Hoch. Hinaus (eBook)

Spiegel-Bestseller
Meine Reise zu den Menschen an den höchsten Bergen der Welt
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
224 Seiten
Polyglott, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag
978-3-8464-0947-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hoch. Hinaus -  Margot Flügel-Anhalt
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Aus einem kleinen Dorf in Nordhessen 22.000 Kilometer bis zur höchstgelegenen Straße der Welt, dem Karakorum-Highway, und zurück: Mit fast 70 Jahren erfüllt sich Margot Flügel-Anhalt ihren Traum, einmal im Leben bis ganz nach oben zu reisen. Ihr Sehnsuchtsziel: der sagenhaft schöne Himalaya-Bergriese Nanga Parbat. Auf ihrem Weg wird sie Zeugin der verheerenden Flutkatastrophe in Pakistan, erlebt die Massenproteste im Iran. Unterdrückung und Freiheit, Gewalt und Schönheit der Natur - es sind besonders die Gegensätze, die ihre Reise am Ende so einzigartig machen.

Margot Flügel-Anhalt, 1953 in Tuttlingen geboren, ist ausgebildete Sozial- und Theaterpädagogin. Bis Anfang 2018 arbeitete sie in der Jugend-, Mädchenund Seniorenarbeit. Sie förderte ehrenamtliches Engagement unter anderem in der Flüchtlingshilfe. Nach ihrer Pensionierung ist sie stets auf der Suche nach neuen Abenteuern. Margot Flügel-Anhalt hat zwei Söhne, ein Enkelkind und lebt im nordhessischen Dorf Thurnhosbach.

Margot Flügel-Anhalt, 1953 in Tuttlingen geboren, ist ausgebildete Sozial- und Theaterpädagogin. Bis Anfang 2018 arbeitete sie in der Jugend-, Mädchenund Seniorenarbeit. Sie förderte ehrenamtliches Engagement unter anderem in der Flüchtlingshilfe. Nach ihrer Pensionierung ist sie stets auf der Suche nach neuen Abenteuern. Margot Flügel-Anhalt hat zwei Söhne, ein Enkelkind und lebt im nordhessischen Dorf Thurnhosbach.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Prolog
Deutschland
Mittel- und Südosteuropa
Türkei
Iran
Pakistan
Iran
Heimwärts
Dank
Die Autoren

Deutschland


Staub und Salat

Heißer Wind und kühle Gedanken

Bergsehnsucht und Baumgespräche

Resilienz und Fitness

Hoch hinaus ins Abenteuer

Ein tannengrüner Kleinlastwagen

Frühjahr 2022 // Thurnhosbach

Ich war immer viel unterwegs. Während meines Berufslebens habe ich in den Urlauben Fernwanderungen quer durch Europa unternommen, habe in Marokko und Berlin gelebt, Osteuropa und Asien bereist. Nach der Pensionierung bin ich mit dem Motorrad durch Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan und Iran gefahren. Mit einem alten Mercedes bin ich über den Balkan, durch die Türkei, Iran, Pakistan, Indien, Myanmar und Thailand bis nach Laos gereist. Aber im Himalaya war ich noch nie. Von Nordhessen bis zum westlichsten Achttausender, dem Nanga Parbat, sind es nur 7800 Kilometer. Luftlinie. Das muss doch zu schaffen sein !

Von Hessen in den Himalaya. Vom Ziegenküppel zum Nanga Parbat. Mit einem Geländewagen über den Karakorum-Highway, eine der abenteuerlichsten Fernstraßen der Welt, hin und zurück insgesamt etwa 22.000 Kilometer. Das ist meine Idee. Nicht unwichtige Zusatzidee: Ich will gesund und möglichst mit intaktem Auto zurückkommen. Meine Route führt durch die Türkei, den Iran und Pakistan, drei Monate Reisezeit von Juli bis Mitte Oktober 2022. Das kleine Filmteam, bestehend aus meinen Freunden Johannes Meier und Paul Hartmann, wird mich auf einigen Etappen begleiten, um eine Dokumentation zu drehen, aber die meiste Zeit werde ich wieder allein unterwegs sein. Ich bin jetzt 68 Jahre alt – und muss immer wieder die Frage beantworten: Warum tust du dir das an?

