Die Insel der wilden Träume (eBook)

Mein Leben auf Island
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2020 | 1. Auflage
240 Seiten
Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-95910-285-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Insel der wilden Träume -  Susanne Braun,  Alexander Schwarz
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Die junge Tierärztin Susanne Braun ist den deutschen Praxisalltag leid und entscheidet sich, ihren Traum zu leben: Sie kündigt, löst ihre Wohnung auf, macht mit dem Freund Schluss und geht auf die Fähre. Ziel: Ihre Herzensinsel Island, die sie schon als Schülerin besuchen durfte. Doch dort erwartet sie kein Urlaub, sondern ein mühsamer Neuanfang - im Beruf genauso wie in der Liebe. Die sagenumwobene Insel gibt ihr Kraft - mittlerweile ist sie zu einer Spezialistin für Islandpferde geworden und wird von den Isländer*innen liebevoll »Knochenknackerin« genannt. Susanne genießt die Freiheit, die das Inselleben ihr bietet, die rauen Naturkräfte mit ihren bemoosten Lavafeldern, tosenden Wasserfällen, eiskalten Gletschern, heißen Geysiren und Vulkanen, den langen, lauen Sommernächten und den klirrend kalten, dunklen Wintern. Und gegen Männer in Strickpullovern ist ja auch nix zu sagen - Klischee hin oder her. Hier hat Susanne ihre Bestimmung gefunden, hier ist ihr Herz zu Hause.

Susanne Braun, 1972 geboren, wuchs in Hamm auf. Seit ihrer Kindheit begeistert sie sich für Islandpferde und macht sich schon mit 18 Jahren zum ersten Mal auf, die Insel zu besuchen. Schließlich zieht sie 2005 als frischgebackene Fachtierärztin für Pferde auf die Nordatlantikinsel und arbeitet seitdem dort zusätzlich als Pferdechiropraktikerin und betreuende Equipe-Tierärztin des isländischen sowie deutschen Teams bei Weltmeisterschaften.

Susanne Braun, 1972 geboren, wuchs in Hamm auf. Seit ihrer Kindheit begeistert sie sich für Islandpferde und macht sich schon mit 18 Jahren zum ersten Mal auf, die Insel zu besuchen. Schließlich zieht sie 2005 als frischgebackene Fachtierärztin für Pferde auf die Nordatlantikinsel und arbeitet seitdem dort zusätzlich als Pferdechiropraktikerin und betreuende Equipe-Tierärztin des isländischen sowie deutschen Teams bei Weltmeisterschaften. Alexander Schwarz, 1964 in Stuttgart geboren, lebt abwechselnd in den Niederlanden und Island. Er übersetzt, fotografiert und schreibt seit mehr als zwanzig Jahren Bücher, von denen einige auch übersetzt wurden, zuletzt u.a. »Kulturschock Island« und »Märchen aus Island«.

Stürmische Ankunft


Die Wellen scheinen mit jedem Mal noch wütender gegen das Schiff zu brechen. Der Himmel schimmert in immer tieferen Schattierungen unheilvollen Dunkelgraus, scharfer Wind peitscht mir die Gischt ins Gesicht.

Es ist bitterkalt. Das Wetter auf dem Nordatlantik ist im Februar kein Zuckerschlecken.

Ich bin die Einzige, die noch an der Reling steht, alle anderen haben sich schon längst ins warme Innere der Fähre zurückgezogen. Mit beiden Händen halte ich mich an der Brüstung fest. Meine langen Haare wehen im Wind, meine Augen habe ich gen Westen gerichtet, auf mein Ziel hin, das morgen in Sicht kommen wird: Island!

Die raue See kann mir nichts anhaben, ich stehe da, atme die frische Meeresluft ein, merke, wie sich meine Lungen vollsaugen, und freue mich auf das Abenteuer: Ich will ein neues Leben in Island beginnen und stelle mir vor, wie ich dort als Tierärztin arbeiten, lange Reittouren durch isländische Landschaften unternehmen, das Leben im hohen Norden genießen werde.

Ein Mitglied der Mannschaft kommt auf mich zu und unterbricht meinen Tagtraum: »Bitte gehen Sie jetzt in Ihre Kabine. Der Sturm wird noch stärker werden!«

Die ersten Tage auf unserer mehrtägigen Überfahrt mit kurzem Aufenthalt auf den Färöer-Inseln waren noch recht ruhig verlaufen. Seit heute Mittag aber frischt der Wind immer mehr auf, und unsere Autofähre schaukelt auf den Ozeanwellen eher wie eine Nussschale, als dass sie zielstrebig über das Wasser gleitet.

Als ich die Karten für die Überfahrt buchte, hatte ich Glück, denn dies sollte die vorerst letzte Autofähre vor dem Sommer sein.

Die Kabine teile ich mit einer jungen deutschen Touristin. Der Raum ist schlicht gehalten, die Holzbetten sind schmal. Immerhin haben wir aber eine Kabine mit Fenster bekommen. Um diese Jahreszeit befinden sich außer ein paar Lastwagenfahrern kaum Passagiere an Bord.

