BOA - Einfach alles! -  Michael Preuss

BOA - Einfach alles! (eBook)

Basics of Anesthesiology Band 2
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
806 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9950-3 (ISBN)
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2 Mio Klicks, 7 Jahre online - "Basics of Anesthesiology - das online Lesebuch für die Schlafwagenfraktion" hatte wohl einen Nerv getroffen. Von einem Anästhesisten für Anästhesisten aus dem Alltag geplaudert und kurzweilig, einfach und praxisorientiert wurde da Wissen vermittelt in einem Feld, in dem "Fähig machen statt fertig machen" eben nicht selbstverständlich ist. Irgendwie war der schnodderige Ton und der hemdsärmelige Pragmatismus für manche der OA in der Kitteltasche, Begleiter zum europäischen Examen und Schnittstelle von trockener Theorie und klinischem Alltag. Als BoA offline ging, war da bei einigen der Wunsch nach einem Buch. Nun, hier ist es. Ganz schnörkellos. So wie BoA eben war. Bodenständig und pragmatisch. Diesmal mit allem und scharf. Keep up the good work!

Michel ist Anästhesist aus Leidenschaft. Notarzt, Schmerztherapeut und v.a. nahbar, etwas naiv und manchmal ernüchtert über die Realität ärztlichen Seins. Über viele Jahre arbeitete er in Deutschland und der Schweiz als Assistent, Facharzt und Oberarzt und hat immer versucht, seine Liebe zum Fach Anästhesie und seine Idee vom menschlichen Arzt und von Generativität - also der Weitergabe von Wissen umzusetzen und das zu werden, was ihm selbst gefehlt hat: Ein verlässlicher Ausbilder. der einem nicht in den Rücken fällt. Für so manchen in Rettung und ärztlichem Dienst war er das - mehr noch online. Ein paar Federn hat er dabei gelassen - nun ist er in der Praxis tätig und passt auch hier nicht in das konservativ-akademische Bild des kitteltragenden Arztes. Aber eben, ein greifbares menschliches Gegenüber kann heilsam sein.

Ich beginne mit den veröffentlichten Inhalten. Basics, Regionale, MuKi und Gerinnung. Hinter die Basics hänge ich die Messverfahren. Einfach weil man halt Monitoring braucht. Das ist reine Willkür. Willkommen in der Welt der Medizin!

BASICS

Den ganzen narzisstischen Pfosten gewidmet, die Ihren Selbstwertmangel mit Standesgepräge und Hierarchiegewichse kompensieren müssen.

1 Basics 0: "Don't panic!" oder "Kleine Schritte führen zum Ziel."

Das erste Jahr Anästhesie hatte für mich tatsächlich etwas mit Douglas Adams zu tun. Ich hätte mich nämlich auch gern gelegentlich unter einem Handtuch versteckt. Mein gefräßiger Plapperkäfer von Traal hieß Heiner und war ein in der Impulskontrolle etwas weniger versierter, dafür umso mitteilungsfreudigerer chirurgischer Oberarzt. Wer den Käfer nicht einordnen kann, der lese 'The Hitchhiker's Guide to the Galaxy'... denn auf dessen Einband steht dann auch in großen, freundlichen Lettern das wichtigste Motto der Anästhesie: DON`T PANIC! Das darf man sich gern gleich zu Anfang hinter die Stirn tätowieren. Den subversiven Douglaschen Humor übrigens kann man gar nicht früh genug über die Blut-Hirnschranke fließen lassen.

Tatsächlich ist ein Aspekt der Anästhesie, dass man mit den Jahren vor allem etwas entspannter und gleichgültiger wird mit den Dingen, die eben so passieren im OP, auf der Notfallstation, im Rettungsdienst oder zwischen den Ohren der chirurgischen Kollegen. In den ersten Tagen macht einen selbst der kleine Blutdruckanstieg völlig kirre, der schreiende chirurgische Kollege mit Leitungsfunktion, der beatmungsbedingte Zwerchfellbewegung nicht von Pressen unterscheiden kann, noch mehr. Mit den Jahren werden Kreuz und Hintern breiter und man sitzt vieles aus und wehrt sich weniger flatternd, dafür gezielt sarkastisch.

Erster Merksatz: DON`T PANIC!

