Checkliste EKG (eBook)
264 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-245305-0 (ISBN)
1 Grundlagen der EKG-Diagnostik
1.1 Elektrophysiologische Grundlagen der Elektrokardiografie
1.1.1 Vorbemerkungen
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Elektromechanische Koppelung: Im Rahmen der elektromechanischen Koppelung nehmen Kalzium(Ca2 + )-Ionen die Schlüsselstellung zwischen elektrischer Aktivierung und mechanischem Ineinandergleiten der kontraktilen Elemente ein.
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Aktionspotenzial: Das Aktionspotenzial beschreibt die elektrischen Vorgänge an der einzelnen Herzmuskelzelle.
1.1.2 Membranpotenziale: Übersicht
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Ruhemembranpotenzial:
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Das Ruhemembranpotenzial entsteht durch unterschiedliche Ionenkonzentrationen zwischen intrazellulärem und extrazellulärem Raum:
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Intrazellulär überwiegen K + -Ionen, extrazellulär überwiegen Na + -Ionen.
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Die Konzentrationsgradienten werden durch Ionenpumpen aufrechterhalten.
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In Ruhe liegt an der Membran eine Potenzialdifferenz von ca. –90 mV vor.
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Schwellenpotenzial:
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Durch Spontanaktivität oder externe Stimuli ausgelöste Ionenströme induzieren das sog. Schwellenpotenzial.
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Bei Erreichen des Schwellenpotenzials wird das Aktionspotenzial ausgelöst.
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Aktionspotenzial:
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Zu Beginn des Aktionspotenzials kommt es zu kurzzeitiger Umkehr der Spannung (Depolarisation).
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Am Ende des Aktionspotenzials wird durch erneute Umkehr der Spannung (Repolarisation) das Ruhemembranpotenzial wiederhergestellt.
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1.1.3 Phasen des Aktionspotenzials
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Phase 0: Schnelle Depolarisation: Durch schnellen Na + -Einstrom kommt es zum plötzlichen Wechsel vom Ruhepotenzial zur schnellen Depolarisation.
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Phase 1: Frühe schnelle Repolarisation: Verschiedene Ionenströme (Na + , K + , Ca2 + ) bedingen die Rückführung des positiven Spannungsüberschusses und das Erreichen des Spannungsausgleichs.
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Phase 2: Plateauphase: Die ca. 100–200 ms andauernde Plateauphase kommt durch einen konstanten K + -Auswärtsstrom bei zusätzlichem Ca2 + -Einstrom zustande. Während dieser Phase sind die Na + -Kanäle zu einem großen Teil inaktiviert.
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Phase 3: Späte schnelle Repolarisation: Durch anhaltenden Auswärtsstrom von K+-Ionen kommt es zu einem deutlichen Abfall des Membranpotenzials in Richtung des Ruhemembranpotenzials.
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Phase 4: Ruhemembranpotenzial und diastolische Depolarisation: In dieser Phase werden Na + -Ionen gegen K + -Ionen ausgetauscht. Die Ionenverteilung entspricht wieder der Ausgangssituation.
Aktionspotenzial.
Abb. 1.1 Das Aktionspotenzial lässt sich in fünf Phasen (0–4) unterteilen; unterschiedliche Ionenströme sind für die einzelnen Phasen charakteristisch.
1.1.4 Automatiezentren des Herzens
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Das Schwellenpotenzial kann in drei verschiedenen Regionen des Myokards spontan erreicht werden:
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Sinusknoten: Primäres Automatiezentrum.
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AV-Knoten: Sekundäres Automatiezentrum.
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Ventrikelmyokard im Bereich der Purkinje-Fasern: Tertiäres Automatiezentrum.
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Das Aktionspotenzial unterscheidet sich in diesen drei Regionen in Anstiegssteilheit und Dauer, s. ▶ Abb. 1.2. Diese Unterschiede sind durch die unterschiedliche Verteilung der Ionenkanäle zu erklären.
Automatiezentren des Herzens:
Abb. 1.2 Aktionspotenziale des Sinusknotens, des AV-Knotens und des Arbeitsmyokards. Beachte die diastolische Spontandepolarisation in Sinusknoten und AV-Knoten im Gegensatz zum Aktionspotenzial des Arbeitsmyokards.
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Frequenz der Automatiezentren: ▶ Tab. 1.1 .
Tab. 1.1 Frequenz der AutomatiezentrenAutomatiezentrum
Frequenz
Sinusknoten
60–80 S*/min
AV-Knoten
40–60 S/min
Ventrikelmyokard
20–40 S/min
*S = Schläge
1.1.5 Refraktärperioden
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Definition: Während des Aktionspotenzials bestehen Phasen der Unerregbarkeit (Refraktärität) der Myokardzelle. Diese sind vom Spannungszustand der Herzmuskelzelle abhängig.
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Man unterscheidet drei Refraktärperioden:
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Absolute Refraktärperiode: Spannung –50 mV bis 0 mV. In der absoluten Refraktärperiode ist keine Erregung des Myokards möglich. Die absolute Refraktärperiode entspricht den Phasen 1 und 2 sowie dem Beginn von Phase 3 des Aktionspotenzials (vgl. ▶ Abb. 1.3).
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Effektive Refraktärperiode: Spannung zwischen –50 und –60 mV. Stimuli werden mit sehr kleinen und flachen Aktionspotenzialen beantwortet.
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Relative Refraktärperiode: Spannung –60 mV bis Ruhemembranpotenzial. Stimuli können mit effektiven Aktionspotenzialen beantwortet werden, die einen langsameren Anstieg und einen geringeren Potenzialüberschuss direkt nach Phase 0 haben.
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Refraktärperioden des Aktionspotenzials.
Abb. 1.3 Abhängig vom Zeitpunkt der Erregung der Myokardzelle kommt es zu keinem Aktionspotenzial (absolute Refraktärperiode), zu einem nicht fortgeleiteten Aktionspotenzial (effektive Refraktärperiode) oder zu einem deformierten Aktionspotenzial (relative Refraktärperiode). Erst nach dem Ende der Refraktärperiode kann ein normal konfiguriertes Aktionspotenzial ausgelöst werden.
1.1.6 Erregungsleitung: Dipoltheorie
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Die Zellaktivierung ist zu unterteilen in:
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Erregungsbildung in den ▶ Automatiezentren.
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Erregungsleitung über das spezifische Erregungsleitungssystem.
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Das Prinzip der Erregungsleitung in Myokard und Erregungsleitungssystem ist gleich.
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Die Erregungsleitungsgeschwindigkeit des spezifischen Erregungsleitungssystems ist höher als im übrigen Myokard.
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Erscheint lt. Verlag | 6.9.2023 |
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Reihe/Serie | Checklisten Medizin | Checklisten Medizin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizinische Fachgebiete ► Innere Medizin ► EKG |
Schlagworte | Arrhythmien • Belastungs-EKG • Defibrillation • EKG • Elektrokardiografie • Ersteinschätzung • Herzdiagnostik • Leitwege • Notfallversorgung • Reanimationsalgorithmen • Rettungsleitstelle • Schockraum • Schrittmachertherapie • Triage • Zentrale Notaufnahme |
ISBN-10 | 3-13-245305-6 / 3132453056 |
ISBN-13 | 978-3-13-245305-0 / 9783132453050 |
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