Emma (eBook)
319 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-7480-2 (ISBN)
Eine Frau mit einem Geheimnis und eine gefährliche Mission
Emma führt ein ruhiges Leben an der bretonischen Küste. Nach einem tragischen Ereignis in ihrer Vergangenheit widmet sie all ihre Kraft ihrer Arbeit in einem namhaften Zentrum für Meerestherapie. Bis sie die Chance erhält, im Oman das Team eines neuen Wellness-Resorts zu schulen. An der Spitze der luxuriösen Einrichtung steht Tariq, der Sohn eines mächtigen Ministers. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, als ein heikler Auftrag Emma zu einer folgenschweren Entscheidung zwingt. Inmitten eines weitreichenden Machtspiels voller Intrigen kann sie bald niemandem mehr trauen und gerät in tödliche Gefahr. Doch Emma weiß, wie man überlebt ...
Das aufsehenerregende Debüt des renommierten französischen Filmschauspielers Jean Reno - Spionage, Verrat, Liebe und eine unvergessliche Heldin, die in einer dramatischen Staatsaffäre über sich hinauswächst
Limitierte Auflage mit Farbschnitt
<p><strong><strong>Jean Reno</strong></strong>, geboren in Casablanca, ist eine Ikone des französischen und internationalen Kinos. Nach unvergesslichen Rollen u.a. in <em><i><b>Im Rausch der Tiefe</b></i>, <i><b>Die purpurnen Flüsse</b></i>, <i><b>Léon - Der Profi</b></i></em> wurde er 1999 vom französischen Staatspräsidenten zum <strong><em>Ritter der Ehrenlegion</em></strong> ernannt. Jean Reno lebt in Los Angeles und in Paris. <strong><em>Emma</em></strong> ist sein Debüt als Romanautor.</p>
2
Ein Dröhnen zerreißt den Himmel, und wie aus dem Nichts tauchen zwei Jets auf, die einen perfekt synchronisierten Halbkreis beschreiben, bevor sie schließlich auf der Landebahn zum Stehen kommen.
Auf dem Rollfeld von Lorient herrscht heller Aufruhr. Soweit das Gedächtnis der Bretonen reicht, haben sie noch nie zuvor ein solches Ausmaß an Pomp und Sicherheitsvorkehrungen gesehen. Genau gegenüber der beiden Falcon 7X stehen fünf gepanzerte Mercedes-Limousinen in Reih und Glied und warten mit laufendem Motor darauf, dass sich die Türen der Flugzeuge öffnen. Nicht weit davon steht das Empfangskomitee in Habachtstellung: der Stellvertreter des Präfekten, der Bürgermeister samt seinem Gefolge aus gewählten Gemeinderatsmitgliedern, Guillaume Lemonier, der Leiter des Thalassozentrums, und Doktor Armand Mittois, Teilhaber des Unternehmens. Vor zwanzig Jahren hatte Mittois für eine japanische, auf Meeresbiologie spezialisierte Gesellschaft gearbeitet und dort mit einem jungen Forscher namens Bunji Sato Freundschaft geschlossen. Gemeinsam hatten sie auf der Basis von Fucus vesiculosus, schwarzem Seetang und Makroalgen eine Mixtur erstellt, die eine deutliche Linderung rheumatischer Erkrankungen verhieß. Dank ihrer Rezeptur, die genauso streng geheim gehalten wurde wie die Codes der Atom-U-Boote, zählt das hiesige Zentrum heute zu den besten Thalasso-Einrichtungen in der ganzen Welt. Sato, der früh durch ein geplatztes Aneurysma verstarb, hatte von dieser Erfolgsgeschichte nicht mehr profitieren können. Und obwohl es Lemonier widerstrebte – denn er war nicht sonderlich geneigt, auf dem Gemäuer seiner Einrichtung »einen berühmten Unbekannten« zu ehren –, ziert jetzt eine Gedenktafel den Eingangsbereich des Gebäudes, wie Mittois es gewünscht hatte.
Die Türen der Flugzeuge öffnen sich nun gleichzeitig und geben etwa zwanzig Passagieren den Weg frei. Die Leibwächter tragen schwarze Anzüge, die VIPs weiße Dschellabas und ihre Anwälte graue Dreiteiler feinster Machart. Ein Mann hebt sich von allen anderen ab: jung, gebräunt, freundlich. Tariq Khan.
Er ist der Einzige, der lächelt – der Einzige, der sich das erlauben kann, fährt es Lemonier mit einem Anflug von Neid blitzartig durch den Kopf.
