Gesundheitsökonomie (eBook)

Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe
eBook Download: PDF
2021 | 4. Auflage
438 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-96079-1 (ISBN)

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Gesundheitsökonomie -
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Die Bedeutung der unmittelbaren Verknüpfung von medizinischen und wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen wird auch angesichts der enormen Dynamik und Herausforderungen einer nahezu alles beherrschenden Pandemie im Gesundheitswesen deutlich. Es ist daher entscheidend, Kosten und Nutzen von Behandlungsmethoden beurteilen zu können sowie die Prozesse und Strukturen des deutschen Gesundheitswesens zu verstehen, die direkt oder indirekt Einfluss auf Effizienz und Qualität der Versorgung nehmen:Wie kann das Verhältnis von ärztlichem und pflegerischem Personal im Krankenhaus zur Anzahl der zu betreuenden Patienten verbessert werden? Wie lassen sich Entscheidungen durch eine evidenzbasierte und zugleich patientenzentrierte Medizin sinnvoll steuern.

Inhaltsverzeichnis und Vorwort 7
1 Einführung 21
2 Die Begriffe Gesundheit und Krankheit 24
2.1 Ausgewählte Definitionen und Theorien 25
2.2 Der Anwendungsfall: Wo liegt die Grenze zwischen Therapie und „Wellness“? 25
2.3 Ausblick 26
3 Determinanten von Gesundheit und Krankheit oder: Was hält uns gesund und was macht uns krank? 28
3.1 Die sozialen Determinanten 28
3.2 Der Life Course Approach 28
3.3 Vom Defizit oder von der Stärke her gedacht 30
3.4 Beitrag des Gesundheitssystems 31
3.5 Fazit 31
4 Sozialethische Aspekte: Gesundheit und Gerechtigkeit 34
4.1 Was ist Gerechtigkeit? 34
4.2 Bezugsgrößen und Sphären der Gerechtigkeit 35
4.3 Von deontologischen und teleologischen Theorien bis zum „egalitären Liberalismus“ 36
4.4 Soziale Gerechtigkeit und Gesundheit als Ermöglichungsbedingung 37
4.5 Sozialversicherung und Gerechtigkeit 39
4.6 Fazit 40
5 Das deutsche Gesundheitswesen: Zahlen und rechtlicher Rahmen 45
5.1 Rechtlicher Rahmen des Gesundheitssystems 45
5.1.1 Historische Entwicklung 45
5.1.2 Akteure im deutschen Gesundheitswesen 48
5.1.3 Nebeneinander marktlicher, staatlicher und korporatistischer Strukturen 55
5.2 Finanzierung 55
5.2.1 Finanzarchitektur und Beitragssatzentwicklung der GKV 55
5.2.2 Gesundheitsausgaben 58
5.2.3 Einflussfaktoren der Finanzentwicklung 61
6 Das Krankenversicherungssystem in Deutschland 68
6.1 Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) 68
6.1.1 Grundsätze und Geschichte 68
6.1.2 Leistungen, Versichertenkreis und Finanzierung 71
6.2 Private Krankenversicherung (PKV) 74
6.2.1 Zugang und Versichertenkreis 74
6.2.2 Leistungen, Prämien und Tarife der PKV 75
6.3 Zukunftsthemen und Weiterentwicklung der Krankenversicherung 77
6.3.1 Zentrale Herausforderungen: Demografie und medizinisch-technischer Fortschritt 77
6.3.2 Stärkung der GKV: Kostendämpfung und Einnahmeverbesserungen 77
6.3.3 Konvergenz zwischen PKV und GKV 78
6.3.4 Qualitätssicherung auf der Leistungserbringerseite 79
6.3.5 Gestaltungsfreiheit und neue Versorgungsformen 81
6.3.6 Jüngste Reformgesetze 88
7 Die ambulante Versorgung 93
7.1 Grundlagen: Leistungserbringung, rechtlicher Rahmen, Akteure der Selbstverwaltung 94
7.1.1 Das Beziehungsgeflecht in der ambulanten Leistungserbringung 95
7.1.2 Intensive Regulierung in Gesetzen, Richtlinien und Verträgen 97
7.1.3 Akteure der gemeinsamen Selbstverwaltung 98
7.2 Sicherstellungsauftrag und Steuerung der Zulassung 100
7.2.1 Grundlagen der Bedarfsplanung 101
7.2.2 Wandel der Arbeitsformen 102
7.2.3 Strukturfonds und Fördermaßnahmen 104
7.3 Vergütung und Honorarverteilung 105
7.3.1 Gesamtvergütung 105
