Diamanten im Staub (eBook)

Die Geschichte einer starken Frau, die im Outback ein Diamanten-Imperium aufbaut
eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
350 Seiten
DuMont Reiseverlag
978-3-616-49118-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Diamanten im Staub -  Frauke Bolten-Boshammer mit Sue Smethurst
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Das E-Book basiert auf: 1. Auflage 2020, Dumont Reiseverlag

Die inspiriende Geschichte einer starken Frau, die in einer der unbarmherzigsten Regionen auf der Erde zur erfolgreichsten Diamantenhändlerinnen Australiens wird.
Australien 1981: Innerhalb weniger Minuten nach der Landung in Kununurra fasst Frauke den Entschluss, schnellstmöglich nach Deutschland zurückzukehren. Die staubige Grenzstadt ist kein Ort für eine Frau. Frauke bleibt dennoch, wild entschlossen, ihrem Mann Friedrich zu helfen, ein neues Leben in der Landwirtschaft aufzubauen. Drei Jahre später nimmt Friedrich sich das Leben - und Frauke bleibt alleine mit den Kindern im Outback zurück. Doch mit harter Arbeit und unerschütterlicher Hoffnung erschafft sie für sich und ihre Familie ein neues Zuhause.

  • Eine Frau zwischen Hoffnung, Verzweiflung und dem großen Glück
  • Ein bewegendes Schicksal, persönlich erzählt
  • Tiefe Einblicke in das Leben im Outback

Tipp: Setzen Sie Ihre persönlichen Lesezeichen an den interessanten Stellen und machen Sie sich Notizen... und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!



<p><strong>Frauke Bolten-Boshammer</strong> wurde Ende der 1940er in Norddeutschland geboren. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Kindern wanderte sie 1981 in die im australischen Outback gelegene Kleinstadt Kununurra aus. Trotz mehrerer Schicksalschläge baute sie sich und ihrer Familie ein neues Leben auf. Heute gehört ihr eines der erfolgreichsten Diamantengeschäfte Australiens.</p>

1

Schleswig-Holstein, wo ich geboren und aufgewachsen bin, ist bekannt für seine malerischen sanften Hügel, sattgrünen Felder und einsamen Seen, die wie in Szenen aus The Sound of Music (Meine Lieder – meine Träume) aussehen. Ich muss gestehen, dass ich jedes Mal, wenn ich diesen Film sehe, ein wenig Heimweh bekomme.

Meine Mutter war die große Liebe meines Vaters. Sie hatten sich kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verlobt, und als er von der Wehrmacht eingezogen wurde, schrieben sie einander mehr als 400 Liebesbriefe, um in Verbindung zu bleiben.

Jeder einzelne Brief meines Vaters begann mit den Worten: »Meine allerliebste Lotte! Unsere Gedanken sind beieinander.« Er schrieb Seiten über Seiten in seinem sehr schönen Stil, voller Geschichten über das Leben in den Schützengräben. Meine Mutter sandte ihm tröstende und aufmunternde Worte von zu Hause zurück. Als er auf Heimaturlaub war, heirateten sie, aber die Flitterwochen mussten warten, da er zurück an die Front musste. Sie hassten es, voneinander getrennt zu sein.

Erst nach dem Krieg und der Rückkehr meines Vaters konnten sie ihr gemeinsames Leben auf dem Hof meines Großvaters in Neuheim beginnen, wo sie wohnten und arbeiteten. 1943 wurde mein Bruder Jürgen geboren, und zwei Jahre darauf folgte meine Schwester Dorte. Ich wurde am 3. Oktober 1947 als Frauke Seemann geboren. Frauke ist eine Verkleinerungsform von Frau, ich war also eine »kleine Dame«.

Kurz nach meinem zweiten Geburtstag starb meine Mutter Liselotte im Alter von gerade einmal 34 Jahren an Krebs. Ich habe sie nicht wirklich kennengelernt, und es bricht mir bis heute das Herz, dass ich keine eigenen Erinnerungen an sie habe. All meine Erinnerungen stammen von anderen, es sind geborgte Erinnerungen, zusammengeklaubt aus Geschichten und Anekdoten, die meine Familie mir auf meine Bitten hin erzählt hat. Auf diese Weise habe ich ein Bild von ihr zusammengestückelt, eine wertvolle Vorstellung, die ich für immer in meinem Herzen trage.

Ich habe ein kostbares Foto von uns beiden, eine verblassende Schwarz-Weiß-Aufnahme, die gerahmt in meinem Schlafzimmer steht. Ich sehe sie jeden Tag, wenn ich aufwache. Als das Foto gemacht wurde, war ihr Krebs schon weit fortgeschritten. Sie ist dünn und blass und weist keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den kräftigen Frauen in meiner Familie auf. Trotzdem bin ich dankbar für dieses eine Bild; es gibt mir etwas, woran ich mich festhalten kann.

