Im Tal der großen Geysire (eBook)

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2024 | 1. Auflage
509 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-6018-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Tal der großen Geysire -  Laura Walden
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Ein entfesselter Vulkan, ein verschwundenes Kind - und eine Liebe, die Hoffnung schenkt.

Im Tal der großen Geysire, auf der Nordinsel Neuseelands, führen die Bradleys ein beliebtes Hotel. Von dort unternehmen sie mit ihren Gästen Ausflüge zu dem achten Weltwunder, herrlichen Sinterterrassen in Weiß und Zartrosa. Doch im Juni 1886 bricht ein Vulkan aus, der nicht nur das Weltwunder unter Lavabrocken und Asche begräbt, sondern vermutlich auch die kleine Elizabeth, die jüngste Tochter der Bradleys. Seit der Katastrophe ist das Mädchen verschollen. Ihre Familie droht an dem Verlust zu zerbrechen - bis eine geheimnisvolle Maori auftaucht. Reicht die Kraft ihrer Liebe, um noch alles zum Guten zu wenden?

Spannende Unterhaltung für alle Leserinnen und Leser von Sarah Lark, Tamara McKinley und Elisabeth Haran.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




<p>Laura Walden studierte Jura und arbeitete einige Jahre als Rechtsanwältin in Hamburg. Doch auf Dauer siegte ihre Leidenschaft für das Erzählen spannender Geschichten, und so entschied sie sich, die Schriftstellerei zu ihrem Beruf zu machen. Ihr größtes Hobby, das Reisen, ist ihr dabei ebenfalls sehr nützlich: Mit Neuseeland und Schottland machte sie ihre beiden Lieblingsziele zu den Schauplätzen ihrer äußerst erfolgreichen Romane, bei denen es immer um dunkle Familiengeheimnisse vor atemberaubender Landschaft geht.</p>

Rotorua, Februar 1899


Der Schwefelgeruch war an diesem heißen Sommertag besonders intensiv. Wie eine geschlossene Dunstglocke lag er über dem Ort und drang den Menschen in jede Pore.

Hätte ihre Schwester sie nicht darauf aufmerksam gemacht, wäre es Annabelle Parker allerdings gar nicht aufgefallen, weil ihr dieser Geruch so vertraut war, dass sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte. Er gehörte ebenso hierher wie der grün-gelblich schimmernde See, an dem ihr kleines Hotel lag, und die stinkenden Schwaden, die immer wieder aus den Blumenbeeten rechts und links vom Haupteingang emporwaberten. Auch an das ständige Blubbern in dem braunen Schlammloch im Garten sowie an den kleinen Pool mit trübem Wasser, in den man gar nicht gern steigen mochte, dafür aber herrlich erfrischt herauskam, hatte sie sich gewöhnt. Sie lebte nun einmal auf einem Flecken Erde, unter dessen Oberfläche »das Höllenfeuer« tobte, wie der alte Reverend Alister im Gottesdienst einst gemahnt hatte. »Wir tanzen eben auf dem Vulkan«, erklärte Annabelle lächelnd, wenn die Hotelgäste sie neugierig auf die vulkanischen Aktivitäten in und um Rotorua ansprachen.

Olivia stand im Flur des Hotels und jammerte angewidert: »Wie faule Eier – igitt! Wenn ich mir vorstelle, dass ich hier den Rest meiner Jugend verbracht habe. Ich bekomme sofort Kopfschmerzen. Darling, bitte nimm mir den Koffer ab! Mir wird übel.« In ihrer Stimme schwang, wie immer, ein Vorwurf mit.

Annabelle entfuhr ein tiefer Seufzer. So früh hatte sie ihre Schwester gar nicht erwartet. Hastig wischte sie sich die Finger an der Schürze ab, doch es nutzte nichts. Sie hatte soeben in der Küche eine ihrer selbst gefangenen Forellen ausgenommen, und alles stank nach Fisch. Aber nun blieb ihr keine Zeit mehr zum Waschen und Umziehen. Natürlich hätte Gordon ihr das Ausnehmen der Fische jederzeit abgenommen, aber Annabelle liebte es, am frühen Morgen allein zu einem einsamen Stückchen Strand zu rudern, um dort ihrer Leidenschaft, dem Fliegenfischen, zu frönen. Und anschließend ihre Beute, diese herrlichen Forellen, auch selbst zuzubereiten.

Annabelle setzte ein Lächeln auf, was ihr nicht leichtfiel. Zu sehr lasteten die Ereignisse der letzten Tage auf ihrer Seele. Erst der tragische Unfall ihrer Mutter und in der letzten Nacht schon wieder einer dieser entsetzlichen Träume. Sie war schreiend aufgewacht und hatte nicht mehr einschlafen können. Ihr fehlte die Nachtruhe – und das seit Wochen.

