Riskanter Alkoholkonsum (eBook)

Früherkennung, Kurzintervention und Behandlung
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2005 | 1. Auflage
144 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94202-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Riskanter Alkoholkonsum -  Martin Sieber
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In der ärztlichen und psychotherapeutischen Praxis erscheinen oft Klienten, die anscheinend ein Alkoholproblem haben, jedoch nicht deswegen in die Sprechstunde gekommen sind. Ärzte oder Psychotherapeuten müssen sich dann die Frage stellen, in welcher Form und wie intensiv sie die Person auf die Alkoholproblematik ansprechen sollen. Sie müssen mit abweisenden Reaktionen, ja mit Abbruch der therapeutischen Beziehung rechnen.

Dieses Spannungsfeld wird im vorliegenden Buch angesprochen und ein Vorschlag unterbreitet, wie solche Situationen angepackt werden können. Im Hintergrund steht eine therapeutische Grundhaltung, die beide Seiten als "Experten" deklariert. Ferner wird speziell auf die "Motivationsarbeit" verwiesen, d.h. auf den Aufbau in kleinen Schritten. Denn bewusst geplante und eingeleitete Verhaltensänderungen wirken nachhaltiger als unreflektierte, oft zu hoch gegriffene Ziele.

Die Kurzintervention in der hausärztlichen Praxis hat entscheidende Bedeutung, da der Hausarzt oft die erste Fachperson ist, die das Alkoholproblem erkennen kann. Umso wichtiger ist ein realistisches, unaufwändiges Konzept für die Früherkennung und Behandlung. 