Mein Vater Johannes war am Boden zerstört, als sie starb. Den Sarg meiner Mutter hatte er mit ihren Lieblingsblumen auspolstern lassen, sodass ihr Kopf auf einem dicken Kissen aus dunkel- und purpurroten Nelken ruhte. Nachdem der Sarg geschlossen war, wurden lange Blumengirlanden über ihn gelegt. Mein Bruder, meine Schwester und ich durften nicht zur Beerdigung kommen – wir wussten bis nach dem Begräbnis nicht einmal, dass sie gestorben war. Wir konnten uns also nicht von ihr verabschieden.

In seiner Grabrede sprach mein Vater mit Stolz davon, dass ihre Liebe mit jedem Tag stärker geworden sei, und nannte sie seine »liebe Lebensgefährtin«. Er erinnerte sich an die seltenen Momente, in denen er während des Krieges hatte bei ihr sein können, und daran, wie traurig es jedes Mal gewesen war, wenn er sich von ihr hatte verabschieden müssen. »Es war schrecklich, nie zu wissen, ob wir uns wiedersehen würden, aber ihre stillen Gebete, ihre Tapferkeit und ihre Liebe – all dies trug dazu bei, dass ich den Krieg überlebte.« In den letzten Stunden ihres Lebens habe sie seine Hand gedrückt, während er sie zärtlich in seinen Armen gehalten habe, »bis der Tod stärker war und sie nicht mehr die Kraft hatte, ihn zu besiegen«, erzählte er der trauernden Gemeinde. Jahre später erfuhr ich, dass er in Tränen ausbrach, als er seine letzten Worte vorlas: »Mein einziger Wunsch ist, dass die Kinder und ich dich nur noch ein letztes Mal sehen können.«

Ich habe seine Grabrede oft gelesen; in ihr wird ganz klar, dass er meine Mutter abgöttisch liebte. Ich glaube, sowohl sein Herz als auch sein Geist zerbrachen am Tag ihres Todes. Den Rest seines Lebens trug er stets eine Strähne ihres Haares bei sich.

Nach ihrem Tod sprachen wir kaum über meine Mutter; es schmerzte meinen Vater zu sehr. Wann immer einer von uns sie erwähnte, fing er an zu weinen. Wir konnten sehen, wie unglaublich traurig es ihn machte; sein Herz war gebrochen. Wir wollten ihm nicht noch mehr Schmerz zufügen, also hörten wir einfach auf, über sie zu sprechen. Es war, als hätte sie nie existiert.

Mein Vater bemühte sich sehr, sich ohne Frau um uns zu kümmern – etwas, das damals nicht als die Aufgabe eines Mannes angesehen wurde. Er war ein sehr traditionsverhafteter Mann, ein kräftiger deutscher Bauer, dessen Aufgabe es war, uns ein Zuhause zu bieten, ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch – all das tat er, aber es fiel ihm schwer, uns seine Liebe zu zeigen.

Am meisten sehnten wir uns nach Zuneigung, nach der zärtlichen Umarmung eines Vaters, nach jemandem, der unsere Tränen trocknete und uns sagte, dass alles gut werden würde; er aber war dazu erzogen worden, sich nicht unterkriegen zu lassen und immer weiterzumachen. Das erwartete er auch von uns; außerdem war er der Meinung, dass Kinder zwar gesehen, aber nicht gehört werden sollten.

Vor dem Mittag- oder Abendessen mussten wir mucksmäuschenstill und mit geradem Rücken hinter unseren Stühlen stehen, wenn unser Vater den Raum betrat. Wir durften uns erst setzen, wenn er es uns erlaubte.

Als wir einmal am Essen herummäkelten, versuchte er, uns klarzumachen, wie dankbar wir dafür sein sollten.

»Ihr Kinder habt ja keine Ahnung, wie das während des Krieges war!«, brüllte er, bevor er in den Garten hinausstürmte.

Als er wieder hereinkam, hatte er einen Spatz in der Hand, der sich nicht rührte. Er hatte ihn mit bloßen Händen umgebracht, und wir sollten ihn essen. Wir waren entsetzt, als er ihn in die Küche trug.

»Das haben Soldaten im Krieg gegessen«, sagte er, als er zurückkam und rasch unsere Teller leerte, um Platz für den gebratenen Vogel zu machen.

Wir haben uns nie wieder über unser Mittagessen beschwert.

