Das Buch der Weisheit (eBook)

Wege zum Wissen

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
256 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-402826-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Buch der Weisheit -  Jorge Bucay
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»In Wirklichkeit ist Weisheit dort zu finden, wo sich Wissen, Erfahrung, persönliche Veränderung und innere Befreiung vereinen.« Jorge Bucay Jorge Bucay geht unseren Vorstellungen von der Welt auf den Grund. Er befragt unsere kulturellen Prägungen und Mythen und regt an, lieb gewordene Überzeugungen und Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Dabei verführt er uns durch Geschichten, die wir alle zu kennen meinen, und die durch seine eigenwillige Interpretation ein verblüffend neues Gesicht erhalten. Er macht uns Mut, Fragen zu stellen, alte Denkmuster abzulegen und den Weg zu beschreiten, der von der Ignoranz zum Wissen führt.

Jorge Bucay, 1949 in Buenos Aires geboren, ist einer der einflussreichsten Gestalttherapeuten Argentiniens. Mit »Komm, ich erzähl dir eine Geschichte« gelang ihm der internationale Durchbruch als Autor. Bucays Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und haben sich weltweit über zehn Millionen Mal verkauft.

Jorge Bucay, 1949 in Buenos Aires geboren, ist einer der einflussreichsten Gestalttherapeuten Argentiniens. Mit »Komm, ich erzähl dir eine Geschichte« gelang ihm der internationale Durchbruch als Autor. Bucays Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und haben sich weltweit über zehn Millionen Mal verkauft. Lisa Grüneisen, 1967 geboren, arbeitet seit ihrem Studium der Romanistik, Germanistik und Geschichte als Übersetzerin. Sie übersetzte unter anderem Bücher von Carlos Ruiz Zafón, Carlos Fuentes, Miguel Delibes, Alberto Manguel und Frida Kahlo.

Der Mythos dessen, was wir sind


Der jüdisch-christliche Schöpfungsmythos geht weiter mit der Erschaffung Adams:

(Gen 2,7) Dann bildete Jahwe Gott den Menschen aus Staub von dem Erdboden …

Der Bibel zufolge nach seinem Ebenbild, ihm ähnlich.

 

Und erneut, unabhängig davon, ob die Bibel als ein getreuer Bericht oder als eine symbolische Darstellung begriffen wird, bestimmt der Mythos das Verhalten aller und trägt implizit eine Botschaft in sich, die, da sie nicht explizit ist, unanfechtbar erscheint.

(Gen 2,19) Jahwe Gott bildete noch aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er führte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen würde: so, wie der Mensch sie benennen würde, sollte ihr Name sein.

Der Bibel zufolge schuf Gott Adam, damit dieser sich die Schöpfung zu eigen mache, das heißt: ihr Herr zu sein. Er fordert Adam auf, den Tieren und allen Dingen ihre Namen zu geben.

Wir Therapeuten wissen besser als andere, dass man nur solche Dinge beherrschen und kontrollieren kann, die man benennen kann. Unbenennbare Dinge sind Wesenheiten, die man nicht beherrschen und schon gar nicht kontrollieren kann.[11]

 

Dann sieht Gott, dass der Mensch allein ist. Wörtlich heißt es:

(Gen 2,18) Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht … (Gen 2,21) Nun ließ Jahwe Gott einen Tiefschlaf über den Menschen fallen, dass dieser einschlief, und er nahm eine von seinen Rippen und schloss das Fleisch an ihrer Stelle zu. Dann baute Jahwe Gott die Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, zu einem Weibe und führte es zum Menschen.

 

Diese Geschichte zeigt höchst absichtsvoll, wie eine Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau geschaffen wird. Und das ist nicht nur hier so, sondern zieht sich durch die gesamte Genesis. So ist die Frau das Einzige, was nicht allein durch den Willen Gottes aus dem Nichts heraus geschaffen wurde. Die Frau wurde aus einem anderen Lebewesen geschaffen, dem Mann, dessen Wunsch und dessen Anteil, so wird suggeriert, sie ihre Existenz verdankt.

 

Der Mythos berichtet, dass Adam und Eva im Paradies lebten, wo sie alles hatten, was sie brauchten. Sie litten weder Kälte noch Hunger noch Durst, noch mangelte es ihnen an irgendetwas.

(Gen 2,9) Und Jahwe ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume hervorwachsen, lieblich anzusehen und gut zu essen, den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen … (Gen 2,16) Und Jahwe Gott gab dem Menschen dieses Gebot: »Von allen Früchten des Gartens darfst du essen. Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aber darfst du nicht essen. Denn am Tage, da du davon issest, musst du sicher sterben.«

Von allen Früchten, die im Garten Eden wuchsen, durften sie also essen, außer vom Baum der Erkenntnis.

Man kann davon ausgehen, dass es Adam und Eva sehr gut ging. Sie lebten im wahrsten Sinne des Wortes im Paradies, bis …

 

… bis eines Tages die Schlange zu Eva kam und zu ihr sagt: »Siehst du, wie köstlich die Frucht dort drüben aussieht?« (Sie deutet auf die Frucht des Guten und des Bösen am Baum der Erkenntnis.)