Tja, eine berechtigte Frage. Der britische Bergsteiger George Mallory, in den 1920er-Jahren einer der Pioniere am Mount Everest, antwortete auf die Frage, warum er den höchsten Berg der Welt besteigen wolle: »Weil er da ist.« Reinhold Messner sagt zum Bergsteigen, er klettere auf Gipfel, um sein »eigenes Maß« zu finden. Auf seiner Expedition zum Nanga Parbat im Jahr 1970, als beim dramatischen Abstieg über die Diamir-Flanke sein Bruder Günther ums Leben kam, sei er selbst gestorben, erzählte Messner später. Trotzdem machte er weiter und bestieg alle 14 Achttausender, ohne Sauerstoffflaschen, ohne großes Expeditionsteam, ohne Fixseile, zum Teil allein. Warum er sich das immer wieder antue? Das wisse er nicht, sagt er in einem seiner Filme. Er zeichne Linien, gelebte Linien auf den Berg. Sie bleiben für alle Zeiten. Er möchte immer nur weitergehen. Ohne irgendwo anzukommen. Bis die Welt aufhört.

Das verstehe ich ziemlich gut. Ähnlich erlebte ich es bei der Fahrt mit der Honda durch das Pamir-Gebirge. Da schien mir die Welt auf einmal zu klein für meinen Wunsch, immer weiterzufahren. Die schwache Honda mit ihrem eher mickrigen 125er-Motor begrenzte meine Möglichkeiten dann aber doch, denn je höher man damit fährt, desto weniger Sauerstoff gelangt in den Vergaser, und die Leistung sinkt. Sauerstoffflaschen für Motorräder gibt es noch nicht. Auch bei der kommenden Reise werde ich wieder ein Maß finden müssen auf dieser langen Strecke von Thurnhosbach bis nach Gilgit-Baltistan, durch die sommerliche Hitze in der Türkei, Iran und Pakistan bis zum Nanga Parbat.

Ich sehe mich schon auf der Märchenwiese sitzen, den Fairy Meadows, unterhalb des weißen Riesen. Es muss ein unwirklich schöner Ort sein, aufgeladen mit uralten Mythen und den Geschichten der Bergsteiger, die dort waren. Dort will ich hin – und all die Sehnsüchte spüren, die die Bergsteiger dort hinauf gelockt haben, ich erahne ihre Verzweiflung, wenn der Versuch einer Besteigung misslang. Auf den Gipfel werde ich nie gelangen, aber mindestens das Basislager möchte ich erreichen. Immerhin werde ich den Gipfel sehen können. Und den Menschen begegnen, die am Fuße des Nanga Parbat leben. Dort oben verdichtet sich vielleicht unser Menschsein. Vielleicht komme ich dort existenziellen Fragen näher. Warum wir leben. Was wir suchen. Wonach wir streben. Es ist gar nicht immer nur Geld. Oder Ruhm. Es ist vielleicht einfach das Gefühl, lebendig zu sein in einer allumfassenden Form.

Das Plateau der Märchenwiese befindet sich im Rakhiot-Tal. Die Piste dorthin gilt als eine der gefährlichsten Straßen der Welt und darf nur von Einheimischen befahren werden. Die Bewohner des Tals transportieren Touristen über die 16 Kilometer lange Strecke bis zum Dorf Tato. Von dort aus führt eine Fußstrecke von etwa 15 Kilometern zum Basislager.

Ich werde mein knallrotes Hilleberg-Zelt mitnehmen. Meine neue Isomatte, die geeignet ist für Minusgrade. Meine Bergwanderschuhe und die Spikes für die Gletscher. Ich möchte still dort verweilen, am Berg nach Geschichten suchen, nach den glühenden Sehnsüchten, der Todesangst und den Enttäuschungen. Nach den Gründen, warum Menschen aufbrechen. Ich möchte dem Berg und seinen Menschen zuhören.

Ja, das Fremde zieht mich magisch an. Dieses unsagbar wilde Gefühl von Freiheit, das mich überflutet, wenn ich an den Aufbruch zu einer neuen Reise denke. Mit einem Schlag ändert sich alles: Die verblassenden Farben des Alltags werden mit einem Mal traumhaft bunt, die lauen Töne melodischer, der Duft der Heimat verliert sich vor dem verführerischen Geschmack der Ferne. Ich will wieder aufbrechen. Im wahrsten Sinne dieses Wortes: mich öffnen für Neues, Unbekanntes, noch nie Gesehenes. Fremdes. Unterwegs sein. Diesmal will ich hoch hinaus.