Inhaltsverzeichnis 6
Vorwort 10
1. Einleitung 12
1.1 Klinische Relevanz der Kurzintervention 12
1.2 Die „Philosophie“ der Kurzintervention 14
1.3 Die Ziele des Manuals 15
1.4 Aufbau des Manuals 16
1.5 Zum Anhang 19
2. Erkennen des Risikokonsums 20
2.1 Hinweise auf einen Risikokonsum 20
2.2 Befragung zum Risikokonsum 21
2.2.1 Vorbemerkungen 21
2.2.2 Drei Risikobereiche 23
2.3 Beurteilung und Mitteilung durch den Arzt 29
2.4 Bewertung durch den Patienten, Integration der beiden „ Expertenmeinungen“ 31
2.4.1 Kein oder nur geringes Risiko 31
2.4.2 Risikokonsum 31
3. Kurzintervention 34
3.1 Wahl der Interventionsform 34
3.1.1 Kooperation mit Fachperson/Überweisung 34
3.1.2 Kurzintervention in der eigenen Praxis 35
3.2 Ratschlag 35
3.3 Kurzintervention 36
3.3.1 Motivationsklärung 36
3.3.2 Konkretisierung der Veränderung 40
3.4 Beratungsplan, Prozedere 45
3.5 Entschlussfassung 47
3.6 Aufrechterhaltung der Veränderung 47
3.7 Ausrutscher, Rückfälle 48
3.8 Schlussbemerkungen 49
ANHANG 52
Anhang 1: Motivation zur Verhaltensänderung 54
1.1 Phasenmodelle der Motivation 54
1.1.1 Das Modell von Prochaska und DiClemente 54
1.1.2 Die sechs Zwischenziele gemäss Feuerlein (1989) 62
1.1.3 Fünf Stufen der Motivation von Hänsel (1981) 62
1.2 Fallbeispiel 63
1.3 Dimensionen der Motivationsarbeit 64
1.4 Das „Health-Belief-Model” 64
1.4.1 Der wahrgenommene Schweregrad 65
1.4.2 Die wahrgenommene Anfälligkeit 67
1.4.3 Wahrgenommener Nutzen 67
1.4.4 Wahrgenommene Hindernisse 67
1.5 Das Rubikonmodell 68
Anhang 2: Beratung und Gesprächsführung 70
2.1 Voraussetzungen 70
2.1.1 Die sieben Grundregeln der Motivationsarbeit 70
2.1.2 PERLS: Fünf Aspekte der wirkungsvollen Beratung 71
2.2 Motivierende Gesprächsführung 72
2.2.1 Das Konzept von Miller und Rollnick 72
2.2.2 Instrumente zur Erfassung der Veränderungsbereitschaft 79
2.2.3 Grenzen der motivierenden Gesprächsführung 80
2.3 Heikle Klippen und Irrtümer 82
Anhang 3: Diagnostik 88
3.1 Was ist ein Standarddrink? 88
3.2 Alkoholgehalt im Blut 88
3.3 Anzahl Gläser und Blutalkoholspiegel 89
3.4 Alkoholgehalt verschiedener Getränke 90
3.5 Definition der Risikomenge 91
3.6 Abhängigkeit, Toleranzentwicklung 92
3.6.1 Abhängigkeitssyndrom nach ICD-10 92
3.6.2 Diagnosekriterien nach DSM-IV (APA, 1994) 93
3.6.3 Selbstbeurteilungsfragebogen AUDIT 94
3.7 Risikoindikatoren für problematischen Konsum 96
3.8 Labordiagnostik 97
Anhang 4: Beratung spezieller Gruppen 99
4.1 Behandlung bei akutem Alkoholentzug 99
4.2 Behandlung bei Schwerabhängigen 100
4.3 Alkohol und Gewalt in der Familie 103
4.4 Kinder Alkohol missbrauchender Eltern 104
4.5 Jugendliche und junge Erwachsene 104
4.6 Alkohol bei Schwangeren 106
4.7 Ältere Bevölkerung 106
4.8 Psychisch Kranke, Doppeldiagnosen 107
4.9 Spitalpatienten 107
4.10 Epileptiker 108
4.11 Alkoholkonsum unter Ärzten 109
4.12 Alkohol und Spiritualität 110
4.13 Diverse Gruppen 110
Anhang 5: Epidemiologie und Evaluations- forschung 114
5.1 Epidemiologie 114
5.1.1 Alkoholkonsum in der Schweiz 114
5.1.2 Alkoholkonsum in Deutschland und Österreich 118
5.2 Wirksamkeit der Kurzintervention 119
5.2.1 Kurzintervention durch den Hausarzt bei Problemtrinkern 119
5.2.2 Andere Studien zur Wirksamkeit der Kurzintervention und Motivationsarbeit 120
Anhang 6: Verzeichnis der Institutionen im Alkohol- und Drogenbereich 123
Anhang 7: Merkblätter 124
Ermittlung des Risikokonsums 126
Früherkennung / Kurzintervention (Blatt 1) 127
Trink- resp. Abstinenz-Agenda 130
Positive und negative Aspekte des Trinkens 131
Was ist ein Standarddrink? 132
Entscheidungsmatrix 133
Anzahl Gläser und Blutalkoholspiegel 134
Alkoholgehalt verschiedener Getränke 135
Bibliographie 136
Sachregister 142
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3. Kurzintervention (S. 33-34)

Aufgrund der Abklärung des Risikokonsums (Kap. 2) und der übrigen Informationen, die der Arzt über den Patienten nun gewonnen hat, kann er die Dringlichkeit und die Form der Intervention abschätzen. Liegt ein minimaler Risikokonsum vor, entscheidet sich der Arzt vielleicht für einen Ratschlag (Kapitel 3.2). Handelt es sich jedoch um mehr als einen Minimal-Risikokonsum oder bestehen Zweifel an den gemachten Angaben, ist eine Intervention indiziert (Kapitel 3.3). Je nach Ausmass der Problematik und den Bedürfnissen resp. den Ressourcen des Arztes ist eine Kooperation mit einem Spezialisten oder eine Weitervermittlung an eine spezialisierte Fachperson/Fachstelle indiziert. Es geht somit zunächst um die Wahl der Interventionsform.

