Attention, Balance and Coordination - das ABC des Lernerfolgs (eBook)

Grundlagen der INPP-Methode
eBook Download: PDF
2021 | 1. Auflage
312 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-96093-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Attention, Balance and Coordination - das ABC des Lernerfolgs -  Sally Goddard Blythe
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Auswirkungen neuromotorischer Unreife bei Kindern mit spezifischen Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten Mit diesem Werk liegt nun auch die Übersetzung des maßgeblichen Handbuchs über die physischen Grundlagen des Lernens und Verhaltens für Fachleute vor, die mit Erziehung und kindlicher Entwicklung zu tun haben, geschrieben von der anerkannten Autorin viel beachteter Titel zu diesem Thema. Es beschreibt die Grundlagen der INPP-Methode, die vom INPP (Institut für Neuro-Physiologische Psychologie) im Laufe der letzten 40 Jahre entwickelt wurden und die ein grundlegend neues Verständnis für die Ursachen spezifischer Lern- und Verhaltensauffälligkeiten bereitstellen und liefert einen umfassenden Überblick über die Beziehung zwischen neuromotorischer Reife und körperlicher Entwicklung im Hinblick auf Lernen und Verhalten in der Kindheit und auch im späteren Leben: Warum sind frühe Reflexe wichtig, welche Funktionen haben sie in der frühen Entwicklung, welche Auswirkungen haben sie auf Lernen, Verhalten und andere Aspekte der Entwicklung wie Körperhaltung, Gleichgewicht, und motorische Fähigkeiten, wenn sie nicht erfolgreich integriert wurden. Enthält den aktuellen umfangreichen Forschungstand, der hinter den einzelnen Fragen des INPP Screening-Fragebogens steht, zusammen mit einer Anleitung zu seiner Verwendung und Interpretation. • Mit aktuellen Informationen über die Rolle des vestibulären Systems bei Angst und Agoraphobie, einem separaten Kapitel mit Fallstudien sowie einem Gastbeitrag von Dr. Peter Blythe über die Entwicklung der INPP-Methode und einen Epilog, der die INPP-Methode in einen breiteren wissenschaftlichen Kontext stellt.