 

Und Eva antwortet:

»Ja, wirklich köstlich, aber die ist verboten, der Boss will das nicht …«

(Gen 3,2) Das Weib antwortete der Schlange: »Von den Früchten der Bäume des Gartens dürfen wir essen. Nur von den Früchten des Baumes, der mitten im Garten steht, hat Gott gesagt: ›Ihr sollt nicht davon essen und nicht daran rühren, damit ihr nicht sterbet.‹«

Die Schlange fragt:

»Weißt du, warum Gott nicht will, dass ihr von diesem Baum esst?«

Und da Eva es nicht weiß, fährt sie fort:

(Gen 3,4) »Keineswegs, ihr werdet nicht sterben. Vielmehr weiß Gott, dass an dem Tage, da ihr davon esset, euch die Augen aufgehen und ihr sein werdet wie Götter, die Gutes und Böses erkennen.«

Eva sagt: »Ach …«, und, mit Blick auf die Frucht: »Sieht lecker aus, oder?«

(Gen 3,6) Das Weib sah, dass der Baum gut zu essen wäre und lieblich anzusehen und begehrenswert, um Einsicht zu gewinnen. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab davon auch ihrem Manne, der bei ihr war, und er aß.

Eva nimmt die Frucht, die, so die Bibel, sehr verlockend aussieht, und isst davon. Sie stellt fest, dass sie gut schmeckt und dass sie nicht gestorben ist. Daraufhin ruft sie Adam und bietet ihm ebenfalls davon an.

Der Mann willigt schließlich ein und isst von der verbotenen Frucht.

Erst als sie davon gegessen haben, merken sie, dass sie nackt sind.

(Gen 3,7) Nun gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren …

Beschämt (worüber?) flechten sie sich Schurze aus Feigenblättern. Als sie hören, dass der Boss sich dem Garten nähert, verstecken sie sich. Und Gott fragt:

»Adam, wo bist du?«

Adam antwortet:

»Ich hörte deine Stimme und verbarg mich, weil ich nackt bin.«

Und Gott fragt:

»Na und?«

»Na ja, ich habe mich geschämt«, antwortet Adam.

 

Gott sagt:

(Gen 3,11) »Wer hat dir kundgetan, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?« Der Mensch erwiderte: »Das Weib, das du mir beigesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.«

 

Das heißt, Adam sagt sinngemäß:

»Es ist deine Schuld. Und ihre.«

 

Daraufhin fragt Gott Eva:

»Du hast gegessen und auch Adam von der verbotenen Frucht gegeben. Warum hast du das getan?«

Eva antwortet:

»Die Schlange hat mich verführt.«

Gott zürnt und verdammt die Schlange dazu, auf dem Bauch zu kriechen und Staub zu fressen alle Tage ihres Lebens.

(Gen 3,16) Zum Weibe aber sprach er: »Unter Schmerzen sollst du Kinder gebären. Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen.«

Wir sahen, dass bereits eine Abhängigkeit bestand, nachdem die Frau aus dem Manne geschaffen wurde. Die Tatsache, dass sie nun dem Manne untertan ist, macht daraus eine totale Abhängigkeit.

Der Mythos schafft keine einfache, sondern eine doppelte Abhängigkeit dem Mann gegenüber.

 

Auch die Bestrafung des Mannes ist eine doppelte:

(Gen 3,19) »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, von dem du genommen bist. Denn Staub bist du, und zum Staub musst du zurückkehren.«

Auf gut Deutsch gesagt: Du musst sterben.

 

Damit nicht genug, wirft der Boss sie aus dem Paradies:

(Gen 3,22) Darum entfernte ihn Jahwe aus dem Garten Eden, damit er den Erdboden bebaue, von dem er genommen ist.

Die Geschichte geht ziemlich spannend weiter. Adam und Eva verlassen also das Paradies, nun nicht mehr nur mit Lendenschurzen bekleidet – außerhalb des Paradieses scheint es kalt zu sein –, sondern in Fellumhängen, die der Boss ihnen gibt.

 

Sie verlassen also das Paradies mit der Erkenntnis von Gut und Böse. Und dann tun sie mit diesem neuen Wissen das Einzige, was ihnen einfällt:

(Gen 4,1) Der Mensch erkannte sein Weib Eva.

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte, zu Beginn des vierten Kapitels, »erkennen sie sich«, wie es in der Bibel heißt (das heißt, sie haben Sex).

 

Aus dieser Begegnung und diesem gegenseitigen Erkennen entstehen Kain und Abel, die ersten beiden Söhne des Paares. Der Rest der Geschichte ist bekannt:

(Gen 4,3) Nach geraumer Zeit geschah es nun, dass Kain von den Früchten des Feldes Jahwe ein Opfer darbrachte. Auch Abel brachte sein Opfer dar von den Erstlingen...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2015
Übersetzer Lisa Grüneisen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Aristoteles • Erfahrung • Genese • Ignorantia • Mythos • Persönlichkeit • Rupert Sheldrake • Sachbuch • Seelenfrieden • Selbsterkenntnis • Selbstfindung • Selbsthilfe • Selbstliebe • Sinn des Lebens • Sisyphosmythos • Suchende • Unwissende • Unwissenheit • Weisheit • Werteskala • Wissen • Wissende
ISBN-10 3-10-402826-5 / 3104028265
ISBN-13 978-3-10-402826-2 / 9783104028262
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