Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe (eBook)

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Kursbuch für Ausbildung und Praxis
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2022 | 7., überarbeitete und erweiterte Auflage
Haug Fachbuch (Verlag)
978-3-13-244336-5 (ISBN)

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Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe - Eliane Zimmermann
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<p><strong>Ätherische Pflanzenöle pflegen, lindern, heilen<br></strong></p><p>Von der Steigerung des Wohlbefindens bis zur Linderung von Krankheiten: Die Aromatherapie bietet ein enormes Wirkspektrum und punktet durch schonende Behandlung. In ihrem Standardwerk bündelt die erfahrene Praktikerin, Ausbilderin und Dozentin Eliane Zimmermann das essenzielle Wissen für die professionelle Anwendung der Aromatherapie. </p><p> Ätherische Öle mit ihren wichtigsten Eckdaten, Indikationen und Anwendungen, Grundlagen zu Botanik und Biochemie sowie zahlreiche Studienbelege - die ausgewogene Mischung aus fundiertem Fachwissen und konkreten Empfehlungen für die Praxis machen diesen Titel zu einem hilfreichen Begleiter in der Ausbildung und darüber hinaus. </p><p> Die didaktisch brillante Kombination zahlreicher Pflanzenfotos mit einprägsamen Tropfengrafiken zu den Hauptwirkstoffen ätherischer Öle macht es Ihnen leicht, Pflanzen erkennen zu lernen und die therapeutische Wirkung ihrer Öle auf einen Blick zu erfassen. Neue Inhalte u.a. zu Riechstörungen infolge Covid-19 und Behandlungsempfehlungen mittels Riechtraining, rechtlichen Aspekten und aktuellsten Studien. Abgerundet wird die Neuauflage durch weitere Porträts ätherischer Öle.<br></p>

1 Herkunft und Herstellung ätherischer Öle


Warum beschäftigen wir uns als Aromapraktiker und Aromapflegende mit dem Aufbau, dem Stoffwechsel, der Fortpflanzung und der Namensgebung von Pflanzen? Wir haben es in der ganzheitlichen Aromapraxis (Aromatherapie, Aromapflege) mit Produkten aus lebendigen Pflanzen zu tun: mit ätherischen Ölen, Absolues und Resinoiden sowie mit fetten Ölen und Hydrolaten. Synthetische, tierische und mineralische Produkte werden nicht angewendet.

1.1 Botanik


Da wir also mit Wirkstoffen aus Pflanzen arbeiten, ist es wichtig, die Herkunft des jeweiligen ätherischen Öles, nämlich die Ursprungspflanze, genauer kennenzulernen. Wie groß ist sie, welche Farben haben ihre Blätter und Blüten, welche Struktur und Konsistenz haben ihre einzelnen Organe, wo wächst sie bevorzugt, hat sie bestimmte Nachbarpflanzen, macht sie sich „dünn“ oder „breit“, blüht und duftet sie eher bei Tag oder eher bei Nacht etc.? Im Idealfall kann man sie in ihrer natürlichen Umgebung betrachten, sie anfassen, ihr Aroma schmecken, ihren Duft einatmen. Das ist nicht immer möglich, auch wenn in Deutschland viele gute Botanische Gärten, Apothekergärten, (Kräuter-)Gärtnereien und Baumschulen zur Verfügung stehen. Gute Abbildungen und getrocknete Pflanzen können beim Kennenlernen hilfreich sein und nicht zuletzt auch das Studium des Lebensraumes der einzelnen Pflanze (wächst sie eher in der Wüste oder an feuchten Orten etc.).

Nach der alten Lehre der „Signatur“ gibt die äußere Erscheinung einer Pflanze dem geschulten Auge bereits mögliche Hinweise auf deren Verwendung ▶ [227]. Bei den ätherischen Ölen haben wir 2 sehr deutliche Beispiele: Der sich breitmachende, vor Kraft strotzende und auffällige Atlaszeder-Baum versorgt uns mit einem Öl, das bei Immunschwäche, Minderwertigkeitsgefühlen und Erschöpfungszuständen ausgesprochen hilfreich ist. Die schlanke, zum Himmel strebende Italienische Zypresse (Cupressus sempervirens) unterstützt uns mit einem Öl, das beim „Konzentrieren und Sammeln“ hilft: Alles, was irgendwie aus den Fugen geraten ist, wird „geordnet“, seien es Krampfadern, Cellulite, mangelnde Konzentrationskraft oder Trauerarbeit.