Inhaltsverzeichnis und Vorwort 7
1 Fenster ins Gehirn 15
1.1 Einfu?hrung 15
1.2 Neuromotorische Schulreife 16
1.3 Was ist neuromotorische Unreife? 16
1.4 Worin besteht der Zusammenhang zwischen NMU und SpLS? 18
1.5 Primitive Reflexe und posturale Reaktionen – das medizinische Modell 19
1.6 Wofu?r kann die Überpru?fung auf primitive Reflexe und posturale Reaktionen genutzt werden? 20
1.7 Neurologische Dysfunktionen bei SpLS 20
1.8 Diagnostische Kriterien, Zeichen und Symptome von SpLS 21
1.9 Legasthenie – Zeichen und Symptome 22
1.9.1 Legasthenie 22
1.9.2 Assoziierte Symptome 23
1.9.3 Neurologische Faktoren bei Legasthenie 23
1.9.4 Lateralität 24
1.10 Entwicklungsbezogene Koordinationsstörung (Dyspraxie) 24
1.10.1 Lernprobleme 30
1.11 Aufmerksamkeitsdefizitstörung 30
1.11.1 Symptome von ADHS 31
1.12 Underachievement (Nichtintelligenzgemäße Leistungen) 31
1.13 Die senso-motorische Verbindung 32
1.14 Theorien motorischer Kontrolle 34
2 Die Bedeutung primitiver Reflexe und posturaler Reaktionen 37
2.1 Was sind primitive Reflexe und posturale Reaktionen? 37
2.2 Was sagen uns die primitiven Reflexe und posturalen Reaktionen? 38
2.3 Das sich entwickelnde Gehirn 38
2.4 Die Herausbildung der spinalen Reflexe 39
2.5 Reflexe, die auf der Ebene des Ru?ckenmarks verschaltet werden 39
2.5.1 Der Flexoren-Ru?ckzugsreflex 39
2.5.2 Der gekreuzte Streckreflex 40
2.6 Reflexe, die auf Hirnstammebene verschaltet werden 40
2.7 Reflexe als Ausdruck hierarchischer Entwicklung 42
2.7.1 Intrauterine Reflexe 42
2.7.2 Primitive Reflexe 42
2.7.3 Posturale Reaktionen 43
2.8 Hirnareale, die an der Verschaltung primitiver Reflexe und posturaler Reaktionen beteiligt sind 44
2.8.1 Hirnstamm 44
2.9 Der multisensorische Reflex – der Moro-Reflex 46
2.10 Merkmale des Furcht-Lähmungreflexes 51
2.11 Auslöser des Moro-Reflexes 54
2.12 Funktionen des Moro-Reflexes 54
2.13 Physiologische Reaktion auf den Moro-Reflex 54
2.14 Auswirkungen eines persistierenden Moro-Reflexes 54
2.15 Symptome von SSS 58
2.16 Allgemeine Symptome, die mit einem persistierenden Moro-Reflex assoziiert werden 59
2.16.1 Verbindungen zur auditiven Verarbeitung 59
2.16.2 Auswirkungen auf das Verhalten 60
2.17 Auswirkungen eines persistierenden Moro-Reflexes auf das Verhalten 61
2.17.1 Mögliche sekundäre psychologische Auswirkungen 61
3 Primitive Reflexe der (Kopf-)Position 63
3.1 Tonischer Labyrinthreflex 63
3.2 Entwicklung der Kopfkontrolle 65
3.3 Warum ist eine Kopfkontrolle so wichtig? 68
3.4 Der TLR und fru?hes Fu?ttern 68
3.4.1 Symptome, die auf eine Restaktivität des TLR hinweisen 69
3.5 ATNR (Fechterhaltung) 69
3.5.1 Fru?hes Training der Hand-Auge-Koordination 71
3.5.2 Funktionen des ATNR (ab der 18. SSW bis zum 4. bis 6. Lebensmonat) 72
3.6 Der STNR 76
3.6.1 Funktionen des STNR 77
3.6.2 Unterstu?tzung des Trainings visueller Fähigkeiten 78
3.6.3 Funktionen des STNR 80
3.6.4 Auswirkungen eines persistierenden STNR 80
3.6.5 Auf folgende Bereiche kann sich ein persistierender STNR auswirken 84
4 Primitive taktile Reflexe 87
4.1 Palmarer Greifreflex (Palmarreflex) 87
4.1.1 Funktionen des palmaren Greifreflexes 89
4.1.2 Auswirkungen eines persistierenden palmaren Greifreflexes 90
4.2 Plantarer Greifreflex (Plantarreflex) 90
4.2.1 Funktionen des Babinski-Reflexes 92
4.2.2 Auswirkungen eines persistierenden Babinski-Reflexes 92
4.2.3 Auswirkungen eines persistierenden Babinski-Reflexes 92
4.2.4 Funktionen des plantaren Greifreflexes 92
4.2.5 Auswirkungen eines persistierenden plantaren Greifreflexes 93