Sein Händedruck hingegen kennt kein Erbarmen, so sehr werden die Knochen gequetscht.
Man wechselt ein paar Worte. Nichts von Bedeutung, das klassische Protokoll eben. Während die Anwälte die Zollkontrollen abwickeln, begeben sich die VIPs unter den wachsamen Blicken ihrer Eskorte zu den Mercedes-Limousinen. Lemonier und Mittois steigen in den zweiten Wagen, hinter dem Seiner Exzellenz. Das Thalassozentrum liegt nicht einmal eine Wegstunde entfernt, aber trotzdem hat der Bürgermeister eine Motorradstaffel als Aufpasser verordnet.
Das Programm für diesen Tag ist randvoll, und von einem guten Verlauf hängt eine verheißungsvolle Zusammenarbeit ab. In diesem Punkt hatte Tariq Khan keine Missverständnisse aufkommen lassen. Er will alles besichtigen, die Teams befragen, das Fachwissen und die Fertigkeiten überprüfen. Seine Anwälte werden das drei Monate zuvor aufgestellte Audit präzisieren und eine finale Version erstellen. Lemonier zählt darauf, mit dem Mittagessen einen großen Coup zu landen: Die Mahlzeit ist eigens von einem Sternekoch zusammengestellt und zubereitet worden, die Gäste wurden sorgfältig ausgewählt – Unternehmer aus der Region sowie zwei französische Berühmtheiten –, damit es nicht allzu protokollarisch aussieht.
Die Behandlungen sollen am späten Nachmittag stattfinden und wurden auf der Grundlage eines Informationsbogens zusammengestellt, der eines Geheimdienstes würdig gewesen wäre: die bevorzugten Parfums und Texturen von Monsieur Khan, die Hintergrundmusik, zu vermeidende Gesten, die Farbe der Bademäntel … Zudem wurde ein Köfferchen mit personalisierten Produkten zum Mitnehmen zusammengestellt.
Als sie das Portal der Einrichtung passieren, unterdrückt Guillaume Lemonier einen Seufzer der Erleichterung. Die Angestellten haben sich draußen in einem Halbkreis aufgestellt. Die Empfangsdamen tragen Rosa – die Röcke wurden vorsichtshalber um zehn Zentimeter verlängert –, das therapeutische Personal trägt eine makellose Uniform: weißes Hemd und weiße Hose.
Der lukrative Auftrag ist in Reichweite …
Eine halbe Stunde zuvor ist auch Emma mit reichlich Verspätung zum Team gestoßen. Ihr Ausflug zum Ozean hatte länger gedauert als vorgesehen, außerdem musste sie noch eine eilige Maniküre einschieben, nachdem sie sich ihren Nagellack an den Felsen ruiniert hatte. Ihre Hände sind ihr Werkzeug – kräftige Handflächen und lange, schlanke Finger –, und sie pflegt sie beinahe manisch. Aus Zeitmangel hat sie es dabei belassen, ihre noch feuchte Mähne einzurollen und zu einer Art Banana Bun hochzustecken. Allzu korrekt sieht das Gebilde jedoch nicht aus. Darüber hinaus hat sie lediglich ihrer Haut etwas Feuchtigkeitscreme gegönnt.
Während sie dort vor ihren Kolleginnen und Kollegen steht, spürt sie ein unbändiges, nervöses Lachen in sich aufsteigen. Sie stehen da wie bei einer Militärparade oder aber wie ein Simulacrum von Downton Abbey. Lemonier hat Wert darauf gelegt, Emma unter dem Vorwand, dass sie mit der Behandlung Seiner Exzellenz betraut ist, wie ein Aushängeschild zu platzieren. In Wirklichkeit sind alle Gelegenheiten gut, bei denen Emma zur Schau gestellt werden kann – ganz besonders in den Prospekten des Zentrums –, und zwar nicht so sehr aufgrund ihrer Fähigkeiten als Masseurin, sondern aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit: eine Art blonde Ava Gardner mit einem unberechenbaren Talent …
»Sie kommen!«
In dem Augenblick, als die Autos auf dem großen Hof vorfahren, hat Emma ihre Beherrschung wiedergefunden und geht in Gedanken noch einmal die Unterlagen durch, die Lemonier ihr gegeben hat, um Fehltritte zu vermeiden. Das Sultanat Oman, dessen Wirtschaft von der Erdölproduktion lebt, hat einen Plan zur Diversifizierung entwickelt, dessen Hauptpfeiler ein hochkarätiger Tourismus sowie Großveranstaltungen und das kulturelle Erbe sein sollen. Zu den geplanten Großprojekten zählt eine Einrichtung, in der Thalassotherapie angeboten werden soll. Die Räumlichkeiten sollen mit einem Palast unweit der Hauptstadt Maskat verbunden werden und möglichst bald ihre Pforten öffnen. Die Leitung dieses zukünftigen Resorts möchte dort hochqualifizierte Techniken anbieten, und da kommen die therapeutischen Behandlungsansätze von Doktor Mittois ins Spiel. Einziger Konkurrent des Zentrums von Portivy ist ein berühmtes thailändisches Institut. Lemonier zufolge wird dieser Besuch entscheidenden Einfluss auf die Vormachtstellung haben: Im Falle eines Erfolges würde das den Ruf ihres Thalassozentrums auf internationaler Ebene festigen.