Annabelle schüttelte die Erinnerung an den Albtraum ab, reichte Olivia die Hand und fragte betont höflich: »Meine Liebe, ich hoffe, du hattest eine gute Reise?«

Die beiden Schwestern umarmten einander nicht einmal mehr zur Begrüßung, seit sie erwachsen waren, doch auch diese Berührung war der jüngeren schon zu viel.

Olivia rümpfte ihr wohlgeformtes Näschen, während sie Annabelle hastig die Hand entzog und schnippisch erwiderte: »Entsetzlich, diese Fahrt nach Rotorua. Fast neun Stunden hat der Zug gebraucht.« Dann musterte sie die ältere Schwester von Kopf bis Fuß.

Annabelle wurde rot vor Scham. So ein fadenscheiniges mausgraues Kleid würde Olivia wahrscheinlich nicht mal zum Putzen tragen, fuhr ihr durch den Kopf, bis ihr einfiel, dass ihre Schwester gar nicht erst in die Verlegenheit kommen würde, im Haushalt überhaupt etwas anzufassen. Lady Hamilton hatte schließlich Dienstboten.

Die eisige Begrüßung war sofort vergessen, als Olivias Sohn Duncan seine Tante überschwänglich in die Arme nahm und wild herumwirbelte.

»Lass dich anschauen, mein Junge!«, japste Annabelle völlig außer Atem, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Wie gut er aussah und wie männlich er geworden war! Annabelle konnte kaum den Blick von ihm wenden. Zwei Jahre lag sein letzter Besuch inzwischen zurück, und aus dem schlaksigen Jüngling war ein Bild von einem Mann geworden: hochgewachsen, schlank, jedoch nicht zu dünn, pechschwarzes Haar, ein kantiges Gesicht, eine gesunde Hautfarbe und volle, wohlgeformte Lippen, die nicht weiblich wirkten, sondern seine Männlichkeit im Gegenteil noch unterstrichen. Er kommt ganz nach Olivia, schoss es Annabelle durch den Kopf, nur die Nase, die hat er nicht von ihr. Duncans Nase war besonders kräftig, fügte sich jedoch harmonisch in sein ausdrucksstarkes Gesicht ein. So, als hätte die Natur ein besonders ansehnliches männliches Wesen schaffen wollen und dabei nicht mit Übertreibungen gegeizt. Er hat jetzt, wo er zum Mann heranwächst, immer weniger von Allan, stellte Annabelle fest. Und doch war er, wenn sie Duncans Briefen Glauben schenken durfte, immer noch der heiß geliebte Kronprinz seines Vaters.

Annabelle war so begeistert, dass sie wiederholt kicherte: »Die Damenwelt wird entzückt sein!« Dann wurde sie wieder ernst. Warum Helen wohl nicht mitgekommen war?

»Wo ist Mutter?«, unterbrach Olivia die Gedanken ihrer Schwester schroff, während sie auf einen Fremden deutete, der soeben eingetreten war. »Das ist Mister Harper, unser Begleiter!«, erklärte sie rasch.

Der große Mann mit dem rötlichen Schopf grüßte Annabelle förmlich. »Ich bin der Anwalt der Familie Hamilton!«, sagte er mit Nachdruck, als wolle er Spekulationen über sein Verhältnis zu der schönen Olivia entgegenwirken.

Duncans spöttisch verzogener Mund weckte bei Annabelle allerdings die Vermutung, dass dieser Herr offensichtlich auch zu den vielen Verehrern seiner Mutter zählte, die sich glücklich schätzten, wenn sie allein in der Nähe ihrer Angebeteten sein durften. Merkwürdig, mir ist so, als hätte ich den schon mal gesehen, dachte sie. Aber wo? Wäre er ein Hotelgast gewesen, würde sie sich daran erinnern.

In diesem Augenblick eilte Jane, Annabelles rechte Hand, herbei, bückte sich rasch, um Olivias Koffer zu nehmen, aber Duncan kam ihr zuvor. »Bitte lassen Sie mich das machen.«

Jane schenkte ihm ein dankbares Lächeln und richtete sich ächzend auf. Beim Anblick ihres Bauchumfanges wurde Annabelle schmerzlich bewusst, dass sie bald auf die junge Frau würde verzichten müssen, die kurz vor der Niederkunft stand. Nach der Geburt des Kindes würde Jane nur noch den eigenen Haushalt führen. Schade, dachte Annabelle bedauernd, ich habe mich so an sie gewöhnt. Und außerdem habe ich eigentlich gar keine Zeit, ein junges Ding anzulernen.

