Melodie der Zauberbucht (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Aufl. 2024
510 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-6016-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Melodie der Zauberbucht - Laura Walden
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Große Gefühle vor der traumhaften Landschaft Neuseelands.

Stella hat von ihrer Mutter eine Insel in den Marlborough Sounds geerbt. In dieser traumhaft schönen Landschaft lebt sie mit ihrer Tochter Holly und betreibt erfolgreich eine Muschelzucht. Holly ist das Ergebnis von Stellas Liebesaffäre mit dem englischen Pianisten Oliver. Durch widrige Umstände wurden die beiden getrennt, noch bevor Stella ihrem Geliebten von ihrer Schwangerschaft berichten konnte. Sie hat lange gebraucht, um sich von ihrer gescheiterten großen Liebe zu erholen. Aber in ihrem Nachbarn Jayden hat sie endlich wieder einen Mann gefunden, mit dem sie sich eine Beziehung vorstellen kann. Umso schockierter ist sie, als Oliver unvermutet seinen Besuch ankündigt. Was will er von ihr? Die alte Liebe zurück? Und wie wird er reagieren, wenn er von Holly erfährt?

Ein mitreißender Neuseelandroman zum Träumen und Entspannen.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




<p>Laura Walden studierte Jura und arbeitete einige Jahre als Rechtsanwältin in Hamburg. Doch auf Dauer siegte ihre Leidenschaft für das Erzählen spannender Geschichten, und so entschied sie sich, die Schriftstellerei zu ihrem Beruf zu machen. Ihr größtes Hobby, das Reisen, ist ihr dabei ebenfalls sehr nützlich: Mit Neuseeland und Schottland machte sie ihre beiden Lieblingsziele zu den Schauplätzen ihrer äußerst erfolgreichen Romane, bei denen es immer um dunkle Familiengeheimnisse vor atemberaubender Landschaft geht.</p>

1.


Stella Wilson kletterte wie jeden Morgen in Jeans, Gummistiefeln und einem schlabberigen Rollkragenpullover unter der Wetterjacke bereits kurz nach sieben Uhr morgens an Deck ihres Motorboots und wollte gerade die Leinen losmachen. Obwohl die noch junge Januarsonne einen warmen Sommertag im Norden der Südinsel Neuseelands versprach, bot ihr die Kleidung den nötigen Schutz vor dem frischen Wind, der an diesem Morgen durch den Pelorus Sound fegte.

In dem Augenblick ertönte lautes Gebell. Stella drehte sich um und beobachtete amüsiert, wie Cora, ihre neuseeländische Huntaway-Hündin, hechelnd den Anleger erreichte und deutlich machte, dass sie mitfahren wollte. Zu diesem Zweck hatte Stella eine Art Einstiegshilfe wie eine Leiter ohne Stufen gebaut. Seufzend kletterte sie noch einmal von Bord und stellte das Gerät für den Hund bereit. Schwanzwedelnd und wie der Blitz huschte Cora an Bord. Sie begleitete Stella meistens, wenn sie am frühen Morgen die tägliche Tour zu ihrer Muschelfarm unternahm, die nur eine Seemeile entfernt von Taupatiti im Pelorus Sound lag. Heute Morgen aber war der Hund nicht an seinem Schlafplatz gewesen, als Stella das Haus verlassen hatte. Cora schmiegte sich an Stellas Bein, als wollte sie sich dafür entschuldigen.

»Ist ja gut alles, mein Mädchen. Wo warst du denn heute Morgen?«, redete sie sanft auf die Hundedame ein und ahnte bereits, dass Cora sich von den »Paua-Kriegerinnen« hatte verwöhnen lassen. So nannte Stella die jungen Maorifrauen, denen sie auf der anderen Seite der Insel ein neues Zuhause geboten hatte. Dort wurde Cora gern mit allen nur erdenklichen Leckereien gefüttert und durfte sogar mit in die Schafzimmer, etwas, das Stella ihrer Hündin nicht erlaubte. So begab sich Cora hin und wieder auf eigene Faust in das Hundeparadies. Die jungen Maori-Frauen, die dort lebten, teilten alle ein und dasselbe Schicksal: Sie waren von Männern, meist ihren Ehepartnern, aber auch von ihren Vätern, geschlagen und misshandelt worden und hatten in dem Frauenhaus auf Taupatiti Zuflucht gefunden. Es galt als eines der sichersten auf der neuseeländischen Südinsel, weil sich kaum ein Peiniger der Frauen, selbst wenn er ihren Aufenthaltsort ausfindig machte, auf die Insel traute. Das lag nicht zuletzt an den Gerüchten, die Frauen würden hier zu Kämpferinnen ausgebildet, und die Anführerin, die Herrin von Taupatiti, würde notfalls von der Schusswaffe Gebrauch machen.

