Rosenfeld -  Maya Kessler

Rosenfeld (eBook)

Roman | Der große Bestseller aus Israel

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Gutkind Verlag
978-3-98941-019-0 (ISBN)
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Unverschämt sexy und schonungslos »Maya Kessler erzählt eine sexy, witzige und obsessive Liebesgeschichte, die alle Konventionen sprengt.« Haaretz Die 36-jährige Noa Simon ist eine talentierte, aber nicht ganz erfolgreiche Filmemacherin, die weiß, was sie will, wenn sie es sieht. Als sie dem älteren Geschäftsmann Teddy Rosenfeld auf einer Hochzeit begegnet, wird er das Objekt ihrer Begierde. Eine heiße Begegnung auf der Klokabine, befeuert Noas Verlangen. Trotz Teddys anfänglicher Zurückweisung ist Noa begeistert von der Herausforderung - und von ihrer eigenen Unersättlichkeit. Sie nimmt einen Job in seinem Büro an und die Machtspiele und eine heiße Affäre beginnen. Beide tauchen in das Leben des anderen ein, und als gut versteckte Wahrheiten und Familiengeheimnisse ans Licht kommen, gibt es für beide kein Zurück mehr.  Maya Kessler seziert in ihrem süchtig-machenden Pageturner die amour fou zweier eigensinniger Menschen, die sich zwischen Sex und Verlustängsten aufreiben und aus ihrer verzehrenden Beziehung verändert hervorgehen. Atemlos, aufwühlend und klug.

Maya Kessler ist eine Schriftstellerin, Regisseurin und Produzentin. Sie hat Kunst an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam studiert und arbeitet als Filmemacherin für ein internationales Biotech-Unternehmen. Daneben entwickelt sie Fernsehprojekte. Rosenfeld ist ihr Debüt und avancierte zum U?berraschungserfolg in Israel.

1


Geh mir aus den Augen


>>        Er sitzt an einem der weißen Tische auf der Wiese und spricht mit seinem Geschäftspartner. Sie lachen über etwas und verstummen, als das Publikum um Ruhe gebeten wird. Das Licht wird gedimmt, und er sieht den Film an, der auf die große Leinwand neben der Bühne projiziert wird. Bis zu diesem Moment weiß er nicht, dass es mich gibt. Bis zu diesem Moment weiß ich nicht, dass es ihn gibt. Aber sehr bald werden wir es herausfinden.

Es ist Mitte September, und ich mache eine schwierige Phase durch. Mein Leben ist festgefahren, und ich weiß nicht, was ich tun soll, um das zu ändern. Deshalb bin ich wütend, auf alles und auf jeden. Und trotzdem gibt es glückliche Momente, wie die Hochzeit meiner beiden guten Freunde, Tomer und Elinor. Die zwei sitzen gerade vor der Leinwand, sehen mit dem Rest der Hochzeitsgäste den Film an, den ich ihnen zusammengeschnitten habe, und schütteln sich vor Lachen. Als der Film vorbei ist, bricht begeisterter Applaus los. Und schon sind wir wieder auf der Tanzfläche, tanzen und trinken, bis Tomer mich plötzlich zu sich zieht und sagt: »Komm, man will dich kennenlernen.« Er bahnt sich einen Weg durch die Menschen und die auf dem Rasen verteilten Tische, ich stolpere ihm hinterher.

»Wer soll das sein, man?«, keuche ich. »Ich bin völlig betrunken. Ich kann so unmöglich jemanden kennenlernen.«

»Freunde meiner Mutter. Aus der Biotechnologie.«

»Biotechnologie?«

»Ja, Meeresbiotechnologie.«

»Was hab ich damit zu tun?«, frage ich, aber Tomer antwortet nicht mehr, denn wir sind schon an dem Tisch der »werten Herren von Oceanna!« angekommen, wie Tomer ausruft, bevor er sich hinter mich stellt, die Hände sanft auf meine Schultern legt und mich in ihre Richtung schiebt. »Hier ist sie, unsere Noa Simon.«

»Schön, dich kennenzulernen!« Ein bärtiger, gutaussehender Mann mit kurzem grauen Haar lächelt mich breit an, schüttelt selbstbewusst meine Hand und mustert mich mit leuchtenden Augen. »Amos Fuchsman«, stellt er sich vor. Der andere, ein massiger Mann, ist penibel glattrasiert, das Haar nach hinten gekämmt. Er trägt ein weißes, nein, auf den zweiten Blick rosafarbenes Hemd, dessen oberster Knopf offensteht und einen Streifen seiner gebräunten Brust entblößt. Er sieht nicht aus wie die anderen, ist schwer einzuordnen. Er blickt mich an, lächelt höflich, beugt sich schwerfällig vor und schüttelt meine Hand, »Teddy Rosenfeld«, lehnt sich wieder zurück. Amos sagt mir, dass mein Film etwas Besonderes hatte. Er habe viele Hochzeitsfilme gesehen, aber das hier wäre »der Wahnsinn« gewesen.

