Krallen im Rosenstift (eBook)

Psychokrimi um ein Seniorenheim

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
292 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-27574-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Krallen im Rosenstift -  Marit Wildt
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Ein Psycho-Krimi aus dem Seniorenheim. Lona Frey, die Leiterin des Rosenstifts setzt sich mit ganzem Herzen für sachgerechte und menschliche Pflege ein und kämpft gegen den Verkauf des Seniorenheims, den ihr Vorgesetzter Weber illegal vorbereitet. Doch dabei wird sie von einem Netzwerk aus Macht und Geld bedroht. Sie erlebt die zerstörerische Wirkung von Mobbing und muss schließlich um ihr Leben fürchten. Als Weber tödlich verunglückt ist, nehmen Kommissarin Aline Sander und ihr Kollege die Ermittlungen auf. War sein Tod ein mörderischer Racheakt? Mobbing am Arbeitsplatz kennen viele. Warum werden Mobbingfälle nur selten vor Gericht verhandelt? Warum betreiben Vorgesetzte Mobbing und welche Taktiken verfolgen sie? Dieser Psychokrimi liefert Antworten. Dabei zeigt er das pflegerische, politische und rechtliche Umfeld. Der Roman spielt in der wunderschönen Kurstadt Baden-Baden und ihrer malerischen Umgebung. Er handelt auch von Liebe und Freundschaft, von Tieren und Reisen. Es werden nicht nur Lonas Emotionen dargestellt, sondern auch die Sichtweise Webers: seine Motivation und Taktik und seine negativen Gefühle. Seine Mobbingmaßnahmen ziehen immer größere Kreise und belasten immer mehr Menschen im Rosenstift und seinem Umfeld. Manche werden auch zu Tätern, denn sie handeln innerhalb eines Systems von Lügen. Politische Abhängigkeiten und Verstrickungen in einer Kommune werden offenbar. Der Konflikt wird zum Psychothriller. Lonas Kampf um die Heimat der Senioren ist eingebettet in die Ermittlungen der Mordkommission zum rätselhaften Unfalltod Webers wenige Jahre später. Es gibt einige Verdächtige. Kommissarin Aline Sander ist nebenbei an einer Mobbinggeschichte interessiert und sucht engeren Kontakt mit Lona. Sie hat Sachkenntnisse zum Thema Mobbing. Lonas Fall zeigt die rechtlose Situation von Mobbingbetroffenen und die Straffreiheit der Täter. Mobbing gehört ins deutsche Strafgesetzbuch.

Ich habe als Sozialpädagogin mit einer therapeutischen Ausbildung in unterschiedlichen Bereichen mit alten Menschen gearbeitet. Dabei hatte ich mit Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Berufsgruppen zu tun. Ich lebe im Süden Deutschlands, doch meine ungewöhnlichen Reisen führten mich in die weite Welt.

Ich habe als Sozialpädagogin mit einer therapeutischen Ausbildung in unterschiedlichen Bereichen mit alten Menschen gearbeitet. Dabei hatte ich mit Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Berufsgruppen zu tun. Ich lebe im Süden Deutschlands, doch meine ungewöhnlichen Reisen führten mich in die weite Welt.

Todesfallermittlung 1

Direkt hinter der engen Kurve liegt ein kleiner Parkplatz, er endet im Bergwald unmittelbar am Steilhang. Dort am Ende einer zerbeulten Leitplanke tappt jemand vorsichtig nach vorn und schaut konzentriert hinunter in den Abgrund. Kein Regen, kein Nebel. Selbst die kühle Nachtluft hat noch sommerliche Wärme. Oder ist es die Wärme, die von dem verbrannten Wagen hochsteigt?

Die Person hat ihre kinnlangen Haare mit einem dünnen Seidenschal fixiert, trägt Jeans und Turnschuhe. Sie wendet sich an die Schutzpolizisten. „Sander, Kripo, und das ist mein Kollege Kunz. Wir haben heute Nacht Bereitschaft. Was ist da passiert?“

Die beiden Uniformierten zeigen die Stelle, die sie mit einer starken Lampe ausleuchten. „Hier muss der Wagen die Straße verlassen haben. Auf der Fahrbahn haben wir keine brandneuen Bremsspuren und auch keine Ölspur gefunden. So wie der Unfallwagen dort unten an dem Baum zerschellt ist, muss er wenigstens hundert Sachen drauf gehabt haben.“

Aus den Taschen ihrer leichten Daunenjacke fischt die Kriminaloberkommissarin ein Diktiergerät. Nach kurzem Überlegen spricht sie: „Der Unfallwagen ist anscheinend in der engen Kurve ungebremst geradeaus in den Steilhang gerast.“ Sie schaut wieder den Hang hinunter zu dem ausgebrannten Wagen, der von den Lichtstrahlen der weiß reflektierenden Spurensicherer angeleuchtet wird. Mit der linken Seite hat sich die Karosserie in einer dicken Buche verkeilt. „Der Wagen ist an einem Baum in etwa fünf Metern Höhe zerschellt und dann zu Boden gegangen. Er hat Feuer gefangen.“ Sie steckt das Gerät in die Jackentasche zurück.