Bestimmte theoretische Grundlagen der Botanik sind für in der Naturheilkunde tätige Menschen auch deswegen nötig: Sie ermöglichen die internationale Verständigung, da die botanischen Namen von Pflanzen weltweit gültig sind. Zudem gibt der vor Jahrhunderten vergebene Artname in vielen Fällen dem Kenner auch Informationen über Aussehen, Wirkung oder Einsatzgebiet.

1.1.1 Taxonomie


Merke

Taxonomie (taxis, gr. = Ordnung) ist ein Teilgebiet der Systematik, das sich mit der Definition der Taxa (Gruppe von Lebewesen, z.B. Stamm, Klasse, Ordnung, Familie) und deren Benennung nach den internationalen Regeln der zoologischen und botanischen Nomenklatur befasst ▶ [173].

Die Arbeit der Klassifizierung der Pflanzen verhilft uns zu einer gewissen Übersicht, zudem können wir bei manchen Pflanzenfamilien deutliche Ähnlichkeiten im Aussehen und in der Wirkung der ätherischen Öle feststellen.

Für botanische Laien schwer nachzuvollziehen sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse, weswegen es regelmäßig zu Neuerungen in Namen und Familienzuordnungen kommt. Führende Botaniker aus aller Welt treffen sich alle 5 Jahre in einer internationalen Konferenz zwecks Abstimmung von neuen Namen, Familienzugehörigkeiten und sonstigen Erkenntnissen.

Die Grundlagen der modernen Botanik wurden im 18. Jahrhundert gelegt. Es gab zwar über 50 Systeme zur Klassifizierung von Pflanzen, doch nur das System von Carl von Linné (1707–1778) hat bis in die heutige Zeit überlebt und wird als Taxonomie (taxis, gr. = Ordnung) bezeichnet. Diese Form der Klassifizierung ergibt sich nach der Anordnung der Fortpflanzungsorgane in den jeweiligen Blüten der Pflanzen. Sie hat weltweite Gültigkeit. Das Pflanzenreich wird in 5 große Hauptgruppen unterteilt:

  1. Angiospermae – Bedecktsamer: Das sind ein- und mehrjährige Kräuter und auch viele Bäume und Sträucher (die Samen sitzen gut bedeckt in einer Art Gebärmutter).

  2. Gymnospermae – Nacktsamer: Das sind v.a. Nadelhölzer und Ginkgogewächse (die Samen liegen recht ungeschützt an einzelnen Pflanzenstrukturen wie Zapfen).

  3. Pteridophyta – Farnpflanzen, Bärlapp und Schachtelhalme

  4. Bryophyta – Moose und Lebermoose

  5. Algae – Algen

Für die Gewinnung von ätherischen Ölen werden fast nur blühende Pflanzen aus der Gruppe der Angiospermae (Blütenöle, Zitrusschalenöle, Kräuteröle, Gewürzöle, Holzöle) verwendet, sowie einige wenige Pflanzen aus der Gruppe der Gymnospermae (Nadelöle).

Info

Carl von Linné

Die Taxonomie ist eng verknüpft mit dem Namen Carl von Linné, auch Linnaeus genannt. Hinter vielen botanischen Bezeichnungen finden wir den Buchstaben „L.“. Namensgeber dieser Formen war der schwedische Naturforscher. Er wurde am 23. Mai 1707 in Råshult geboren und starb am 10. Januar 1778 in Uppsala.

Nach dem Studium der Medizin und der Naturwissenschaften unternahm er zunächst Forschungs- und Studienreisen nach Lappland, in die Niederlande, nach Großbritannien und Frankreich. Er wurde Arzt in Stockholm, 1739 Präsident der Stockholmer Akademie der Wissenschaften, deren Gründung er mitbewirkt hatte, 1741 wurde er Professor der Anatomie und Medizin in Uppsala, 1742 übernahm er die Professur in Botanik. Linné gestaltete den Botanischen Garten und errichtete ein naturhistorisches Museum.

