Das Weisheitsbuch der alten Chinesen (eBook)

(Autor)

Richard Wilhelm (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2015
Anaconda Verlag
978-3-7306-9124-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Weisheitsbuch der alten Chinesen -  Lü Bu We
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Frühling und Herbst des Lü Bu We' ist ein umfassendes, aus unterschiedlichen Überlieferungen zusammengesetztes Kompendium der Weltweisheit aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., der Spätzeit des Taoismus. Aufgeteilt in 26 Bücher und über 150 kürzere Kapitel behandelt es die ewigen Fragen des menschlichen Daseins, von den Belangen des Alltags, der Politik und Gemeinschaft bis zu den Rätseln der Religion, des Lebenssinns und der menschlichen Seele. Vielfach werden Legenden, Gleichnisse und Anekdoten erzählt, eingestreut sind kurze philosophische Traktate und Lektionen.

BUCH I · MONG TSCHUN


Aufzeichungen des ersten Frühlingsmonats


1. KAPITEL
Der erste Frühlingsmonat
MONG TSCHUN


Im ersten Frühlingsmonat steht die Sonne im Zeichen Ying Schï. Zur Zeit der Abenddämmerung kulminiert das Sternbild Schen. Zur Zeit der Morgendämmerung kulminiert das Sternbild We. Seine Tage sind Gia und I1. Sein göttlicher Herrscher ist Tai Hau (der große Leuchtende)2. Sein Schutzgeist ist Gou Mang (der Säer)3. Seine Tiere sind die Schuppentiere4. Seine Note ist Güo. Seine Tonart ist Tai Tsu5. Seine Zahl ist acht6. Sein Geschmack ist sauer. Sein Geruch ist muffig7. Man opfert den Türgeistern8. Unter den Opfergaben steht die Milz voran9.

Der Ostwind löst das Eis. Die Tiere beginnen aus ihrem Winterschlaf erweckt zu werden. Die Fische stoßen das Eis auf. Der Fischotter opfert Fische10. Die Zuggans zieht nach Norden.

Der Himmelssohn weilt in der Tsing-Yang-Halle im linken Raum11. Er fährt im Fasanenwagen, an dem große blauschwarze Drachenpferde angespannt sind. Es werden grüne Flaggen12 aufgesteckt. Man kleidet sich in grüne Kleider und trägt grünen Nephrit. Man ißt Weizen und Schaffleisch. Die Opfergefäße sind durchbrochen, um die Luft durchziehen zu lassen13.

In diesem Monat begeht man den Eintritt des Frühlings14. Drei Tage vor dem Eintritt des Frühlings begibt sich der Großastrolog zum Himmelssohn und spricht: »An dem und dem Tag ist Frühlingseintritt; die wirkende Kraft beruht auf dem Holz.« Der Himmelssohn fastet dann. Am Tag des Frühlingseintritts begibt sich der Himmelssohn in eigener Person an der Spitze der drei Großwürdenträger, der neun hohen Räte, der Fürsten und Räte zur Einladung des Frühlings auf den östlichen Anger. Nach der Rückkehr verleiht er Auszeichnungen an die hohen Räte, die Fürsten und Räte im Schloßhof.

Er befiehlt den Ministern, Milde zu verbreiten und gütige Gebote zu erlassen, Glück zu spenden und seine Gnade der Masse des Volkes teilhaftig werden zu lassen. Belohnungen und Gaben werden ausgeteilt, jedem das Seine.

Er befiehlt dem Großastrolog, auf die Wahrung der Gesetze zu achten und Verordnungen zu erlassen, den Lauf des Himmels, der Sonne, des Mondes, der Sterne und Sternzeichen zu beobachten, damit die Mondhäuser in ihrem Rückgang ohne Irrtümer festgestellt werden, damit die Bahnen nicht falsch berechnet werden und der Frühlingseintritt als fester Punkt bestimmt wird.