Ihr Kollege hat die Hände in seiner Lederjacke vergraben. Er schaut vorsichtig in den Abgrund und denkt laut: „Den Überresten nach muss das ein ziemlich fetter SUV gewesen sein, wahrscheinlich ein Geschäftswagen. Aber was hat man nun von einem super Wagen, der sogar fliegen kann. Am Ende wickelt er sich um einen Baum, anstatt in alle Einzelteile auseinanderzufallen.“

„Typischer Fall von Selbstmord!“, bemerkt ein Polizist.

Die Kommissarin schaut den Uniformierten kritisch an. „Das ist nicht bewiesen! Es gibt viele Möglichkeiten, wie der Fahrer oder die Fahrerin ums Leben gekommen ist. Möglicherweise stand er oder sie unter Drogen. Vielleicht hat auch jemand den Wagen manipuliert. Oder er wurde von einem anderen Wagen gejagt, oder er wurde geblendet.“

Dann klettert sie den Abhang hinunter. Unter dem Lichtstrahl einer starken Lampe setzt sie ihre Schritte quer zum Hang, gefolgt von Kunz. Vorsichtig nähern sie sich dem Autowrack, das vor Hitze glüht. Die Feuerwehr hatte die hochschlagenden Flammen gelöscht und der Krankenwagen ist bereits zurückgeschickt worden. Auf dem Fahrersitz klebt eine verbrannte Gestalt. Im Auto ist nichts mehr zu erkennen, alles schwarz und von der Hitze geschmolzen. Keine Papiere, kein Ausweis. Sie formt ihre Hände zum Trichter und ruft: „Die tote Person muss in die Rechtsmedizin!“ Dann steigt sie wieder hinauf zu den beiden Polizisten und erklärt: „Die Leiche wird beschlagnahmt. Das Auto auch. Lasst das Wrack bergen und von der Kriminaltechnik abholen.“

Die Kommissarin beobachtet noch, wie die Leute der Spurensicherung noch immer mit Lampen umherlaufen und Teile in Tüten packen. Sie überlegt kurz: Wer ist der Mensch, dessen Leben hier so plötzlich beendet wurde? Wer muss den Angehörigen wohl die traurige Nachricht überbringen?

Nach Mitternacht erklären die Spezialisten ihre Arbeit für beendet. Der verkohlte Körper wird in eine Blechkiste gelegt und in einem schwarzen Kombi weggefahren.

Am nächsten Vormittag bittet der Dezernatsleiter der Mordkommission Aline Sander und Daniel Kunz in sein Büro. Das Fenster steht weit offen und die frische Herbstluft flutet das Zimmer. An der Wand daneben steht ein hellgrauer Aktenschrank. Vor der großen Pinnwand mit dem Dienstplan sitzt Kriminalhauptkommissar Becker an seinem Schreibtisch. Nachdenklich mustert er seine müden Kommissare.

„Guten Morgen!“, beginnt er, „heute früh hat eine Frau Weber angerufen und ihren Ehemann Ernst Weber als vermisst gemeldet. Der Unfallwagen von heute Nacht konnte ihm zugeordnet werden. Vorhin habe ich mit der Staatsanwältin gesprochen. Wir sollen die Ermittlungen zur Unfallursache übernehmen.“

Er blickt Aline Sander freundlich an. „Sind Sie eigentlich ausgeschlafen?“

„Danke für die Nachfrage, Chef, alles im grünen Bereich.“

Sie muss ihm nicht sagen, dass sie nach ihrem nächtlichen Einsatz noch eine Weile über ihre Hausarbeit nachgedacht hat. O Mann, in vier Wochen muss sie fertig sein! Es fehlt ihr noch die richtige Geschichte als Beispiel für ihre bereits ausgearbeitete Theorie.

Ihre eigene Erfahrung? Nein, die ist zu kurz. Berichte aus dem Internet? Zu anonym. Erfahrungen von Bekannten?

Ja, da gibt es schon einige. Aber genau hat man eigentlich nie darüber gesprochen. Irgendwie ein Tabu-Thema, das keiner vertiefen möchte. Sie ist müde und ihre Gedanken schweifen ab in ein stilles Nichts.

Da hört sie die vertraute Stimme ihrer Oma: "Wenn du etwas verzweifelt suchst, lass es besser bleiben und warte ab. Die Dinge werden dich suchen und zu dir kommen.“

Sie schließt ihre Augen und überlegt. Ja, so war das, als sie ihren Pass verloren hat, - als sie rote Schuhe kaufen wollte, - als sie eine Reitlehrerin suchte. Die Dinge kamen zu ihr, als sie sie nicht mehr suchte. Ein beruhigender Gedanke. Er führte sie in einen entspannten Halbschlaf. Diese Nacht, in der sie Bereitschaftsdienst hatte, ist kurz gewesen.