7.3.2 Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM) 106
7.3.3 Honorarverteilung 107
7.3.4 Gebührenordnung für privatärztliche Leistungen: die GOÄ 108
7.4 Ärztliche Verantwortung für Wirtschaftlichkeit 109
7.5 Qualitätssicherung in der ambulanten Versorgung 110
7.6 Notfallversorgung 111
7.7 Wie kommen Innovationen und neue Leistungen in das System? 112
7.7.1 Selektivverträge und Modellvorhaben 113
7.7.2 Der Innovationsfonds nach § 92a SGB V 114
7.8 Kooperationen und Leistungsgeschehen zwischen den Sektoren 115
7.8.1 Ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) nach § 116b SGB V 115
7.8.2 Disease-Management-Programme nach § 137f SGB V 116
7.9 Digitalisierung 116
7.9.1 Telematik-Infrastruktur 117
7.9.2 Elektronische Patientenakte 118
7.9.3 Förderung der Telemedizin 118
7.9.4 Digitale Gesundheitsanwendungen 118
8 Die stationäre Versorgung 121
8.1 Strukturen und strategisches Management 121
8.1.1 Strukturen stationärer Versorgung in Deutschland (Kennzahlen) 122
8.2 Kosten stationärer Versorgung – Krankenhausgesamtvergütung 125
8.2.1 Krankenhausfinanzierung 125
8.2.2 DRG-Fallpauschalen-System 126
8.2.3 Auswirkungen der DRGs auf die Pflegesituation im Krankenhaus 127
8.2.4 Finanzierung von stationären psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen 129
8.2.5 Ermittlung des Krankenhausbudgets 130
8.3 Spezialisierte, interdisziplinäre Schwerpunktzentren bündeln Fachkompetenzen 130
8.3.1 Krebszentren 130
8.3.2 Bedarf an klinischen Studien mit großen Patientenzahlen 132
8.3.3 Organisation und Betrieb 132
8.4 Ambulantisierung 134
8.5 Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Robotik und Telemedizin im Krankenhaus der Zukunft 134
8.5.1 Elektronische Patientenakte und Datenaustausch 135
8.5.2 Künstliche Intelligenz in der Medizin 135
8.5.3 Tissue-Engineering-Produkte im klinischen Einsatz 136
8.5.4 Telemedizin und digitale Gesundheitsanwendungen 136
8.6 Krankenhausmanagement 137
8.6.1 Strategieentwicklung 137
8.6.2 Qualitätssicherung 137
8.6.3 Führung und Unternehmenskultur 138
8.6.4 Stakeholder-Management und Reputation 139
8.7 Besonderheiten der Universitätskliniken 140
8.8 Ausblick 140
9 Die Arzneimittelversorgung 143
9.1 Struktur der Arzneimittelversorgung 144
9.1.1 Herstellung 144
9.1.2 Zulassung von (Fertig-)Arzneimitteln 144
9.1.3 Inverkehrbringen 147
9.1.4 Preisbildung und Vergütung 150
9.2 Ausgewählte Reformoptionen und Steuerungsmechanismen im Arzneimittelmarkt 154
9.2.1 Herstellung 154
9.2.2 Zulassung 155
9.2.3 Parallelimporte 156
9.2.4 Preisbildung 156
9.2.5 Marktzugang 157
9.2.6 Mehrwertsteuer auf Arzneimittel 159
9.2.7 Verordnungssteuerung durch die Aut-idem-Regelung 159
9.2.8 Verordnungssteuerung durch Wirtschaftlichkeits- und Abrechnungsprüfungen 161
9.3 Fazit 161
10 Patientenzentrierte Versorgung 163
10.1 Einleitung 163
10.2 Determinanten und Modelle einer patientenzentrierten Versorgung 164
10.3 Unterstützung einer patientenzentrierten Versorgung 165
10.3.1 Patienteninformation 166
10.3.2 Partizipative Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) 167
10.3.3 Empowerment 168
10.4 Gesundheitsökonomische Relevanz patientenzentrierter Versorgung 169
10.5 Fazit 169
11 Interprofessionelle Kooperation 172
11.1 Einleitung 172
11.1.1 Definition und Begrifflichkeiten 172
11.2 Entwicklung in Deutschland 173
11.3 Hinderliche Faktoren für eine gelingende Interprofessionalität 174
11.3.1 Definition der Kompetenzen 176
11.4 Derzeitige Situation im Deutschland 177
11.5 Interprofessionalität im Kontext der Gesundheitsökonomie 178
11.6 Fazit 181
12 Methodische Grundlagen von Gesundheitssystemvergleichen 187
12.1 Gesundheitssystembegriff und Einteilung in idealtypische Modelle 187
