Funktionell-ästhetische Rhinochirurgie (eBook)
152 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-241764-9 (ISBN)
2 Anatomie der Nase aus Sicht des Rhinochirurgen
G. Mlynski
In diesem Kapitel werden vorrangig anatomische Strukturen der Nase dargestellt, welche aus unserer Sicht für die Funktion sowie für die Ästhetik der Nase und deshalb für das rhinochirurgische Vorgehen besonders wichtig sind. Zum Studium der gesamten chirurgischen Anatomie empfehlen wir rhinochirurgische Lehrbücher (z.B. ▶ [60], ▶ [168]).
2.1 Haut der äußeren Nase
Die Haut der Pyramide bedeckt die unter ihr liegenden Schichten mit Fett, Bindegewebe, Muskulatur, Gefäßen und Nerven, welche in der Tiefe am Perichondrium bzw. Periost enden. Diese Schichten sind Teil der benachbarten ähnlich strukturieren Schichten des Gesichts und werden bei der Nase als SMAS (subkutanes muskuloaponeurotisches System) bezeichnet. Beim Freipräparieren des knorpelig-knöchernen Nasenrückens empfiehlt es sich, diese Schicht zu schonen.
Die Dicke der Haut der äußeren Nase ist interindividuell sehr unterschiedlich und muss bei allen Rekonstruktionen der Nasenpyramide präoperativ beurteilt werden.
Auch individuell ist die Hautdicke besonders am Dorsum nasi unterschiedlich. Im Übergang von der knorpeligen zur knöchernen Pyramide ist sie am dünnsten.
Chirurgische Konsequenz
Bei dünner Haut ist eine besonders sorgfältige Rekonstruktion der Pyramide erforderlich, da man am Dorsum nasi auch kleine Unebenheiten am knöchernen und knorpeligen Nasengerüst sieht oder fühlt.
In Richtung Radix und Apex nasi wird die Haut deutlich dicker. Dadurch wird der fast immer vorhandene „physiologische Höcker“ am Übergang von knorpeliger zur knöchernen Pyramide ausgeglichen und es resultiert ein gerader Nasenrücken ( ▶ Abb. 2.1).
Die unterschiedliche Dicke der Haut am Dorsum der Nase gleicht einen „physiologischen knorpelig-knöchernen Höcker“ aus.
Abb. 2.1
a Anatomisches Präparat.
b Schematische Darstellung.
(Quelle: Reineke U, Riemann R. Facharztprüfung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Stuttgart: Thieme; 2007)
2.2 Pyramide
Die unter der Haut befindliche Pyramide besteht aus einem knöchernen und einem knorpeligen Teil. Der Bereich der Nasenflügel wird als Lobulus bezeichnet. Hier finden sich lateral auch Areale, welche nur aus Weichteilgewebe bestehen, in welches fast immer Sesamknorpel eingelagert sind ( ▶ Abb. 2.2).
Bau der Pyramide.
Abb. 2.2
(Quelle: Huizing EH, de Groot JAM. Functional Reconstructive Nasal Surgery, 2nd ed. Stuttgart: Thieme; 2015)
2.2.1 Knöcherne Pyramide
Die knöcherne Pyramide wird von den beiden Ossa nasalia und den Processus frontales ossis maxillaris gebildet ( ▶ Abb. 2.2). Der knöcherne Anteil der Nase ist interindividuell unterschiedlich groß.
Chirurgische Konsequenz
Die individuelle Grenze zwischen knorpeliger und knöcherner Nase (die Apertura piriformis) muss daher präoperativ bei Höcker-, Spannungs- und Schiefnasen sowie vor allen Osteotomien manuell identifiziert werden.
Die knöcherne Pyramide ist durch eine Naht mit dem Os frontale fest verbunden. Die nahe der Sutur zum Os frontale gelegenen Teile der Ossa nasalia liegen auf der Spina nasalis ossis frontalis. Diese besteht aus einem sehr harten und nach kranial dicker werdendem Knochen, welcher beim Osteotomieren Schwierigkeiten bereiten kann, wenn die Spina sehr kräftig ausgebildet ist.
Die Dicke des Processus frontalis ossis maxillaris nimmt an der Nasenbasis zu ( ▶ Abb. 2.3). Diese Dickenzunahme kann bei einer Verbreiterung oder Verschmälerung der knöchernen Pyramide genutzt werden, wenn man die lateralen Osteotomien tief in diesem verbreiterten Bereich führt (weiße Pfeile in Abb. 2.3a und 2.3b).
Horizontalschnitte durch die Pyramide eines menschlichen Schädels.