4.3 Suchreflex (Rooting-Reflex) 93
4.3.1 Funktionen des Suchreflexes 96
4.3.2 Auswirkungen eines persistierenden Suchreflexes 96
4.4 Saugreflexe 96
4.4.1 Funktionen des Saugreflexes 98
4.4.2 Auswirkungen eines persistierenden Saugreflexes 98
4.5 Spinaler Galant-Reflex 98
4.5.1 Funktionen des spinalen Galant-Reflexes 101
4.5.2 Auswirkungen eines persistierenden spinalen Galant-Reflexes 101
4.5.3 Enuresis nocturna 102
4.5.4 Auswirkungen eines persistierenden spinalen Galant-Reflexes 104
5 Posturale Reaktionen 107
5.1 Kopfstellreaktionen 108
5.2 Stell-, Placing- und Gleichgewichtsreaktionen 117
5.2.1 Stellreaktionen 117
5.2.2 Placing-Reaktionen 119
5.2.3 Gleichgewichtsreaktionen 120
5.3 Parachute-Reaktion 120
6 Der Einsatz des INPP Screening-Fragebogens 123
6.1 Der INPP Screening-Fragebogen fu?r Kinder 124
6.2 Hintergrundinformationen zum Fragebogen 126
7 Postnatale Faktoren im INPP-Fragebogen 157
7.1 Hintergrundinformationen zu den Fragen 157
7.2 Schulzeit 173
7.3 Auswertung des INPPFragebogens 180
7.4 Forschung zur Reliabilität des INPP-Fragebogens 181
8 Die Entwicklung der vestibulärzerebellären Theorie 185
8.1 Urspru?nge 185
8.2 Die Entwicklung des Gleichgewichts 191
8.3 Kleinhirn und Gleichgewicht 191
8.4 Die Bedeutung vestibulärer Dysfunktion 204
8.5 Symptome vestibulärer Probleme 204
9 Die Auswirkungen von neuromotorischer Unreife (NMU) bei Erwachsenen und Jugendlichen 209
9.1 Probleme in Ausbildung und Studium 211
9.1.1 Dyskalkulie 212
9.2 Vestibuläre Verbindungen zum RAS 214
9.2.1 Mögliche Symptome vestibulärer Störungen 220
9.3 Manifestationen von NDD im Jugend- und Erwachsenenalter – eine klinische Betrachtungsweise 227
10 Die Entwicklung der INPP-Methode – von der Theorie zur Tatsache 241
10.1 Postskript 248
11 Weitere an spezifischen Lernschwierigkeiten (SpLS) beteiligte Faktoren 251
11.1 Die Fäden entwirren 251
11.1.1 Auditive Verarbeitungsstörungen (AVS) 251
11.1.2 Eine Checkliste fu?r das Zuhören 257
11.1.3 Probleme im Zusammenhang mit dem Skelettsystem 260
11.1.4 Ernährung und Kommunikation im Nervensystem 261
11.2 Der Einsatz physischer Tests zur Beurteilung der neuromotorischen Reife in (Vor)Schulen 268
11.3 Anwendungen der INPP-Methode 277
11.4 Die Neuropädagogik 278
12 Fehlende und Fehl-Diagnosen 281
12.1 Fallstudien 282
12.1.1 Ist ASS das richtige „Etikett“? 282
12.1.2 Was ist ein EEG? 284
12.1.3 Anomale Hirnwellenvarianten als Faktor bei Aufmerksamkeitsdefizit und Verhaltensproblemen 285
12.1.4 Das Verständnis der elektrophysiologischen Gehirnwellen-Dysregulation bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen kann ihnen neue geistige Perspektiven eröffnen und ihre Gesundheit, ihr Lernen und ihr Wohlbefinden fördern 285
12.1.5 Die multifaktorielle Naturneurologischer Entwicklungsstörungen 290
12.1.6 Dyspraxie und ASS 291
12.1.7 Testergebnisse und Empfehlungen 294
12.2 Zusammenfassung: Aufmerksamkeit, Balance und Coordination 295
Anhang 1 297
Screening auf neurologische Dysfunktionenbei Kindern mit spezifischenLernschwierigkeiten (SpLS) 297
Abstract 297
Einfu?hrung 297
Fru?he Identifizierung 298
Ziel der Studie 298
Methode 298
Analyse des Fragebogens als Mittel zur Identifizierung von SpLS 299
Analyse einzelner Fragen 299
Ergebnisse 301
Diskussion 301
Schlussfolgerung 304
Anhang 2 307
Frequenzbereich von Singstimmen und Musikinstrumenten 307
Abku?rzungsverzeichnis 309
Glossar 311
Über die Autoren 317
Über die Übersetzerin 321
Literaturverzeichnis 323