12.2 Finanzierung, Erbringung und Regulierung von Gesundheitsleistungen im internationalen Vergleich 193
12.3 Methodik des Gesundheitssystemvergleichs 196
12.4 Fazit 197
13 USA 199
13.1 Struktur und Akteure 199
13.1.1 Organisation und Regulierung 199
13.1.2 Akteure 200
13.1.3 Qualität und Wirtschaftlichkeit 201
13.2 Finanzierung, Vergütung und Ausgabensteuerung 202
13.2.1 Finanzierung 202
13.2.2 Vergütung der Leistungserbringung 203
13.2.3 Ausgabensteuerung 203
13.3 Ausblick 204
13.3.1 Herausforderungen 204
13.3.2 Reformen 204
14 Vereinigtes Königreich 206
14.1 Struktur und Akteure des NHS 206
14.1.1 Organisation und Regulierung 206
14.1.2 Akteure 207
14.1.3 Qualität und Wirtschaftlichkeit 208
14.2 Finanzierung, Vergütung und Ausgabensteuerung 209
14.2.1 Finanzierung 209
14.2.2 Vergütung der Leistungserbringung 209
14.2.3 Ausgabensteuerung 209
14.3 Ausblick 210
14.3.1 Herausforderungen 210
14.3.2 Reformen 210
15 Schweiz 212
15.1 Struktur und Akteure 212
15.1.1 Organisation und Regulierung 212
15.1.2 Akteure 212
15.1.3 Qualität und Wirtschaftlichkeit 213
15.2 Finanzierung, Vergütung und Ausgabensteuerung 213
15.2.1 Finanzierung 213
15.2.2 Vergütung der Leistungserbringung 214
15.2.3 Ausgabensteuerung 214
15.3 Ausblick 214
15.3.1 Herausforderungen 214
15.3.2 Reformen 215
16 Frankreich 217
16.1 Struktur und Akteure 217
16.1.1 Organisation und Regulierung 217
16.1.2 Akteure 217
16.1.3 Qualität und Wirtschaftlichkeit 218
16.2 Finanzierung, Vergütung und Ausgabensteuerung 219
16.2.1 Finanzierung 219
16.2.2 Vergütung der Leistungserbringung 219
16.2.3 Ausgabensteuerung 219
16.3 Ausblick 220
16.3.1 Herausforderungen 220
16.3.2 Reformen 220
17 Italien 222
17.1 Struktur und Akteure 222
17.2 Qualität und Wirtschaftlichkeit 224
17.3 Finanzierung, Vergütung und Ausgabensteuerung 226
17.4 Ausblick 226
18 Dänemark 228
18.1 Struktur und Akteure 228
18.2 Qualität und Wirtschaftlichkeit 230
18.3 Finanzierung, Vergütung und Ausgabensteuerung 230
18.4 Ausblick 231
19 Estland 233
19.1 Struktur und Akteure 233
19.2 Akteure 234
19.3 Qualität und Wirtschaftlichkeit 234
19.3.1 Mehr Effizienz durch E-Health 235
19.3.2 Personalisierte Medizin 235
19.4 Finanzierung, Vergütung und Ausgabensteuerung 235
19.4.1 Finanzierung 235
19.4.2 Vergütung der Leistungserbringung 235
19.4.3 Ausgabensteuerung 236
19.4.4 Health Technology Assessments 236
19.5 Ausblick 236
20 Evidenzbasierte Medizin 245
20.1 Definition, Ziele, Arbeitsschritte 245
20.2 Medizinische Fachliteratur suchen 250
20.2.1 Literaturdatenbanken für medizinische Literatur 250
20.2.2 Literatursuche in PubMed 251
20.2.3 Recherchefilter 252
20.2.4 Graue Literatur 253
20.2.5 Weitere Suchstrategien und Quellen 254
20.2.6 Volltextbeschaffung 255
20.3 Studientypen sortieren 255
20.3.1 Vergleichende versus nicht vergleichende Studie 256
20.3.2 Querschnittstudien versus Längsschnittstudien 256
20.3.3 Experimentelle Studien versus Beobachtungsstudien 256
20.3.4 Parallelität der Gruppen 257
20.3.5 Prospektiv versus retrospektiv 257
20.3.6 Art der Zuteilung in experimentellen Studien 257
20.3.7 Gruppenbildung nach Ursache (Intervention/Exposition) oder nach Wirkung (Endpunkt) 258
20.3.8 Übersicht der wichtigsten vergleichenden Studiendesigns und algorithmische Zuordnung 258
20.3.9 Zusammenhang des Studientyps mit der Aussagesicherheit der Studienergebnisse (Evidenzhierarchie) 261
20.4 Effekte beschreiben und statistisch bewerten 262
20.5 Evidenz zu therapeutischen Interventionen 268
20.6 Evidenz zu diagnostischen und Screening-Interventionen 273
20.7 Systematische Übersichtsarbeit und Metaanalysen 278
20.7.1 Systematische Übersichtsarbeit 279
20.7.2 Metaanalysen 281
