Schreiben im Alltag? - Zeit finden! -  Jutta Weber-Bock

Schreiben im Alltag? - Zeit finden! (eBook)

Schreibratgeber Libelle - Autobiografisches Schreiben
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
106 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-9863-3 (ISBN)
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Schreibratgeber Libelle Blitzschnell huscht etwas durch unseren Kopf. Libellen helfen, Ideen zu fangen, und schenken Ihnen eine Rundumsicht. Wer könnte das besser als sie, es gibt Libellen seit 300 Millionen Jahren. Erfahren Sie das Glück im Schreiben, pfeilschnell wie die Libellen im Flug. Finden Sie neue Wege zur Kreativität. Wagen Sie es und schaffen Sie sich Freiräume. Schreiben Sie. Die Reihe Schreibratgeber Libelle wird ein breites Spektrum bieten. Ich beginne mit der Serie Autobiografisches Schreiben, da bei mir selbst am Anfang der Wunsch stand, Geschichten aus dem eigenen Leben zu erzählen. Geplant habe ich dazu drei Bände, die Sie Schritt für Schritt zum literarischen Schreiben verführen. Seit vielen Jahren geistern noch weitere Ratgeber-Serien durch meinen Kopf. Themen wie Reisen und Schreiben, Kreatives Schreiben sowie auch das Gedichte schreiben treiben mich persönlich um und fließen in mein Schreiben und meine Kursthemen ein. Finden Sie Ihr Herzensthema und folgen Sie ihm. Das Schreiben wird Sie reich beschenken. Über dieses Buch Sie wollten schon immer schreiben, finden aber keine Zeit? So vieles ist im Alltag wichtiger als das Schreiben? Das muss nicht sein, denn Schreiben schenkt Ihnen kostbare Zeit. Drehen Sie Ihre tägliche Aufgabenliste um, verschieben Sie die Prioritäten, fangen Sie an. Die 33 Schreibimpulse und Schreibtechniken in diesem Buch helfen Ihnen dabei. Denn: Aller Anfang ist leicht.

Jutta Weber-Bock, Schriftstellerin und Schreibcoach seit über 30 Jahren; Lehraufträge an der Universität Stuttgart und der Hochschule für Medien Stuttgart; mit einer Liebe nach Stuttgart gekommen und aus Liebe zur Stadt geblieben. 2006 erschien ihr Handbuch Autobiographisches Schreiben, das sie nun überarbeitet und erweitert hat.

Kapitel 1: Zeitbegrenzung

Autobiografisches: Das große Abenteuer 2

Sommerferien. Seit Wochen nichts als Sonne.

„Hitzewelle!“, titelte die Zeitung.

„Gut, dass wir nicht in den Urlaub gefahren sind. Zu Hause ist es doch am schönsten!“, sagten die Eltern.

Mir aber war es langweilig. Welch Glück, dass es ein Freibad gab.

„Du willst also deinen Freischwimmer machen? Und deine Eltern wissen das?“, wollte der Bademeister wissen.

Natürlich habe ich heftig genickt, auch wenn es nicht stimmte, dass ich mit den Eltern darüber gesprochen hatte.

„Bleib in der Nähe des Beckenrandes“, sagte er und nahm seine Stoppuhr.

Es sollte helfen, sich die Zeit nicht vorzustellen, immer ruhig zu atmen, nicht zu tief zu sacken und nur kein Wasser zu schlucken, einfach weiterzuschwimmen. Der Bademeister setzte sich auf eine Bank und beobachtete ein paar Federwolken. Noch zehn Minuten. Warum verging die Zeit mal langsam und dann schnell? Singen sollte auch helfen, nicht richtig, nur so im Kopf. Noch fünf Minuten, eine Beckenrunde. Wenn bloß das Wasser kühler wäre.

Der Bademeister winkte und rief: „Jetzt noch der Sprung!“

Einen nagelneuen Freischwimmer, mit Ausweis und Abzeichen, konnten die Urlauber nicht vorweisen, vor allem nicht, ohne dass die Eltern davon wussten.

„Was da alles hätte passieren können! Wären wir nur an die Nordsee gefahren“, hieß es.

Es waren Sommerferien mit nichts als Sonne.

Vielleicht erinnern Sie sich an solche Sommerferien und an diesen Zeitvorrat von sechs Wochen, der am Anfang vor einem lag. Doch die Zeit hatte auch damals schon Risse und verging mal langsam und dann ganz schnell.

