Voyager -  Robin Hochhausen

Voyager (eBook)

Die ewige Reise des Frederic Blanc
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
339 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-7888-5 (ISBN)
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Die Kontinente werden durch die Mauern getrennt, es gibt nur die Heimat. Die Erde dreht sich dennoch weiter. Als Wiederholer an einer belgischen Schule findet sich Frederic Blanc in einem Leben voller Unsicherheit wieder. Doch als sein bester Freund Will Rogers, ihm von einem geheimnisvollen Paradies in Südamerika erzählt, beschließt Frederic seinem Freund auf eine lebensverändernde Reise zu folgen.

Stolzer nebenberuflicher Autor. Verzeiht die Amateurhaftigkeit, aber ich denke, dass ihr trotzdem euren Spaß an meinen Werken findet.

Stolzer nebenberuflicher Autor. Verzeiht die Amateurhaftigkeit, aber ich denke, dass ihr trotzdem euren Spaß an meinen Werken findet.

»Gut, Sie haben mich nicht unterbrochen, dementsprechend gehe davon aus, dass keine Fehler vorhanden waren, korrekt?«

»Genau. Richtig«, stammelte es aus mir heraus.

»Dann folgt nur noch meine psychologische Abschlussbewer-tung …«

Es ist vorbei, ich habe es so weit geschafft, aber wie soll ich in meinem aktuellen Zustand einen Psychotest bestehen?

Die Mitarbeiterin der Mauer atmete tief ein und stellte die al-lesentscheidende Frage: »Sind Sie bei vollem Verstand und Bewusstsein und sehen sich der Aufgabe eines Kontinentalhändlers gewachsen?«

»Jawohl, Frau Gui … Gutiä … Gutiérrez!« Verdammt, ich bin doch eigentlich ganz gut in Sprachen, aber spanische Namen verdre-hen mir immer die Zunge. Noch darüber hinaus war das „Jawohl“

nicht mehr als ein einfaches Stammeln. Der Anfang war also nicht so gut, aber bei der nächsten Frage hole ich das wieder raus, dachte ich mir.

»Prima, dann aktiviere ich ihre Schlüsselkarte.«

»Huh??«, brach es heraus, obwohl ich das eher hätte denken als sagen sollen. Ich schob meine Hände vor den Mund und nahm sie blitzschnell wieder runter. Mir fiel zum Glück ein, dass keine Person bei gesundem Menschenverstand seltsam mit den Händen vor dem Mund sitzenbleiben würde und dann erwarten könnte, hier durchgelas-sen zu werden. War das wirklich schon alles?

»Vielen Dank, Frau Gutiérrez.« Geht doch, so schwer war der Name jetzt auch nicht. Ich ergriff die Initiative, stand auf und war im Inbegriff, den Raum zu verlassen.

»Moment, nicht so schnell, Herr Wesmund.« Möglichst ruhig drehte ich die Körperachse zurück, während Angstschweiß meinen Rücken herunterlief. »Ich habe doch gerade gesagt, dass ich Ihre Schlüsselkarte aktivieren muss, Sie wollen doch Ihre Privilegien, oder nicht?«

»Oh ja, selbstverständlich. Bitte sehr.« Sie scannte die Karte mit einem Gerät und auf der Karte blitzte kurz ein grünes Licht auf.

»Sie nehmen auch nicht die Tür, die Sie eben genommen haben. Für Sie geht es dort weiter.« Frau Gutiérrez zeigte auf den

Bereich, wo sich die Tür geöffnet hatte, durch den sie eingetreten war.

Ich würde also nicht im Flur wieder auf Will treffen. »Hier haben Sie Ihre Karte zurück. Die Tür wird sich jeden Augenblick öffnen. Und übrigens, schönen Schmuck tragen Sie da. Ich stehe total auf so rusti-kalen Metallschmuck. Wenn Sie ein bisschen älter wären, würde aus uns vielleicht etwas werden.« Mein Körper war für den Zehntel einer Sekunde wie gelähmt. Ein düsterer Schauer lief mir den Rücken herunter. Will hatte mir zwar versprochen, dass ich auf der Reise meine Traumfrau finden würde, aber das ging ein bisschen zu schnell und zugegeben, die Frau war im Alter meiner Mutter … nicht perfekt für meine Zukünftige …

»Welchen Schmuck meinen Sie?«, fragte ich die Frau, um das Schweigen zu brechen und die peinliche Situation zu entschärfen.

