Die geilste Lücke im Lebenslauf - Die dunkle Seite (eBook)

Was nicht so geil war in 10 Jahren Weltreisen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
256 Seiten
Conbook Verlag
978-3-95889-407-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die geilste Lücke im Lebenslauf - Die dunkle Seite -  Nick Martin,  Anita Vetter
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Ein Jahrzehnt des Weltreisens hat aus Nick einen neuen Menschen gemacht: aufgeschlossen, abenteuerhungrig, aber auch nachdenklich. Und wer von ihm wissen will, ob seine Reisen wirklich immer geil waren, bekommt die ehrliche Antwort: 'Nope.' Ob auf selbst gebastelten Krücken, während einer nächtlichen Schießerei oder ausgeraubt bis aufs letzte Hemd - Nick hat mehr als einmal erlebt, dass Fehltritte und Grenzerfahrungen zum Reisealltag dazugehören. Mit Witz, Charme und Sarkasmus richtet er sein Spotlight auf die Welt hinter den turbulenten Storys, Once-in-a-Lifetime-Begegnungen und schillernden Fotos auf Instagram. Fast wünschte man sich, für immer in den eigenen vier Wänden zu bleiben, wäre da nicht Nicks unerschütterlicher Optimismus. Denn Dunkel gibt es nur, weil es Licht gibt, und so fordert Nick aufs Neue die Abenteuerlust seiner Leserinnen und Leser heraus. Entdecken Sie den Spiegel-Bestseller!

NICOLAS MARTIN,1986 in Würzburg geboren, schmiss 2010 seinen Job und startete seine Weltreise mit einem One-Way-Ticket nach Mexiko. Seitdem ist die Welt sein Zuhause. Für seine Arbeit zeichnete ihn das Bundeswirtschaftsministerium als Kultur- und Kreativpilot aus. ANITA VETTER, 1984 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Publizistik. Heute arbeitet sie als Texterin und Autorin.

NICOLAS MARTIN,1986 in Würzburg geboren, schmiss 2010 seinen Job und startete seine Weltreise mit einem One-Way-Ticket nach Mexiko. Seitdem ist die Welt sein Zuhause. Für seine Arbeit zeichnete ihn das Bundeswirtschaftsministerium als Kultur- und Kreativpilot aus. ANITA VETTER, 1984 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Publizistik. Heute arbeitet sie als Texterin und Autorin.

AUF KRÜCKEN


Jericoacoara, Brasilien
Dezember 2018


Kennst du dieses Gefühl, wenn du morgens aufwachst und einfach weißt: Das wird ein großartiger Tag! Schon bevor du deine Augen öffnest, passt dein Grinsen fast gar nicht mehr zwischen deine beiden Ohren, so voller Vorfreude brummt es in deinem ganzen Körper. So ungefähr habe ich mich die ganze Zeit gefühlt, seit Steffi, unser Kumpel Björn und ich in Brasilien angekommen waren, uns ein Auto gemietet hatten und zu einem Roadtrip gestartet waren. Eines unserer Ziele: Jericoacoara, ein kleines Fischerdorf an der Nordküste und ein absoluter Traum-Spot für alle Kitesurfer. »Jeri« ist rundum ein besonderes Fleckchen Erde, denn hier drehen sich die Uhren sehr viel langsamer als in den Großstädten dieser Welt. Es gibt keine Straßen, nur Sand, alle laufen barfuß und genießen das Leben ohne künstlichen Stress. Wenn es dort überhaupt so etwas wie feste Termine gibt, dann eigentlich nur einen: Jeden Abend pilgert das halbe Dorf auf eine Sanddüne, um den Sonnenuntergang zu zelebrieren. Man klettert die Düne hoch, setzt sich hin und wartet, bis die Sonne untergeht. Von überall wehen Musik und fröhliche Unterhaltungen herüber – und auf dem Weg kommt man an lauter kleinen Verkaufsständen vorbei, an denen Einheimische Caipirinhas verkaufen.

