Welt der Renaissance: Neapel (eBook)

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2023 | 1. Auflage
208 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31239-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Welt der Renaissance: Neapel -  Tobias Roth
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Neapel - zur Zeit der Renaissance eine der größten und bedeutendsten Städte der Welt. Erstmals erschließt Renaissance-Kenner Tobias Roth die reichen literarischen Schätze der Stadt am Vesuv, vom Liebesgedicht bis zum Herrscherlob, von der Novelle zur Schweinigelei, vom Gassenreport zum Bericht über Vulkanausbrüche.  Hochturbulent und bunt ging es zu im Neapel der Renaissance. In der von französischen und spanischen Königen regierten Weltstadt sammelten sich Talente wie Boccaccio, Pontano, Masuccio, Sannazaro und Dichterinnen wie Laura Terracina. Gedichte, Novellen, Satiren entstanden, wurden geliebt, gelobt und mit Gold aufgewogen - oder verdammt und verboten. Schnell konnte man in der Gunst der Herrscher steigen - und schnell tief fallen: Giovanni Antonio Petrucci schrieb seine letzten, herzzerreißenden Gedichte im Kerker, kurz bevor er, sein Bruder und sein Vater hingerichtet wurden.  Chroniken erzählen über Nöte und Wunder in den engen Gassen der Stadt, über Teppiche von Fischleibern nach einer Flut, über Mönche, die Kranke gesundlecken, über Pracht und Zerstörung in rascher Folge. Berichte über vulkanische Ausbrüche auf den phlegräischen Feldern zeugen vom Staunen über Naturgewalten und von tollkühner Neugier. Zahlreiche Abbildungen aus der grandiosen Buchkunst der Zeit machen auch das Buch selbst zum Sterben schön.

Tobias Roth, geb. 1985, ist freier Autor, Mitbegründer des Verlags »Das Kulturelle Gedächtnis«, Lyriker und Übersetzer. Roth wurde mit einer Studie zur Lyrik und Philosophie der italienischen Renaissance promoviert. 2020 erschien sein aufsehenerregender Foliant »Welt der Renaissance«. 2023 folgte der erste Band der anschließenden Städtereihe Welt der Renaissance: Neapel, 2024 der zweite Band über die Renaissance in Florenz.

Tobias Roth, geb. 1985, ist freier Autor, Mitbegründer des Verlags »Das Kulturelle Gedächtnis«, Lyriker und Übersetzer. Roth wurde mit einer Studie zur Lyrik und Philosophie der italienischen Renaissance promoviert. 2020 erschien sein aufsehenerregender Foliant »Welt der Renaissance«. 2023 folgte mit »Welt der Renaissance: Neapel« der erste Band der anschließenden Städtereihe.

Inhaltsverzeichnis

Robert d’Anjou überlebt seinen Sohn, der 1328 stirbt. Er bestimmt seine Enkelin Giovanna d’Anjou zur Erbin, wogegen sich Widerstand bei der ungarischen Linie der Anjou regt. Giovanna I.Giovanna, siebenjährig, wird deshalb mit dem ungarischen Prinzen András, sechsjährig, verheiratet; als Giovanna 1343 das Erbe Roberts antritt und gegen ihren Willen auch András gekrönt werden soll, wird er ermordet. Sein Bruder Lajos erscheint bald darauf zu einem Rachefeldzug in Süditalien; der Konflikt mit Ungarn wird schließlich gegen Bargeld beigelegt. Überhaupt sind Giovannas ärgste Feinde ihre nächsten Verwandten. Auch die Anjou-Linien von Tarent und von Durazzo setzen ihr zu, erstere Bedrängung wird durch eine Heirat gemildert, Luigi di Taranto, ihr zweiter Ehemann, stirbt 1362; Jakob von Mallorca, ihr dritter Mann, stirbt 1375; ihr vierter Mann, der Söldnerführer Otto, ein Welfe, überlebt sie. In der Zwischenzeit wird Sizilien den Aragonesen abgerungen, dann wieder an sie verloren. Noch weiter destabilisiert sich die Lage, als es 1378 zum abendländischen Schisma kommt und es plötzlich zwei Päpste gibt: Es verdoppelt sich gleichsam die Menge Anjou-Durazzofeilgebotener Legitimität. Carlo d’Anjou-Durazzo lässt entsprechend seinen Anspruch auf Neapel legalisieren, besiegt Giovannas Heer und zieht in Neapel ein. Der von der kinderlosen Giovanna noch geschwind adoptierte Bruder des Königs von Frankreich, Louis I. d’Anjou, kommt zu spät: Sie wird von Carlo d’Anjou-Durazzo 1382 gefangen genommen und erdrosselt. Dass sie sich in diesem Chaos fast vierzig Jahre auf dem Thron hält, macht ihr keiner nach.

