Jetzt wird es ernst (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
508 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-8734-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jetzt wird es ernst -  Katharina Kröll
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Ich bin der Hund. Ja, sagen Sie jetzt, aber ein Hund hat doch nichts zu melden! Da sieht man mal wieder, wie unsereins missverstanden wird. Natürlich kann ein Hund viel erzählen. Zum Beispiel von seinem Herrn Felix (es würde mir nie einfallen, ihn 'Herrchen' zu nennen). Der ist Psychologe, aber trotzdem ganz in Ordnung. Was man von Helena nicht unbedingt sagen kann. Was ist sie eigentlich? Seine Braut? Seine Geliebte? Jedenfalls eine Frau, und Frauen gibt es genügend in dieser Familie. Die tüchtige Tante Emilia, die mehr weiß, als sie sagt. Die frustrierte Cora. Die debattierfreudige Margarita. Jackie, die so gut kocht. Die süße Melinda, die neue, junge Frau von Großpapa, dem Patriarchen, der gern seine ganze Familie um sich schart und der eine Katastrophe auslöst. Da war doch was mit Pistolen, die mal nicht los gehen und mal zur Unzeit? Denn natürlich hat es auch Männer, die aber alle nichts taugen. Von meinen Herrn selbstredend abgesehen. Vielleicht könnte man auch Großpapa dazu zählen, aber die beiden hatten wir ja schon. Dann gibt es noch den überforderten Friedrich. Der eine Firma leitet und dann hinausge­schmis­sen wird von seiner Frau Cora und Tante Emilia, die gemeinsame Sache machen und doch jede was anderes will. Der schweigsame Julian. Martin nicht zu vergessen, der urplötzlich auftaucht, so schön wie rätselhaft. Was ist sein Geheimnis? Es geht recht turbulent zu in dieser Familie, ich weiß gar nicht, wo ich zuerst lauschen soll. Dass Friedrich aus seiner Firma geschmissen wurde, erwähnte ich bereits. Und dann geht diese Firma auch noch in Flammen auf. Und Martin verschwindet. Und mein Herr beschäftigt sich viel zu viel mit seiner Helena und hat gar keine Zeit mehr, mich dort zu kraulen, wo ich es am liebsten mag. Es geht also, wie immer, um die Liebe. Aber damit kenne ich mich aus. Denn zum Glück für mich gibt es auch noch Leila, die liebenswerte, heitere und selbstbewusste Hundedame, die ich so liebe. Wer 'Tot sein ist auch nicht immer lustig' gelesen hat, kennt manche der Turbulenzen. Hier werden sie vertieft und aus einer ganz anderen Warte erzählt.

Katharina Kröll ist ein Pseudonym. Die gelernte Journalistin war in vielfältiger Form als Autorin tätig. U.a. hat sie für Zeitungen, Magazine und den Rundfunk ­gearbeitet, sie hat ein Kinderbuch veröffentlicht und war Mitarbeiterin bei mehreren Reiseführern. Und natürlich schreibt sie Romane und Erzählungen.

Katharina Kröll ist ein Pseudonym. Die gelernte Journalistin war in vielfältiger Form als Autorin tätig. U.a. hat sie für Zeitungen, Magazine und den Rundfunk ­gearbeitet, sie hat ein Kinderbuch veröffentlicht und war Mitarbeiterin bei mehreren Reiseführern. Und natürlich schreibt sie Romane und Erzählungen.

EINS


Wenn die elegante Christine und der belesene Richard sich nur ab und zu einmal in eine heiße Umarmung hätten fallen lassen, statt ihr kühles, distanziertes und intellektuelles Ehe- und Familienleben zu kultivieren, hätte sich aus ihrer Tochter Margarita vielleicht eine andere Frau entwickelt.

Dann hätten sie und Julian sich vielleicht nie getroffen und sie hätte sich nicht Hals über Kopf leidenschaftlich in den falschen Mann verliebt. Dann wäre dieser Mann nicht auf abwegige Gedanken gekommen, die ihn fast das Leben gekostet haben, und die ganze Familie dort oben in dem wunderbaren alten Haus auf dem Hügel hätte weiter ihr schönes ruhiges Leben führen können, nur ab und zu unterbrochen von den inbrünstigen Streitgesprächen, die Helena mit meinem Herrn zu führen pflegte. Aber daran waren alle ja gewöhnt. Nicht nur das, sie genossen Helenas Tem­pe­ra­ment und die damit verbundene leichte Unruhe in regelmäßigen Abständen. Jeder hatte seine Strategie, damit umzugehen. Nicht aber mit dem, was Margaritas Ankunft in Bewegung setzte.

