Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten (eBook)
224 Seiten
Residenz Verlag
978-3-7017-4735-1 (ISBN)
Lorenz Birklbauer geboren 1970 in Niederösterreich, lebt in Wien und arbeitet im österreichischen Kunst- und Kulturministerium, wo er sich intensiv mit kulturpolitischen Themen auseinandersetzt. Mehrjährige berufliche Erfahrung in der Privatwirtschaft und auf internationaler Ebene. Lebenslange Begeisterung für die und Beschäftigung mit den Beatles. Im Residenz Verlag erschienen 'Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten' (2024). Wolfgang Planker geboren 1965 in Wien. Beatles-Sammler seit 1978, Herausgeber des Beatles Fanzines 'Back to the Beatles' 2006-2022, Co-Autor von 'Servus Beatles' Ausstellungs-Katalog 1995, Kurator der Ausstellung 'Die Beatles kommen' im Wirtschaftsmuseum 2012/13. Im Residenz Verlag erschienen 'Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten' (2024).
Lorenz Birklbauer geboren 1970 in Niederösterreich, lebt in Wien und arbeitet im österreichischen Kunst- und Kulturministerium, wo er sich intensiv mit kulturpolitischen Themen auseinandersetzt. Mehrjährige berufliche Erfahrung in der Privatwirtschaft und auf internationaler Ebene. Lebenslange Begeisterung für die und Beschäftigung mit den Beatles. Im Residenz Verlag erschienen "Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten" (2024). Wolfgang Planker geboren 1965 in Wien. Beatles-Sammler seit 1978, Herausgeber des Beatles Fanzines "Back to the Beatles" 2006–2022, Co-Autor von "Servus Beatles" Ausstellungs-Katalog 1995, Kurator der Ausstellung "Die Beatles kommen" im Wirtschaftsmuseum 2012/13. Im Residenz Verlag erschienen "Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten" (2024).
»MOZART, SPITZE, WIE GEHT ES IHM?« - DIE PRESSEKONFERENZ IN SALZBURG
Eine der demütigendsten Erinnerungen, die ich habe, ist, als die Beatles in Salzburg waren, um in Obertauern den Film Help! zu drehen. Da gab’s eine Pressekonferenz, ich war ein ganz junger Journalist, war natürlich als einer der Ersten da, bin in der ersten Reihe gesessen. Und dann kam irgendein leicht idiotischer deutscher Journalist und hat gefragt, ob die Pilzköpfe auch wirklich echt sind. Da hat George Harrison mich herausgewinkt, ich solle doch anziehen. Und ich bin da hinausgegangen und hab’ vor den Fernsehkameras George Harrison an den Haaren gezogen, um zu beweisen, dass die Pilzköpfe echt sind. Das war eine der schlimmen Situationen meiner Laufbahn, versetzt sich der bekannte österreichische Journalist, Buchautor und frühere Zeitungsherausgeber Heinz Nußbaumer an den Tag der Pressekonferenz am 13. März 1965 zurück.
Wartende Fans vor dem Österreichischen Hof
In der Schwarzstraße hinter dem Hotel Österreichischer Hof hatten sich allmählich um die 1000 Fans, von den Reportern als »heulende Verehrer« bezeichnet, versammelt – und ebenso viele bei der Salzachterrasse auf dem Kai –, nachdem sich herumgesprochen hatte, dass die Beatles auf der Glasveranda im hinteren Teil des Hotels eine internationale Pressekonferenz geben würden. Die »Salzburger Nachrichten« berichteten darüber mit der Schlagzeile »Eine Zeiterscheinung erregt die Gemüter«. Einige Salzburger Fans mit Beatles-Perücken fuhren in einem Fiaker an der Vorderseite des Hotels vor und sorgten damit frühzeitig für »Kreisch-Alarm«, denn auch dort wollten zahllose Jugendliche zumindest einen kurzen Blick auf ihre Idole werfen, vor allem die bayrischen Teenies fielen auf die heimischen »Fake-Beatles« herein, als diese vorfuhren.