3.1 Wahl der Interventionsform

3.1.1 Kooperation mit Fachperson/Überweisung

Der Arzt muss sich überlegen, ob er die nun anstehende Intervention in eigener Regie durchführen will/kann, oder ob er an eine Kooperation mit resp. an eine Überweisung an eine (ihm bekannte) Fachperson/ Institution denkt. Der Zeitpunkt für eine Kooperation/Überweisung ist an dieser Stelle günstig, da die Phase der Beurteilung abgeschlossen und der Wunsch nach einer Veränderung vorhanden ist. Die Überweisung zu einem späteren Zeitpunkt während der Kurzintervention ist weniger geeignet, aber auch möglich.

Entscheidend ist natürlich die Verfügbarkeit solcher Fachpersonen/ Institutionen und die Erfahrungen, die der Arzt mit ihnen gemacht hat. (Ein Bauer aus einem abgelegenen Tal wird sicher schwer zu motivieren sein, eine weit entfernte Fachstelle im Tal aufzusuchen). Mitentscheidend sind ferner die Indikationskriterien (s. unten) sowie die Situation des Arztes: Ist er zeitlich in der Lage, solche intensiveren Gespräche zu führen? Hat er ein Interesse und auch das Flair für diese Tätigkeit? Folgende Kriterien geben Hinweise darauf, ob eher eine Kurzintervention oder eher eine Weitervermittlung indiziert ist:

Indikatoren für eine Kurzintervention:

  • Motivation beim Patienten für eine Veränderung vorhanden
  • sozial stabile Situation vorhanden
  • keine schweren psychosozialen Probleme
  • keine schwere Abhängigkeit
  • für Behandlung bei Fachstelle nicht bereit
Indikatoren für Vermittlung an spezialisierte Beratungsstelle:
  • Es bestehen zahlreiche psychosoziale Probleme, die früher oder später sozialarbeiterische oder psychologische Interventionen erfordern.
  • Es liegt eine massive Suchtproblematik vor; die ambulante ärztliche Behandlung ist nicht mehr indiziert.
  • Es bestehen zusätzlich zum Alkoholproblem neurotische/psychiatrische Störungen, sodass eine eigentliche psychotherapeutische resp. psychiatrische Behandlung indiziert ist.
  • Der Arzt ist bereits an seiner Belastungsgrenze angelangt.
  • Dem Arzt sind Patienten mit Alkoholproblemen nicht sehr gelegen. Er fühlt sich zu wenig kompetent oder hat schlechte Erfahrungen gemacht.
  • Es bestehen bereits gute Erfahrungen bezüglich einer Zusammenarbeit mit einer Fachperson/Fachinstitution.
3.1.2 Kurzintervention in der eigenen Praxis

Entschliesst sich der Arzt für die Weiterbehandlung in der eigenen Praxis, wird er mit der Intervention in Form eines Ratschlages (nachfolgender Abschnitt) oder einer Kurzintervention (Kap. 3.3) weiterfahren.

3.2 Ratschlag

Mit dem Ratschlag als Kürzest-Intervention wird lediglich auf einen Problembereich hingewiesen, der aber nicht weiter thematisiert wird. Der Ratschlag ist kurz und der Patient wird nicht mit weiteren Fragen „belästigt". Beide, der Arzt und der Patient, können das Thema damit beenden. Dadurch bekommt der Ratschlag eine gewisse „Leichtigkeit".

Worin kann der Ratschlag bestehen?
Der Ratschlag kann sich auf das Konsumverhalten oder auf eine andere Verhaltensweise beziehen. Geht es um das Konsumverhalten, kann sich der Ratschlag auf eine Reduktion oder auf eine (zeitweise oder punktuelle) Abstinenz richten. Der Ratschlag kann sich aber auch auf Verhaltensweisen beziehen, von denen angenommen werden kann, dass sie einen konsumreduzierenden Effekt haben, z.B. Belastungen reduzieren, Sport treiben, Veränderungen im Freizeitverhalten einleiten u.a.

Erscheint lt. Verlag 1.1.2005
Verlagsort Bern
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Psychologie
Geisteswissenschaften Psychologie Sucht / Drogen
Medizin / Pharmazie
Schlagworte ciando • Innere Medizin allgemein – Allgemeinmedizin • Psychiatrie
ISBN-10 3-456-94202-8 / 3456942028
ISBN-13 978-3-456-94202-5 / 9783456942025
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