In diesem Monat bittet der Himmelssohn an einem guten Tage um Getreidesegen zum höchsten Herrn. Darauf wird eine glückliche Stunde gewählt. Dann legt der König selbst eine Pflugschar an den dritten Platz des Wagens zwischen einen gepanzerten Wächter und den Wagenführer. Er begibt sich an der Spitze der drei höchsten Würdenträger, der neun hohen Räte, der Fürsten und Räte persönlich zum Pflügen auf den Acker des Herrn. Der Himmelssohn zieht drei Furchen, die drei höchsten Würdenträger ziehen fünf Furchen, die hohen Räte, Fürsten und Räte neun Furchen. Heimgekehrt, ergreift der Himmelssohn im großen Gemach15 einen Pokal, während die drei höchsten Würdenträger, die neun hohen Räte, die Fürsten und Räte alle beisammen sind, und spricht zu ihnen: »Dies ist der Wein für eure Mühe.«

In diesem Monat hat sich die Kraft des Himmels nach unten gesenkt, und die Kraft der Erde ist nach oben gestiegen16. Himmel und Erde sind im Einklang und vereinigen ihre Wirkung. Kräuter und Bäume regen sich üppig.

Der König macht die Ackerbaugeschäfte bekannt. Er befiehlt den Feldaufsehern, auf dem östlichen Anger ihre Wohnungen aufzuschlagen, die Grenzen und Scheidewege in Ordnung zu bringen, die Pfade und Kanäle gerade zu ziehen, eine genaue Übersicht anzufertigen über die Berge und Hügel, die Täler und Schluchten, die Ebenen und Sümpfe, und entsprechend dem, was an den einzelnen Plätzen am besten fortkommt, die fünf Getreidearten einzupflanzen. Um das Volk darüber zu belehren, müssen sie bei allem selbst dabei sein. Wenn die Felder im voraus genau vermessen sind und nach der Linie begrenzt, so wissen die Bauern Bescheid.

In diesem Monat erhält der Musikmeister den Befehl, die Schulen zu besuchen und die heiligen Tänze einzuüben.

Die Opferlisten werden in Ordnung gebracht, es ergeht der Befehl, den Geistern der Berge, Wälder, Flüsse und Seen zu opfern. Als Opfer werden keine weiblichen Tiere verwendet.

Es ist verboten, Bäume zu fällen.

Man darf keine Nester ausnehmen und keine unausgebildeten, ungeborenen Tiere und halbflüggen Vögel töten, ebensowenig Hirschkälber und Eier.

Es sollen keine großen Menschenansammlungen stattfinden, keine Stadtmauern und Türme gebaut werden.

Gerippe und Totes werden verscharrt und eingegraben.

In diesem Monat darf man nicht zu den Waffen greifen. Wer zu den Waffen greift, wird sicher von des Himmels Strafe betroffen. Wenn niemand die Waffen gegen uns ergriffen hat, so dürfen wir nicht damit anfangen. Man darf den Lauf des Himmels nicht ändern. Man darf die natürlichen Linien der Erde nicht durchbrechen. Man darf die Ordnungen des Menschenlebens nicht stören.

Wenn im ersten Frühlingsmonat die für den Sommer gültigen Ordnungen befolgt würden, so würden Wind und Regen nicht zur rechten Zeit kommen, Kräuter und Bäume vorzeitig dürr werden und die Staaten in Aufregung geraten. Wenn die für den Herbst gültigen Ordnungen befolgt würden, so würden die Menschen von großen Seuchen betroffen werden, Stürme und Platzregen würden sich häufen, und allerlei Unkraut würde wuchern. Wenn die für den Winter gültigen Ordnungen befolgt würden, so würde Unheil durch Überschwemmungen angerichtet, Reif und Schnee würden großen Schaden tun. Die Wintersaat würde nicht heimgebracht werden können.