20.8 Medizinische Leitlinien 285
20.8.1 Historische Entwicklung 285
20.8.2 S1- bis S3-Leitlinien der AWMF 286
20.8.3 Konsensusprozesse 287
20.8.4 Interessenkonflikte und deren Management 288
20.8.5 GRADE 289
21 Evidenzbasierte Gesundheitsökonomie 297
22 Kosten und Nutzen 300
22.1 Quantifizierung von Ressourcenverbräuchen 300
22.1.1 Wahl der Perspektive und des Untersuchungszeitraums 301
22.1.2 Begriffliche Abgrenzungen und Kostenarten gesundheitsökonomischer Studien 302
22.1.3 Datenquellen 308
22.1.4 Methodische Schritte zur Erfassung von Ressourcenverbräuchen 308
22.1.5 Kostenanpassungen 311
22.1.6 Sensitivitätsanalysen 311
22.2 Quantifizierung des Nutzens 311
22.2.1 Ergebnisparameter 312
22.2.2 Patientenberichtete Outcomes (Patient-reported Outcome, PRO) 314
22.2.3 Grundlagen der Messung von (gesundheitsbezogener) Lebensqualität 314
22.2.4 Nutzentheoriebasierte Erhebung von Lebensqualität 318
22.2.5 Qualitätsadjustiertes Lebensjahr 320
22.2.6 Methoden der Erhebung von Nutzwerten 321
22.2.7 Weitere Ansätze zur Messung von Nutzen in gesundheitsökonomischen Analysen 328
23 Gesundheitsökonomische Analyseformen 332
23.1 Nicht vergleichende Studienformen 333
23.1.1 Kostenanalyse 333
23.1.2 Krankheitskostenanalysen 334
23.2 Vergleichende Studienformen 336
23.2.1 Grundlagen des Begriffs der Effizienz 336
23.2.2 Prinzipien der vergleichenden gesundheitsökonomischen Evaluation 340
23.2.3 Kosten-Effektivitäts-Diagramm 341
23.2.4 Kosten-Minimierungs-Analyse (Kosten-Kosten-Analyse) 341
23.2.5 Kosten-Effektivitäts-Analyse 343
23.2.6 Kosten-Nutzwert-Analyse 345
23.2.7 Kosten-Nutzen-Analyse 345
23.2.8 Kosten-Konsequenzen-Analyse 348
23.3 Studienbewertung 350
23.3.1 Berichtsqualität 351
23.3.2 Methodische Studienqualität 351
24 Studiendesigns 356
24.1 Studienbasierte gesundheitsökonomische Evaluation 356
24.2 Modellbasierte gesundheitsökonomische Evaluation 358
24.2.1 Entscheidungsbäume 359
24.2.2 Markov-Modelle 362
24.2.3 Andere Modelltypen 368
24.2.4 Basisfall-Analyse und Ergebnisinterpretation 369
24.2.5 Sensitivitätsanalysen 372
24.2.6 Validierung 379
24.3 Gesundheitsökonomische komplexe Interventionen 380
24.3.1 Charakteristika komplexer Interventionen in der Gesundheitsversorgung und Public Health 381
24.3.2 Berücksichtigung von Kontextfaktoren 382
24.3.3 Definition relevanter Kosten 383
24.3.4 Erfassung von Wirkungen auf Ebene der Interventionsteilnehmer 384
24.3.5 Erfassung von Wirkungen auf weiteren Ebenen 385
24.4 Fazit 386
25 Allokation 390
25.1 Gesetzliche Grundlage in Deutschland 392
25.2 Regulatorische Entscheidungsgrundlagen für medikamentöse und nicht medikamentöse Verfahren in Deutschland 393
25.2.1 Erstattungsentscheidungen für Arzneimittel 393
25.2.2 Erstattungsentscheidungen für nicht medikamentöse Verfahren 394
25.3 Rolle der Gesundheitsökonomie 395
25.3.1 Rolle der Ökonomie in Deutschland 395
25.3.2 Rolle der Gesundheitsökonomie international 395
26 Patientenpräferenzen 399
26.1 Einleitung 399
26.2 Methoden der Präferenzerhebung 400
26.2.1 Qualitative Methoden 400
26.2.2 Quantitative Methoden 400
26.3 Wann und wo spielen Präferenzen eine Rolle? Wie erfolgt der Erhebung und Einbindung? 403
26.3.1 Mikro-Ebene 403
26.3.2 Meso-Ebene 403
26.3.3 Makro-Ebene 404
27 Ethik der Gesundheitsökonomie 407
27.1 Grundlagen: Medizin und Ökonomie im Wechselspiel 407
27.2 Das „Gut“ Gesundheit und seine Verteilung 408
27.3 Ebenen der Allokation 409
27.4 Verteilung der „Ressource“ Gesundheit 411
27.5 Bewertung von Gesundheit 412
27.6 Lebensqualität und andere Prämissen von Evaluationssystemen 414
27.7 Beschreibungsdimensionen der Evaluation von Nutzwertberechnungssystemen 416
Anhang 419
Autorenverzeichnis 421
Sachwortverzeichnis 425

