Rethink Healthcare (eBook)
300 Seiten
medhochzwei Verlag
978-3-86216-760-9 (ISBN)
Teil I Weiterentwicklungschancen der Next Generation Gesundheitsversorgung im direkten Kontext der Corona-Krise
1 Innovation als Ausweg aus der COVID-19-Krise
Inga Bergen/Stephanie Kaiser
2 Warum war das bisher so schwer im Gesundheitswesen?
4 Eine innovationsfreundliche Umgebung entsteht
5 Innovationen und Teile der Wirtschaft profitieren von der Pandemie
6 Positive Veränderung für Patienten am Beispiel Videosprechstunde
7 Schlüssel zur Akzeptanz/Krise macht (zum Glück) nicht wahllos
Abstract:
Die COVID-19-Pandemie wirkt wie ein Beschleuniger von Innovation und Digitalisierung. Viele Lösungen, die bisher nur langsam den Weg in die Praxis fanden, werden auf einmal sowohl auf Seiten der Patient:innen als auch auf Seiten des medizinischen Fachpersonals genutzt. Das wohl plakativste Beispiel ist der rasante Anstieg in der Nutzung telemedizinischer Services. Auch durch die Krise der COVID-19-Pandemie entwickelt sich ein innovationsfreundliches Klima im deutschen Gesundheitswesen, von der Deutschland langfristig profitieren wird.
1 Einleitung
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Zukunft ist unberechenbar. Das und vieles mehr lehrt uns die COVID-19-Pandemie, die uns seit spätestens März 2020 begleitet. Wie kein anderes Thema vereint sie und setzt uns ein gemeinsames und sehr leicht messbares Ziel als Gesellschaft – COVID-19 muss bekämpft werden. Bis dahin bringt sie gänzlich neue Herausforderungen mit sich und vor allem sehr viel Unsicherheit.
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Neuen Herausforderungen und Unsicherheit begegnet die Natur immer mit einer Antwort: Innovation. Neue Herangehensweisen müssen ausprobiert werden, um neue Lösungen zu finden, wie wir das Ziel erreichen. Das ist im deutschen Gesundheitswesen bisher – zu Recht – nicht immer einfach gewesen.
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Die letzten Monate haben gezeigt, dass COVID-19 wie eine Vorspultaste für Innovationen im Gesundheitswesen gewirkt hat. Die für Innovationen notwendigen flexiblen Denkweisen, eine gewisse Risikobereitschaft und eine neue Umsetzungsgeschwindigkeit haben (vor allem digitale) Lösungen in die Versorgung gebracht, die uns heute helfen besser mit der Pandemie umzugehen.
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Wir haben, weil wir es mussten, gelernt, dass Innovation nicht im Kopf entsteht. Ideen müssen umgesetzt und in die Versorgung gebracht werden. Nur so können – und müssen – wir lernen, welche digitalen Lösungen tatsächlich unserem Ziel dienen – einer besseren Versorgung für Patient:innen, in der Pandemie und darüber hinaus.
2 Warum war das bisher so schwer im Gesundheitswesen?
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Innovation braucht Risikobereitschaft, weil neue Herangehensweisen ausprobiert und getestet werden müssen, bevor klar ist, ob sie auf ein definiertes Ziel einzahlen. Das ist bekanntermaßen schwierig, wenn es um unser höchstes Gut – die Gesundheit – geht.
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Das Gesundheitswesen ist zu Recht die am stärksten regulierte Branche und Innovationen brauchen mitunter ein Jahrzehnt, um zugelassen zu werden. Wer schließlich in die Erstattung kommt entscheiden auch diejenigen Beteiligten im System, die sich durch eine Innovation möglicherweise ihrer Geschäftsgrundlage berauben. Nicht umsonst sagt man scherzhaft, im Gesundheitswesen ändert man ein Wort im Gesetz und mehrere Milliarden werden von Stakeholder A zu Stakeholder B geschoben.
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Und selbst wenn alle regulatorischen Hürden genommen sind, heißt es noch nicht, dass Innovationen auch eingesetzt werden, denn alle beteiligten Menschen – Ärzt:innen, medizinisches Fachpersonal und Patient:innen – ändern ihre Gewohnheiten in der Regel nur langsam.
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Medizinisches Fachpersonal arbeitet unter hohem Druck mit wenig Zeit für das Lernen neuer digitaler Lösungen und Prozesse. Patient:innen akzeptieren zumeist nur die angebotenen Leistungen, die erstattet werden. Wir sind auf Vollkaskomentalität sozialisiert. Ärzt:innen setzen nur diejenigen Lösungen ein, die sie auch abrechnen können.
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Und alle Anwendergruppen nutzen nur dann neue Lösungen längerfristig, wenn diese nutzer:innenorientiert und leicht verständlich umgesetzt sind. Doch zu jeder nutzer:innenorientierten Entwicklung von digitalen Lösungen gehört das Lernen aus der Nutzung. Die Katze beißt sich in den Schwanz.
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In den vergangenen Jahren gab es kein gemeinsames dringendes Ziel zu Innovieren, das deutsche Gesundheitswesen war immer noch ein wenig „zu gut“. Das bisherige (recht unspezifische) Ziel – die Versorgung zu verbessern – ist schwer messbar.