HIER WAR DIE WELT NOCH IN ORDNUNG UND DIE CAIPIS SCHMECKTEN HIMMLISCH. EINIGE MINUTEN SPÄTER ROLLTEN WIR DIE DÜNE HINUNTER …

Caipirinhas in Brasilien, speziell in Jeri, sind eine ganz andere Nummer als das, was wir aus deutschen Bars kennen. Alle möglichen Früchte wie Maracujas, Kiwis, Kirschen, Orangen oder Mangos werden hineingemischt – und zwar so frisch, dass sie quasi vom Baum oder Strauch direkt ins Glas fallen. Manchmal kommen noch Gewürze wie Pfeffer oder Chili dazu. Das Ganze schmeckt so gut, dass du dir die Dinger reinhaust wie Fanta. Und wie das halt so ist: Du bist gerade in Jeri angekommen, dein Grinsen hört überhaupt nicht mehr auf, weil du einen fantastischen Tag hattest. Du warst surfen, kiten, bist durch die Gegend geheizt, und jetzt machst du dich in dieser einmaligen Atmosphäre auf den Weg zur Düne, um den Tag, das Leben und einfach prinzipiell alles zu feiern. So ging es mir, als ich da im Sand saß, Steffi und Björn neben mir. Die Sonne wurde kleiner und kleiner, bis wir nur noch einen winzigen roten Strich sahen, ganz unten am Rand, wo der Himmel auf das Meer trifft. In dem Moment, als auch dieser kleine rote Strich verschwand, standen plötzlich alle Menschen auf und klatschten. Ein riesiger Jubel. Sofort war ich eine einzige Gänsehaut. Ich platzte fast vor Freude und Leichtigkeit. Wie kann das Leben nur so toll sein? Das war einer dieser Momente, in denen mein Nick-Gehirn auf die ganz großartigen Ideen kommt. Natürlich. Ich stand da, jubelte, und plötzlich hörte ich mich rufen: »Los, Leute, wer zuerst im Meer ist!« Und mit einem lauten »Wohoooo!« purzelte ich auch schon die relativ steile Düne runter. Eine Sekunde später folgten Steffi, Björn und eine Hand voll der anderen Menschen. Es muss ein Anblick für die Götter gewesen sein, als ein halbes Dutzend Caipirinha-beschwipste Leute vor einem in allen Rottönen strahlenden Abendhimmel die Düne runterrannten, sich nach ein paar Schritten die Beine im Sand verknoteten und den Rest der Strecke in Purzelbäumen kreuz und quer durcheinanderrollten.

UND HIER WAR ES DANN PASSIERT. DAS AUSMASS WAR MIR IN DIESEM MOMENT NOCH NICHT BEWUSST.

Als ich unten ankam, war ich von oben bis unten so sehr mit Sand paniert, dass jedes Wiener Schnitzel vor Neid erblasst wäre. Lachend sprang ich auf die Füße und rannte die letzten Meter ins immer noch angenehm warme Wasser. Mit großen Sprüngen kämpfte ich mich jauchzend durch die heranrollenden Wellen, bis mich plötzlich ein »Plop« innehalten ließ. Ich weiß noch, dass ich eine Sekunde Zeit hatte, so etwas wie »Häh?« zu denken. Dann explodierte mein Bein. Es fühlte sich an, als hätte mir ein Profi-Pitcher aus der Major League Baseball eine Kokosnuss aus einem Meter Entfernung direkt auf die Wade gefeuert. Ich ließ mich sofort ins Wasser fallen und schrie vor Schmerz. Meine erster Gedanke: »Krass, irgendein Tier hat mich gebissen! Ein Fisch. O Gott, ein Hai!?« Wie von der Tarantel gestochen sprang ich wieder auf die Füße, nur um zu merken, dass mich mein rechtes Bein nicht mehr trug. Also wirklich gar nicht. Noch nie im Leben hatte ich solch einen Schmerz gefühlt. Belastete ich mein Bein auch nur ein kleines bisschen, jagte es mir wie mit einem Dolch durch die Wade, und der Schmerz brandete durch meinen ganzen Körper bis in den Kopf. Ich sah nur noch Sterne – und zwar nicht die über mir.

Um mich herum stürzten mehr und mehr mit Sand panierte Menschen fröhlich jubelnd ins Wasser. Von überallher hörte ich »Yeah« und »Wohoo« und sonstige Schreie. Dass ich genauso schrie, nur aus einem ganz anderen Grund, fiel überhaupt niemandem auf. Ich lag zusammengekrümmt im knietiefen Wasser und wusste genau: »Nick, das ist nicht irgendein Schmerz, der wieder abflaut. Da ist etwas nicht in Ordnung.« Während ich halb saß, halb lag und mir die Schmerzenstränen in die Augen schossen, schaute ich auf meine Wade, konnte aber nichts erkennen.