Dabei hätte Julian sich denken können, dass seine Liebesgeschichte mit Margarita sich in dem Augenblick in eine ganz andere Richtung entwickeln würde, in dem er mit ihr das wunderbare alte Haus auf dem Hügel betrat, in dem er lebte, wenn er nicht gerade beruflich auf Reisen war.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wie alles gekommen ist, während ich unter dem alten Lindenbaum ausgestreckt liege und auf das Abendessen der tadellosen Jackie warte, dann kommt mir alles sehr logisch vor, im Nach­hinein. Hinterher sieht man die Anzeichen ja immer deutlicher, als wenn man mitten im Geschehen drin steckt. Zumal die ganze Geschichte nicht länger dauerte, als die guten Boskop in Großpapas Garten zum Wachsen brauchen, vom Frühjahr bis zum Herbst. Als Julian mit Margarita als seiner Braut ankam, blühte der Apfelbaum über und über in einem hinreißenden Rosa. An Großpapas Geburtstag ließen sie ihre Pracht fallen und bedeckten die Wiese darunter, in der lila- und gelbfarbene Frühlingsblumen leuchteten, mit einem ausgedehnten rosenroten Teppich.

Nun, Großpapas Geburtstag war heute, und die Geburts­tagsf­eier sollte am späten Nachmittag beginnen. Mein Herr und ich hatten uns noch eine kurze, aber wonnige Auszeit draußen in der Natur gegönnt, ein Stück außerhalb von Großpapas ausgedehntem Grundstück.

Wiese, Düfte, Sumpf, eben alles, was man braucht, um in glückseligen Gefühlen zu schwelgen. Ich sah in das Gesicht meines Herrn und schaute ihn verliebt an. Einen schöneren Herrn als ihn gibt es nicht. Er streichelte mir den Kopf und fragte: „Na, glücklich? In der Tat, das war ich. Glück pur. Alleinsein mit meinem Herrn war etwas, das ich leider nur noch sehr selten genießen durfte.

Doch plötzlich spürte ich, bevor ich es wirklich sah, dass etwas in der Luft lag. Ein Hauch von Gefahr umwehte uns. In diesem Moment kam das Unheil um die Ecke gefetzt in Form von Helena auf dem Fahrrad. Das bedeutete nichts Gutes. Mein Gespür trog mich nicht. Bevor sie richtig zum Anhalten kam, schrie sie schon meinen Herrn an: „Was zum Teufel machst du hier! Er lachte ausgelassen, fragte, wie spät es sei und wollte sie küssen. Aber sie lief kreischend rückwärts, empörtes Fass-mich-nicht-an dabei ausstoßend. Ein bisschen Natur hätte ihr gut gestanden. Helena war fein gemacht.

„Du siehst ziemlich passabel aus“, sagte mein Herr und sah sie aufmerksam an. „Du nicht“, schrie Helena. „Wenn du nicht in fünf Minuten da bist, frisch gewaschen, wohlgemerkt, ist es aus zwischen uns!“ Keine Sorge, das sagt sie oft. Besonders, wenn es, wie heute, um Großpapa ging. Und ich hoffte jedes Mal, optimistisch wie ich bin und aus Gründen, die Sie noch verstehen werden, dass sie es diesmal ernst meint.

Sie raffte wütend ihren langen roten Seidenrock, zog die giftgrüne geraffte ärmellose Bluse, die ihre im Rhythmus der Empörung wogenden Brüste locker bedeckte, wieder gerade, schwang sich auf den Sattel und begann mit ihren hohen Absätzen in der Farbe von rosamelierten Gladiolen wie wild nach den Pedalen zu angeln. Ihre langen kastanienbraunen Haare flatterten aufgeregt. Ihr violettrot geschminkter Mund wirkte verkniffen. Mein Herr sprang beflissen hinzu und wollte ihr helfen, denn sie hätte locker umkippen können, bei dem Wind, den sie machte. Aber das veranlasste sie zu noch heftigerem Schreien, und jetzt hatte sie sich endlich die Pedale geklemmt und rauschte ab. Mein Herr schaute mich verliebt an. Aber er meinte nicht mich. Ich ließ alles hängen. Und wir machten uns auf den kurzen Heimweg.

Zuhause war ich bald wieder ordentlich und sauber, und auch mein Herr hatte sich in Richtung Bad verzogen. Ich streckte mich entspannt unter dem Lindenbaum aus, wartete auf meinen Herrn und dachte nach. Viel Zeit hatte ich nicht für diesen überaus erquicklichen Zeitvertreib, denn jetzt kam ein unglaubliches Durcheinander auf. Alle hatten sich im Garten versammelt, auch mein Herr, der jetzt zwar sehr gepflegt aussah, mir aber vorher besser gefallen hatte.

Endlich trat Ruhe ein, denn nun standen sie aufgereiht alle dort, wo der Fotograf sie haben wollte. Ich betrachtete die Familie, die sich im Zustand der grinsenden Erstarrung befand, erleichtert und gönnte mir einen tiefen Seufzer. Das Glück dauerte nicht lange, denn Lena hatte sich wieder einmal nicht rechtzeitig von ihrem Lieblingsaufenthaltsort, dem Bett, trennen können und raste heran, um auch noch mit auf das Foto zu kommen. Wobei sie leider mit Schwung auf meinen Fuß sprang. Ich heulte laut auf und alle schauten konsterniert zu mir herüber, gerade in dem Augenblick, in dem der Fotograf auf den Auslöser drückte.