Und im Laufe unseres Lebens stellen wir uns die Zeit lieber nicht mehr vor, denn wir haben immer zu wenig davon, vor allem, wenn wir schreiben möchten.

„Das Leben wird sich dem Schreiben immer in den Weg stellen“ 3, sagt Roberta Allen, aber drei oder fünf Minuten, die stehen Ihnen überall zur Verfügung. Und welch Zeitvorrat ist erst in zehn Minuten verborgen.

Finden Sie Zeit. Es liegt auch in Ihrem Alltag genügend davon herum. Sagen Sie nicht: „Das lohnt sich nicht.“ oder „Ich habe keine Zeit zum Schreiben.“ Fangen Sie an.

Am besten ist es, wenn Sie irgendwann nicht mehr darüber nachdenken, wie beim Schwimmen oder Autofahren. Schreiben Sie und begrenzen Sie am Anfang Ihre Zeit. Beginnen Sie mit solchen kleinsten Einheiten.

Egal, wo Sie sich gerade befinden, ob Sie mit der S-Bahn fahren, im Café sitzen oder zu Hause an einem unaufgeräumten Frühstückstisch die Beine von sich strecken, gönnen Sie sich ein paar Minuten. Nehmen Sie einen Stift und einen Zettel. Sie brauchen keinen Füller und kein schönes Notizbuch. Auch ein ausgemustertes Schulheft Ihrer Kinder und ein abgekauter Bleistift führen Sie auf eine Spur. Richtig oder falsch gibt es nicht.

Auf die Idee, die Schreibzeit zunächst auf drei Minuten zu begrenzen, hat mich der bulgarische Schriftsteller Dejan Enev gebracht. Sein Erzählband „Zirkus Bulgarien“ 4 trägt den Untertitel „Geschichten für eine Zigarettenlänge“, also drei Minuten.

Schreibimpuls (1) Drei Minuten – eine Zigarettenlänge

Vorbereitung: Nehmen Sie Stift und Papier zur Hand. Nichts Besonderes, wie gesagt, einen zu kurzen Bleistift, ein vergessenes Notizbuch oder einen fleckigen Zettel. Denken Sie nicht darüber nach. Rufen Sie sich eine konkrete Situation ins Gedächtnis, zum Beispiel wie Sie Brötchen beim Bäcker gekauft haben. Vielleicht gibt es auch ein Ereignis im vergangenen Tag oder in der letzten Stunde, das Ihnen plötzlich durch den Kopf huscht. Greifen Sie zu und schreiben Sie.

Schreiben: Schenken Sie sich drei Minuten. Nicht mehr. Folgen Sie Ihrem Stift, wohin auch immer er sie mitnimmt. Lesen Sie zunächst nicht, was Sie geschrieben haben.

Wiederholen: Rufen Sie sich weitere konkrete Alltagssituationen ins Gedächtnis, zum Beispiel, wie Sie zum Briefkasten gegangen sind. Stecken Sie den Schlüssel ins Schloss. Lassen Sie sich überraschen. Schalten Sie den Teil Ihres Gehirns ab, der für ein ausgeglichenes Bankkonto sorgt, und stellen Sie den Kauf der Bahnfahrkarte zurück. 5 Schreiben Sie dreimal drei Minuten hintereinander.

Nehmen Sie sich diese Zeit. Drei Minuten stehen Ihnen immer zur Verfügung und lassen Ihnen keine Zeit für Sorgen, Träume oder Fragen. Probieren Sie es aus.

Mit etwas Übung fließen die Wörter sogar schneller, als Sie diese aufschreiben können. Vor allem beim Tippen auf der Tastatur passiert es mir immer wieder, dass ich vorher nicht darüber nachdenke, was ich schreibe. Seit ich es das erste Mal erfahren durfte, möchte ich nicht mehr missen, wie es in mir schreibt.

In meiner Erzählung „Electronic Harem“ 6 habe ich es einmal „dieses fliegende Fließen“ genannt, „wenn die Fingerkuppen ganz kurz die Tasten berühren und Wörter sich zu Bildern formen. Ein Denken mit den Fingerspitzen und dabei die Zeit verlieren.“ Es ist wie eine Melodie, die Ihnen unversehens einen Zugang zum Unterbewusstsein gewährt.

Produzieren Sie eine Zeit lang möglichst jeden Tag mehrere Drei-Minuten-Texte, bis Sie einen ganzen Schuhkarton voll gesammelt haben. Fragen Sie sich zunächst noch nicht: Was könnte daraus werden?