Während ich mich aufs Bett lege, rennt meine Nachbarin zum ersten Mal auf die Toilette. Ich höre, wie sie sich übergibt, die Toilettenspülung betätigt und dann wieder zurückkommt. Seekrankheit! Zum Glück geht es mir noch gut.

Ich frage, ob ich helfen könne, und wir kommen zaghaft miteinander ins Gespräch. Tina möchte zwei Wochen in Island bleiben und eine Rundreise machen.

»Ich wandere nach Island aus …«, erzähle ich meiner überraschten Zuhörerin.

»Und du lässt einfach alles und jeden zurück?«, fragt sie ganz erstaunt.

Eine Welle peitscht mit aller Wucht gegen unser Fenster. Tina rennt wieder auf die Toilette, und so habe ich etwas Zeit, um über ihre Frage nachzudenken.

Island! Von der Idee bis zur Tat war es tatsächlich ein großer Schritt. Ich musste so manche schmerzhafte Entscheidung treffen.

Nachdem sie wieder auf ihrem Bett sitzt, erzähle ich ihr, dass ich mich vor der Überfahrt von meinem isländischen Freund in Deutschland getrennt und unseren gemeinsamen kleinen Pferdehof mit der bescheidenen Islandpferdezucht, meine eigenen Pferde und meinen Hund schweren Herzens zurückgelassen habe.

»Mein Leben, wie es bisher war, ist Geschichte. Aber es war schon als Kind mein Traum, nach Island zu ziehen und dort mit Pferden zu arbeiten. Und dieser Wunsch ist dann einfach mit jedem Lebensjahr immer stärker geworden, trotz aller Bindungen, Chancen, Familie und Freunden in Deutschland.«

Das Schiff ächzt immer schwerer, die Maschinen laufen auf Hochtouren, um den Wellen Paroli zu bieten. Der Kapitän gibt über Lautsprecher durch, dass wir bald mit Windstärke zwölf zu rechnen hätten und deshalb die Kabinen nicht mehr verlassen dürften.

»Für ein halbes Jahr probiere ich es nun aus«, erzähle ich weiter, »denn für diese Zeit habe ich eine Stelle gefunden.«

Ich berichte ihr, wie ich vor einigen Monaten bei einem Reitturnier für Islandpferde meinen alten Studienfreund Björgvin wiedergetroffen hatte, der dann kurzerhand vorgefühlt habe, ob ich ihm nicht bei einer Operation helfen könne. Danach fragte ich ihn einfach, ob ich nicht eine Zeit lang in seiner Klinik mitarbeiten dürfe. Und er, der gestandene Tierarzt, spezialisiert auf Islandpferde, mit so viel mehr Praxiserfahrung als ich, bot mir, der angehenden Tierärztin, tatsächlich an, sein reiches Fachwissen mit mir zu teilen.

Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte sich da gerade eine Tür geöffnet? Bot sich mir nun endlich die Chance, nach Island zu ziehen und dort zu arbeiten? Denn eigentlich hatte ich ja bereits 1992 direkt nach meinem Abitur für ein Jahr nach Island gewollt, um auf einem Pferdehof zu arbeiten. Dann war allerdings mein Studienplatz dazwischengekommen, den ich mir hart erarbeitet hatte und auf gar keinen Fall aufs Spiel setzen wollte.

Mein Herz machte nicht einen, sondern gleich mehrere Sprünge. Ich konnte es kaum fassen, strahlte über beide Backen und sagte spontan zu.

»Okay, dann kommst du im Februar! Ich kümmere mich um deine Arbeitserlaubnis und finde eine Wohnung für dich«, freute sich auch Björgvin und lächelte mich einladend an …

»Und das ging so einfach, ohne irgendwelche Nachweise, Zeugnisse oder andere Bescheinigungen?«, reißt mich Tina auf ihre direkte Art aus meinen Gedanken.

»Ja, spontan sind sie, die Isländer, und in diesen Dingen wirklich unkompliziert«, antworte ich. »Eigenschaften, die ich sehr mag und in Deutschland oft vermisse.«

Wieder spielt ihr Magen Achterbahn. Der Sturm hat in der Zwischenzeit seinen Höhepunkt erreicht.

Es ist mittlerweile schon recht spät geworden, und obwohl wir von den mächtigen Wellen, die an unser Fenster klatschen, in unseren schmalen Betten hin- und hergeworfen werden, versuchen wir, etwas Schlaf zu finden.

Doch ich liege noch lange wach und male mir aus, wie es ist, auf dieser magischen Insel aus Feuer und Eis im Nordatlantik ein neues Leben zu beginnen. Welchen Herausforderungen würde ich mich stellen müssen, wie würde sich mein Leben entwickeln? Würde ich als ausländische Tierärztin akzeptiert? Fände ich eine neue Liebe? Käme ich mit Björgvin als meinem Chef in der Klinik klar?