»Na, ich meine ihr Armband aus Metall.«

»Oh, achso, danke sehr. Das … das habe ich von einer guten Freundin geschenkt bekommen.«

»Auch noch vergeben … passen Sie bloß auf, dass nicht die nächste Scheidung auf Sie zukommt.« Frau Gutiérrez fand ihren Witz für meinen Geschmack ein bisschen zu witzig und lachte auch zu lange über ihn, aber ich lachte mit.

Dass die Mitarbeiterin das Armband nicht erkannte, bedeutete aber, dass es nichts mit den Kontrollen zu tun haben musste. Wofür also das Armband? Bisher lief es glatt, aber ich wusste, dass ich wohl wachsam bleiben sollte. Ich wiederholte nochmal beide Codes, um sie

zu verinnerlichen. »ER162009 … ER162009 … LM13391X …

LM13391X …«

Eine Sirene ertönte und holte mich aus meinem Gehirnjogging.

Die besagte Tür öffnete sich und hinter ihr verbarg sich ein kleiner Flur. Wenn im ersten Flur fast zwanzig Leute nebeneinander Platz gefunden hätten, passten hier gerade mal zwei Leute nebeneinander, sodass beide keine Berührungsängste verspüren würden.

»Einmal nach links den Gang durch«, brüllte mir Frau Gutiérrez hinterher. Ich drehte mich kurz um und sah, wie sie durch die Tür trat und den Flur nach rechts entlang ging. Wenigstens werde ich nicht mehr durch das Hallen meiner eigenen Schritte verfolgt, dachte ich mir auf dem Weg durch den Flur. Das Licht war trüb, und wenn man nach oben schaute, sah man die Lichtleiste den gesamten Flur entlangwandern.

»Kostet sicher eine Menge Strom …« Eine Erinnerung an meine Mutter, wie sie stets sauer wurde, wenn ich einschlief, und vergaß das Licht auszuschalten, huschte durch meinen Kopf. Sie hielt mir dann Vorträge, wie viel Geld das zusätzlich kosten würde. Aber jeder Gedanke an meine Mutter war unangebracht. Es galt im Hier und Jetzt zu bleiben. Später sollte es noch genug Zeit geben, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Nach kurzer Zeit sah ich, wie eine Kreuzung auf mich zukam.

Vor ihr stand ein Mann, der wie ein Wachmann gekleidet war. Zudem

war an der Ecke der Kreuzung ein kleiner Stand, ähnlich wie bei einem Straßenfest, nur eben viel kleiner.

»Guten Tag, darf ich einmal Ihre Schlüsselkarte sehen?«, fragte der Mann höflich, als ich an ihn herantrat.

»Selbstverständlich«, erwiderte ich und hielt meine Karte an den Scanner. Ein orangenes Licht blitzte auf.

»Perfekt. Danke, Herr Wesmund. Sie sind neu, ist das so korrekt?«

»Genau, ich glaube, ich sollte noch eine Aufgabe erhalten und äh … meine Privilegien«, lautete meine Antwort.

»Das ist perfekt, dann sind Sie bei mir an der richtigen Adresse. Zunächst gehen Sie von hier aus nach links, danach sagen Sie dem Kollegen, dass Sie Ihre Aufgabe am Schalter A38 abholen wollen, und von da aus läuft es wie von selbst. Ich hoffe für Sie, dass Sie noch eine kurze Weile in Irland stationiert werden. Die Landschaft ist der absolute Traum.« Die Angaben beruhigten mich. Sie waren nicht zu komplex und alles schien weiterhin nach Plan zu verlaufen. Ich bedankte mich und bog nach links ab.