Carlo d’Anjou-Durazzo herrscht nicht lang, auch er wird ermordet, 1386, als er nach der ungarischen Krone greift. Sein Sohn Ladislao d’Anjou-Durazzo kommt neunjährig auf den Thron, was sofort, die Geschichte wiederholt sich, von der französischen, adoptierten Anjou-Linie angefeindet wird: erneut ein zehnjähriger Krieg, den Ladislao für sich entscheiden kann. Louis II. d’Anjou zieht sich 1400 in die Provence zurück, und im zweiten großen Zusammenstoß der beiden, der sich um 1411 im Zuge von Ladislaos Expansion nach Mittelitalien ergibt, unterliegt er letztendlich.

Die gerufenen Geister nicht mehr loszuwerden, ist der militärische Dauerbefund der alten Welt, ihr Normalzustand ist Krise und Krieg. Zwar sind die Schlachten des 14. und 15. Jahrhunderts noch nicht die monumentalen Gemetzel der Italienischen Kriege des 16. Jahrhunderts, aber mit der Zeit laugen sie doch aus. Während im Norden, in Florenz etwa, Textilhandel und -veredelung florieren und Banken bereits satte Mengen Geld aus Geld machen, herrscht im Königreich Neapel noch Naturalwirtschaft vor. Der dritte Stand entsteht erst spät. Von den Lehen, in die das Land noch organisiert ist, besitzt der König selbst deutlich weniger als der hohe Adel, die Kasse ist notorisch knapp. Da wiederum die Kriege hauptsächlich mit Söldnern geführt werden, übersetzt sich Geld und sein Fehlen direkt auf das Schlachtfeld. So können auch deutlich kleinere Stadtstaaten, wie etwa Florenz, zu einem Problem für das große Königreich werden.

Giovanna II.Auch Ladislao bleibt kinderlos und nach seinem frühen Tod 1414 kommt seine Schwester als Giovanna II. d’Anjou-Durazzo auf den Thron von Neapel. Sie hadert im Inneren mit den Baronen, will Einfluss in Rom gewinnen und erbt die Konkurrenz zu einem weiteren Louis d’Anjou, dem dritten seines Namens. Alle Motive werden noch einmal enggeführt: Papst Martin V. spricht Louis III. d’Anjou die Krone Neapels zu, bei der Durchsetzung soll auch ein einstiger Vertrauter Giovannas, der Söldnerführer Muzio Attendolo Sforza, helfen. Um sich gegen dieses Bündnis zur Wehr zu setzen, adoptiert Giovanna Alfonso di Trastámara, den König von Aragón, genannt il Magnanimo. Alfonso Alfonso d’Aragonageht 1423 als Sieger aus diesem Krieg hervor und lässt bei dieser Gelegenheit auch Giovanni Caracciolo, den Favoriten der Königin Giovanna, festsetzen. Daraufhin widerruft sie seine Adoption, adoptiert stattdessen Louis III. und ruft Sforza zur Hilfe. Alles wieder rückwärts, Alfonso muss sich zurückziehen, gibt aber seinen Anspruch auf Neapel nicht im Geringsten auf. Es ist erstaunlich, dass der europäische Adel es über Jahrhunderte geschafft hat, sich als Stabilitätsgarant zu verkaufen.

Louis III. stirbt im November 1434, Giovanna II. d’Anjou-Durazzo im Februar 1435, beider Erbe ist René d’Anjou, zu dieser Zeit Gefangener des Herzogs von Burgund. Alfonso ergreift die Gelegenheit zum nächsten Versuch, wird aber von Mailand und Genua, die auf der Seite Renés und seiner Gattin Isabella stehen, zur See geschlagen und gefangen genommen; er kommt bald und, ohne Lösegeld zu zahlen, wieder frei. René seinerseits hat ein durchaus saftiges Lösegeld aufzubringen, erst 1438 kann er seiner Gattin nach Neapel folgen. Nicht zuletzt dieser Geldmangel ist ein Grund dafür, dass René dem Druck Alfonsos weichen muss, 1442der 1442 Neapel erobert. 1443 vereint Alfonso wieder beide Sizilien unter seiner Herrschaft, wird vom Papst bestätigt und feiert einen Triumphzug durch die Stadt. Sobald der nächste Schritt im Erbgang ansteht, wird es sich René d’Anjou natürlich nicht nehmen lassen, erneut eine Armee zu schicken.