Abb. 2.3 a In Höhe der Orbita. Der Processus frontalis des Os maxillare wird an der Basis der Pyramide breiter. Die weißen Pfeile markieren die Höhe der lateralen Osteotomien bei Verbreiterung oder Verschmälerung der knöchernen Pyramide.
b In Höhe der Kieferhöhle. Der Processus frontalis des Os maxillare wird an der Basis der Pyramide breiter. Die weißen Pfeile markieren die Höhe der lateralen Osteotomien bei Verbreiterung oder Verschmälerung der knöchernen Nasenpyramide.
c Position des Osteotoms (rote Linie) zur Verbreiterung einer Schmalnase.
dZustand nach anschließendem Outfracture.
e Position des Osteotoms (rote Linie) zur Verschmälerung einer Breitnase.
f Zustand nach anschließendem Infracture.
Chirurgische Konsequenz
Bei gewünschter Verbreiterung einer schmalen Pyramide soll bei den lateralen Osteotomien die schneidende Fläche des Osteotoms tief und etwa im rechten Winkel zum Processus frontalis ossis maxillaris stehen (Abb. 2.3c). Diese Osteotomie empfiehlt sich von oral (s. Kap. ▶ 6.5.2). Durch die Dicke des Knochens wird beim anschließenden Outfracture ein Absinken der Pyramide vermieden (Abb. 2.3d). Bei der Verschmälerung einer Breitnase soll die schneidende Fläche des Osteotoms tief und rechtwinklig zur Sagittalebene stehen (Abb. 2.3e). Beim anschließenden Infracture wird nicht nur ein Absinken der knöchernen Pyramide vermieden, sondern man gewinnt sogar leicht an Höhe (Abb. 2.3f), was bei Breitnasen fast immer aus ästhetischer Sicht gewünscht wird.
2.2.2 Knorpelige Pyramide
Für die knorpelige Pyramide ist die formgebende Grundstruktur der „Septolateralknorpel" ( ▶ Abb. 2.4), welcher T-förmig aus 3 Komponenten besteht:
-
Septumknorpel
-
beide Lateralknorpel
Diese Form erklärt sich als Rest der embryonalen knorpeligen „Doppelröhre“ ( ▶ Abb. 6.82). Masing hat am Dorsum gelegentlich eine mit Bindegewebe ausgefüllte Sutur zwischen den Knorpeln gefunden ▶ [98]. Die beiden Lateralknorpel und der Septumknorpel sind in den meisten Fällen jedoch fest miteinander verbunden, sodass man keine Sutur zwischen diesen Knorpeln finden kann ▶ [12]. Da die 3 Knorpel zusammen eine funktionell-ästhetische Einheit bilden, ist es sinnvoll, die Bezeichnung „Septolateralknorpel“ zu verwenden. Er bestimmt entscheidend:
-
Projektion, Protektion und Form der knorpeligen Nase
-
Konfiguration des Ostium internum nasi
-
Konfiguration des nasalen Diffusors (s. Kap. ▶ 4.1.1: ▶ 4.1.1.1)
-
durch die in das Lumen des Vestibulums hervorspringenden kaudalen Ränder der Lateralknorpel den lateralen Teil der von Mink ▶ [103] beschriebenen Nasenklappe, s. Kap. ▶ 4.3.2: Kurzzeitregulierung
Septolateralknorpel.
Abb. 2.4
Abb. 2.4a Präpariert von Hellmuth Masing.
Abb. 2.4b Schematische Darstellung.
Die Lateralknorpel bilden das Gewölbe der Pyramide, welches vom Septumknorpel gestützt wird ( ▶ Abb. 2.5).
Der Septolateralknorpel (blau) als formgebende Struktur für die knorpelige Pyramide.
Abb. 2.5
Daraus ergibt sich:
-
Ein zu hoher Septolateralknorpel ist die Ursache für eine Spannungsnase mit schmalen äußeren Nasenlöchern, engem Vestibulum und kleinem Nasenklappenwinkel, sodass das Ostium internum auch schmal wird. Das führt zu einem pathologisch erhöhten nasalen Atemwiderstand (s. Kap. ▶ 4.1.1 und Kap. ▶ 4.3.1).
-
Eine zu geringe Höhe des Septolateralknorpels bedingt eine knorpelige...
Erscheint lt. Verlag | 11.7.2018 |
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Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Chirurgie |
Schlagworte | Atemwegsbehinderung • Langzeit-Rhinometrie • Nasale Obstruktion • Nasenchirurgie • Rhinochirurgie • Rhinomanometrie • Rhinoresistometrie • Septumbegradigung • Sicca-Symptomatik • Trockene Nase |
ISBN-10 | 3-13-241764-5 / 3132417645 |
ISBN-13 | 978-3-13-241764-9 / 9783132417649 |
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