|13|1  Fenster ins Gehirn


1.1  Einführung


Obwohl alles Lernen letztlich im Gehirn stattfindet, wird oft übersehen, dass das Gehirn über den Körper sensorische Informationen aus der Umwelt erhält und über ihn seine Erfahrungen mit der Umwelt ausdrückt. Die posturale Kontrolle spiegelt die Integration der Funktionen innerhalb des Zentralnervensystems (ZNS) wider und unterstützt die Funktionsfähigkeit der Verbindung zwischen Gehirn und Körper. Unreife oder Konflikte in den Gehirn-Körper-Funktionen beeinträchtigen die Fähigkeit des Gehirns, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und sich in organisierter Weise auszudrücken.

Eine Methode zur Beurteilung von Reife und Integrität der Funktionstüchtigkeit des ZNS ist die Überprüfung auf primitive Reflexe und posturale Reaktionen. Das Vorhandensein oder Fehlen von primitiven und posturalen Reflexen in wichtigen Phasen der Entwicklung bietet „Fenster“ in die Funktionsweise des ZNS, die es der qualifizierten Fachkraft ermöglichen, Anzeichen neurologischer Funktionsstörungen oder Unreife zu erkennen.

Ich hoffe, dass dieses Buch ein Verständnis dafür vermittelt, warum die frühkindlichen Reflexe wichtig sind und welche Funktionen sie in der frühen Entwicklung haben, aber auch, in welcher Weise sie sich auf Lernen und Verhalten sowie auf andere Aspekte der Entwicklung wie Körperhaltung, Gleichgewicht und motorische Fähigkeiten auswirken, wenn sie nicht zum richtigen Zeitpunkt in der Entwicklung integriert werden.

Die Reflexe und Reaktionen werden in den folgenden Kapiteln ausführlich beschrieben.

Es liegen immer mehr wissenschaftliche Beweise vor für die Theorie, dass körperliche Fähigkeiten das schulische Lernen unterstützen und auch an der emotionalen Regulierung und dem Verhalten beteiligt sind. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 ist das Institut für Neuro-Physiologische Psychologie (INPP) in Chester Pionier in der Erforschung der Auswirkungen unreifer primitiver und posturaler Reflexe/Reaktionen auf Lernen und Verhalten, in der Entwicklung von Testverfahren zur Überprüfung aberranter Reflexe und verwandter Funktionen und in der Entwicklung einer spezifischen Methode zur wirksamen Intervention, der INPP-Methode.

Die in den letzten 30 Jahren sowohl unabhängig als auch vom Institut selber durchgeführte Forschung hat gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen unreifen frühkindlichen Reflexen, schulischem Underachievement und erhöhter Angst im Erwachsenenleben gibt und dass ein Interventionsprogramm, das direkt auf die Ausreifung und Integration primitiver und posturaler Reflexe/Reaktionen abzielt, positive Veränderungen in diesen Bereichen bewirken kann. Dieses Buch wird die zugrundeliegende Theorie, die Mecha|14|nismen, die Entwicklungsmarker und die Auswirkungen unreifer Reflexe bei älteren Kindern skizzieren, um Fachleuten, die im Bereich der Pädagogik und des Kindeswohls tätig sind, zu helfen, die Anzeichen neurologischer Funktionsstörungen und deren Auswirkungen zu erkennen. Das Buch wird auch interdisziplinäre Defizite untersuchen, die im derzeitigen System zur Identifizierung, Bewertung und Bereitstellung wirksamer Abhilfemaßnahmen bei Lern- und Verhaltensproblemen häufig vorkommen. In diesem Zusammenhang will das Buch eine Lanze brechen für einen neuen Beruf, der die gegenwärtigen Lücken schließen könnte: den Neuropädagogen/die Neuropädagogin. In Neuropädagogik Ausgebildete wären in der Lage, die neuromotorische Schulreife von Kindern zu überprüfen.

1.2  Neuromotorische Schulreife


Chronologisches Alter und Intelligenz sind nicht die einzigen Kriterien für den Lernerfolg. Ebenso wichtig für formale Bildung ist die neuromotorische Reife. Eine Überprüfung der motorischen Fähigkeiten eines Kindes wird regelmäßig im ersten Lebensjahr durchgeführt, aber wenn die Verantwortung für das Kind zum Zeitpunkt des Schuleintritts vom Bereich der Medizin (Hebamme, Kinderarzt und Mütterberatung) in die Pädagogik wechselt, wird sein Entwicklungsstand im Hinblick auf seine körperliche Entwicklung nicht routinemäßig beurteilt. Sobald ein Kind im Vereinigten Königreich mit dem Erreichen des 5. Lebensjahres in die Schule kommt, wird die körperliche Entwicklung nur dann überprüft, wenn medizinische Probleme auftreten. Überprüfungen innerhalb des Schulsystems konzentrieren sich eher auf Erziehungsprobleme oder sichtbare Symptome als auf die Untersuchung der zugrundeliegenden Ursachen.

