Neurobiologische Wirkung von Hypnose beim Posttraumatischen Belastungssyndrom (eBook)

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2023 | 1. Auflage
109 Seiten
GRIN Verlag
978-3-346-86441-3 (ISBN)

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Neurobiologische Wirkung von Hypnose beim Posttraumatischen Belastungssyndrom -  Melanie Weishaupt
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Masterarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Medizin - Alternative Medizin, Note: A (76 %), University of London (Academic Institute for Higher Education), Veranstaltung: M.Sc. psychologische Medizin / komplementäre Medizin, Sprache: Deutsch, Abstract: Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) sind weit verbreitet - je nach Studie liegt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer PTBS zu erkranken, bei wenigstens 25 Prozent. PTBS gelten als vergleichsweise gut zu therapieren. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich mit fortschreitenden Erkenntnissen der neurologischen, biochemischen und epigenetischen Zusammenhänge und Abläufe im Gehirn weitere Behandlungsräume ergeben. Welche neurobiologischen Veränderungen lassen sich bei Menschen mit PTBS feststellen? Welche neurobiologischen Wirkungen im Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Hypnose sind bei PTBS feststellbar? Diese und weitere Fragen beantwortet die Autorin Melanie Weishaupt in ihrer Publikation. Weishaupt erläutert, welche biologischen Auswirkungen eine PTBS auf die verschiedenen Strukturen und Funktionen des Gehirns hat. Darauf aufbauend schildert die Autorin die generelle Wirkung von Hypnose auf die Abläufe im Gehirn. Im dritten Schritt legt sie dar, wie und warum sich Hypnose auf das Gehirn eines PTBS-Betroffenen auswirkt und wie sich diese neurobiologischen Effekte grundsätzlich therapeutisch nutzen ließen. Die Autorin bezieht eine enorme Vielzahl von Quellen mit ein und benennt vielversprechende Forschungsfelder sowie deren Potenziale, sodass sich ein für Fachleute wie für interessierte Laien spannendes Bild ergibt.

2. Einleitung


2.1 Aktueller Forschungsstand


Lt. Wiggers et al. (2020) gilt die PTBS als komplexe biopsychosoziale Systemerkrankung, wobei hier mit System die Komplexität des menschlichen Organismus und seiner verschiedenen Ebenen wie Körper und Psyche gemeint ist.

Ab der ICD-11 kommt noch die Definition kPTBS (= komplexe PTBS) hinzu, die sich auf mehrfache chronische Traumatisierungen mit folgenden PTBS-ergänzenden Symptomen bezieht:

-        Gestörte Emotionsregulation

-        Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen und Beziehungen aufrecht zu erhalten

-        Dysfunktionale Überzeugungen über sich selbst, wie Wert- und Bedeutungslosigkeit und     Ohnmacht

-        Schande-, Schuld- und Scheitergefühle in Verbindung mit dem Trauma

Im DSM-5 wurden diese Symptome bereits als Unterkriterien aufgenommen und der dissoziative Subtyp der PTBS ergänzt: Abhängig von der Art und Stärke der Traumatisierung können verschiedene Ausprägungen dieses Subtypus vorliegen, die unterschiedliche Anforderungen an die Behandlungen stellen. Die Komplexität reicht hier bis zum Zerfall der Persönlichkeit (Identitätsstörung).

Generell zeichnet sich die PTBS selbst schon durch ein komplexes Störungsbild aus, worauf in der Masterarbeit vertiefend eingegangen wird.

Neben den eigentlichen diagnostischen und therapeutischen Leitlinien spielen neurologische Veränderungen im Zusammenhang mit der PTBS bei der Konzeption einer geeigneten Therapie eine große Rolle:

Traumabedingte Funktionseinschränkungen können bestimmte therapienotwendige Kompetenzen hemmen, so dass die Priorisierung des therapeutischen Vorgehens individuell gewählt werden muss.

Nijenhus (2016) vertritt die Meinung, dass jede Traumatisierung zur Dissoziation führt und sich die Persönlichkeit aufteilt in die annähernd normale Persönlichkeit mit dem Erwachsenen- oder Steuerungs-ICH und dem emotionalen Persönlichkeitsanteil mit den traumaspezifischen Reaktionen. Die emotionale Persönlichkeit wiederum kann durch Aktivierungen des neuronalen Netzwerkes verschiedene EGO-States (Persönlichkeitszüge) zeigen, die unterschiedlich realitätsbezogen sind.

