Molekulare Genetik (eBook)

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2018 | 11. Auflage
568 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-242639-9 (ISBN)

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Molekulare Genetik -
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Vollständig und aktuell -molekulare Genetik für Ihr Studium. Eine fundierte Kenntnis der molekularen Genetik gilt als Schlüsselqualifikation zum erfolgreichen Studium von Biologie und Medizin und deren speziellen Ausrichtungen wie z. B. Biochemie oder Molekularmedizin. Dieser Klassiker bietet das gesamte aktuelle Grundwissen der molekularen Genetik. Er wurde für die 10. Auflage vollkommen überarbeitet und auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht. Die molekulargenetischen Prozesse werden an mikrobiellen und tierischen Systemen, inklusive des Menschen, dargestellt. Trotz der hohen Komplexität der Materie sind die Inhalte dieses Lehrbuches verständlich formuliert. Gut durchdachte Abbildungen in konsequentem Farbkonzept ergänzen die Texte optimal. 'Zusatzinformationen' in separaten Boxen ermöglichen Ihnen den Blick über den 'Tellerrand'. Jederzeit zugreifen: Die Inhalte dieses Buches können Sie sich online freischalten und sie dann mit allen gängigen Smartphones, Tablets und PCs nutzen.

1 Lebensformen: Zellen mit und ohne Kern


Rolf Knippers

1.1 Einleitung


Seit einigen Jahrzehnten wird die Genetik geprägt durch Informationen über die molekulare Struktur des Erbguts (des Genoms) von immer mehr und immer komplexeren Organismen. Genauer gesagt, geht es um die Reihenfolgen („Sequenzen“) der Bausteine („Basen oder Nucleotide“) in den fadenförmigen DNA-Molekülen, die die Träger der Gene sind. Die DNA ist der universelle Träger der genetischen Information aller Organismen auf der Erde. Jeder Organismus besitzt ein Genom. Als Genom bezeichnet man die Gesamtheit der genetischen Information eines Organismus.

Wir werden später lernen, wie die Informationen in den Sequenzen der Nucleinsäurebasen aussehen, wie sie gedeutet werden und welche Methoden man dabei einsetzt.

An dieser Stelle ist das folgende Ergebnis wichtig: Ein Vergleich von DNA-Sequenzen zeigt, dass sich die Lebewesen auf der Erde in drei große Reiche oder Domänen ordnen lassen:

  • Bakterien (Bacteria)

  • Archaeen (Archaea)

  • Eukaryoten (Eukarya)

Zu den Eukaryoten gehören alle Pflanzen und Tiere, dazu Hefen, Protozoen und andere einzellige Protisten.

Mithilfe computergestützter Analysen können die Vergleiche von Genomsequenzen unterschiedlicher Organismen in der Form eines Baumes dargestellt werden (▶ Abb. 1.1). Das Bild deutet die Verwandtschaftsverhältnisse an: Je ähnlicher die DNA-Sequenzen sind, desto enger müssen die untersuchten Organismen verwandt sein, und umgekehrt.

Abb. 1.1 Lebensformen. Die ursprünglichen Daten, die dieser Konstruktion der Verwandtschaftsverhältnisse zugrunde liegen, stammen aus den Vergleichen eines bestimmten und allgemein verbreiteten DNA-Abschnitts, nämlich eines Gens für ribosomale RNA ▶ [1]. Ribosomale RNA ist ein Bestandteil von ▶ Ribosomen, den kompliziert zusammengesetzten molekularen Maschinen, die den Bau von Proteinen durchführen. Die Berücksichtigung nur eines einzigen Gens ist eine starke Einschränkung, doch Vergleiche der Sequenzen vieler Gene bei vielen Organismen, oder gar Vergleiche kompletter Genomsequenzen verschiedener Organismen, kommen zu ähnlichen Ergebnissen ▶ [2].

(nach Olsen GJ, Woese CR (1997) Archaeal genomics: an overview. Cell 89: 991–994)

Die Darstellung der ▶ Abb. 1.1 ist eine Vereinfachung, die wir uns hier gestatten, um eine erste Ordnung in die Welt des Lebendigen zu bringen. In der Wirklichkeit der Evolution hat es einen Austausch von Genen zwischen den verschiedenen Zweigen des Stammbaums gegeben, vor allem zwischen den verschiedenen Zweigen des Bakterienastes, zudem zwischen Bakterienästen und Archaeenästen.

Die Erkenntnis, dass die lebende Welt aus drei Reichen oder Domänen besteht, hat sich erst seit den späten 1970er-Jahren in der Wissenschaft durchgesetzt. Vorher verließ man sich weitgehend auf eine einfache Betrachtung mit dem Mikroskop. Dies zeigt, dass Eukaryotenzellen größer sind als Bakterien und Archaeen (▶ Abb. 1.2) und vor allem dass sie ein vielgestaltetes Inneres haben mit einem auffälligen, meist kugelförmigen Gebilde, dem (Zell-)Kern.