|19|1  Einführung


Stefan Sauerland und Stephanie Stock

Das Dreieck zwischen Medizin, Ethik und Ökonomie ist durch Spannungen geprägt, die häufig in Begriffen wie „Ökonomisierung der Medizin“ oder „Rationierung in der Medizin“ zum Ausdruck kommen. Zu Konflikten zwischen Medizin und Ethik kommt es bei Problemen in der Allokation knapper nicht finanzieller Ressourcen (z. B. Beatmungsplätze für Covid-19-Fälle). Lange Zeit wurde dabei der notwendige Austausch zwischen Medizin und Wirtschaftswissenschaften durch gegenseitige Skepsis und Unwissenheit erschwert. In den letzten Jahren zeigt sich jedoch eine Tendenz in Medizin und Gesundheitsfachberufen, gesundheitsökonomischen Themen und Methoden mit mehr Offenheit zu begegnen. Für die Notwendigkeit einer wirtschaftlichen und sparsamen Verwendung der Ressourcen in der medizinischen Versorgung gibt es somit heute einen breiteren Konsens als dies noch vor Jahren der Fall war. Hier ergeben sich große und wichtige Bereiche, in denen gesundheitsökonomische Themen auf allen Ebenen idealerweise kooperativ bearbeitet werden. Dennoch ist es wichtig, gesundheitsökonomische Ziele und Begriffe richtig einzuordnen, um Missverständnissen vorzubeugen. Wesentlich sind hier die Begriffspaare Rationalisierung versus Rationierung und Ökonomisierung versus Kommerzialisierung.