»Und keine Sorge, es tut gar nicht so weh, wie alle behaupten.«

Der Wachmann lachte, als er mir dies hinterherrief. Keine Ahnung, was er meinte, aber ich hatte volles Vertrauen, dass die Verantwortli-chen den Musterabsolventen wohl nichts antun würden …

Der Flur endete an einer Tür. An ihr war ein Schild angebracht mit der Aufschrift: OP – Einbettung.

»OP? Klingt nicht sehr vielversprechend«, säuselte ich vor mich hin. Die Tür durfte ich selbst Öffnen und hinter ihr befand sich ein Ärztezimmer mit einer Liege und einigen Instrumenten. Dazu noch ein Schreibtisch. Ausnahmsweise waren die Wände nicht weiß und insgesamt wirkte der Raum recht einladend. In ihm saß ein Mann, der er-wartbar wie ein Arzt gekleidet war. Wahrscheinlich ein bekannter von Frau Dr. Gutiérrez, dachte ich.

»Schönen guten Tag. Sie sind dann wohl gekommen, um sich Ihren Chip abzuholen. Legen Sie sich hin, das Prozedere dauert nur wenige Sekunden. Danach bleiben Sie für zehn Minuten noch liegen, dann können Sie schon weiter.«

»O-okay … ich soll Ihnen noch sagen, dass ich danach meine Aufgabe erhalten soll … am Schalter A38 war das, glaube ich«, sagte ich hastig, bevor ich es vergaß.

»Ah, verstehe. Toll … das hätte Ihnen der Herr Phillips auch sagen können, aber na ja …« Die beiden schienen nicht die besten Freunde zu sein. »Wenn Sie bei mir fertig sind, gehen Sie einfach gerade aus und da, wo Sie wieder auf die Kreuzung treffen, einfach weiter geradeaus.«

»Verstanden.« Dies stellte eine bewältigbare Aufgabe dar.

»So, jetzt wird es aber Zeit.« Der Arzt kam mit einem Gerät an, das mich an einen Tacker erinnerte. Er näherte sich mir langsam und setzte an meinem Hals an. »Bleiben Sie ganz entspannt. Wenn Sie wollen, können Sie sich auch hinlegen, einige fallen danach auch kurz in

Ohnmacht.« Die unfassbar beruhigenden Worte des Arztes änderten nichts daran, dass mir irgendwas injiziert werden würde. Ich nahm das Angebot dennoch an und hörte, nachdem ich mich hingelegt hatte, ein lautes Klicken. Die nächsten paar Minuten waren schwarz. Tatsächlich war ich ohnmächtig geworden.

Als ich wieder aufwachte, saß der Arzt an seinem Schreibtisch und füllte Papiere aus.

»Sie wissen, wo es lang geht«, sagte er zu mir und war selbst für eine Verabschiedung nicht mehr zu haben.

Als ich mich auf den Weg machen wollte, folgten jedoch noch weitere Worte. »Ach ja, und machen Sie langsam, es wäre gut für Sie, wenn Sie das Ende des Flures frühestens in zehn Minuten erreichen würden …« Noch bevor ich mich umdrehen und den Arzt fragen konnte, was er meinte, hatte sich die Tür geschlossen und man hörte einen Riegel, der ins Schloss fiel. Da die Strecke bis zur Kreuzung selbst von einem Kleinkind innerhalb von drei bis vier Minuten überbrückt werden könnte, versuchte ich mich in Zeitlupe fortzubewegen.

Als ich an der Kreuzung und damit wieder beim Wachmann ankam, strahlte er mich an. Ich lächelte freundlich zurück und ging zumindest an ihm in normaler Geschwindigkeit vorbei. Danach bremste ich wieder ab. Die zehn Minuten waren noch nicht vorüber, und ich war überzeugt, dass der Arzt mir diese Botschaft nicht umsonst mitgegeben...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Gesellschaftskritik • History Fiction • Sci-fi
ISBN-10 3-7598-7888-1 / 3759878881
ISBN-13 978-3-7598-7888-5 / 9783759878885
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