Dass Alfonso per Triumphzug in Neapel einzieht und die ganze Inszenierung in antikischem, imperialem Kostüm gehalten ist, ist kein Zufall. Für den goldenen Triumphwagen wird eigens ein Stück Stadtmauer niedergelegt und als Erinnerung an diesen Moment wird in den Triumphkommenden Jahren am Eingang des Castel Nuovo, der wehrhaften Residenzburg am Hafen, ein Triumphbogen aus weißem Marmor angebracht. Das Bogenmotiv und das zentrale Relief Francesco Lauranas ahmen sorgfältig römische Vorbilder nach, nur die Proportion des Bogens ist »untypisch« und der Einfügung in den angiovinischen Bestand geschuldet. Die antike Formidee verbindet sich mit dem aktuellen Bedarf und Gebrauch, legt sich über die spätmittelalterliche Burg und leuchtet in die Stadt hinein. Ein neuer Gedanke schleicht sich in die alten Strukturen, und dieser neue Gedanke ist der noch ältere, der antike. Dass das Staatstheater antike Formeln zitiert, macht sofort klar, dass ein moderner Herrscher einzieht. Zugleich ist Alfonso auf die Gunst des Volkes bedacht: Die nach einer Eroberung übliche Plünderung wird strikt auf eine Dauer von vier Stunden begrenzt, undisziplinierte Soldaten werden sofort und gut sichtbar aufgehängt.

In einem Buch über die Renaissance in Neapel ist Alfonso d’Aragona der klare Sympathieträger. Da sein Vater Ferdinando nicht alt wird, krönt man Alfonso, 1396 geboren, bereits mit 20 zum König von Aragón. Er beherrscht damit die östliche Mittelmeerküste Spaniens, ist Herr von Valencia und Barcelona, von Mallorca und Sizilien, bald auch von Sardinien und Teilen Korsikas. Die 1408 geschlossene, aber erst 1415 vollzogene Ehe mit Maria von Kastilien ist eine politische, zudem kinderlose Formalität; Maria agiert als Regentin in Spanien, während der Gatte um Neapel kämpft oder sich dort aufhält, also die Integrationswillemeiste Zeit seines Lebens. Alfonso nimmt es mit der Integration in Italien ernster als alle auswärtigen Eroberer vor ihm. Zwar hat er nicht viele und gar keine völlig legitimen Kinder, aber die verheiratet er in Italien: sein Sohn Ferrante heiratet eine Orisini aus Tarent, seine erste Tochter Maria einen Este aus Ferrara, seine zweite Tochter Leonora einen Marzano aus Suessa; sein Enkel Alfonso schließlich eine Sforza aus Mailand. Mit Papst Eugen IV., derzeit geschwächt durch das Basler Konzil, schließt er einen Vertrag, der seine Erbfolge in Neapel sichert, und gleichzeitig teilt er zu diesem Zweck testamentarisch seine mediterrane Großmacht: Das festländische Reich Neapel soll an seinen Sohn Ferrante gehen, Sizilien und die spanische Hausmacht an seinen Bruder Juan II.

Wie man sich mit den anderen Staaten Italiens in jenes für uns so irritierende Durcheinander aus Scharmützel und Freundschaft verstrickt, das muss er nicht erst lernen. Alfonso führt verschiedene Kriege in den Marken, in der Toskana, rund um den und durch den Kirchenstaat und macht militärisch zumindest keine Verluste. Dem Frieden von Lodi 1454, der die italienischen Großmächte Mailand, Venedig, Florenz, Rom und Neapel in ein einigermaßen ruhiges Gleichgewicht bringt, tritt er widerwillig und als Letzter bei. Sein Reich auf dem TerritoriumFestland entspricht nun recht genau dem, was man heute als »Süditalien« bezeichnet: Im Westen geht es bis Terracina, etwa 100 km südlich von Rom, in der Mitte bis Aquila, etwa auf einer Höhe mit Rom, im Osten bis Ascoli, bereits nördlich von Rom.

Lucrezia d’AlagnoAuch emotional bindet sich der König in Neapel, er verliebt sich in Lucrezia d’Alagno, gut dreißig Jahre jünger und aus einem alten Adelsgeschlecht. Die Beziehung Lucrezias zu Alfonso, dessen Gattin auf der andren Seite des Meeres regiert, gilt als moralisch tadellos, also keusch, ist aber dennoch in ihrer Intensität aufsehenerregend. Die Liebe ist öffentlich. Botschafter, die zu Alfonso wollen, finden ihn in Lucrezias Anwesen und Gärten in Torre del Greco und Pozzuoli. Hofdichter besingen sie, Hoffeste feiern sie, sie selbst und ihre Verwandten werden mit Ehren, Titeln und Geldern bedacht. Lucrezia lebt wie eine Königin – und sie versucht auch, tatsächlich eine zu werden. Offiziell und mit der...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2023
Reihe/Serie Italienische Kulturstädte
Zusatzinfo 18 s/w Abb.
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Schlagworte 15. Jahrhundert • 16. Jahrhundert • Italien • Klassiker • Neapel • Reiseführer • Renaissance • Übersetzung
ISBN-10 3-462-31239-1 / 3462312391
ISBN-13 978-3-462-31239-3 / 9783462312393
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