Rationalisierung zielt darauf ab, die Leistungserbringung effektiver zu gestalten, indem entweder der Aufwand für eine Leistung reduziert oder der Nutzen der Leistung erhöht wird. Wenn man deutlich macht, dass Rationalisierung nicht notwendigerweise darauf abzielt, Kosten zu reduzieren oder die Arbeitsleistung der im Gesundheitswesen Tätigen immer weiter zu steigern, ist Rationalisierung als positives Ziel auch für Außenstehende nachvollziehbar. Vor allem ein erhöhter Nutzen medizinischer Leistungen wird generell positiv gesehen, jedoch nur selten mit gesundheitsökonomischem Denken in Verbindung gebracht. Das Wort „Ratio“ (lat. Vernunft) zeigt an, dass hinter Rationalisierung oft wissenschaftlich sehr fundierte Konzepte stehen, z. B. das Konzept der Evidenz-basierten Medizin (EbM) als methodischer Werkzeugkasten oder die Operationalisierung der Lebensqualität von Patient*innen.

Ökonomisierung, also die Einführung marktwirtschaftlicher Denkprinzipien, ist eng mit Rationalisierung verbunden, muss jedoch in denselben Grenzen verstanden werden. Niemand wird etwas dagegen einwenden, dass medizinisches Handeln ökonomisch (im Sinne von effizient) erfolgen soll. Entscheidend sind die Messgrößen, anhand derer sich die Qualität der medizinischen Versorgung messen lassen muss [1]. Finanzielle Messgrößen allein sind hierfür unzureichend. Für die Versorgung im Rahmen der deutschen GKV (gesetzliche Krankenversicherung) nennt das Sozialgesetzbuch V (SGB V) daher gleich mehrere gleichberechtigte Ziele: So soll die medizinische Versorgung ausreichend, notwendig, zweckmäßig, wirtschaftlich, bedarfsgerecht, gleichmäßig und human sein. Auch wenn diese sieben Adjektive eine rationelle ökonomische Medizin begründen, ist sofort erkennbar, dass Aspekte der Medizinethik ebenfalls zu beachten sind.

|20|Die Gegenbegriffe Rationierung und Kommerzialisierung lassen dagegen klare Widersprüche zu hippokratisch-ethischen Prinzipien erkennen. Rationierung als das Vorenthalten einer medizinischen Leistung trotz positiver Kosten-Nutzen-Relation widerspricht im Kern dem gesellschaftlichen Konsens, dass Kranke eine notwendige Behandlung erhalten sollen, wobei auch der Begriff der Notwendigkeit zu spezifizieren wäre. Kommerzialisierung als ein primär gewinnmaximierendes Handeln kann je nach Ausprägung andere Versorgungsziele verhindern, bspw. wenn die autonome Entscheidung der erkrankten Person übergangen wird oder eine nutzlose Behandlung „verkauft“ wird. Die neoliberale Idee, dass die Leistungsanbieter im Gesundheitswesen durch mehr Freiräume für eigenes kommerzielles Agieren auch insgesamt eine qualitativ bessere Versorgung anbieten, hat sich, zumindest wenn man regelmäßige Ländervergleiche der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zugrunde legt, insgesamt nicht bewahrheitet.

Auch wenn Rationierung und Kommerzialisierung in Deutschland weitgehend abgelehnt werden, so fällt vielen Akteuren im Gesundheitswesen weiterhin die Einschätzung gesundheitsökonomischer Konzepte und Projekte schwer, weil gesundheitsökonomische Methoden wertneutral sowohl für Rationalisierung als auch für Rationierung verwendet werden können. Auch führen viele Neuerungen im Gesundheitswesen sowohl zum einen als auch zum anderen. Nach Umfragen unter der deutschen Ärzteschaft sind (verdeckte, implizite) Rationierung und Kommerzialisierung im medizinischen Alltag bereits weit verbreitet [2, 3]. Die Bundesärztekammer sieht vor allem die Kommerzialisierung mit wachsender Sorge und will die Medizin wieder stärker an ethischen Werten orientieren [4]. Gleichzeitig aber gibt es seit jeher auch kommerzielle Teilbereiche in der Medizin (z. B. die Schönheitschirurgie). Es geht also nicht darum, Kommerzialisierung abzuschaffen, sondern ihre negativen Einflüsse auf die zentralen Bereiche und Werte in der Gesundheitsversorgung zu begrenzen. Der wesentliche Unterschied besteht hierbei darin, dass sich nach den allgemeinen Gesetzen des Marktes Leistung und Gegenleistung entsprechen, dass aber in einer solidarisch finanzierten Gesundheitsversorgung diese Gegenseitigkeit von Leistung und Gegenleistung aufgehoben ist, sodass andere Bewertungsmaßstäbe benötigt werden.