Wenn man nun das erste Mal alleine im OP steht und sich zu erinnern versucht, wie man 1% Propofol in mg/kg und dann in Milliliter pro Patient umrechnet, Sugammadingsbums dosiert oder welche Formel nochmal kindlichen Atemweg und Tubus zusammenführt dann stellt man schnell fest, alles auf einmal lernen ist echt viel. Und: nicht möglich. Wer einsteigt ins Thema Anästhesie ist schnell überfordert von all den Details in Pharma, Physio und Klinik. Wer nachlernt fürs Examen ebenfalls. Plötzlich fällt auf, was man alles nicht weiß. Und der akute kranke Patient braucht halt jetzt und gleich die Differenzierung und das Wissen von 30 Jahren Anästhesie. Das und der zuständige Oberarzt im Tobsuchtsmodus, wenn nicht sofort alles auf Facharztniveau parat ist, machen echt Druck. Da denkt man schnell mal: Das geht doch auch gar nicht! Das kann man doch alles gar nicht wissen! Stimmt! Geht nicht. Man muss aber auch nicht gleich alles wissen. Und bitte nicht denken, man selber sei zu blöd - das denkt man schnell. Alles braucht seine Zeit!

Satz 2 kommt also aus Muttis Sprüchekiste:

“Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!”

Toller Spruch, sag das mal dem tobsüchtigen OA. Da gewinnst Du sicher einen langjährigen Fan... Es gibt Dinge, die denkt man - Punkt. Und macht sich klar: mehr Druck macht einen nicht eben besser. Tatsächlich kann der Einstieg leichter sein, als du denkst. Wenige Dinge reichen für den Anfang:

Was brauchst du:

  • die 5 grundlegenden Einleitungsmedikamente deiner Klinik und ihre Dosierungen (also 2021 vermutlich Propofol, (Su-)Fenta, Remifentanil, Rocuronium oder Atracurium und ggf. Succinylcholin
  • 2 Antidote, nämlich Sugammadex und Naloxon
  • die grundlegenden Katecholamine (v.a. Noradrenalin, Ephedrin, Phenylephrin (CH) oder Akrinor (Theocaffedrin, D), Adrenalin für die REA
  • etwas Physiologie wäre nicht so schlecht: Präoxygenation als Wechselspiel von Sauerstoffbedarf und FRC, was ein Tidalvolumen und eine Atemfrequenz ist sollte man wissen und vielleicht eine Idee haben, was VCV und PCV sind und was die jeweiligen Vor- und Nachteile sind.

Das ist echt nicht sooo viel und man schreibt sich das mal eben an zwei Abenden auf ein DINA4-Blatt oder zwei Seiten Kittelbuch. Alternativ zieht man sich den Kittelspicker von BoA auf die Cloud und passt ihn für die eigene Klinik an. Überhaupt hilf so ein 'Kittelbuch' immens - man muss nämlich nicht alles wissen, sondern v.a. wo's steht.

Was die praktische Skills für die ersten Wochen angeht ist Beschränkung Trumpf! Erstmal die Basics gut machen:

  • Venflon/ Braunüle/ Viggo legen ohne Igelmodus und Blutbad
  • Verkabeln mit EKG, Blutdruck, Sättigung und TOF
  • Maskenbeatmung, danach LaMa und Intubation

Ja, das geht auf den Selbstwert von wegen 'nur so ne Kinderkacke', aber das sind die Skills, die im Notfall immens wichtig und gern Teil der wenig hübschen Gutachtertätigkeiten sind, wenn's Beatmen nämlich mal nicht mehr klappt oder die Braunüle eben doch nicht lag.

Der ganze fancy Kram wie Spinale, ZVK, PDA, Regionalverfahren ist natürlich geiler, aber das sind goodies für die Erfahrenen und die haben Zeit!

Inhaltlich reicht`s zu wissen, dass in Mama und Papa 4er oder 5er LaMa und 7er oder 8er Tubus passen. Dein Hauptaugenmerk sollte auf einer Struktur liegen, überhaupt einen Ablauf für dich zu basteln, der garantiert, dass alles immer gleich geht und immer dieselben Sachen an den Patienten gehören: EKG, NIBP, SO2, TOF, dann Venflon & Infusion, dann Medis, Notfallmedis, Laryngoskop (geladen!) und Tubus/LaMa, dann Maschinenfunktion… egal wie, Hauptsache deine Heuristik erlaubt, an alles zu denken und am Ende fehlt nichts! Patientensicherheit vor allem anderen! Also Kopf runter, Fokus und immer dasselbe Schema ableiern. Merkhilfen, wie der Dreiercheck helfen sich zu erinnern. Dass so etwas gut funktioniert zeigt das ATLS-ABCDE im Schockraum oder die AMPLE in der

Notfallanamnese. Je primitiver der Merkspruch, desto robuster erinnert man sich!