Dortes einzige richtige Erinnerung an meine Mutter ist die an das letzte Weihnachten, das wir mit ihr feierten, nur einen Monat vor ihrem Tod. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, entschied Vater, dass wir keinen Weihnachtsbaum mehr brauchten. Er sagte uns, Weihnachten sei abgesagt; es war ihm einfach zu viel. Wir waren sehr unglücklich, und schließlich gab er nach und holte in letzter Minute einen Baum. Aber seine Traurigkeit hatte auch uns angesteckt.

Als ich sechs Jahre alt war, fand mein Vater, ich sei alt genug, gemeinsam mit Jürgen und Dorte auf dem Hof zu helfen. Also arbeiteten wir nach der Schule auf dem Feld, um die Ernte einzubringen. Wir hackten Zuckerrüben, damit sie nicht so dicht beieinanderstanden, was mühsam war, aber bei Weitem nicht so anstrengend wie das Aufsammeln von Kartoffeln. Im Spätherbst liefen wir sowohl am frühen Morgen als auch spätabends auf dem Acker hinter dem Kartoffelroder, einer Art Pflug, der die Kartoffeln ausgrub, her und mussten alle einsammeln, die dabei freigelegt wurden. Kartoffeln sind sehr frostempfindlich, also mussten wir sie schnell aufsammeln, bevor sie verderben konnten. Wir klaubten Hunderte fast gefrorene Kartoffeln aus der Erde. Sie waren so kalt, dass es wehtat, sie zu halten. Manchmal hatte ich das Gefühl, meine kleinen Finger könnten jederzeit abbrechen.

Mit alldem wollte Vater uns stark machen; wir sollten lernen, wie man schwierige Zeiten übersteht.

Trotzdem blieb auch Zeit zum Spielen, und als Kinder hatten wir viele Freiheiten. Die einzigen anderen Kinder, die in der Nähe lebten, waren die Jungs auf einem benachbarten Bauernhof, aber das machte Dorte und mir nichts aus. Solange wir jemanden zum Spielen hatten, war es uns egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Wir hatten eine weitläufige Scheune für das Heu, und mithilfe der Jungs gruben wir an einem Ende eine geheime Höhle und stützten sie mit Brettern ab. Es war wirklich toll. Die Höhle lag versteckt hinter dem ganzen aufgetürmten Heu, sodass wir durch das Heu kriechen mussten, um hineinzukommen. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir eines Tages Kerzen in unsere Heuhöhle mitnahmen und anzündeten. Heutzutage schaudere ich, wenn ich darüber nachdenke, was da hätte passieren können.

Jeden Tag liefen wir die zweieinhalb Kilometer zu unserer Grundschule in Mehlby zu Fuß – hin und wieder zurück. Ich war ein schrecklich schüchternes Kind und saß lieber still im Klassenzimmer, als die Aufmerksamkeit der anderen auf mich zu ziehen. Um mich aus meinem Schneckenhaus zu locken, rief der Lehrer mich oft auf, was natürlich die gegenteilige Wirkung hatte. Wenn ich mich doch einmal traute, mich von mir aus zu melden, machte er abfällige Bemerkungen wie: »Oh, sie spricht«, oder, wenn meine Antwort falsch war: »Was könnte man auch sonst von der kleinen Frauke erwarten?« Er sorgte dafür, dass ich mich dumm fühlte, also gab ich einfach auf.

Mein Vater beschäftigte Schülerinnen von der nahe gelegenen Hauswirtschaftsschule, die ihn bei der Hausarbeit unterstützten. Die Aufgabe der jungen Frauen war es, zu kochen, zu putzen und das Haus in Ordnung zu halten. Sie machten ihre Arbeit gut, aber wir sehnten uns nach mütterlicher Fürsorge und der Mutter, die wir nicht hatten. Adele, meine Großmutter mütter­licherseits, war wunderbar, und Dorte wurde wie eine Mutter für mich. Sie war diejenige, die mich tröstete und umarmte, wenn ich es brauchte, aber sie war ja selbst noch ein Kind.

Die Rettung kam, als eines Tages eine Frau mittleren Alters aus Ostpreußen an...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2020
Reihe/Serie DuMont Welt - Menschen - Reisen E-Book
Verlagsort Ostfildern
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
Reisen Reiseberichte
Schlagworte Abenteuer • Abenteuer Geschichte • abenteuer im outback • australische diamanten • Auswandern • bergwerk kununurra • Frauke Bolten-Boshammer • für immer auswandern • Leben im Outback • lebensgeschichte einer starken frau • Literatur für Frauen • Outback • pinkfarbene diamanten • Starke Frauen • Sue Smethurst
ISBN-10 3-616-49118-5 / 3616491185
ISBN-13 978-3-616-49118-9 / 9783616491189
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