Die allgemeinen wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen lassen erwarten, dass der ökonomische Druck auf die medizinische Versorgung weiter zunehmen wird [5]. Anhand von Modellrechnungen wird prognostiziert, dass der GKV-Beitragssatz von 14,6 % (im Jahr 2020) auf 16,9 % im Jahr 2040 ansteigen müsse, sofern keine wirksamen Kostendämpfungsmaßnahmen ergriffen werden [6]. Die Folgen der Corona-Pandemie sind hierbei noch nicht eingerechnet. Weil Deutsche im internationalen Vergleich einen mit 84 % sehr hohen Anteil ihrer Gesundheitsleistungen durch Versicherungen erstattet bekommen [7], ist es möglich, dass – so wie in anderen Ländern auch – zukünftig manche Leistungen nicht länger erstattungsfähig bleiben oder werden. Eine solche Rationierung, falls sie wirklich erforderlich wird, müsste offen und transparent erfolgen, wobei eine Bewertung des Nutzens bzw. eine grenzwertige Kosten-Nutzen-Relation die zentralen Kriterien sind [8].

All dies wird die Bedeutung, aber auch das Konfliktpotenzial der Gesundheitsökonomie auf allen Ebenen wachsen lassen. Dies betrifft bspw. die Preisfindung und Vergütung von Arzneimitteln und Medizinprodukten. Auf der Makro-Ebene des Gesundheitssystems kann (und will) man aber nicht alle Konflikte lösen, sodass diese weiter in die Meso- und Mikro-Ebene geschoben werden. Hierdurch steigt der Bedarf an betriebswirtschaftlicher Steuerung vor allem auf der Ebene von Krankenkassen, Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen. Denn von den insgesamt knapp 400 Milliarden Euro, die derzeit in Deutsch|21|land pro Jahr für Gesundheit ausgegeben werden, entfällt ein Großteil auf diese Versorgungsbereiche. Überall gilt es, sowohl bei der Methodik als auch bei den Zielen, eine ausgewogene Balance und einen Austausch zwischen Ökonomie und Medizin zu finden.

Literatur


  1. Mühlbacher A. Ökonomisierung: Ohne Patientenpräferenzen kein sinnvoller Wettbewerb. Dtsch Arztebl. 2017;114:A-1584–90.

  2. Kern AO, Beske F, Lescow H. Auswertung einer Leserumfrage: Leistungseinschränkung oder Rationierung im Gesundheitswesen? Dtsch Arztebl. 1999;96:A-113–7.

  3. Strech D, Danis M, Löb M, Marckmann G. Ausmaß und Auswirkungen von Rationierung in deutschen Krankenhäusern: Ärztliche Einschätzungen aus einer repräsentativen Umfrage. ...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2021
Zusatzinfo 79 Abbildungen
Sprache deutsch
Gewicht 1047 g
Themenwelt Medizin / Pharmazie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Behandlungsmethoden • Effizienz • Einsparungen • Evaluationsmethoden • Gesundheit • Gesundheitsberufe • Gesundheitsökonomie • Gesundheitswesen • Gesundheitswirtschaft • Grundlagen • Kosten • Lehrbuch • Management • Medizin • Methoden • Nutzen • Pflege • Prozesse • Sparen • Strukturen • Strukturwandel • Versorgung • Versorgungsmanagement
ISBN-10 3-456-96079-4 / 3456960794
ISBN-13 978-3-456-96079-1 / 9783456960791
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