Solche Räuberpistolen amüsierten Stella immer wieder aufs Neue, und sie streute in Havelock gern weitere Gerüchte, wie militant die Frauen wären und dass es den Männern da draußen nicht anzuraten wäre, sich ihnen je wieder zu nähern. Sie hatte die jungen Frauen nach dem neuseeländischen Spielfilm »Die letzte Kriegerin« benannt, in dem die Protagonistin nach schier unerträglichen Gewaltattacken ihres Mannes schließlich mitsamt ihren Kindern in den sicheren Familienverbund ihrer Maori-Verwandten auf eine Insel zurückgekehrt war. Stella liebte diesen Film und zeigte ihn regelmäßig den Neuankömmlingen. Die Kapazität dieses Hauses war zurzeit auf sechs Frauen beschränkt. Finanziert wurde die Einrichtung von staatlicher Seite, und obwohl Stella nur ihren Privatgrund für den Bau des Hauses zur Verfügung gestellt hatte und keine offizielle Stellung innehatte, galt sie als Herzstück des Ganzen. Sie gab den Frauen überdies bezahlte Jobs in der Paua-Zucht. Und weil die jungen Frauen besonders engagiert arbeiteten, hatte Stella ihnen den Namen »Paua-Kriegerinnen« gegeben.

Sich auf der Insel zusätzlich zu der Grünlippmuschel-Farm noch an einer Zucht von Seeohren, wie die Paua-Muscheln oder -Schnecken auch genannt wurden, zu versuchen, war allein ihre Idee gewesen. Auf den Gedanken wären ihre Vorfahren beileibe nicht gekommen, hatten sie mit den Grünschalmuscheln, mit deren Zucht Stellas Großmutter Pania in den Sechzigerjahren begonnen hatte, schon genügend zu tun gehabt. Dass Stella unbedingt noch die Paua mit der Innenschale aus Perlmutt züchten wollte, lag schlichtweg an ihrer Liebe zu diesen schillernden Haliotis, die, obwohl sie von den meisten Menschen für Muscheln gehalten wurden, biologisch zu den Schnecken zählten. Jeder Neuseeländer war im Laufe seines Leben schon einmal mit der Schale der Paua-Schnecke in Berührung gekommen, ob zum Schmuckstück verarbeitet oder über die so geheimnisvoll funkelnden Augen in Maorikunstwerken.

Stellas Motivation war aber noch eine ganz andere: Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihre eigenen Perlen zu züchten. Dazu hatte sie in einem eigens dafür gebauten Schuppen in der Bucht an Land eine Extra-Anlage mit speziellen Tanks anlegen lassen. Hier lebten nur die Paua-Schnecken, die zur Perlenzucht vorgesehen waren, denn diese Tiere bedurften einer besonders sorgfältigen Behandlung. Im Gegensatz zu den Grünlippmuscheln, die an Hängeleinen im Meer gezüchtet wurden, hatte sie für die Paua-Schnecken, die nicht zur Perlenzucht verwendet wurden, Außentanks bauen lassen, die ins Meer gelassen wurden, weil sie sonst Gefahr liefen, von den räuberischen Seesternen gefressen zu werden. Manchmal reichte ein einziger Seestern, um eine ganze Paua-Kolonie zu vernichten, denn die Seesterne besaßen durch ihre Arme eine perfide Möglichkeit, Paua-Schnecken schachmatt zu setzen. Sie legten ihnen einfach einen Arm auf ihr Atemloch und erstickten sie.

Die zur Perlenzucht ausgewählten Schnecken wurden etwa im Alter von vier Jahren den Tanks im Schuppen entnommen und in ein spezielles Desinfektions- und Betäubungsmittel-Bad verbracht, um eine möglichst keimfreie Anbringung von kleinen Halbkugeln aus Perlmutt, den sogenannten Mabe-Kernen, ohne Verletzungsgefahr für die Tiere zu gewährleisten. Abalonen waren nämlich Bluter, was bedeutete, dass bereits kleinste Verletzungen zum Tod der Schnecke führen konnten. Deshalb beschäftigte Stella für diesen Schritt eine versierte Spezialistin, die dafür jedes Mal, wenn eine neue Generation von Schnecken diese Prozedur durchlaufen musste, extra nach Taupatiti anreiste. An Kunststoffschnüren zog sie die Mabe-Kerne in das Muschelinnere und schnitt die Schnüre anschließend an der Außenseite der Schale ab. Sobald die Tiere sich von dieser Prozedur erholt hatten, wurden sie in die Tanks zurückbefördert, wo sie in den folgenden zwei bis drei Jahren eine Perlmuttschicht um den Fremdkörper bildeten. Dann erst wurden die Schnecken aus ihrer Schale herausgelöst, die dann gereinigt und von der Außenseite her so weit abgeschliffen wurde, bis die Mabe-Perlen herausfielen. Die Kerne wurden schließlich entfernt und durch eine Kunststofffüllung ersetzt. Die Perle wurde anschließend mit runden Perlmutt-Plättchen verschlossen.