Dieses Foto können Sie gleich unten an der Wand im Treppenhaus bewundern, und die Familie sieht darauf nicht besonders günstig aus. Eigentlich so wie immer. Ich weiß nicht genau, was Cora damit bezwecken wollte, denn sie war es, die das Foto dort aufhängte, aber sie ist in noch anderer Beziehung etwas undurchsichtig. Tante Emilia hatte sich darüber amüsiert, und das Prachtfoto, das der Fotograf dann doch noch hinbekam, daneben gehängt, und da sieht die Familie nun außerordentlich günstig aus. Alle strahlend und sind hinreißend fein gemacht.

Großpapa liebte seine Geburtstage. So wie er vieles in seinem Leben liebte. Oder haben wollte, was zwei paar Stiefel sind, wie Sie noch sehen werden. Auf jeden Fall liebte er sein Domizil mit allem, was drin ist und besonders allen, die drin sind. Das wunderbare alte Haus war so groß, dass man sich darin verlaufen konnte. Dazu kamen noch einige Anbauten. Jedes der Familienmitglieder hatte eine eigene Wohnung, Cora und Friedrich als Ehepaar eine gemeinsam. Alle liebten die Gemeinschaftsessen, die im Sommer bei schönem Wetter draußen auf der Terrasse stattfanden. So war es heute auch.

Jetzt kann ich Ihnen auch Margarita zeigen. Sehen Sie, die dort drüben, dicht neben Großpapa. Nein, nicht die Brünette. Das ist Holly. Nein, die daneben, die ihn so süß anlächelt. Die mit der lockeren grünen Seidenhose, der blassrosa Bluse und den rosa Ballerinas. Die mit den dicken rötlich-blonden Locken. Sie sieht so unschuldig aus, meinen Sie? Ja, das haben Sie schon richtig erkannt. Sie ist die Unschuld in Person. Nur, dass sie den falschen Mann anhimmelt, ach, was sage ich: anbetet, und auch das ist noch viel zu schwach ausgedrückt für das, was wirklich geschah. Auch heute, an Großpapas Geburtstag, ist sie ihm, soweit es möglich war, nicht von der Seite gewichen.

Verwirrend, denken Sie? Ja, das ist es, aber Sie werden schon noch mitbekommen, wie alles zusammenhängt und wer mit wem. Jedenfalls, Julian, Margaritas Bräutigam, existiert für sie nicht mehr. Noch vor wenigen Wochen wollte Margarita Julian heiraten, ganz dringend, weil sie ihn für jemand anders hielt, nämlich für einen tatkräftigen Mann, der ihr Leben in die Hand nehmen und auf sie aufpassen würde. Die Gründe dafür lagen vielleicht bei Christine und Richard. Aber so einfach war das auch wieder nicht zu analysieren. Auf jeden Fall, als Julian seine Braut das erste Mal mit nach Hause brachte, eben in jenes wunderbare alte Haus auf dem Hügel, merkte Margarita ziemlich schnell, dass Julian nicht der war, für den sie ihn gehalten hatte, denn es war ihm egal, wer und ob jemand auf sie aufpasste, und dass er außerdem bei weitem nicht so charmant und männlich war wie Großpapa. Margarita, die gerade noch peinlich berührt umgehend hatte abreisen wollen, überlegte es sich also noch einmal anders.

Julian war der zweite Sohn von Großpapa. Sie sehen ihn gar nicht? Können Sie auch nicht, denn Julian pflegt unsichtbar zu sein. Er zog sich gerne irgendwohin zurück, an den Rand der illustren Gesellschaft, beobachtete die Leute und dachte sich seinen Teil. Meist verdunkelte sich sein Gesicht etwas, wenn er Großpapa anschaute. Womit er nicht der einzige war. Großpapa war immer eindeutig der Mittelpunkt und natürlich vielseitigen Blicken ausgesetzt.

Sie dürfen sich ihn nun aber nicht als alten Mann vorstellen. Er war in der Mitte seiner Sechziger und nicht der Großvater, sondern der Vater von Julian. Auch der von Helena und Holly und von Friedrich, auf den wir noch zu sprechen kommen, und der seinen Vater heimlich hasste, wohingegen Helena ihn offen in den Himmel hob, sehr zum Leidwesen meines Herrn. Großpapa hieß Großpapa für alle, weil Emma, die kleine Tochter von Cora und Friedrich, darauf bestanden hatte. Er war schließlich ihr Großpapa. Um dem endlosen Geschrei Emmas ein Ende zu bereiten, nannten sie ihn eben alle Großpapa.

Und ich muss sagen, er war der charmanteste, unterhaltsamste und auch lebendigste Großpapa, den ich kenne. Ganz im Gegensatz zu seinen beiden Söhnen, die, je mehr sie sich...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Großpapa • Hund • Katharina • Kröll • Liebe
ISBN-10 3-7565-8734-7 / 3756587347
ISBN-13 978-3-7565-8734-6 / 9783756587346
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