedürfnisse. Denn diese tragen sowohl zur Erhöhung unserer Überlebenschancen bei, als auch dazu, dass wir unser Leben als erfüllend erleben.

Während unser Leiden ein Hinweis darauf ist, dass wir uns von unserem Wohlergehen entfernen, entsteht in jenen Augenblicken, in denen wir den Eindruck haben der Erfüllung unserer Bedürfnisse näher zu kommen, ein Glücksgefühl. Deshalb ist jeder Schritt, den wir in unserem Leben setzen, mit der Intention verbunden, zu unserem Glück beizutragen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass uns alle Schritte unserem Glück letztendlich auch wirklich näherbringen. Bei diesen Schritten orientieren wir uns nämlich häufig nach dem Lust-/Unlust-Prinzip. Das bedeutet, dass wir unmittelbar nach angenehmen Erfahrungen streben und versuchen unangenehme oder schmerzhafte Erfahrungen zu vermeiden. Wenn uns beispielsweise bei einem nächtlichen Lagerfeuer kalt wird (unangenehme Erfahrung), gehen wir näher zum Feuer, um uns aufzuwärmen (angenehme Erfahrung), und tragen so zu unserem Wohlbefinden bei. Auch wenn das Lust-/Unlust-Prinzip in Bezug auf unsere körperlichen Grundbedürfnisse eine sehr bedeutende und oft lebenswichtige Funktion hat, so ist es trotzdem wichtig, zu erkennen, dass dieses Prinzip nur begrenzt und sehr oberflächlich zu unserem Glück beitragen kann und oft sogar unserem Glück im Weg steht.

Unsere psychischen Grundbedürfnisse

Wir Menschen haben eine Vielzahl von psychischen Bedürfnissen, wie beispielsweise nach Sicherheit, Autonomie, Wertschätzung oder nach Geborgenheit. Welche psychischen Bedürfnisse letztendlich zu unseren Grundbedürfnissen zählen, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Diesbezüglich gibt es unterschiedliche Theorien. Was alle jedoch gemeinsam haben, ist, dass sie dazu beitragen, psychische Prozesse (anstatt externe Faktoren, die lediglich die Auslöser sind) als Ursachen für unser Leiden und Glück zu erkennen. Nach dem Konzept, das ich Ihnen gerne vorstellen möchte und das sich in einer modifizierten Form an den Forschungsarbeiten von Epstein und Grawe (Grawe, K. 1998) orientiert, gehören die Bedürfnisse nach Verbundenheit, nach Wertschätzung sowie nach Orientierung zu unseren Grundbedürfnissen. Warum gerade diese Bedürfnisse dazu zählen, möchte ich im folgenden Abschnitt näher beschreiben.

Bedürfnis nach Verbundenheit: Erst durch das Erleben von Verbundenheit gewinnen äußere Begebenheiten für uns an Bedeutung. Seien es unsere Beziehungen zu anderen Menschen, zur Natur, zu Tieren oder Alltagstätigkeiten, wie zum Beispiel arbeiten, ein Buch lesen, Fußball spielen oder ein Konzert besuchen, all diese Dinge sind an sich nicht erfüllend. Erst unsere Verbundenheit mit ihnen führt dazu, dass wir sie als erfüllend wahrnehmen.

Zu anderen Menschen suchen wir die Verbundenheit in Form von unterschiedlichen Beziehungen, wie zum Beispiel Partnerschaft, Freundschaft, Bekanntschaft oder Gemeinschaft. Verbundenheit fördert, dass wir auf andere Menschen zugehen und Beziehungen mit ihnen aufbauen. Beziehungen tragen nicht nur zur Erfüllung unserer psychischen Bedürfnisse bei, sondern haben lange Zeit auch für unser Überleben eine hohe Bedeutung gehabt. Bis vor relativ kurzer Zeit haben wir Menschen nur als Teil einer Gemeinschaft überleben können. Auch als Babys und Kinder wären wir ohne Bezugspersonen nie zurechtgekommen. Wir sind lange Zeit nicht nur hinsichtlich Schutz und Pflege von unseren Bezugspersonen abhängig, sondern wir brauchen von diesen Menschen auch Orientierung, um zu lernen, wie wir die Herausforderungen des Lebens meistern können. Wir brauchen auch deren Wertschätzung, um ein positives Selbstbild entwickeln zu können. Beziehungen haben somit in unserer Geschichte eine sehr große Bedeutung für unser Überleben und unsere Weiterentwicklung gehabt.

Auch im Erwachsenenalter sind fürsorgliche und fördernde soziale Kontakte eine wertvolle Ressource bei der Bewältigung von Alltagsproblemen und herausfordernden Lebenssituationen. Gleichzeitig tragen sie auch dazu bei, dass wir uns im Leben wohlfühlen. Zeit mit Menschen (oder anderen Lebewesen) zu verbringen, mit denen wir uns verbunden fühlen, erleben wir in der Regel als bereichernd. Wenn wir in Beziehungen hingegen keine Verbundenheit erleben, dann verlieren diese Beziehungen für uns an Bedeutung. Aus diesem Grund gibt es auch Menschen, die Beziehungen gerne aus dem Weg gehen. Sie spüren keine Verbundenheit, sondern erleben Beziehungen oft als belastend. Dies hat in der Regel mit den Beziehungserfahrungen in der Kindheit zu tun. Wenn Kinder immer wieder die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Bezugspersonen nicht auf ihre Bedürfnisse eingehen, werden diese Beziehungen nicht als erfüllend, sondern als schmerzlich wahrgenommen. Kinder können diese für sie dysfunktionalen Beziehungen nicht einfach beenden. Sie können sich lediglich schützen, indem sie versuchen, sich von ihren unerfüllten Bedürfnissen zu distanzieren. Diese Erfahrungen und die damit verbundenen Überzeugungen können dazu führen, dass diese Kinder auch im Erwachsenenalter wenig Verbundenheit in ihren Beziehungen erleben. Dadurch fühlen sie sich, trotz aufrechter Beziehungen, häufig einsam.

Wenn wir Verbundenheit erleben, spüren wir auch in jenen Momenten in denen wir alleine sind keine Einsamkeit, sondern Zugehörigkeit. Durch die Verbundenheit sind wir in Kontakt mit dem, was uns wichtig ist – dies macht uns natürlich auch verletzlicher. Der Versuch uns zu schützen, indem wir keine Verbundenheit spüren, führt gleichzeitig dazu, dass wir den Kontakt zu den Dingen verlieren, die uns wichtig sind und die unser Leben oft lebenswert machen. Wie ich im nächsten Kapitel noch genauer beschreiben werde, war dies in unserer Kindheit oft die einzige Strategie, die wir zur Verfügung hatten. Als Erwachsene ist es jedoch wichtig, zu...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-99057-608-9 / 3990576089
ISBN-13 978-3-99057-608-3 / 9783990576083
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