Rom (eBook)

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2011 | 1. Auflage
160 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30461-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rom -  Herbert Rosendorfer
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Ein launiger Intensivkurs und ein Spaziergang durch Rom Romführer gibt es viele. Wenn Herbert Rosendorfer jedoch zum Cicerone durch Rom wird, ist das ein besonderes Erlebnis! Die Lust, Orte und Zeiten überraschend zu verbinden, Gegenwart durchsichtig und Geschichte aktuell zu machen, begleitet Rosendorfer auf Schritt und Tritt. Für diese Neuausgabe setzt er aktuelle Wegweiser, erkundet historische Seitengassen und baut den reizvollen Boulevard der Anekdoten zum Vergnügen der Leser aus. Gespickt mit Kenntnissen und Ratschlägen zum Leben und Genießen in der Ewigen Stadt möchte man am liebsten sofort aufbrechen und Goethe folgen: »Auf Rom bereite man sich am besten in Rom vor«.

Herbert Rosendorfer, 1934 in Bozen geboren, war Jurist und Professor für Bayerische Literaturgeschichte. Er war Gerichtsassessor in Bayreuth, dann Staatsanwalt und ab 1967 Richter in München, von 1993 bis 1997 in Naumburg/Saale. Seit 1969 zahlreiche Veröffentlichungen, unter denen die ?Briefe in die chinesische Vergangenheit? am bekanntesten geworden sind. Herbert Rosendorfer, Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt, u.a. dem Tukan-Preis, dem Jean-Paul-Preis, dem Deutschen Fantasypreis, dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und zuletzt 2010 mit dem Corine-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Er lebte seit 1997 mit seiner Familie in Südtirol und starb am 20.9.2012 in Bozen.

Herbert Rosendorfer, 1934 in Bozen geboren, war Jurist und Professor für Bayerische Literaturgeschichte. Er war Gerichtsassessor in Bayreuth, dann Staatsanwalt und ab 1967 Richter in München, von 1993 bis 1997 in Naumburg/Saale. Seit 1969 zahlreiche Veröffentlichungen, unter denen die ›Briefe in die chinesische Vergangenheit‹ am bekanntesten geworden sind. Herbert Rosendorfer, Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt, u.a. dem Tukan-Preis, dem Jean-Paul-Preis, dem Deutschen Fantasypreis, dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und zuletzt 2010 mit dem Corine-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Er lebte seit 1997 mit seiner Familie in Südtirol und starb am 20.9.2012 in Bozen.

Das Besondere an Rom ist, dass es immer Die Stadt war. Die sonstigen Moden wechseln. Einmal ist New York, dann London, bei dem einen Amsterdam und bei dem anderen Bangkok en vogue. Das kommt und geht, Rom aber bleibt die Hauptstadt, die Seele, der Mittelpunkt der Welt: die Stadt, die Stadt schlechthin. Urbs sagten die alten Römer. Urbs mit Zusatz bedeutete irgendeine andere Stadt, urbs allein nur Rom.

 

Rom wurde im Jahre 753 vor Christi Geburt gegründet, so will es die Legende, so glaubte es schon Tacitus; das heißt: Rom wurde natürlich im Jahr I gegründet. Die Römer zählten a. u. c.: ab urbe condita – ab der Gründung der Stadt, und zwar noch lang bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. hinein. Vor der Gründung Roms war dort in den Augen der Römer (auch der heutigen) nichts oder jedenfalls nicht viel. Mit der Gründung Roms beginnt das Weltalter der Vollendung, und deren Hauptstadt ist Rom – Roma aeterna, die Ewige Stadt, Urbs. Das Gründungsdatum war übrigens schon im Altertum umstritten, es schwankte zwischen 746 und 753 v. Chr., aber das Datum 753 setzte sich als »Natalis urbis« (Geburtstag der Stadt) mit der Zeit durch, und so feierte im Jahre 248 n. Chr. der Kaiser Philippus mit dem seine Fragwürdigkeit bezeichnenden Beinamen »Arabs« (einer der zwielichtigsten Soldatenkaiser) das Millennium, das 1000-Jahr-Jubiläum. Das 2000-Jahr-Jubiläum wäre ins Jahr 1248 gefallen. Damals regierte einer der politisch maßlosesten Päpste: Innozenz IV. (1243–1254). Seine Regierungszeit war ausgefüllt mit Kämpfen gegen die Staufer. Der Papst setzte den Kaiser ab, der Kaiser bestritt dem Papst das Recht, einen Kaiser abzusetzen. Die Kreuzzugsidee begann zu pervertieren, die Ungläubigen eroberten Jerusalem: eine turbulente Zeit. Die Stadt Rom war zerfallen und entvölkert, lag in ihrer tiefsten Erniedrigung; von einem 2000-Jahr-Jubiläum ist nichts überliefert. Wahrscheinlich hat gar niemand an dieses Datum gedacht. Im Jahr 2248 wird es anders sein, aber das wird weder der heutige Leser noch der Autor erleben – vielleicht auch die Stadt Rom nicht. Wenn es stimmt, dass durch den Treibhauseffekt und das Abschmelzen der Polkappen das Meer um 10 oder 20 Meter steigt, dann wird Rom zu seinem 3000. Gründungstag eine Unterwasserwelt sein, denn es liegt nur 13 m über Seehöhe. Der Geburtstag der Stadt wird übrigens am 21. April gefeiert, ein Datum, das der gebildete Vielschreiber und Polyhistor M. Terentius Varro (116–27 v. Chr.) auf sehr krummen Wegen errechnet hat.