»Du machst also Filme?«, fragt mich Amos forschend, und Teddy zündet sich eine Zigarette an.

Ich erzähle, dass ich in der Filmbranche tätig bin, aber noch keinen eigenen Film gemacht habe. Amos zieht einen freien Stuhl heran und bietet mir an, mich zu setzen. Teddy schweigt. Mit braunen Augen und einem gleichmütigen Lächeln mustert er mich, ein Lächeln, das in mir den Wunsch weckt, ihm den Klappstuhl mit voller Wucht auf den Kopf zu schmettern.

Ich setze mich, und Amos fragt, was ich trinken möchte, so als wären wir in einem Restaurant und nicht auf einer Hochzeit.

Er will wissen, ob ich bereits Filme für Unternehmen produziert hätte, und erzählt kurz von Oceanna und der Art von Filmen, die die Firma benötigt. Eigentlich arbeite ich für eine tägliche TV-Serie und habe keine Zeit für einen anderen Job, trotzdem höre ich zu und hake nach. Ich versuche zu verstehen, was die beiden mir anbieten wollen, auch wenn ich davon ausgehe, dass meine Interessen und ihr Angebot höchstwahrscheinlich keine Schnittmenge haben. Amos ist herzlich und charmant, eine gute Rollenbesetzung für einen israelischen James Bond – falls jemals eine zionistische Version produziert werden sollte. Teddy folgt unserem Gespräch schon lange nicht mehr, er hat sich sogar mit dem Stuhl der Bühne zugewendet, so wie Leute sich am Strand nach dem Sonnenuntergang ausrichten.

Amos hingegen ist sehr wohl konzentriert bei der Sache. »Eigentlich sind wir schon in Kontakt mit einer Medienagentur, aber deine Art zu denken ist außergewöhnlich.«

»Vielen Dank.«

»Du weißt, wie man gute Filme macht, und wir wissen jetzt, dass du sympathisch und charmant bist.« Amos’ Lächeln gefällt mir.

»Danke, gleichfalls! Vor allem du, Teddy scheint der weniger sympathische und charmante Part von euch beiden zu sein.«

Als er seinen Namen hört, dreht Teddy den Kopf in unsere Richtung und sieht mich fragend an.

»Was?«

»Ungefähr siebzig Prozent weniger«, füge ich in sachlichem Ton hinzu.

Amos lacht laut auf. »Sie hat dich sofort durchschaut, scharfsinnig wie sie ist.«

Teddy blickt mich an. »Was hast du gesagt?«

»Dass du nicht so charmant wie Amos bist.«

»Amos ist ungemein charmant, das ist kein faires Spiel.«

»Stimmt, du hattest von Anfang an keine Chance. Warum spielst du dann überhaupt mit?«

Etwas in seinem Gesichtsausdruck verändert sich. Habe ich ihn gereizt? Ich werfe ihm ein schelmisches Lächeln zu. Er sieht mich mit einem merkwürdigen Blick an, bis er sich endlich dazu herablässt, sich mir wieder ganz zuzuwenden.

»Noa«, erinnere ich ihn an meinen Namen, falls er ihn vergessen hat.

»Ich weiß«, sagt er leise.