Eine weitere neue Erkenntnis liegt in der Polyvagal-Theorie von Porges (2017): Bislang ging man von einem Wechselspiel zwischen ventralem myelinisiertem Vagus (VMV) und Sympathikusaktivierung aus. Wird der VMV (vordere Körperseite) aktiviert, sind Patienten im idealen Therapiemodus: ruhig und bei klarem Verstand. Bei Aktivierung des Sympathikus ist die Reaktionskette des Kampf-Flucht-Systems aktiviert.

Wird jedoch bei ansteigendem Stresslevel der dorsale unmyelinisierte Vagus auf der Körperrückseite aktiviert, kommt es zu dem sogenannten Totstellreflex (Dissoziation) und Erstarrung. Levine (1998) hatte in dem Kontext schon früher über das Löwen-Antilopen-Gleichnis referiert (somatic experience®). Seit der Entdeckung von Stephen W. Porges hat man das neurogene Zittern als therapeutische Möglichkeit entdeckt, Patienten aus der Erstarrung herauszuführen und wieder handlungsfähig zu machen.

Reddemann et al. (2019) gliedern neurobiologisch in Systeme und Netzwerke. Das Mentalisierungssystem bspw. wird weiter untergliedert in Exekutivnetzwerk, Salienznetzwerk und Default-Mode-Netzwerk. Das Exekutivnetzwerk (EN) repräsentiert die Fähigkeit zur Aufmerksamkeitslenkung und Problembewältigung und setzt sich in dieser Definition aus dem dorsolateralen präfrontalen Kortex und den parietalen Assoziationsfeldern zusammen. Im gesunden Ablauf findet eine sogenannte Top-Down-Kontrolle und -Regulation von durch aufsteigende Gedanken und Gefühle ausgelösten Missempfindungen statt.

Bei Menschen mit einer PTBS wurde herausgefunden, dass strukturelle Veränderungen wie der Verlust von Dendriten und axonaler Verbindungen im EN die Top-Down-Kontrolle hemmen. Gleichzeitig führt exzessives Rationalisieren zu einer Hinderung des Bottom-up-Zugangs, sprich: spüren und fühlen (Datta & Arnsten, 2019).

In ähnlicher Form ließen sich auch in den anderen oben genannten Netzwerken und Systemen traumabedingte Schädigungen und Funktionseinschränkungen feststellen.

Ziel des multimodal-integrativen Ansatzes ist es, unter anderem unverarbeitete traumatische Erfahrungen einerseits und andererseits die Ressourcen, die von den Patienten zur Verarbeitung der Erfahrungen benötigt werden, zu integrieren. Aufbau und Training von Selbstwirksamkeitskompetenzen unterstützen den positiven Verlauf und lassen sich teilweise auch neurobiologisch nachvollziehen.

Der Einsatz von therapeutischer Hypnose gehört nach den leitlinienbasierten Therapiemethoden zur erweiterten Wahl bei PTBS (Schäfer et al., 2019). Hypnosetherapie zur Modulation des Salienznetzwerkes beispielsweise - bestehend aus anteriorem cingulären Kortex, Thalamus, Amygdala, Basalganglien und Inselrinde – unterstützt beispielsweise den Bottom-up-Zugang. Im gesunden Zustand steht dieses System für innere Einigkeit, Lebendigkeit, die Fähigkeit zur Entscheidungsfindung, weil Empfindungen/Körper und Emotionen miteinander verbunden sind. Bei Traumapatient*innen sind traumaassoziierte Gefühle und Körperempfindungen durch dieses System gehemmt (Schutzmechanismus). Der durch schonende therapeutische Vorgehensweise erzeugte Zugang zu diesen Empfindungen unterstützt die Verarbeitung und damit einen neuen Zugang zu Körperempfinden- und Wahrnehmung (Sack, 2010).