Daher stammt ihre Bezeichnung. Eukaryot heißt: mit einem echten oder richtigen Kern ausgestattet (von eu, griech. echt; und karyos, griech. Kern). Bakterien und Archaeen besitzen keinen Kern. Deswegen fasst man sie unter der Bezeichnung Prokaryoten zusammen.

Betrachtungen mit dem Elektronenmikroskop oder Analysen mit den Methoden der Zell- und Molekularbiologie ergeben eine Vielzahl von Unterschieden zwischen Eukaryoten und Prokaryoten – und bei den Prokaryoten dann wieder zwischen Bakterien und Archaeen. Für die Zwecke dieses Buches ist von Interesse, dass sich die drei großen Reiche des irdischen Lebens in grundlegenden genetischen Strukturen und Funktionen unterscheiden.

Definition

Als Genom bezeichnet man die Gesamtheit der genetischen Information eines Organismus.

1.2 Eukaryoten


Wir betrachten die einfache Skizze (▶ Abb. 1.2) und daneben die elektronenmikroskopische Aufnahme einer Säugetierzelle (▶ Abb. 1.3). Wie gesagt, ist das auffälligste Gebilde im Innern der Zelle der Kern. In der englischen Wissenschaftssprache wird das lateinische Wort für Kern, Nucleus, verwendet. Daraus leitet sich das Adjektiv ab, das auch in diesem Buch oft benutzt wird: nucleäre DNA, nucleäre RNA, oder nucleäre Proteine.

Abb. 1.2 Größenvergleiche. Das Schema einer tierischen Zelle mit dem Kern als dem prominenten Bestandteil und mit zahlreichen anderen Strukturen. Daneben ein Bakterium, etwa von der Art Escherichia coli, die in der molekularen Genetik eine wichtige Rolle spielt.

Abb. 1.3 Querschnitt durch eine tierische Zelle. Leberzelle der Ratte. Vergrößerung ca. 5000×. Beachte die dichte Packung der mehr als 1000 Mitochondrien einer Leberzelle. Eine weitere Besonderheit von Leberzellen sind die schwarzen Partikel, von Fachleuten als peribiliary dense bodies bezeichnet. Sie befinden sich in der Nähe von Gallenkapillaren und stellen Lysosomen dar, gefüllt mit Abbauprodukten von Lipiden. Nu = Zellkern (Nucleus), ER = endoplasmatisches Retikulum, Mi = Mitochondrien; ZM = Zellmembran.

(Aufnahme: H. Plattner, Konstanz)

Die Funktion des Zellkerns ist die Aufbewahrung der DNA. Mit diesem Satz bringen wir etwas zum Ausdruck, was alles andere als trivial ist, wie einem leicht klar wird, wenn man sich die Dimensionen vor Augen führt.

Kerne in den meisten menschlichen Zellen haben einen Durchmesser zwischen 5 und 20 Mikrometer (10–6 m; μm) (▶ Tab. 1.1). Sie umschließen DNA-Fäden mit einem Durchmesser von etwa 2 Nanometern (10–9 m; nm) und einer Gesamtlänge von 2 Metern. Um sich die Verhältnisse vorstellen zu können, multiplizieren wir die wirklichen Dimensionen mit dem Faktor von einer Million. Die DNA würde dann einer kräftigen Angelschnur mit einer Länge von 2000 km entsprechen. Die Schnur reichte also von Konstanz nach Rostock und zurück und müsste zu einer Kugel mit dem Durchmesser von 5 m geknäuelt, gefaltet oder gestaucht werden.

Tab. 1.1 Größenordnungen/Zehnerpotenzen.

Bezeichnung

Umrechnung

Beispiele für eine Verwendung in genetischen Zusammenhängen

G  = giga

109

Größe der menschlichen DNA: 3 Milliarden Basenpaare oder 3 Gb (Gigabasen)

M  = mega

106

...

Erscheint lt. Verlag 8.8.2018
Co-Autor Peter Dröge, Gunter Meister, Elmar Schiebel
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie Genetik / Molekularbiologie
Schlagworte Bachelor-Studium • Biologie • Biologiestudium • cDNA • Chromatin • Chromosom • CREB • DNA • DNA-Polymerase • Epigenetik • Eukaryot • Exon • Genbibliothek • Genetik • Genetischer Code • Genexpression • Genom • Genomik • Genregulation • Grundwissen • Imprinting • Intron • Klonieren • Moellorganismen • Mutation • Nukleinsäure • PCR • Phage Lambda • Polymerase-Kettenreaktion • Prokaryot • Rekombination • Retrivirus • RNA • RNA-Polymerase • Sequenzieren • Signaltransduktion • Spleißen • splicing • Transkription • Translation • Transporition • Vererbung • Zellkern
ISBN-10 3-13-242639-3 / 3132426393
ISBN-13 978-3-13-242639-9 / 9783132426399
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