Geschichten für eine Zigarettenlänge wären eine Möglichkeit (auch wenn ich Sie nicht zum Rauchen verführen möchte). Im Nachwort heißt es über Dejan Enev: „Über nichts schreibt es sich schwerer als über die Gegenwart, denn damit kennt sich jeder aus. Manch einer sogar besser als der Autor. Sie setzt einem Autor ununterbrochen Grenzen.“ 7

Heben Sie diese Grenzen für sich auf. Denken Sie nicht darüber nach, schreiben Sie.

Erinnern Sie sich nach dem Schreiben, wie der kreative Prozess in Ihrer Kindheit mit dem Staunen und dem Erfinden von Geschichten begann. Wir alle kennen es, wie Kinder staunen und fragen, fragen und staunen. So begreifen sie ihre Umwelt.

Das Geschichtenerfinden dient dazu, solche Muster erneut wahrzunehmen und die empfundenen Verbindungen anderen mitzuteilen. Lernen Sie das Staunen wieder neu. Bleiben Sie dabei immer am Konkreten.

Dehnen Sie die Schreibzeit auf fünf Minuten aus. Wie oft höre ich es am Tag: „Noch fünf Minuten. Warte mal eben.“ Warten Sie nicht, vertrauen Sie Ihrer Hand beim Schreiben oder den Fingerspitzen beim Tippen. Gestatten Sie sich einen Freiraum und spielen Sie. Füllen Sie die Wartezeit und lassen Sie den Stift tanzen.

Beschaffen Sie sich für später Wolle zum Stricken, wie es mein Schreiblehrer Paul Schuster genannt hat.

Schreibimpuls (2)
Fünf Minuten – Wartezeiten
8

Vorbereitung: Ärgern Sie sich nicht, dass Ihnen der Bus weggefahren ist oder die Straßenbahn nicht kommt. Nutzen Sie die Gelegenheit. Setzen Sie sich auf eine Bank und nehmen Sie Papier und Stift zur Hand.

Schreiben: Notieren Sie fünf Minuten, was Sie sehen oder hören. Werten Sie nicht, schreiben Sie es auf. Bis der nächste Bus kommt oder eine weitere Straßenbahn einfährt.

Wiederholen: Wie wäre es, wenn Sie den Bus wegfahren lassen, der Straßenbahn hinterherschauen und lächeln? Sehen Sie sich um. Notieren Sie fünf Minuten lang alles, was Ihnen auffällt, und machen Sie sich erst dann wieder auf den Weg.

Auch die Fünf-Minuten-Texte funktionieren wie ein kleiner Besen, mit dem Sie Ihren Kopf ausfegen und frei machen können. Erlauben Sie sich und Ihrem kreativen Gehirn erneut, schöpferisch tätig zu werden.

Bei fünf Minuten haben Sie wie bei drei Minuten keine Zeit, Ihren Verstand um Rat zu fragen oder ihn bewusst auszuschalten.

Schreiben ist Energie und die kurzen Texte scheinen sie zu bündeln. Die Tatsache, keine Zeit zu haben (nicht länger als drei oder fünf Minuten), kann sich positiv auf Ihre Produktivität auswirken.

Stibitzen Sie sich ein paarmal am Tag fünf Minuten und schreiben Sie, wie Ihnen der Stift gewachsen ist. Diese kurzen Texte und Notizen dienen der Materialbeschaffung. Sammeln Sie, ganz gleich, ob Sie später stricken und häkeln möchten oder ob es Sie in den Steinbruch zieht mit Hammer und Meißel. Sie brauchen Vorräte. Hamstern Sie!

Vertrauen Sie den eigenen Assoziationen und hinterfragen Sie diese zunächst nicht. Bringen Sie Ihre Energie ein. Leserinnen und Leser merken es, wenn Sie nicht bei der Sache gewesen sind.

In drei oder fünf Minuten haben Sie nur Zeit fürs Schreiben und für nichts anderes. Wenn Sie schnell und spontan schreiben, ohne Gefühle und Gedanken zu zensieren, finden Sie ganz leicht Ihre eigene Stimme, weil Sie keine Zeit haben, sie zu verstellen. Drei oder fünf Minuten machen das Unmögliche...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-7597-9863-2 / 3759798632
ISBN-13 978-3-7597-9863-3 / 9783759798633
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