Becker kommt zur Sache: „Sie, Frau Sander, müssen der Ehefrau die schlechte Nachricht überbringen. Fahren Sie bitte zusammen mit Herrn Kunz nach Neufurt in den Falterweg zehn. Unsere Aufgabe ist die Todesfallermittlung. Sie wissen ja: Um zu erfahren wie ein Mann gestorben ist, muss man zuerst wissen, wie er gelebt hat. Erstellen Sie ein Profil von dem Verstorbenen. Also Beruf, Familie, Freunde, Kontakte, Verhaltensweisen, Hobbys, Charakter. Das Übliche eben. Suchen Sie nach Motiven, die einen absichtlich herbeigeführten Tod begründen können. Sie arbeiten als Sonderkommission mit dem Namen ‚Feuer‘.“

Das „Okay!“ von Aline Sander und Daniel Kunz kommt wie aus einem Mund. Überrascht wechseln beide einen Blick.

Der Falterweg ist eine Sackgasse in einer ruhigen Wohngegend mit Einfamilienhäusern aus den Siebzigern. Hinter dem schmiedeeisernen Gartentor führt ein gepflasterter Weg durch den Vorgarten mit blühenden Astern und einem Nussbaum, der seine Früchte und Blätter abwirft. In diesen warmen Herbsttagen haben die Rosen erneut ausgetrieben und die Sonnenstrahlen lassen ihre Blütenblätter vor dem blauen Himmel rotglühend leuchten. Sander und Kunz stehen vor einer blau gestrichenen Haustür.

Während die Kommissarin nach dem Klingeln auf eine Reaktion wartet, sinniert sie über den Namen, den sie auf dem Schild liest: Ernst Weber…und sie denkt: ja, Ich komme in einer ernsten Angelegenheit.

In der Tür zeigt sich eine zierliche Frau mittleren Alters. Sie hat dunkle Ringe unter den Augen und sieht trotz ihrer aufrechten Haltung recht müde aus.

„Guten Tag, mein Name ist Sander, Kriminalpolizei. Das ist mein Kollege Herr Kunz. Sind Sie Frau Weber?“

„Ja. Geht es um meinen Mann?“ Sie mustert die große Polizistin in Zivil und den etwas kleineren jungen Mann. „Bitte kommen Sie rein ins Wohnzimmer.“

Der Raum mit der cremeweißen Ledergarnitur sieht aus wie aus dem Möbelkatalog; er wirkt farb- und freudlos. Obwohl kein spezieller Geruch wahrzunehmen ist, hat Aline das Gefühl von dicker Luft. Ein Fenster öffnet den Blick in den Garten. Auf der Fensterbank stehen Kakteen verschiedener Arten in einer Reihe.

Ihrer Handbewegung folgend setzen sich die Besucher auf die kalte Ledercouch. Die frischgebackene Witwe nimmt Platz auf dem Sessel, der für sie viel zu voluminös ist. Als wolle sie sich darin verstecken.

„Frau Weber, der Unfall heute Nacht – Der Fahrer hat nicht überlebt. Ich muss Ihnen leider sagen, dass es mit ziemlicher Sicherheit Ihr Mann ist. Sein Auto wurde eindeutig identifiziert.“

Entsetzt reißt Frau Weber ihre Augen auf.

„Könnte es nicht doch eine Verwechslung sein? Vielleicht ist mein Mann nur verreist und er hat mir nichts gesagt.“ Sie spricht, als wolle sie die Kommissare darum bitten, die Verwechslung zu bestätigen. Ihr Blick wandert unruhig hin und her, ohne die Besucher direkt anzusehen.

„Wenn Sie mir den Namen des Zahnarztes sagen können, bei dem ihr Mann in Behandlung war, werden wir zur Absicherung noch den Zahnstatus einholen. Der Körper ist jetzt in der Gerichtsmedizin.“

Frau Weber zuckt zusammen. Aber schnell hat sie sich wieder unter Kontrolle. „Sein Zahnarzt ist Herr Doktor Knirsch in der Kussmaulstraße. Ja, fragen Sie bitte nach.“ Ihre Augen wandern nach oben und sie seufzt: „Ich kann das noch gar...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2024
Mitarbeit Cover Design: Thomas Lindemann
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arbeitsgericht • Baden-Baden • Beamtenkarriere • Elke Küßner • Freundschaft • Heimleitung • Kommissarin • Mitarbeiterführung • Mobbing • Mobbingkrimi • Mobbingverfahren • Pflegestation • Seniorenheim • Sterben • Todesfallermittlung
ISBN-10 3-384-27574-8 / 3384275748
ISBN-13 978-3-384-27574-5 / 9783384275745
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