Ihre alte Köchin Ruiha hatte ihr zwar bereits eine Nachfolgerin aus ihrem Stamm angetragen, aber Annabelle spielte mit dem Gedanken, sich lieber bei den weißen Mädchen vor Ort umzuhören. Jetzt, wo zu allem Überfluss auch noch die Betreuung »der unleidlichen Dame aus der Matratzengruft« anfiel, wie Gordon seine Schwiegermutter schon vor deren Unfall manchmal scherzhaft genannt hatte. Annabelle wusste doch, wie kritisch ihre Mutter den Maori gegenüberstand.

»Bitte, zeig Mister Harper die Nummer neun«, bat sie Jane nun nachdenklich.

»Die neun?«, mischte sich Olivia ein. »Ist das ein Zimmer mit Seeblick?«

»Nein, leider nicht, die anderen sind alle belegt. Wir haben das Haus voller Gäste.« Annabelle bemühte sich, an ihrer Schwester vorbeizusehen, denn sie wusste, was für ein Gesicht Olivia ziehen würde. Das hatte sie schon als Kind getan, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte.

Aber es gab noch einen anderen Grund, weshalb sie den Blickkontakt mit ihrer Schwester vermied. Ihr missfiel Olivias Begleiter. Ein Anwalt! Rechnete ihre Schwester etwa damit, dass der Besuch am Krankenbett zu einem Abschied am Totenbett werden würde? Hatte sie einen Anwalt mitgebracht, weil sie einen Streit um das Erbe befürchtete?

Annabelles unschöne Gedanken wurden unterbrochen, als ihr Mann Gordon, schwitzend und in einem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, von draußen hereinkam und fröhlich in die Runde grüßte.

»Wo ist denn Allan?«, fragte er arglos. Ein breites Grinsen ging über sein gütiges rundes Gesicht, während er Duncan in die Arme schloss. Als er seinen Neffen wieder losgelassen hatte, merkte Gordon, dass man ihm die Antwort schuldig geblieben war. »Es ist ihm doch nichts passiert?«, setzte er hinzu. Er klang besorgt.

Annabelle befürchtete sofort, ihre Schwester könne in der Nachfrage eine böse Unterstellung ihres Schwagers wittern, und sie hatte richtig vermutet.

Olivia hatte die Lippen fest aufeinandergepresst, bevor sie nur »Geschäfte!« schnaubte.

Gordon nickte, als sei ihm das Erklärung genug, warf Annabelle jedoch einen fragenden Blick zu. Sie bedeutete ihm stumm, es dabei zu belassen.

Nun schickte sich auch endlich Olivias Begleiter an, den Hausherrn zu begrüßen. »Harper, ich bin der Anwalt der Hamiltons!«

Gordon sah verwirrt von einem zum anderen, bis sein bohrender Blick bei Olivia verharrte. »Du glaubst doch nicht etwa, wir würden uns hier um Mutters Erbe streiten? Die alte Dame ist zäh und wird uns ohnehin alle überleben«, erklärte er geradeheraus.

»Blödsinn!«, zischelte Olivia. »Mister Harper ist ein alter Bekannter; du müsstest ihn eigentlich noch kennen, liebe Annabelle. Er hat uns freundlicherweise auf der Zugfahrt begleitet, weil so viele schreckliche Leute mitfahren und ich ständig von irgendwelchen Kerlen belästigt werde. Ich weiß zwar nicht, was all diese Menschen in Rotorua wollen, aber das kann mir auch egal sein. Ich würde mich jedenfalls nicht freiwillig auf diese Reise machen, um im stinkenden Schlamm zu waten oder in heißem Wasser zu baden. Und nun würde ich gern wissen, was geschehen ist. Du hast telegrafiert …« Olivia legte eine Pause ein und zog ein fein zusammengefaltetes Blatt aus der Tasche. »… Mutter gestürzt. Seitdem ans Bett gefesselt. Sieht nicht gut aus. Bitte kommt sofort! Also, was ist passiert? Ich möchte schließlich wissen, in...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Asche • Erbe • Familie • Familiensaga • Ferne Länder • Fernweh • Haran • Hotel • Katastrophe • Kauri • Kind verschwunden • Kultur • Land der weißen Wolke • landschaftsroman • Landschaftsromane • Lava • Liebe • Love and Landscape • Mädchen • Maori • Natur • Neuseeland • Neuseeland-Saga • Saga • Sarah Lark • Schmöker • Vermisst • verschollen • verschwunden • Vulkan
ISBN-10 3-7517-6018-0 / 3751760180
ISBN-13 978-3-7517-6018-8 / 9783751760188
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