Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (eBook)
600 Seiten
Schattauer (Verlag)
978-3-608-19143-1 (ISBN)
Wolfgang Wöller, Priv.-Doz. Dr. med., Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie für Neurologie und Psychiatrie, Psychoanalytiker (DGPT, DPG) und Lehranalytiker, EMDR-Supervisor (EMDRIA). Bis Ende 2017 Dozent an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dozent am Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf. Bis Ende 2017 Ärztlicher Direktor und Leitender Abteilungsarzt der Abteilung mit Schwerpunkt Traumafolgeerkrankungen und Essstörungen der Rhein-Klinik Bad Honnef. Seit 2018 Fortsetzung der Lehr- und Forschungsaktivitäten im Rahmen von TraumaAid Deutschland (Ruanda-Projekt) sowie freie Vortrags- und Publikationstätigkeit. Johannes Kruse, Prof. Dr. med., Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalytiker (DGPT), Lehranalytiker; Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Justus-Liebig-Universität Gießen; Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg; Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Gerd Rudolf, Prof. Dr. med. em., Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Bis 2004 Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Universitätsklinik Heidelberg. Mitbegründer der OPD und Sprecher der OPD-Achse »Struktur«. Hauptarbeitsgebiete: Konzeptbildung, empirische Therapieforschung (psychoanalytische Langzeittherapie) und Qualitätssicherung im Bereich der psychodynamischen Psychotherapien. 2004 Auszeichnung mit dem Heigl-Preis für seine Verdienste um die Psychotherapie und Psychosomatik in Deutschland. Bis dato supervisorisch tätig für psychodynamische Psychotherapien.
Wolfgang Wöller, Priv.-Doz. Dr. med., Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie für Neurologie und Psychiatrie, Psychoanalytiker (DGPT, DPG) und Lehranalytiker, EMDR-Supervisor (EMDRIA). Bis Ende 2017 Dozent an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dozent am Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf. Bis Ende 2017 Ärztlicher Direktor und Leitender Abteilungsarzt der Abteilung mit Schwerpunkt Traumafolgeerkrankungen und Essstörungen der Rhein-Klinik Bad Honnef. Seit 2018 Fortsetzung der Lehr- und Forschungsaktivitäten im Rahmen von TraumaAid Deutschland (Ruanda-Projekt) sowie freie Vortrags- und Publikationstätigkeit. Johannes Kruse, Prof. Dr. med., Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalytiker (DGPT), Lehranalytiker; Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Justus-Liebig-Universität Gießen; Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg; Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Gerd Rudolf, Prof. Dr. med. em., Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Bis 2004 Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Universitätsklinik Heidelberg. Mitbegründer der OPD und Sprecher der OPD-Achse »Struktur«. Hauptarbeitsgebiete: Konzeptbildung, empirische Therapieforschung (psychoanalytische Langzeittherapie) und Qualitätssicherung im Bereich der psychodynamischen Psychotherapien. 2004 Auszeichnung mit dem Heigl-Preis für seine Verdienste um die Psychotherapie und Psychosomatik in Deutschland. Bis dato supervisorisch tätig für psychodynamische Psychotherapien.
1 Was möchte dieses Basisbuch?
Zielsetzung des Buches
Wolfgang Wöller und Johannes Kruse
1.1 Was Ihnen dieses Basisbuch anbietet
Das nun in der fünften Auflage vorliegende Basisbuch möchte Ihnen ein Grundverständnis tiefenpsychologisch fundierten Arbeitens vermitteln, Ihnen die Grundbegriffe dieses Therapieverfahrens in einer möglichst anschaulichen Form darstellen und einige behandlungstechnische Empfehlungen geben. Dabei greifen wir auf verschiedene uns zur Verfügung stehende, wohldurchdachte und vielfältig erprobte Behandlungskonzepte zurück, auf denen unser heutiges therapietechnisches Repertoire basiert.
Therapeutische Verfahren, die klinisch angewandt werden und sich der wissenschaftlichen Diskussion stellen, sind keine starren Gebilde. Sie unterliegen einer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist ein aktuelles Verfahren, das sich in den letzten Jahren in einem dynamischen Prozess weiterentwickelt hat. Systemische und lösungsorientierte Perspektiven haben ebenso zu dieser Weiterentwicklung beigetragen wie die Perspektive der Ressourcenorientierung, die in besonderem Maße unser Verständnis psychodynamischen Arbeitens leitet (Wöller 2015a).