Der viel beschäftigte Wissenschaftler hat die Grundlagen der botanischen Fachsprache geschaffen, d. h. eine Beschreibung in bestehender Reihenfolge der einzelnen Pflanzenteile. Zudem führte er die binäre Nomenklatur ein, z.B. Weißtanne: Abies alba. Die Abkürzung L. hinter einem Pflanzen- oder Tiernamen besagt, dass er diese Art als Erster beschrieben und benannt hat. Das 1735 veröffentlichte Linné-System war auf Unterschiede in den Geschlechtsorganen der Pflanzen aufgebaut (Sexualsystem). Auch zoologische und mineralogische Systeme gab er heraus.

Quelle: ▶ [77]

1.1.1.1 Pflanzenfamilien

Um die Wirkungen der ätherischen Öle zu studieren, ist es hilfreich, ihre Familienzugehörigkeit zu kennen. Mitglieder einer Familie verfügen oft über ähnliche Wirkungen und ähnliche Kontraindikationen. Zum Beispiel ist die äußere schirmartige Blütengestalt bei allen Apiaceae (Umbelliferae, Doldenblütengewächse) sehr ähnlich. Ihre ätherischen Öle enthalten mal mehr und mal weniger Monoterpenketone oder Phenylether, viele wirken regulierend auf den Hormonhaushalt (z.B. Anis, Fenchel), blähungswidrig und verdauungsfördernd (z.B. Kümmel, Koriander).

In der Familie der Asteraceae (Compositae, Korbblütengewächse) – viele erinnern in ihrer Gestalt an Gänseblümchen oder Sonnenblumen – finden wir einige ätherische Öle, die nur zur Anwendung von erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten geeignet sind (z.B. Estragon, Tagetes) oder gar nicht verwendet werden sollten (z.B. Beifuß, Wermut, Rainfarn). Die entkrampfenden und entzündungshemmenden Kamillen dagegen gehören zur Grundausstattung der Aromatherapeutin/des Aromatherapeuten.

Die Familie der Pinaceae (Kieferngewächse) versorgt uns mit ausgezeichneten Helfern bei Atemwegserkrankungen, die auch hervorragend die Luft desinfizieren können: Kiefernnadelöl, Tannennadelöl, Fichtennadelöl.

Viele ätherische Öle, die aus Pflanzen der Familie der Myrtaceae (Myrtengewächse) destilliert werden, sind mittlerweile fast ein Synonym für „Anti-Erkältungsmittel“: Eukalyptus, Myrte, Cajeput. Ihr Duft wird mit „medizinisch“ beschrieben; einige sind auch wirksame Mittel bei venösen Leiden. Einige Myrtengewächse bieten hervorragende antiinfektiöse ätherische Öle: Gewürznelke und Piment.

Die Öle der meisten Lamiaceae (Labiatae, Lippenblütengewächse) sind ausgezeichnet verträglich. Früher wurde vom Gebrauch in der (problematischen) Schwangerschaft abgeraten, heutzutage spricht nichts gegen die äußere und gut verdünnte Anwendung, wenn entsprechende Indikationen vorliegen. Beispielsweise kann verdünntes Pfefferminzöl in der Schwangerschaft inhaliert, Melissenöl bei viralen Erkrankungen eingerieben, ein Fußbad mit 1 Tropfen Rosmarinöl bei niedrigem Blutdruck durchgeführt werden. Einige von ihnen wirken leicht blutdruckerhöhend.

Die Zitrusöle aus der Familie der Rautengewächse (Rutaceae) haben sowohl einen Bezug zum Verdauungstrakt als auch zur Psyche: Mandarine, Orange, Zitrone. Ihre Blüten (Neroli) und Blätter (Petit Grain) helfen der „zerknitterten Seele“.

Merke

Trotz aller Gemeinsamkeiten ist es unerlässlich, jedes einzelne ätherische Öl und...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
Schlagworte Aromamassage • Aromapflege • Aromatherapeut • Aromatherapie • Ätherische Öle • Pflanzendüfte • Pflanzenöle • Pflegeberufe • Phytotherapie
ISBN-10 3-13-244336-0 / 3132443360
ISBN-13 978-3-13-244336-5 / 9783132443365
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