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Die Kolonie (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
480 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-30501-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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In einer Kleinstadt in Alaska wird ein Junge tot aufgefunden. Seine Kehle ist zerfetzt, seinem Körper alles Blut entwichen. Die Brutalität des Mordes erinnert an eine Tat, die 25 Jahre zurück liegt. Detective Barbara Atkins wird zur Unterstützung von Sheriff Jensen Tucker hinzugezogen, der den ursprünglichen Fall untersucht hatte. Die Einwohner von Deadhart glauben jedoch zu wissen, wer der Schuldige ist: ein Mitglied der nahe gelegenen Vampirkolonie, die in einer alten Bergbausiedlung tief in den Bergen lebt. Barbara gerät unter Druck, die gesamte Kolonie gezielt töten zu lassen. Doch die Beweise sind nicht stichhaltig, und die Menschen lügen. Dann verschwindet ein weiterer Teenager. Barbara und Tucker bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Wahrheit herauszufinden: Jagen sie einen kaltblütigen Mörder - oder ein blutdürstiges Monster?
  • Willkommen in Deadhart, Alaska. Einwohner: 673. Lebende.
  • Der neue rasante Thriller der SPIEGEL-Bestsellerautorin - atmosphärisch, raffiniert, intelligent.


C.J. Tudor wuchs in Nottingham auf, wo sie auch heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter lebt. Ihr erster Thriller »Der Kreidemann« sorgte international für Furore und wurde in 40 Länder verkauft. Auch ihre nachfolgenden Thriller, alle im Goldmann Verlag erschienen, waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.

2


Der Taxifahrer war ein Quatscher.

Na toll.

Barbara vermutete, dass sein Geschäft zu dieser Jahreszeit eher mau lief und er deswegen jeden Fahrgast volltextete. Das kam davon, wenn man allein lebte, was dieser Mann offensichtlich tat. Der lange Vollbart, die Speisereste auf seinem Overshirt und nicht zuletzt der intensive Körpergeruch deuteten darauf hin, dass sich sein Verhältnis zur Welt auf ein einziges schroffes Kürzel reduzierte: LMAA. Womit Barbara keinesfalls sagen wollte, dass Männer ohne Frauen aus Prinzip verwahrlosten. Was jeder Mensch aber brauchte, war jemand, um den man sich bemühen musste. Ohne ein Gegenüber, ohne diesen Spiegel ließ man sich gehen und roch irgendwann auch so. Wer wüsste das besser als sie?

Der Taxifahrer hieß Alan, so stand es jedenfalls vorn auf der Lizenz. »Call me Al«, grinste er. »So wie in dem Lied.«

»Gern«, hatte sie gesagt. Und gelächelt.

Tatsächlich hasste sie dieses Lied. Und auch das silberne Kruzifix und der Rosenkranz an Call-me-Als Rückspiegel waren überhaupt nicht ihres. Aber jeder, wie er will. Dies ist ein freies Land.

Im Übrigen war sie auf den nächsten Meilen vollauf damit beschäftigt, seine unvermeidlichen Quatscher-Fragen abzuschmettern. Sagen Sie, sind Sie zum ersten Mal hier? Antwort: Ja. Wollen Sie hier Urlaub machen? Antwort: Ja. Was beides gelogen war, aber dazu führte, dass er mit ihr sämtliche Touristenattraktionen der Gegend durchging. Das waren zwar nicht viele, aber davon ließ sich eine Labertasche wie er nicht bremsen. Außerdem konnte sich das mit den Attraktionen auch sehr schnell ändern.

Das Taxi zog eine Wirbelschleppe aus Eis und Schnee hinter sich her, doch das nahm Barbara hinter der Seitenscheibe kaum wahr. Sie sah atemberaubende Landschaft und unberührte Natur mit Bergen, Wäldern und Schnee. Und hinter jeder Kurve: noch mehr Berge, noch mehr Wälder, noch mehr Schnee. Wer auf so etwas stand, bitte schön. Doch die Unberührtheit hatte einen Grund. Dieses Land war absolut lebensfeindlich. Außerhalb des warmen Taxis setzte binnen Minuten der Kältetod ein. Also, nicht zu sehr berühren lassen.

Barbara unterdrückte ein Gähnen. Erst der Nachtflug von New York nach Anchorage, dort weiter per Lufttaxi nach Talkeetna (ein nervenzerfetzendes Erlebnis) und jetzt noch anderthalb Stunden über den Parks Highway an ihren Einsatzort in der tiefgefrorenen alaskischen Taiga. Sie hatte keine Ahnung, warum sie ihrer Ausleihe an ein paar Dorfsheriffs je zugestimmt hatte.

»Weil Sie unsere beste Forensikerin sind«, hatte Decker gesagt.

»Ich dachte, das wäre Edwards?«

»Edward hat familiäre Verpflichtungen, Sie ja wohl nicht.«

»Das heißt, als kinderloser Single habe ich automatisch die Arschkarte?«

Decker platzierte seine Wurstfinger auf der Tischplatte und beugte sich in gespielter Einfühlung nach vorn. Decker war ein etwas kurz geratener Dicker mit einem schwarzen Haarkranz und dem rötlichen Gesicht des Infarktkandidaten. Seit zehn Jahren war er jetzt ihr Vorgesetzter, aber Barbara bezweifelte, ob er überhaupt ihren Vornamen kannte.