Wir wollen Ihnen die Grundzüge des von uns bevorzugten Intervenierens in einer didaktisch sorgfältig aufbereiteten Form präsentieren. Wir haben den Eindruck, dass dem Lernenden zwar theoretisch anspruchsvolle Lehrwerke, vorzugsweise zur psychoanalytischen Behandlungstechnik, in genügender Zahl zur Verfügung stehen, dass aber ein ausgeprägter Mangel an praxisnahen Darstellungen besteht, wie im konkreten Fall mit einem Patienten umzugehen ist, sodass der Erwerb dieser Kenntnis letztlich der »unterschwelligen Vermittlung von Könnerschaft« (Tress & Henry 1993) im Rahmen von Supervisionen überlassen bleiben musste. Wir stellen mit Befriedigung fest, dass die von Glover (1955) und später von Greenson (1981/2007) beklagte Scheu psychodynamisch arbeitender Lehrer vor konkreten Interventionsempfehlungen deutlich zurückgegangen ist. Audio- und Video-Aufzeichnungen gehören heute zum Instrumentarium jeder Psychotherapie-Ausbildung. Manualgeleitete Therapieformen wurden entwickelt, oft mit störungsspezifischer Ausrichtung (Beutel et al. 2010a). Wir greifen wertvolle Gedanken der manualgeleiteten Psychotherapie auf und hoffen dennoch, einer allzu pragmatisch vereinfachenden »kochbuchartigen« Wissensvermittlung entgegenwirken zu können.
Wie Sie feststellen werden, haben wir uns in einer für die psychoanalytisch-tiefenpsychologische Publikationstradition eher ungewöhnlichen Weise auf konkrete Behandlungsempfehlungen festgelegt. Wie wir aus zahlreichen Rückmeldungen wissen, stieß dieses Vorgehen vor allem bei »Neueinsteigern« auf großen Anklang; es half ihnen, Orientierung zu finden. Wir wollen jedoch nicht den Eindruck erwecken, als sei dies die einzige mögliche Form des therapeutischen Vorgehens. Jeder, der eine psychotherapeutische Ausbildung durchlaufen hat, weiß, wie unterschiedliche Auffassungen zum behandlungstechnischen Vorgehen vertreten werden, wie verschiedenartige Wege zum gleichen Ziel führen können und wie vehemente Diskussionen darüber geführt werden können, welcher Weg einzuschlagen sei. Was dem einen Behandler dringend geboten erscheint, kann für den anderen gerade die schlechteste Option sein; was der eine für eine adäquate Konfrontation hält, verfehlt nach Auffassung des anderen die notwendige Einstimmung in die Welt des Patienten; was für den einen eine kreative Modifizierung des Behandlungssettings ist, ist für den anderen Ausdruck unreflektierten Agierens der Gegenübertragung.
Das verwundert nicht so sehr, da wir uns nur in den wenigsten Fällen auf empirisch-wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse stützen können. Wir haben uns zwar bemüht, Erkenntnisse der neueren Psychotherapieforschung einfließen zu lassen, wo immer uns dies möglich war. Aber – und dies muss trotz jahrzehntelanger intensiver Psychotherapieforschung eingeräumt werden – noch immer lässt sich nur ein Bruchteil unseres notwendigen Handlungs- und Veränderungswissens auf gesicherte Forschungsbefunde zurückführen. Der überwiegende Teil muss nach wie vor auf theoretisch begründetes und aus der klinischen Erfahrung gewonnenes Expertenwissen zurückgreifen. »Learning from many masters« (Orlinsky 1994) dürfte noch auf längere Sicht das aussichtsreichste Prinzip des Wissenserwerbs bleiben. Von diesem Grundsatz geleitet, stützen sich unsere Vorschläge auf die durch therapeutische und Supervisionserfahrung gefilterte und ergänzte Rezeption der wichtigsten Werke zur tiefenpsychologischen und auch psychoanalytischen Behandlungstechnik und zur Kurzpsychotherapie, die in den letzten Jahren erschienen sind.
Wenn wir uns trotz aller Bedenken entschlossen haben, einen eher präskriptiven Stil der Darstellung zu wählen und teilweise sehr konkrete Interventionsvorschläge zu unterbreiten, so soll dies in allererster Linie der didaktischen Klarheit dienen. Unter keinen Umständen möchten wir suggerieren, es könne nur so oder gar in dieser Formulierung interveniert werden! Jeder Therapeut hat das Bedürfnis, seine Arbeit so zu tun, wie es seiner Persönlichkeit entspricht, und das Recht, eine ganz individuelle, unverwechselbare Atmosphäre zu schaffen (Balint & Balint 1939) – was sich in einer individuellen Art des Intervenierens niederschlagen muss. Wir können dies nicht genug betonen. Denn es wäre vermessen zu behaupten, wir wüssten, wie Psychotherapie genau zu funktionieren hat. Die Psychotherapieforschung kann uns bei konkreten Interventionsfragen nur wenig weiterhelfen. Aber sie hat vor allem zwei Dinge unmissverständlich deutlich gemacht: Erstens, dass Psychotherapie wirkt, wenn sie bona fide von hinreichend kompetenten Therapeuten angewandt wird, und zweitens, dass eine tragfähige therapeutischen Beziehung für den Behandlungserfolg bei weitem wichtiger ist als die Wahl des Verfahrens (Wampold 2010; Wöller 2016a). Dabei unterscheiden sich Psychotherapeuten sehr hinsichtlich der Effektivität der von ihnen durchgeführten Behandlungen (Baldwin & Imel 2013). Die Unterschiede sind dramatisch: Okiishi et al. (2006) verglichen die Extremgruppe der erfolgreichsten und diejenige der am wenigsten erfolgreichen Psychotherapeuten und fanden, dass die Erfolgreichsten unter ihnen bis zu zehnmal effektiver waren als ihre am wenigsten erfolgreichen Kollegen. Drei Faktoren scheinen aufseiten der Therapeuten vor allem zum Erfolg beizutragen: ihre Fähigkeit, ein Arbeitsbündnis herzustellen, ihr Wunsch, den Patienten wirksam zu helfen und ihre eigene psychosoziale Anpassung (Beutler et al. 1994; Luborsky et al. 1985).