Herbst 2021 // Thurnhosbach

Die Fernreise mit dem Motorrad durch den Pamir im Jahr 2018 war das größte Abenteuer, was ich bis dahin erlebt hatte. Zumal ich davor keine Motorradfahrerin war. Doch die vielen Pannen und die Stürze zerrten an meinen Nerven und meinen Kräften, sodass ich mich entschied, bei der nächsten Reise meinen guten alten Benz zu benutzen. Die anthrazitfarbene C-Klasse-Limousine tat recht zuverlässig ihren Dienst, auch wenn zwischenzeitlich die Bremsen ausfielen und ich taktisch schalten musste, um auf den Bergstraßen Nordindiens nicht aus den Kurven zu rutschen. Was ich dabei lernte: Bremsen sind überschätzt. Und selbst in einer indischen Hinterhofwerkstatt gibt es Leute, die einen Mercedes reparieren können. Mein alter Benz ist in Laos geblieben. Ich habe ihn in Luang Prabang gelassen, als Spende für eine soziale Einrichtung, deren Mitarbeiter ihn hoffentlich noch lange benutzen werden.

Nachdem ich aus Laos zurückgekommen war, hatte ich mir eine Mercedes-Limousine E 240 mit 170 PS und schwarzen Ledersitzen gebraucht gekauft.

Für meine Fahrt zum Nanga Parbat brauche ich allerdings ein neues Fahrzeug. Der Mercedes kommt für diese Reise nicht in Frage. Denn für den Pamir Highway wäre er nicht geeignet. Auf den schlaglochübersäten, steilen und staubigen Bergstrecken benötige ich auf jeden Fall ein Allradauto. Und zwar am besten eines, das im Zweifelsfall einfach zu reparieren ist, ohne viel Elektronik auskommt und nicht allzu groß für mich ist.

Deshalb habe ich einen Lada Niva gekauft. Von einem Jäger im Westerwald. Von dem bequemen Benz auf einen Lada umzusteigen, das erfordert Humor. Wenn ich mit dem russischen Auto durch Sontra fahre, staunen die Leute. Und insgesamt ist im Cockpit nur das Lenkrad. Keine Elektronik. Es gibt ein Radio, immerhin, die Fenster kurbelt man von Hand hoch und runter, das Glas der Scheiben ist nicht getönt. Abblendlicht, das direkt vor dem Auto auf die Straße leuchtet, ist nicht hilfreich. »Das ist beim Lada normal«, sagt Stefan. »Fahr halt mit Fernlicht.«

Stefan Müller, Kfz-Meister in Donnershag bei Sontra, ist der Mann meines Vertrauens. Er ist Anfang 50, wirkt drahtig und fit, und er kennt sich bestens aus. Er richtet die Ladas der Jäger in unserer Gegend her. Stefan reist selbst sehr gerne, findet meine Idee große Klasse und macht sich ans Werk, meinen Lada reisefertig zu machen. Jetzt steht der Lada Niva repariert und fahrbereit vor meinem Haus. Ich kann mir gut vorstellen, mit dem Auto im Juli 2022 zum Karakorum-Highway zu fahren. Mein Kombilimousinenkleinlastwagen wirkt vertrauenswürdig, finde ich.

Jedes Mal, wenn ich in den Lada steige, muss ich mich ein bisschen mehr umstellen. Und jedes Mal, wenn ich einsteige, weiß ich, damit fahre ich bis zum Himalaya. Und von Mal zu Mal gewöhne ich mich mehr an dieses Auto. Es hat nur 19.500 Kilometer auf dem Tacho, das ist weniger, als ich bei meiner kleinen Ausfahrt von Hessen in den Himalaya und zurück fahren werde. Laut den Fahrzeugpapieren ist der Wagen Baujahr 06.2012, hat 82 PS, Farbe Tannengrün – wie es sich für Jäger eben gehört. Die kantige Karre heißt offiziell »Kombilimousine«. Die spinnen, die Russen. Aber egal, der Sound ist groovy, wenn man aufs Gaspedal tritt, hört der Lada sich an wie ein kleiner Lastwagen. Auf der Autobahn habe ich immerhin beinahe 150 Stundenkilometer geschafft. Ohne Airbags und großartige Rückhaltesysteme bleibe ich aber lieber bei den empfohlenen 130 Stundenkilometern. So schnell werde ich sowieso fast nirgendwo fahren können, wenn ich Europa verlasse.

Den ersten Langstreckentest bestand der Lada im September 2021. Ich fuhr mit der Kombilimousine von Nordhessen zum Nordkap, über die Westküste und die Fjorde Norwegens zurück nach Hause....

Erscheint lt. Verlag 3.12.2022
Reihe/Serie POLYGLOTT Abenteuer und Reiseberichte
Reiseerzählungen
Co-Autor Titus Arnu
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte
Schlagworte Abenteuer • Afganistan • Einfach abgefahren • Fernreise • Flutkatastrophe • Himalaya • Iran • Karakorum-Highway • massenproteste • Mut • Nanga Parbat • Renterin • Über Grenzen
ISBN-10 3-8464-0947-2 / 3846409472
ISBN-13 978-3-8464-0947-3 / 9783846409473
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