 

Wenn Rom, dies eine nicht ganz unnütze Zwischenbemerkung, im Jahr 753 v. Chr. gegründet wurde, wie alt ist es dann heute (2007)? Klar: 753 + 2007 = 2760. Nein. 2759, denn ein Jahr null hat es nicht gegeben. Auf das Jahr 1 v. Chr. folgte, logisch, das Jahr 1 n. Chr. Wenn Jesus also am 25.12.1 »v. Chr.« geboren wurde (er hatte den gleichen Geburtstag wie Gott Mithras, dies nebenbei), so war er am 25.12.1 »n. Chr.« ein Jahr alt, nicht (1+1) zwei. Man muss also immer x v. Chr. + y n. Chr. – 1 rechnen.

 

753 v. Chr.: Wer sich die Reihenfolge dreier aufeinanderfolgender ungerader Zahlen von 7 abwärts merken kann, behält auch das legendäre Gründungsdatum Roms im Kopf. 7 behält man leicht, wenn man an Rom denkt. Die heilige Zahl spielt in der Heiligen Stadt oft eine Rolle: Sie ist auf den berühmten Sieben Hügeln erbaut – von denen noch die Rede sein muss –, und die Sieben Hauptkirchen, die auch noch erwähnt werden, sind das Ziel der frommen Rombesucher, sollten es zumindest sein. Die Jahreszahl ist, wie erwähnt, legendär. Der archäologische Befund allerdings, die Datierung der ausgegrabenen Gebäudereste am Südabhang des Palatins – unter ihnen die sog. »Hütte des Romulus« –, deutet aber tatsächlich auf das 8. Jahrhundert vor Christus, und so scheint also auch in dieser Legende ein historischer Kern zu stecken.

 