Auch kann es durch traumaassoziierte Erinnerungen (Intrusionen, Flashbacks) zu einer Schädigung des Hippocampus kommen. Höhere Hirnfunktionen - und damit die Fähigkeit, realistische Zukunftseinschätzungen vorzunehmen - sind zugunsten der Überlebenssicherung eingeschränkt. Der Hippocampus ist Teil des Default-Mode-Netzwerkes, das vor allem in Ruhe u. a. für Reflexion, Zukunftsideen und Tagträume zuständig ist. Durch therapeutische Hypnose können Patient*innen unter anderem wieder in die Lage versetzt werden, Zugang zu diesen Funktionen zu finden.

Daraus ableitend ergeben sich die Forschungsfragen zu dieser Masterarbeit aus dem Ziel, ein klareres Verständnis über den neurobiologischen Einfluss von therapeutischer Hypnose bei Menschen mit einem Posttraumatischen Belastungssyndrom zu erlauben.

2.2 Ableitung der Forschungsfragen


F1: Welche neurobiologischen Veränderungen können bei Menschen mit PTBS festgestellt werden?

F2: Welche neurobiologischen Wirkungen im Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Hypnose sind bei PTBS feststellbar?

2.3 Methode


Bei der Methode der Masterarbeit handelt es sich um ein Literatur-Review. Die Präsentation der Ergebnisse wird weitestgehend erklärend und synthetisierend sein auf der Grundlage der Zielsetzung, aus der repräsentativen Datenrecherche a) fachliche Schlussfolgerungen für die Arbeit mit Hypnose im Bereich PTBS zu ziehen und b) weiteren Forschungsbedarf abzuleiten.

Für die Datenrecherche wurde die vorläufige Concept-Map erstellt:

 

2.4 Literaturrecherche


In die Literaturrecherche wurden peer-reviewed Artikel, Studien, Reviews, Metaanalysen, Dissertationen und Fachliteratur, die neuere Erkenntnisse enthalten, einbezogen. Schwerpunktmäßig wurde in den in Tabelle 1 genannten Datenbanken recherchiert.

Tabelle 1: Auflistung der verwendeten Literaturdatenbanken

Literaturdatenbank

Veröffentlichungsschwerpunkte

https://www.pubpsych.de/

Psychologie-Publikationen

https://www.proquest.com/ptsdpubs/index

Weltweite Literatur über PTBS und andere traumatische Effekte

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/

 

Biomedizinische Literatur, Life-Science-Zeitschriften, Online-Bücher

https://link.springer.com/

Wissenschaftliche Dokumente aus Zeitschriften, Büchern, Serien, Protokollen, Nachschlagewerken und Proceedings

https://www.springermedizin.de/

Publikationen für Ärzte

https://www.sciencedirect.com/

Peer-Reviewed-Zeitschriftenartikel und Buchkapitel

http://www.cochrane.de/

Systematische Übersichtsarbeiten

https://scholar.google.de/

Suchmaschine für wissenschaftliche Literatur

Anmerkung. Eigene Darstellung

Bei der Literaturauswahl wird zwischen F1 und F2 differenziert:

Bei F1 wurde die Aktualität der Forschungsartikel zugrunde gelegt und eine Auswahl der Publikationen aus den letzten 10 Jahren eingeschlossen, weil die Erkenntnisse der aktuellen Forschungslage zum Teil auf älteren Erkenntnissen aufbauen, sie inkludieren oder erweitern.

Bei F2 reicht die Einbeziehung weiter zurück und ist chronologisch aufgebaut, um unter anderem auch die historische...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
Schlagworte Adaptationsfähigkeit • Bildgebende Verfahren • Dissoziation • Entspannung • Flashbacks • Funktionseinschränkungen • Gehirn • Hyperarousal • Hypervigilanz • Hypnose • Hypnotherapie • Imagination • Intrusion • Komorbiditäten • Neuroanatomie • Neurobiologie • neuroimaging • neuronale Anpassung • Neurotransmitter • Neurplastizität • Ohnmacht • Perspektiven • PTBS • Trance • Trauma • Traumafolgestörung • Traumatherapie • Übererregbarkeit • Überforderung • Verarbeitung von Erlebnissen • Visualisierung • Zerfall der Persönlichkeit
ISBN-10 3-346-86441-3 / 3346864413
ISBN-13 978-3-346-86441-3 / 9783346864413
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