Ein paar Sekunden später kamen Björn und Steffi angesprungen, wollten sich in meine Arme schmeißen und das Leben zelebrieren – genau wie ich noch Sekunden zuvor. Ich schrie irre laut: »Fuck! Es tut so weh, es tut so weh! Da ist was kaputt!« Sofort merkten die beiden, dass etwas nicht stimmte, und wollten wissen, was passiert war. Ich quetschte die Worte zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Keine Ahnung, etwas hat mich in die Wade gebissen!« Am Strand sahen wir, dass mit meiner Wade definitiv etwas nicht in Ordnung war. Allerdings war keine Wunde zu sehen, kein Blut, keine Kratzer. Reingebissen hatte ganz sicher niemand. Dafür schwoll meine Wade zunehmend an, und mein Wadenmuskel war tiefergelegt.

DIE LEGENDÄRE »CAIPISTREET« VON JERI. FRISCHER UND LECKERER GEHT ES NICHT. MY FAVOURITE: MIT FRISCHER MARACUJA UND CHILLIS!

Mittlerweile hatte die Dämmerung so richtig eingesetzt, und die Menschen liefen in Gruppen zurück zum Dorf. Auch mir kam es am vernünftigsten vor, erst einmal wieder heimzugehen und mich aufs Bett zu legen. Doch leichter gesagt als getan. Hatten wir für den Hinweg gerade mal zwanzig Minuten gebraucht, dauerte es jetzt geschlagene eineinhalb Stunden, bis ich tatsächlich auf meiner Matratze zum Liegen kam. Mittlerweile war meine Wade auf das Doppelte ihrer tatsächlichen Größe angeschwollen. Mir war sofort klar: Ich brauchte einen Arzt. Das will schon was heißen, denn das sage ich nicht sehr oft. Das Problem war: Wir befanden uns in Jeri. In Sandstraßen-Caipirinha-Jeri. Ein richtiges Krankenhaus suchst du hier eine Weile.

Alles, was wir bei unserer Internetrecherche finden konnten, war ein kleines Medical Center ein Stück außerhalb der Ortschaft. Doch wie dahin kommen? Es war Nacht geworden, also stockfinster. Steffi versuchte einen Fahrer zu organisieren, blieb aber erfolglos. Autos gibt es in Jeri nicht, dafür aber Quads. Und Kühe. Eine Menge Kühe. Ich war schon kurz davor, tatsächlich den Ritt auf einer Kuh in Kauf zu nehmen, verwarf das aber schnell wieder. Ich konnte nicht einmal ordentlich stehen, wie im Himmel sollte ich auf eine Kuh klettern? Ich war überhaupt noch nie auf einer Kuh geritten, wie sollte das überhaupt funktionieren? Während ich mit den Schmerzen kämpfte und weiteren wirren Gedanken nachhing, kam Steffi zurück an mein Bett: »Nick, es hilft nichts, ich finde keinen Fahrer. Wir müssen da jetzt zu Fuß hin.«

OFFIZIELLER BEFUND: »MEIN BEIN IST KAPUTT, DAS BRAUCHT ZEIT.« MANCHMAL MUSS MAN SOLCHE MOMENTE MIT EINEM HALBEN LÄCHELN HINNEHMEN.

Ich sag es, wie es war: Es war die Hölle. Irgendwann stolperten Steffi und ich in dieser Nacht tatsächlich durch die Türen des Medical Center. Erst nachdem ich im Schneckentempo Zentimeter für Zentimeter zur Anmeldung gehumpelt war und wir berichtet hatten, was los war, kam eine Schwester auf die Idee, dass ein Rollstuhl helfen könnte. Nach der ganzen Lauferei war meine Wade jetzt nicht mehr nur doppelt so dick, sie hatte locker das Dreifache ihres normalen Umfangs erreicht. Es sah aus, als hätte ich einen zweiten Oberschenkel an meinem Schienbein hängen. »Oh, oh!«, dachte ich nur, und mir drehte sich bei dem Anblick fast der Magen um.

MACGYVER WÄRE STOLZ AUF MEINE SELBSTGEBAUTEN KRÜCKEN … UND NEIDISCH AUF DEN CAIPIRINHA!

Als die Ärztin gekommen war und mein Bein begutachtet hatte, sagte sie: »Das ist kaputt, das braucht sehr viel Zeit.« Obwohl ich nicht wirklich gut Portugiesisch verstand, wusste ich sofort, was sie dann erklärte: Ich musste warten,...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2021
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte
Schlagworte Fernweh • Fettnäpfchen • Grenzerfahrungen • Komfortzone • Optimismus • Reiseinspiration • Reisen als Lifestyle • Reisepannen • Weltreise • What a ride
ISBN-10 3-95889-407-0 / 3958894070
ISBN-13 978-3-95889-407-5 / 9783958894075
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