Rom, Roma, leitet, hieß es schon in der Antike, seinen Namen vom Gründer Romulus, dem ersten König von Rom, ab. Wer das Museum des Konservatorenpalastes auf dem Kapitol besucht, was unbedingt lohnend ist, findet dort die weltberühmte, vieltausendmal abgebildete Lupa Capitolina, die Kapitolinische Wölfin, eines der Wahrzeichen Roms. Die Bronzeplastik gilt heute als (möglicherweise etruskische) Arbeit des 6. oder 5. Jahrhunderts v. Chr. Die beiden Zwillinge, die die Wölfin säugt, wurden in der Renaissance von Antonio Pollaiuolo (um 1490) angefügt. Ich rechne Pollaiuolo (gelegentlich findet man auch die Schreibweise: Pollaiolo) zu den bedeutendsten Bildhauern Roms neben Michelangelo und Bernini, obwohl der gebürtige Florentiner in Rom nur mit drei Arbeiten vertreten ist: dem Sixtusgrab in der Sakristei von St. Peter, dem Innozenz-Monument im linken Seitenschiff von St. Peter (von beiden wird noch zu reden sein) und eben den nachträglich eingefügten Zwillingen der Lupa Capitolina. Bei diesen Zwillingen handelt es sich um Romulus und Remus, die die Königstochter Rhea Silvia aus Alba Longa (in den Albaner Bergen, dort fahren heute im Sommer die Römer hin, wenn es in der Stadt zu heiß wird) nach einer Vergewaltigung durch den Gott Mars geboren hatte. Rhea Silvia setzte die Neugeborenen aus, aber Gott Mars ließ seine illegitimen Söhne nicht verkommen und schickte eine säugende Wölfin, die die Knaben nährte. (Die Sage ist übrigens erst seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. nachzuweisen.) Später wurden sie von dem Hirten Faustulus und seiner Frau Acea Larentia (oder Larentina) aufgezogen. Schon in der Antike tauchte die ernüchternde Deutung dieser Sage auf: Diese Acea Larentina sei, bevor sie den Hirten Faustulus geheiratet habe und tugendsam geworden sei, eine Dirne gewesen: eine lupa. So erkläre sich die unglaubwürdige Geschichte mit der Wölfin. Wie viel historische Wahrheit in dieser Sage steckt, werden wir wohl nie erfahren, und es sei dem, wie ihm wolle: Am 21. April 753 v. Chr. beschlossen die zu Jünglingen gewordenen Romulus und Remus, eine Stadt zu gründen. Remus stieg auf den Aventin, Romulus auf den Palatin. Sie vereinbarten: Wer mehr Vögel sieht, wird Herrscher der Stadt. Remus sah sechs Geier, über Romulus’ Palatin aber flogen zwölf: Das ist das augurium maximum. Das Augurium, die Vogelschau, galt den Römern neben der Eingeweideschau der getöteten Opfertiere als wichtigstes Mittel, Hinweiszeichen der Götter, günstige oder ungünstige Vorbedeutungen zu erfahren usw., also alles das, wofür heute die Astrologie oder die Demoskopie gut ist. Es gab ein ausgeklügeltes System an Auguria und die eigene Priesterkaste der Auguren, die sich – wie anders – von Romulus, der die zwölf Geier gesehen hat, herleitete. Die Auguren genossen großes Ansehen, aber sie waren auch Ziel des Spottes von nüchternen Zweiflern. Schon Cato vermutete, dass die Auguren sich das Lachen verbeißen müssen, wenn sie einander auf der Straße begegnen. Die Auguren, die auf Kosten der Abergläubischen leben, zwinkern sich zu. Manche meinen, das Augurenlächeln sei noch heute in Rom zu beobachten. Die Auguren heißen heute, sagen sie, Monsignori. Schließlich hat auch Papst Leo I. (440–461) einen heidnischen Priestertitel übernommen, und seitdem führen ihn alle Päpste: Pontifex maximus. So hieß der höchste römische Priester. Cäsar war Pontifex maximus, und von Augustus an führten alle Kaiser diesen Titel bis zu Gratianus (378). Der schon genannte Varro meinte, Pontifex käme von pons = Brücke und facere = machen, bedeute also: Brückenmacher, eine schöne Etymologie, die die Päpste natürlich gern hören – sie bauen Brücken für die Seelen ins jenseitige Paradies. Die Etymologie stimmt aber nicht. Das Wort kommt wahrscheinlich von einem anderen pons, was Pfad bedeutet. Der Pontifex maximus wäre also dann der Große Pfadfinder. Auch schön.

 

Zurück zum 21. April 753: Romulus hatte gesiegt. (Wer hat die Zahl der Geier nachgeprüft? Nur er selbst? Das Verfahren ist Tradition geblieben. Die Begründung der Seligsprechung des Opus Dei – Gründers erinnert daran.) Er baute seine Stadt auf dem Palatin. Er nahm einen Pflug und furchte ein Quadrat: den Umfang der Stadt und den Verlauf der Stadtmauer. Dort, wo in der Mauer ein Tor sein sollte, unterbrach Romulus die Furche, indem er den Pflug ein Stück trug. Tragen heißt auf lateinisch portare, und daher heißt Tor porta. (Leider ist auch diese Ableitung fragwürdig, aber sie ist zu schön, um unterdrückt zu werden.) Im Lauf des Tages – das neue Rom, dieses Viereck: Roma quadrata war nicht sehr groß – führte Romulus dann die Stadtmauer auf. Remus, der seinem Bruder zeigen wollte, wie lächerlich diese Mauer ist, sprang höhnisch drüber. Da erschlug Romulus den Remus. Es war der erste politische Mord in Rom. Es sollten unzählige folgen, denen Kaiser, Consuln, Senatoren, Päpste, Bischöfe, Patrizier, Barone, Generäle, Revolutionäre, schöne Frauen, alte Hexen, junge Cavaliere und greise Gelehrte zum Opfer fallen sollten. Der letzte ist heute sicher noch nicht begangen. Wollte man alle Namen der Mordopfer hintereinanderschreiben, reichte dazu vielleicht nicht einmal die Aurelianische Mauer; das ist die immer noch an vielen Stellen aufragende mächtige Stadtmauer, die Kaiser Aurelian und seine Nachfolger 280–289 n. Chr. errichtet haben und die 18837 m lang ist. (Aurelian selbst gehört auch in die Liste der Opfer. Er wurde von seinem Sekretär Eros ermordet.) Keinesfalls aber...

Erscheint lt. Verlag 5.5.2011
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
Reisen Reiseberichte Europa
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Anekdoten • Bericht • Cicerone • Gegenwart • Geschichte • Herbert Rosendorfer • Intensivkurs • Italien-Rom • Kiepenheuer & Witsch • Kultur • Reise • Reise-Buch • Romführer • Spaziergang • Stadt • Vergangenheit
ISBN-10 3-462-30461-5 / 3462304615
ISBN-13 978-3-462-30461-9 / 9783462304619
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