Wir wissen inzwischen besser als bislang, welche Eigenschaften ausreichend gute Therapeuten in ihren Therapien aktivieren müssen, um erfolgreiche Therapie durchzuführen (Beutler et al. 2004; Miller et al. 2008; Wampold & Brown 2005; Wöller 2016a). Am ehesten scheint die Fähigkeit, ein Arbeitsbündnis herzustellen, in einer besonders hohen Beziehungskompetenz zu liegen. Diese Beziehungskompetenz zu fördern muss vorrangige Aufgabe einer Psychotherapieausbildung sein, deren Wert für den Behandlungserfolg inzwischen belegt ist (Stein & Lambert 1995). Diesen Ausbildungsprozess zu unterstützen ist das Ziel unseres Buches.
Betrachten Sie daher die Vorschläge als mögliche Orientierungen für Ihre persönliche Form der Intervention. Wir hätten unser Ziel erreicht, wenn Sie sich durch unsere Ausführungen nicht eingeengt, sondern zu eigenen therapietechnischen Reflexionen angeregt fühlten und die Akzentsetzung auf der konkreten Interventionspraxis nicht als Hinwendung zu einem unreflektierten Pragmatismus erlebten. Den bewussten Verzicht auf eine ausführlichere Diskussion des theoriegeschichtlichen Hintergrundes und auf eine umfassende Darstellung der allgemeinen sowie der störungsorientierten psychodynamischen Krankheitslehre mögen Sie entschuldigen; wir glauben ihn verantworten zu können, weil uns umfangreiche und gute Gesamtdarstellungen zur Verfügung stehen (z. B. Benecke 2014; Boll-Klatt & Kohrs 2013; Elhardt 2015; Ermann 2016; Gumz & Hörz-Sagstetter 2018; Herzog et al. 2016; Hoffmann & Hochapfel 2009; Köhle et al. 2016; Leichsenring 2004a; Mentzos 2013, 2017; Mertens 2000, 2003, 2015; Reimer & Rüger 2012; Rudolf 2014; Rudolf & Henningsen 2017;...
Erscheint lt. Verlag | 26.5.2018 |
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Vorwort | Gerd Rudolf |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeine Psychologie |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychiatrie / Psychotherapie | |
Schlagworte | allgemeine Themen • analytische Psychotherapie • Angsterkrankungen • Angststörungen • Antibiotikatherapie • Bädertherapie • Balneotherapie • Behandlung • Beschäftigungstherapie • Bewegungstherapie • Chemotherapie • Depressionen • Diagnose • Diagnostik • Dynamische Psychotherapie • Einzel- und Gruppentherapie • Elektrokonvulsionstherapie • Elektrokrampftherapie • Färbung • Gestalttherapie • Gruppen leiten • Gruppenpsychotherapie • Gutachterverfahren • Invasiv • Kardinalsymptom • Klinische Fächer • Krankheitskonzepte • Kunsttherapie • Leitsymptom • Leitung von Gruppen • Manuelle Medizin • Manuelle Therapie • Medizin • Mobilisation • Musiktherapie • MWE • Neurophysiologie • Patientengruppen • Patienteninformation • Persönlichkeitsstörungen • physical therapy • Posttraumatische Belastungsstörung • Psychiatry • Psychoanalyse • Psychodynamische Psychotherapie • Psychosomatik • SAMM • Schmerzanalyse • Schmerztherapie • segmentale Dysfunktion • Somatoforme Störungen • Strukturierte • Stufentherapie • Suchterkrankung • Suizidalität • Symptom • Symptomatik • Therapeutische Beziehung • therapeutische Techniken • Therapie • Therapiephasen • therapy • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie • Trauerreaktion • Trauma • Übertragungsphänomene • VAS • vasculitis |
ISBN-10 | 3-608-19143-7 / 3608191437 |
ISBN-13 | 978-3-608-19143-1 / 9783608191431 |
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