In einem Konvoi von rund 20 Autos trafen »die Schreihälse aus Liverpool«, so die »Salzburger Nachrichten« über die vier Musiker, schließlich beim Hotel, dem heutigen Hotel Sacher Salzburg ein. Zur Pressekonferenz hatten sich fast 100 Journalistinnen und Pressefotografen, darunter etwa auch der Westdeutsche Rundfunk mit seinen 22 Millionen Zuseherinnen und Zusehern, eingefunden und in dem Raum im ersten Stock, der Glasveranda an der Hinterfront des Hauses, zusammengedrängt. Die Beatles gelangten schließlich über die Hotelgarage an den Fan-Massen vorbei in das Hotel und bereiteten sich in den für sie reservierten Hotelzimmern auf die Pressekonferenz vor.
Neben den Beatles huschten – von der Presse weitgehend abgeschirmt – auch ihre Begleiterinnen Cynthia Lennon, Pattie Boyd und Maureen Starkey, gefolgt vom Produzenten des Films, Walter Shenson, auf ihre Zimmer. Der »Abend Express«-Redakteur Helmuth Dimko nahm von den eintreffenden Beatles nicht viel Notiz und behielt vielmehr deren Frauen im Blick, wie sein Bericht von damals deutlich macht:
Sie sind einsam im Schatten des Ruhms. Samstag, eine halbe Stunde nach Ankunft[,] sind die 4 Pilzköpfe auf ihre Zimmer gegangen, um sich für die Pressekonferenz zurecht zu rupfen. Das Kommen der Frauen der Beatles, Cynthia Lennon, 26, und Maureen Starr [sic!], 18, die Frauen der beiden Beatles [,] und Betty Boyd [sic!], die Freundin von George Harrison, hat jedoch kaum jemand bemerkt, obwohl diese drei weiblichen Wesen in Kleidung und Haartracht nicht gerade unauffällig wirken. Insgesamt stecken sie in hautengen, schwarzen Hosen und kurzen, dunklen Mänteln. Stiefeln an den zarten Füßen, die blonden und dunklen Haare – schulterlang – lassen von den Gesichtern nur einen kleinen Ausschnitt frei. Es sind blasse Gesichter auf blass geschminkt, weißer Lippenstift auf den Mündern, nur die Augen sind schwarz betont. Mir fällt »Adebar« und ein Wort ein: »Kellerkinder«. Die Köpfe gesenkt, die Blicke zu Boden gerichtet, sind sie an mir vorbeigetrippelt. Gut aufgezogene Puppen im Sog ihrer drei Spielgefährten, die Frauen dreier europäischer Potentaten, deren starre, maskenhafte Gesichter durch die dichten Mähnen verschleiert werden. Sie haben ein wenig von Brigitte Bardot (Betty) [sic!], ein wenig von Claudia Cardinale (Maureen).
Als die Beatles schließlich im Saal eintreffen – auch ihr Manager Brian Epstein und die Schauspielerin Eleanor Bron, die im Film die Rolle der Ahme verkörperte, nehmen auf dem Podium Platz –, verhalten sich die Medienleute so, wie es manche Beobachter eigentlich von den Beatles erwartet hätten, während sich die Beatles geduldig, Pfefferminzzuckerl lutschend und Rotwein trinkend den Fragen der Presse stellten. Auch die Anwesenheit von Eleanor Bron, eine erfolgreiche und anerkannte britische Schauspielerin, die mit ihrem Vornamen Paul McCartney zu dem im darauffolgenden Jahr veröffentlichten Song »Eleanor Rigby« inspirieren sollte, hinderte sie nicht daran, die Beatles mit Spott und Häme zu überschütten. Bei der Pressekonferenz hielten sich zwar manche noch zurück, nicht jedoch in der Berichterstattung danach. Wenn es stimmt, was die Beatles-Weggefährtin aus Hamburger Tagen, Astrid Kirchherr, sagt, dass man nämlich in den 1960er Jahren dem Neuen zunächst vor allem mit Arroganz und Spott begegnete, dann erbrachten manche Presseleute in diesen Tagen ganz eindeutig den Beweis dafür.