Diese Arbeit ließ Stella von Susan, einer befreundeten Goldschmiedin, ausführen, die ihr auch einen Großteil der fertigen Perlen abkaufte. Doch von jeder neuen Generation Perlen behielt Stella eine gewisse Anzahl, um sie eines Tages ihrer Tochter zu einem besonderen Anlass zu schenken. Sie hegte zwar ihre Zweifel, ob Holly ein solches Geschenk überhaupt würdigen konnte, hatte ihre Tochter doch nicht den geringsten Bezug dazu: weder zu Taupatiti noch zu dem Geschäft ihrer Mutter mit Muscheln und Schnecken. Jedes Mal, wenn Stella an ihre Tochter dachte, legte sich ein Schatten über ihr Gesicht. Sie fragte sich dann stets, ob es richtig gewesen war, ihrer Tochter all diese Freiheiten zu lassen, nach denen sie sich einst gesehnt hatte. Stella hatte Holly ferngehalten von den Zwängen, die ihre Herkunft der Tradition nach eigentlich mit sich brachte. Niemals hatte sie ihrer Tochter das Herz mit den alten Maori-Geschichten von Flüchen, Strafe und Rache beschwert, die angeblich jene treffen sollten, die ihr Erbe nicht antreten würden. Sie hatte ihr gegenüber auch niemals das Heft, das ihre Mutter ihr einst überlassen hatte, erwähnt, zumal sie es selbst nach dem Tod ihrer Mutter ungelesen in die hinterste Ecke ihres Schreibtischs gestopft hatte. Die Erscheinung ihrer toten Mutter war für sie Grund genug gewesen, ihrer Bestimmung zu folgen. Dazu brauchte sie keine Schauergeschichten der Ahnen zu studieren.

Nein, sie hatte ihrer Tochter sogar schweren Herzens erlaubt, die Insel schon mit zwölf Jahren zu verlassen, um auf ein Internat in das fast fünfhundert Meilen entfernte Dunedin zu gehen. Wegen der großen Entfernung war Holly nur in den großen Ferien nach Hause gekommen und an den übrigen Festtagen hatte sich Stella stets bemüht, zu ihrer Tochter zu fliegen. Diese Besuche waren zwischen Mutter und Tochter meist harmonischer verlaufen als Hollys Aufenthalte in Taupatiti, anlässlich derer Stella ständig mit ihrem Schmerz konfrontiert gewesen war, dass ihre Tochter niemals Herrin der Insel sein würde. In der schönen Stadt, in der Holly inzwischen an der Musikakademie studierte, hingegen genossen sie die Kulturangebote in vollen Zügen, und Holly war jedes Mal wieder erneut überrascht von den vielfältigen Interessen, die ihre Mutter über die Insel und ihre Muscheln hinaus besaß.

Stellas Miene erhellte sich bei dem Gedanken an einen ihrer letzten Besuche in Dunedin. Nicht Holly hatte ihre Mutter zu der Sonderausstellung zeitgenössischer europäischer Maler in die Dunedin Public Art Gallery eingeladen, sondern Stella ihre Tochter. Ihre Besuche in das heimische Taupatiti hatte Holly nun schon seit Studienbeginn vor zwei Jahren auf ein Minimum reduziert. Nur für die Weihnachtswoche kam sie ihrer Mutter zuliebe noch immer nach Hause. Doch das letzte Mal hatte sie kurzfristig abgesagt, obwohl sie im letzten Semester überraschend an die Musikhochschule nach Wellington gewechselt war. Nun trennte sie nur die Cook Strait, jene Meerenge zwischen der Süd- und der Nordinsel. Die Fähre von Picton nach Wellington benötigte drei Stunden, sodass sie einander auch nur mal für ein Wochenende hätten...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Auckland • Australien • Cornwall • Erbe • Familie • Familiendrama • Familiengeheimnisse • Familiengeschichte • Familienromane • Familiensaga • Familiensagas • Ferne Länder • Fernweh • Frauenroman • Frauenromane • Gefühle • Haran • herzkino • Kauri • Kultur • Land der weißen Wolke • Landschaftsbild • landschaftsroman • Landschaftsromane • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Love and Landscape • Maori • Natur • Neuseeland • Ozeanien • Pilcher • romantisch • Saga • Sarah Lark • Schmöker • Urlaubsroman
ISBN-10 3-7517-6016-4 / 3751760164
ISBN-13 978-3-7517-6016-4 / 9783751760164
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