Wie bei einem perfekt einstudierten Ballett entsteigen die Besucher den Limousinen. Emma bemerkt die etwas zu markanten Muskeln unter den Anzügen – gewiss die Leibwächter –, dann folgt eine kleine Gruppe von Männern in der traditionellen Kleidung des Sultanats. Der Jüngste von ihnen bewegt sich geschmeidig wie eine Katze, verströmt etwas Magnetisches, das sie sofort anspringt … Lemonier eilt ihm entgegen, und Emma begreift, dass es sich um die fragliche »Exzellenz« handelt – mit anderen Worten, um Tariq Khan, dreißig Jahre alt, ältester Sohn des stellvertretenden Premierministers, mit einem Abschluss an der Universität Oxford und vorgesehen für eines der höchsten Staatsämter im Oman. Der Mann besitzt Charisma, das spürt sie schon aus der Ferne. Sie beobachtet ihn heimlich, während er mit Mittois spricht und sich dabei – recht offensiv – zu seinem Gesprächspartner vorbeugt.
Im Allgemeinen lässt sie sich von ihrer Kundschaft nicht beeindrucken. Ob Anwalt oder Star, Hausfrau oder Geschäftsführerin eines börsennotierten Unternehmens – all diese Leute tauchen bei ihr halbnackt unter ihrem Bademantel auf und tragen die gleichen bequemen, aber hässlichen Badeschlappen an den Füßen. Muskulös oder schlaff, zurechtgemacht oder ungeschminkt – ist der erste Moment der Scheu überwunden, lockern sich die Körper, und der Kunde entspannt sich unter ihren Fingern. Barrieren werden hinfällig, wenn man die Haut berührt. Die Intimität drängt die soziale Distanz in den Hintergrund, persönliche Differenzen spielen keine Rolle … Dennoch verspürt Emma in diesem Augenblick, dass sich bereits jetzt eine Art nervöser Ungeduld bei ihr einstellt. Das Bild eines Boxrings geistert ihr flüchtig durch den Kopf. Der Termin mit ihm wurde auf 17.30 Uhr festgelegt. Bis dahin wird sie noch eine ganze Reihe von Behandlungen durchführen, um den Zeitverlust dieser vormittäglichen, nicht enden wollenden Parade wettzumachen. Ist das der Grund für ihr Unbehagen?
Die Gäste gehen die Stufen zur Eingangshalle hinauf. Eine widerspenstige Haarsträhne fällt Emma ins Gesicht. Hastig versucht sie, diese wieder festzuklemmen. Der Mann blickt zu ihr herüber. Das Ganze dauert kaum eine Sekunde, dann betritt die Delegation das Gebäude. Als Emma sich umwendet, stößt sie mit ihrem Nachbarn zusammen – Ludo, Physiotherapeut im Zentrum, homosexuell, Vegetarier und Anarchist. Er zwinkert ihr boshaft zu.
»Nur Mut, die Sansculotten sind weg!«
Sie verzieht das Gesicht und beschließt, einen Umweg über die Kantine zu machen. Besser, man hat etwas im Magen, bevor man loslegt. Das Team läuft bereits auseinander: ein Schwarm von Uniformen, noch dazu mit streng frisiertem Haar. Beinahe wie...
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2025 |
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Übersetzer | Monika Buchgeister |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Emma |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bretagne • Die Purpurnen Flüsse • Film • Frankreich • Geheimdienst • Intrige • Leon – Der Profi • Liebe • Maskat • Mental Health • Oman • Politik • Schauspieler • Spannung • Spionage • Starke Frau • Thalasso • Thriller • Verlust • Verrat |
ISBN-10 | 3-7517-7480-7 / 3751774807 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7480-2 / 9783751774802 |
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