Der Journalist und spätere Drehbuchautor und Regisseur Peter Hajek hatte in der ersten Reihe Platz genommen und beobachtete die Beatles aus nächster Nähe. Ringo sei vor allem durch seine große Nase aufgefallen, beim Anblick des Drummers sei Hajek von herzzerreißendem Mitleid befallen worden, meinte er, und weiter:
Er schaute so klein und unbeholfen drein, dass man ihn am liebsten in einen Kinderwagen legen, fest zudecken und mit Haferflockenbrei füttern möchte. George Harrison hat weniger Gefühle mobilisiert. Von allen trägt er das Haar am längsten und das scheint mir schon alles zu sein, was er hat. Paul McCartney, Texter, Komponist und »Hirn« der Band, erinnert mich mit seinen großen dunklen Augen, den langen Wimpern und relativ kleiner Nase an eine Dame, die ich seinerzeit verehrte – so schön ist er. Besagte Dame allerdings hatte kürzeres Haar. Bleibt noch John Lennon. Er spricht für die Gruppe und gab auch bei der Pressekonferenz einige seiner Antworten zum Besten, die mir geistreich und witzig erschienen sind.
1972 führte Hajek Regie beim surrealen Fernseh-Porträt Wer war André Heller?, ein »Nachruf zu Lebzeiten«, ein Film über jenen Künstler also, der nur wenige Jahre später, im Zuge des zweiten und letzten Besuchs von John Lennon in Österreich, Unvergessliches erleben sollte – dann allerdings im »Wiener« Hotel Sacher.
Kurz vor Beginn der Pressekonferenz sprang John Lennon plötzlich auf, hüpfte dabei von einem Fenster der Terrasse zum nächsten und machte diverse Verrenkungen. Die Fans, die vom Salzach-Ufer bis zum Hotel Österreichischer Hof eine breite Warteschlange gebildet hatten, reagierten verzückt, als sie einen Blick auf einen ihrer Stars erhaschen konnten. Als er wieder saß, präsentierten sich die Beatles in den entstehenden Interviews von einer Seite, die die österreichische Presse nicht vermutet hatte.
John: Irgendjemand von der Presse hier?
Frage: Was wissen Sie über Österreich?
John: Oh, das Habsburgerreich, Wiener Schnitzel, schmeckt gut!
Gehen Sie jemals zum Friseur?
John: Nein. Er kommt zu uns.
Wussten Sie, dass Salzburg die Heimat von Mozart ist?
Ringo: Oh, ist er auch da?
John: Mozart, spitze, wie geht es ihm?
Wen haben Sie bei den letzten Parlamentswahlen gewählt?
Paul: Adenauer.
V. l. n. r.: John, Ringo, Paul, George und Manager Brian Epstein
Stellen die Beatles eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit dar?
Beatles: Rubbish! Rubbish! Rubbish!
Lieben die Beatles das österreichische Bier?
Beatles: Wir machen niemals Werbung.
Von all den Gerüchten und Mythen, die über die Beatles in den Fanmagazinen geschrieben werden, welche stören Sie am meisten?
John: Jene über meine Frau und ihre zahlreichen Kinder, für die ich unmöglich alle verantwortlich sein kann.
Was denken die Beatles über die »Oben ohne«-Bademode?
Paul: Wir tragen sie seit Jahren.
Sind Sie der Meinung, dass Sie politischen Einfluss erzeugen können?
Beatles: Die meisten unserer Fans sind zu jung, um wählen gehen zu können.
Warum winken Sie nicht Ihren Fans vor dem Hotel?
Beatles: Es wurde uns gesagt, dass wir weder am Fenster stehen noch hinausschauen sollten.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ringo: Keine Pläne. Wir schauen einfach, was passiert.
Welche Pläne haben Sie für Ihre Freizeit in Österreich?
Beatles: Welche Freizeit?
Wären Sie auch bereit, in Österreich aufzutreten?
George: Warum nicht, wenn das Geld stimmt.
Wie viel würden Sie verlangen?
George: 20 Pennies.
Wie viel würden Sie für ein Beatles-Konzert bezahlen wollen?
...Erscheint lt. Verlag | 4.11.2024 |
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Verlagsort | Salzburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Kunst / Musik / Theater | |
Schlagworte | John Lennon • Ringo • Yoko Ono |
ISBN-10 | 3-7017-4735-0 / 3701747350 |
ISBN-13 | 978-3-7017-4735-1 / 9783701747351 |
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