2. KAPITEL
Anpassung an das Leben
BEN SCHONG


Alle Wesen werden erzeugt vom Himmel. Ihre Ernährung und Vollendung ist Sache des Menschen. Wer das vom Himmel Erzeugte ernähren kann, ohne ihm Gewalt anzutun, der heißt mit Recht Himmelssohn. Der Himmelssohn hat bei all seinen Handlungen das Ziel, die Natur durch Kunst zu vollenden. Das ist der Grund, warum er Beamte einsetzt. Der Zweck der Einsetzung der Beamten ist die Pflege und Vollendung des Lebens. Heutzutage gibt es betörte Herrscher, die zahlreiche Beamte haben, aber dadurch nur das Leben schädigen. Damit verfehlen sie den Sinn ihrer Einsetzung. Zum Beispiel: Man rüstet Waffen, um sich gegen feindliche Einfälle zu sichern. Wenn man nun Waffen rüstet und sie umgekehrt dazu benützt, selbst anzugreifen, so ist der Sinn der Rüstungen offenbar verfehlt.

Das Wasser ist von Natur klar. Wenn es durch Erde getrübt wird, so kann diese Klarheit nicht in Erscheinung treten. Der Mensch ist von Natur zu langem Leben bestimmt. Wenn er durch äußere Dinge getrübt wird, so kann dieses lange Leben nicht in Erscheinung treten. Die Außendinge sind dazu da, daß man sie benützt, um durch sie das Leben zu gewinnen, nicht daß man das Leben benützt, um sie zu gewinnen. Heutzutage gibt es betörte Menschen, die vielfach unter Drangabe ihres Lebens die Außendinge zu gewinnen suchen. Damit zeigen sie, daß sie wahren Wert nicht zu schätzen wissen. Wer wahren Wert nicht kennt, nimmt das Wichtige für unwichtig und das Unwichtige für wichtig. Wer das tut, wird aber in all seinen Handlungen notwendig Mißerfolg haben. Ein Fürst, der so handelt, wird zum Tyrann; ein Beamter, der so handelt, wird zum Empörer; ein Sohn, der so handelt, wird zuchtlos. Wenn in einem Staate auch nur eine von diesen drei Menschenklassen vorhanden ist, so geht er sicher zugrunde, wenn er nicht großes Glück hat.

Wenn zum Beispiel eine Musik zwar angenehm zu hören ist, aber durch ihr Anhören betäubt, so soll man sie gar nicht erst anhören. Wenn eine Gestalt zwar angenehm anzuschauen ist, aber durch ihr Anschauen verblendet, so soll man sie gar nicht erst anschauen. Wenn eine Speise zwar angenehm zu essen ist, aber durch ihren Genuß den Mund schal macht, so soll man sie gar nicht erst essen. Darum verhält sich der Weise zu den Eindrücken der Sinne des Ohres, des Auges und des Mundes also, daß er sie genießt, wenn sie dem Leben nützen, sie aber entbehrt, wenn sie dem Leben schaden. Das ist der Weg zur Pflege und Vollendung des Lebens.

Die Weltleute, die den Reichtum wichtig nehmen, sind in Beziehung auf die Genüsse der Sinne ganz verblendet. Wenn man Tag und Nacht nach Glück strebt und es erlangt, so wird man zügellos. Aber wie will ein zügelloser Mensch es machen, daß sein Leben nicht verdirbt? Wenn 10 000 Leute den Bogen ergreifen und gemeinsam nach einem Ziel schießen, so wird das Ziel sicher...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2015
Übersetzer Richard Wilhelm
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Philosophie Östliche Philosophie
Schlagworte Asiatische Philosophie • China • Chinesische Literatur • Chinesische Philosophie • eBooks • Lü Bu-wei • Lü Buwei • Östliche Philosophie • Philosophie • spirituelle Bücher
ISBN-10 3-7306-9124-4 / 3730691244
ISBN-13 978-3-7306-9124-3 / 9783730691243
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