Die Musik wird plötzlich von der schrillen Rückkopplung eines Mikrofons abgelöst. Die Geschwister des Hochzeitspaars haben eine Einlage vorbereitet, ein Lied mit Tanzchoreografie. Die Gäste bleiben sitzen, hören aber hingerissen zu. Was soll das jetzt, so plötzlich mitten im Gespräch? Wir drei sind zu einer Gruppe geworden. Ich sitze da und höre zu, und der Moment verschafft mir Luft, die Situation zu verdauen. Jetzt wird mir wieder bewusst, wie viel ich getrunken habe, ich fühle, wie ein unkontrollierbares kleines Beben durch meinen Körper fährt und sich in Gänsehaut verwandelt. Teddy scheint es zu bemerken, denn er wendet mir seinen Blick zu. Ich erwidere den Blick, schaue tief in ihn hinein. Die Geschwister singen den Refrain. Teddy starrt mich weiter an, bis er den Blick mit einem Ruck auf etwas anderes richtet. Auch wenn ich mich etwas zu schutzlos fühle, genieße ich es, mit ihm an einem Tisch zu sitzen, so als würden wir zufällig in der Schweigeminute während der Sirene nebeneinanderstehen. Ich beäuge ihn genau: Seine Schuhe kann ich nicht sehen, der Tisch verdeckt sie. Breit gespreizte Beine, angeberische Armbanduhr, die Hand ruht auf dem Knie, an den Fingern kein Ehering.

Das Lied geht zu Ende, alle applaudieren.

»Also, wie kommt es, dass du noch keinen eigenen Film gemacht hast?« Er hat also doch zugehört.

»Weil ich es noch nicht geschafft habe, das Drehbuch zu schreiben.« Ich straffe die Schultern.

»Nicht geschafft? Um was geht’s?«

»Ist schwer in drei Sätzen zu erklären.«

»Wie sollst du was schreiben können, das du nicht mal pitchen kannst? Hört sich nicht sehr ernsthaft an.«

»Es ist kompliziert.«

»Weißt du, was du willst? Du musst ganz genau wissen, was du willst.«

»So ein Quatsch. Man muss sich dem Ungewissen stellen, wenn man kreativ arbeitet. Was soll das überhaupt heißen, ›du musst wissen, was du willst‹«?

»Von kreativen Dingen versteh ich nichts.«

»Sieht ganz so aus.«

»Bist du verheiratet?«

»Nein.«

Die Worte fliegen blitzschnell zwischen uns hin und her, unsere Augen lassen nicht voneinander ab. Kann es sein, dass er das ist, von dem ich hoffe, dass er es ist?

Amos versteht nicht, was zwischen uns vor sich geht. Er versucht, das Gespräch wieder in seichtere Gewässer zu lenken und sagt: »Also, komm vorbei, besuch uns in unserem Büro. Lass uns ein bisschen reden, und wir werden sehen, ob es mit uns was werden könnte.«

»Ja, ich rufe an, und wir machen einen Termin aus«, höre ich mich versprechen.

»Hier ist meine Karte.« Amos streckt mir eine Visitenkarte hin. Oldschool!

Tomers Mutter taucht auf und wirft die Arme um Amos’ Hals. »Habt ihr schon unsere Noa kennengelernt? Was für ein Film! Großartig ist er geworden! So talentiert!«

Amos strahlt vor Freude. »Ja, wir haben sie kennengelernt. Wir versuchen gerade, sie für Oceanna abzuwerben, damit sie solche Filme für uns macht. Was sagst du dazu?«

Amos und Tomers Mutter vertiefen sich in ihr Gespräch, ich lehne mich über den Tisch und strecke die Hand nach Teddys Zigaretten aus.

»Gib mir eine.« Meine Hand reicht nicht bis zur Schachtel.

»Was immer du willst.«

Ich blicke ihn an und sage todesernst: »Nimm dich in Acht vor mir.«

Er reicht mir eine Zigarette und legt eine Hand auf sein Herz, lächelt. Ich führe die Zigarette zum Mund und nehme sie vorsichtig zwischen die Lippen. Mein Herz klopft. Wir haben kaum ein Wort gewechselt, und schon spüre ich, dass ich kurz davor bin, über diesen Mann herzufallen und ihn an mich zu ziehen, bis er schreit, bis er mich anbettelt, ihn loszulassen, aber ich werde nicht aufhören, bis ich ihn verschlungen habe und nichts mehr von ihm übrig ist. Vor meinem inneren Auge schießen Hyänen hervor, ihre Zähne zerfetzen das bare Fleisch des Kadavers. Sein Blick bleibt auf mich gerichtet, und auch sein Lächeln ist noch da. Er legt den Kopf schief und deutet mit dem Kinn rechts neben sich, ich soll mich zu ihm setzen. Ich stehe auf, umrunde den Tisch und setze mich.

»Noa.« Er hat meinen Namen gesagt.

»Ja.« Ich nehme sein Feuerzeug und...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2024
Übersetzer Ora Mandel
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-98941-019-9 / 3989410199
ISBN-13 978-3-98941-019-0 / 9783989410190
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