Das INPP in Chester wurde 1975 von dem Psychologen Peter Blythe, PhD, mit dem Ziel gegründet zu untersuchen, ob physische Faktoren bei spezifischen Lernschwierigkeiten (SpLS) und bei einigen Angststörungen eine Rolle spielen könnten. In den 1970er Jahren entwickelten Peter Blythe und David McGlown zunächst Testverfahren, um Bereiche mit Funktionsstörungen zu identifizieren, und anschließend physische Interventionsprogramme, um die Funktionsstörungen zu korrigieren. Diese Vorgehensweise, nämlich die Untersuchung des neurologischen Entwicklungsstandes des Kindes und das anschließende körperlichen Interventionsprogramm, ist heute als die INPP-Methode der Entwicklungsförderung bekannt.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Symptome von SpLS die Tendenz haben, diagnostische Grenzen zu überschreiten, wobei verschiedene Kategorien eine Reihe von Symptomen gemeinsam haben (Komorbidität). Dies gilt insbesondere für viele der Symptome von Legasthenie, entwicklungsbezogener Koordinationsstörung, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) und einigen Aspekten von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS). Eine Reihe von gemeinsamen Symptomen resultieren aus einer ZNS-Unreife und werden manchmal als neurologische Dysfunktion oder neurologische Entwicklungsverzögerung bezeichnet.

1.3  Was ist neuromotorische Unreife?


Die neuromotorische Funktionsfähigkeit liefert einen Hinweis auf die Reife der ZNS-Funktionen. Sie steht auch in Verbindung mit der Funktionsfähigkeit der vestibulären, propriozeptiven und posturalen Systeme, die zusammen eine stabile Grundlage für Zentren bieten, die an der Okulomotorik und im Weiteren an der visuellen Wahrnehmung beteiligt sind. Personen mit neuromotorischer Unreife (NMU) haben häufig Schwierigkeiten mit damit verbundenen Fähigkeiten wie Gleichgewicht, Koordination und visuelle Wahrnehmung, was sich auf das Verhal|15|ten und die schulische Leistung von Kindern auswirken und sich bei Erwachsenen als chronische Angst und emotionale Sensibilität manifestieren kann.

Eine Methode zur Identifizierung von Anzeichen einer NMU ist die Verwendung von Standardtests zur Beurteilung der Persistenz primitiver Reflexe, der Entwicklung posturaler Reaktionen und weiterer Tests auf Soft Signs neurologischer Funktionsstörungen. Soft Signs, die früher als zu pauschal verworfen wurden, um für diagnostische Zwecke nützlich zu sein, sind diskrete neurologische Anzeichen, die auf eine unspezifische zerebrale Dysfunktion hindeuten.

Das Vorhandensein oder Fehlen primitiver Reflexe in Schlüsselstadien der Entwicklung sind anerkannte Anzeichen für ein reifes ZNS. Primitive Reflexe entwickeln sich intrauterin, sind beim voll ausgetragenen Neugeborenen präsent und werden in den ersten 6 Monaten des postnatalen Lebens gehemmt, wenn sich Verbindungen zu höheren kortikalen Zentren und Frontalbereichen des Gehirns entwickeln. Primitive Reflexe werden überlagert und im Laufe der normalen Entwicklung in reifere Verhaltensmuster integriert, wenn sich posturale Reaktionen und Muskeltonus entwickeln. Die Ausreifung der posturalen Reaktionen kann bis zu dreieinhalb Jahre dauern.

Primitive Reflexe bleiben bei bestimmten pathologischen Zuständen erhalten, z. B. bei einer Zerebralparese. Bei einer Zerebralparese persistieren die Reflexe infolge einer Hirnschädigung oder einer anomalen Entwicklung, die pränatal, im Verlauf der Geburt oder postnatal aufgetreten sein kann [1], [2], [3], [4], [5], [6], [7]. Eine Schädigung des unreifen Gehirns stört den normalen Reifungsprozess und damit einen vorhersehbaren, geordneten Entwicklungsablauf. Das wiederum führt zu mangelnder Hemmung der primitiven Reflexe. Die Folgen: Ein verlängertes Beibehalten der primitiven, undifferenzierten Bewegungsmuster, die für das...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2021
Übersetzer Thake Hansen-Lauff, Anja van Velzen
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Frühkindliche Entwicklung • Körpertherapie • Neuromotorik • Pädiatrie • Sozialpädagogik
ISBN-10 3-456-96093-X / 345696093X
ISBN-13 978-3-456-96093-7 / 9783456960937
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