Die Freude in mir überstrahlt alles. Sie zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Ach, wie auch immer, ich bin fest entschlossen, mein Leben in Island selbst in die Hand zu nehmen, mich den Herausforderungen zu stellen und die Zeit zu genießen. Mit diesem Lächeln im Gesicht schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen ist der Sturm bloß noch ein Stürmchen. Nur leider werden wir nicht wie geplant morgens in Seyðisfjörður anlegen, sondern erst gegen Mittag.

»Schaffst du das dann heute noch bis Selfoss, wo du hinmusst«, meint meine Nachbarin, die in der Zwischenzeit wieder merklich mehr Farbe im Gesicht hat, »das ist doch noch eine ziemliche Strecke, oder?«

»Ich fahre einfach gleich los, sobald wir das Schiff verlassen haben, dann wird das schon«, mache ich mir selbst Mut. Ich hüpfe innerlich vor Vorfreude und habe nur eines im Kopf: Heute Abend schon werde ich bei einer Flasche Rotwein mit meiner Freundin Nicki in deren warmem Wohnzimmer sitzen und über alte Zeiten klönen – und all das Neue, das kommt.

Nicki wohnt im Süden der Insel. Von Seyðisfjörður, der Anlegestelle der Fähre im Osten, sind das um die 670 Kilometer. Die meiste Zeit werde ich im Dunkeln fahren müssen. Im Februar sind die Nächte in Island noch lang. Ab 15 Uhr wird es schon dunkel sein.

Island begrüßt uns dann nach den stürmischen Tagen auf See mit wunderschönem Wetter und ermöglicht so einen wundervollen Ausblick auf den schneebedeckten Berg links und rechts des Fjords, der so heißt wie der Ort, an dem er endet. Wir stehen an der Reling und bewundern mit weit aufgerissenen Augen die nackte Schönheit der Berge, auf denen bei klirrender Kälte der Neuschnee im Sonnenlicht glitzert. Sonne und Wolken zaubern ständig neue Farben auf die Bergrücken.

Ich staune und muss mich kurz selbst kneifen. In diesem wunderschönen Land darf ich jetzt leben! Ich kann es kaum erwarten, bis wir anlegen und ich endlich wieder isländischen Boden unter den Füßen spüre. Zum ersten Mal nicht als Besucherin, wie 1990 auf meiner ersten Islandreise zum Pferdetreffen im Skagafjörður oder bei meinen Tierarztpraktika in Akureyri, sondern wahrhaftig als zukünftige Einwohnerin dieser so besonderen Insel.

Dann dürfen wir auch schon zu unseren Autos, und ich verabschiede mich mit einer kurzen Umarmung von meiner Kabinennachbarin.

Ich hoffe nur, dass die Zöllner nicht allzu streng sind und alles durchsuchen wollen. Denn ich habe meinen alten Audi quattro bis zum Dach vollgepackt. Meine Kleider und Mamas Daunendecke habe ich vor der Abreise in dicke Plastiksäcke gestopft und anschließend mit einem Staubsauger die Luft abgesaugt, sodass ich die Säcke praktisch vakuumverschlossen ins Auto stapeln konnte. So habe ich wertvollen Platz gespart und konnte auch noch Papas alten Schwarz-Weiß-Fernseher und meinen Computer, auf dem ich auch meine Doktorarbeit zum Abschluss gebracht hatte, verstauen. Wenn ich jetzt aber auch nur einen dieser Säcke aufmachen muss, weiß ich nicht, wie ich die Sachen wieder alle im Auto unterbringen soll.

Ein Besatzungsmitglied berichtet am Zoll, dass im Sturm gestern ein Frachtschiff mit vier Seeleuten an Bord mit Mann und Maus untergegangen sei. Da wird es mir doch kurz noch mulmig. Vielleicht sind die Zöllner auch deshalb etwas weniger streng als sonst. Zum Glück, denn das erspart mir eine allzu akribische Kontrolle.

Nach ein paar kurzen Fragen zu meinem geplanten Aufenthalt und dem Anbringen einer Plakette an meinem Auto mit der Genehmigung, für ein halbes Jahr in Island fahren zu dürfen, gibt der Zöllner den Weg für mich frei.

Endlich! Ich atme die eiskalte Seeluft am Hafen ein, und mich...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2020
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Auswanderer • Auswandern • Biografie • Blaue Lagune • Eden Books • Elfen • Equipe • Geysire • Gletscher • Hot Pot • hygge • Hyggelig • Iceland • Insel • Insel aus Feuer und Eis • Inselleben • Isländer • Islandpferd • Islandpferde • Islandpony • Memoir • Naturwunder • Neuanfang • Nordlicht • Pferde • Pferdeärztin • Polarlichter • Polarnacht • Reykjavik • Skandinavien • Tierärztin • Tiermedizin • Trolle • Vulkane • Wanderlust • Wunder der Natur
ISBN-10 3-95910-285-2 / 3959102852
ISBN-13 978-3-95910-285-8 / 9783959102858
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