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Fazit: Das deutsche Gesundheitswesen war keine besonders innovationsfreundliche Umgebung bis COVID-19 kam.
3 Dann kommt COVID-19
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Die COVID-19-Pandemie ist ein Treiber für Innovation, weil sie eine anfassbare Bedrohung darstellt, die für ein gemeinsames Ziel sorgt: das Virus zu bekämpfen und sich selbst und andere zu schützen.
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Kontaktbeschränkungen sind nun angeordnet und stellen eine so massive Unterbrechung der gewohnten Routine dar, dass nahezu jede:r Bürger:in in Deutschland zu einer Veränderung gezwungen wurde. In der Medizin spricht man von einem „Window of Opportunity“, wenn Patient:innen z. B. nach einem Schlaganfall Bewegungen oder Sprache wieder erlernen müssen. Nach einem Schlaganfall gibt es einen kurzen Zeitraum, in dem die Neuroplastizität des Gehirns erhöht ist und somit schneller neue Verbindungen geknüpft werden können. Der Mensch kann in diesem Zeitraum schneller und einfacher lernen. Etwas Ähnliches können wir in der Gesellschaft beobachten, denn die massive Disruption führte zu Änderungen des Bewusstseins und der Haltung. Auf einmal probieren Menschen – weil sie es müssen – neue Technologien aus, denn ein neuer Aspekt in der Selbstwahrnehmung ist hinzugekommen wenn physische Anwesenheit die Gefahr der Ansteckung mit sich bringt.
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Neue Anwendungsfälle werden evident. Neue Fragen werden gestellt:
- Ist es wirklich notwendig eine Geschäftsreise zu machen, oder reicht eine Videokonferenz?
- Ist es nötig ein Wartezimmer für eine Standard-Krankschreibung aufzusuchen?
- Gibt es eine Alternative zu einem Geburtsvorbereitungskurs in einer Gruppe mit zehn anderen Teilnehmer:innen?
- Brauche ich wirklich einen Besuch bei einem Arzt/einer Ärztin, wenn die Indikation auch über telemedizinische Lösungen diagnostiziert werden kann?
4 Eine innovationsfreundliche Umgebung entsteht
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Durch die Krise ist die dringende Notwendigkeit entstanden, ein Umfeld für Innovation zu schaffen, um digitale Lösungen möglichst schnell (und sicher) in die Anwendung zu bekommen, die uns bei der Bekämpfung der Pandemie unterstützen. Es ist ein neues gemeinsames Ziel da. Erfolg wird messbar.
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Der Gesetzgeber reagiert zügig. Unter der Maßgabe, dass Lösungen nur dann wirklich in die Nutzung kommen, wenn sie erstattet werden und Ärzt:innen diese auch abrechnen können, sind viele Gesetze (zum Teil vorübergehend) umgesetzt worden:
- 1. Krankschreibungen bis zu 14 Tage und Rezepte können nun digital ausgestellt werden. Der/die Patient:in „besucht“ den Arzt/die Ärztin via Telefon oder Videosprechstunde während er/sie sich zu Hause isoliert. Auch so können Kontaktbeschränkungen umgesetzt werden.
- 2. Die bis März 2020 gültige Mengenbegrenzung, pro Quartal maximal jeden 5. Patienten ausschließlich per Videosprechstunde zu behandeln und max. 20 % der Leistungen insgesamt per Videosprechstunde zu erbringen, wird in der ersten COVID-19-Welle im März 2020 aufgehoben.
- 3. Seit dem 1. Oktober 2020 ist es zudem Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen und Zahnärzt:innen bei komplexen fachlichen Fragestellungen leichter möglich eine:n Kollege:in digital zu Rate ziehen – auch eine Videokonferenz, an dem der/die betreffende Patient:in teilnimmt, ist möglich. Diese neuen Leistungen wurden in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) aufgenommen.
- 4. Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse können sehr schnell nach Start des ersten Lockdowns im März 2020 auch online angeboten und hinterher bei der Krankenkasse abgerechnet werden.
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Das Positive an der sonst herausfordernden Situation: Das Umfeld für Innovation ist geschaffen. Die zügige Anpassung der Regulatorik ermöglicht es in der Folge Anbietern ihre Lösungen für die Nutzung anzubieten, Ärzt:innen digitale Wege besser abzurechnen und Patient:innen diese auch kostenlos nutzen zu können.
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Aus dieser Nutzung werden Anbieter und alle anderen Stakeholder lernen und existierende wie neue digitale Lösungen können und müssen weiterentwickelt werden.
5 Innovationen und Teile der Wirtschaft profitieren von der Pandemie
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Wie in jeder Krise teilt sich die Wirtschaft in Gewinner und Verlierer. Einerseits entstehen neue Märkte und neue...
Erscheint lt. Verlag | 28.4.2021 |
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Reihe/Serie | Gesundheitswesen in der Praxis |
Verlagsort | Heidelberg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | Corona-Krise • Digitale Transformation Gesundheitswesen • Digitalisierung Gesundheitswesen • Gesundheitsökonomie • Gesundheitssystem • Gesundheitsversorgung • Krankenhausmanagement • Krisenmanagement • Pflegemanagement • Versorgungsstrukturen |
ISBN-10 | 3-86216-760-7 / 3862167607 |
ISBN-13 | 978-3-86216-760-9 / 9783862167609 |
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