Was also heißt das für den Einstieg? Auf’s Wesentliche konzentrieren, fokussiert bleiben auf das, was man kann, eine Sache anfangen und beenden. Nichts nervt die anderen mehr, als wenn du deins nicht fertig machst und ihres behinderst! Gut gemeint ist an der Stelle eben nicht gut gemacht! Anästhesie ist Teameffort und meist hat deine Pflege oder dein OA eh den Überblick, der dir noch fehlen MUSS. Das ist in den ersten Wochen normal! Alles gleichzeitig machen zu wollen, führt zu Chaos und Teamstress. Dein Goodwill fliegt dir also um die Ohren, wenn du alles machen willst. Was hilft? Kommunizieren! Rede mit deinem Team! "Ich mache das, machst du das bitte..." und zügig erreichen wir gemeinsam das Ziel. Deine Mitspieler wissen nicht, was in deinem Kopf abgeht! Und dem stummen Chaoten unterstellt man gern mal Unwissen und zwei linke Hände und nicht Überforderung oder die üblich mangelnde Übersicht. Also: Reden und abgeben! Du kannst und musst nicht alles allein machen! Übrigens ist am Anfang eh der OA in Charge, also erstmal aufmerksam mitschwimmen und machen, was er sagt.

Eins am Rande. Gewöhn dir Ordnung an. Gebrauchte Nadeln und Ampullenköpfe mit Bruchrand gehören in den Abwurf und der Verpackungsmaterialberg auf dem Anästhesiewagen erleichtert nicht eben, das aufgezogene Adrenalin im Notfall auch zu finden. Und ein OA-Kollege, der in deine abgelegte Nadel greift, liebt Dich gleich noch mehr - vermeidbar. Im Übrigen erleichtert Ordnung die Übersicht und saubere Handlungsabläufe. Eben: Innere Ordnung durch äußere Ordnung.

Fazit: Du fühlst dich insuffizient. Ein Geheimnis: Das bist du in den ersten 12 bis 24 Monaten auch. Das muss so sein. Das weiß aber dein Team auch. Niemand fängt als Meister an. Klar gibt es Unterschiede, die gleichen sich meist aus. Aber dranbleiben und wach bleiben muss man. (Und seines im Kleinen gut machen: zum Beispiel eben ankabeln, Medikamente richten, etc…) Hier kommen wir zum compound interest. Alles auf einmal lernen geht nicht. Punkt. Wer in den ersten Wochen nach 12 oder mehr Stunden den Resttag mit Bücherwälzen und ohne Schlaf und sozialen Ausgleich beendet, landet im Burnout. Zwangsläufig. Frag mich, da war ich anno 2009 – deshalb bin ich heute kein Chirurg mehr. Sowas lohnt sich nicht. Hab Geduld mit dir. Ein kleines Thema (klein, nicht 200 Seiten, gell?) pro Abend an Werktagen lesen. Eine Dosierung pro Tag. Wochenenden und Ferien sind tabu. Wer immer volle Pulle fährt, gibt auf. Immer. Kontinuität und kleine Schritte führen zu winzigen Fortschritten, die aber irgendwann exponentielle Vorteile gegenüber Pulklernern und Selbstüberforderern bieten. Du kennst das aus Training oder Gelddingen! Einmal im Monat trainieren wie ein Stier? Das bringt Muskelkater und Gelenkschäden, aber keinen Waschbrettbauch. Beim Sparen bringt der regelmäßig gesparte Zehner, der nicht wehtut über Jahre Zinseszinszuwächse. Als Einzelbatzen oft kaum stemmbar. Und beim Lernen? 5 Jahre Facharztzeit à 220 Arbeitstage sind 1100 Einzellektionen oder vielleicht 1 bis 2 der dicken Standardlehrbücher, von denen man ganz mühelos nur eine Seite am Tag gelesen hat. Das ist viel einfacher, als alles am...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Anästhesie
ISBN-10 3-7583-9950-5 / 3758399505
ISBN-13 978-3-7583-9950-3 / 9783758399503
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