»Atkins, wenn Sie wünschen, kann ich das Ganze auch in ein Kompliment verpacken und sagen, dass Sie eben besser sind als Edwards. Sie und nur Sie sind unser anerkannter Experte auf diesem Gebiet.«

»Wäre nett, Sir.«

Decker aber fehlte der Sinn für diese Art Humor, stattdessen sagte er: »Ihr Flug ist jedenfalls gebucht. Und packen Sie ausreichend Knoblauch ein, Sie werden ihn brauchen.«

Dann wandte er sich wieder seinem Bildschirm zu, das Gespräch war damit beendet.

Barbara stand auf. »Gut, dass Sie mich erinnern. So kann ich den Männern was Leckeres kochen.«

»Zumindest wissen Sie mal, wo Ihr Platz ist.«

Ihr Lächeln gefror. »Bei allem Respekt, Sir, manchmal sind Sie echt ein Arschloch.«

Wortlos verließ sie das Büro. Allerdings musste sie sich später eingestehen, dass sie sich die Entsendung nach Alaska allein durch ihr bekanntermaßen sonniges Gemüt eingefangen hatte. Sie galt nicht als schwierig.

Und deswegen saß sie jetzt hier in diesem Taxi, unentwegt beobachtet von Al, der einfach nicht aufgab: »Normalerweise verirren sich nur wenige Touristen nach Deadhart«, sagte er. »Ausgenommen ein paar Gruftis und Dark-Wave-Typen, die nur das Ortsschild fotografieren und schnell wieder weg sind, zurück nach Talkeetna – Sie auch?«

Ertappt, dachte Barbara. Unterschätze nie einen Taxifahrer, nicht einmal am Arsch der Welt. Sie haben die ganze Menschheit im Rückspiegel, man kann ihnen nichts vormachen.

»Das weiß ich noch nicht«, sagte sie. »Das werden wir sehen.«

Al nickte, räusperte sich. »Ich dachte nur, weil Sie nach Deadhart wollen: Ist das vielleicht wegen dem Jungen?«

Barbaras Anspannung wuchs. Sollte sich die örtliche Polizei nicht an die achtundvierzigstündige Nachrichtensperre halten und abwarten, bis sie, Barbara, ein offizielles Statement zum Tod des Jungen abgab? Alles andere brachte nur Unruhe in die Stadt – mit allen Folgen.

»Welchem Jungen?«, fragte Barbara scheinheilig.

Dann trafen sich ihre Blicke im Rückspiegel, und das silberne Kruzifix tanzte dazu, als wäre ihre Frage der Brüller des Tages.

»Dem ermordeten Jungen«, erwiderte Al.

Okay, die Nachrichtensperre hatte schon einmal nicht funktioniert. Und wenn Quatscher Al Bescheid wusste und die Horrorstory brühwarm an seine Fahrgäste weitergab, konnten sie es auch gleich in den Hauptnachrichten bringen. Das Problem war, dass sie nicht die geringste Vorstellung hatte, wie sich Gerüchte in dieser Einöde verbreiteten. Konnte sie den Geist noch zurück in die Flasche stopfen? Sie überlegte. Nein, besser sie ging offen mit dem Vorfall um. Oder tat zumindest so.

»Sie haben recht«, seufzte sie. »Ich bin wegen des Jungen hier. Was reden die Leute denn so darüber?«

Sie schenkte Al ein taktisches Lächeln, doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sie ausgetrickst hatte. Jetzt wollte sie ihn wenigstens veranlassen, auch sein Wissen preiszugeben.

»Sie müssen sich übrigens keine Sorgen machen«, sagte Al und senkte die Stimme, als wären sie nicht allein im Taxi. »Mir ist klar, dass Sie erst mal inkognito bleiben wollen. Von mir erfährt niemand etwas, okay?«

»Dafür bin ich Ihnen sehr verbunden, Sir.«

»Ich habe die Sache auch nur erwähnt, weil meine Schwester Carol, sie wohnt ebenfalls in Deadhart …«

»Verstehe.«

»Sie hat mir von dem Jungen erzählt. Und auch, dass sie irgendeinen Spezialermittler einfliegen lassen.«

»Ah.«

»Und da Sie ganz offensichtlich nicht von hier stammen und ich nur selten eine Tour nach Deadhart bekomme, lag der Schluss nahe. Außerdem – bitte nicht falsch verstehen –, dass Sie von der Polizei sind, sieht ein Blinder.«

Ach wirklich? Dass sie mit ihren kurzen Beinen, ihrer stämmigen Figur und einer Nase, die ein gutes Steak aus fünfzig Schritt Entfernung erschnüffeln konnte, keine Schönheit war, wusste sie ja. Zum Ausgleich war sie patent. Patent, das sagten alle. Patent, das war ein Mix aus zuverlässig, aber leider furchtbar öde. Barbara, die gute, alte Barbara, das bewährte Schlachtross mit dem Pferdehintern, welcher jetzt, mit Anfang fünfzig, auch nicht mehr knackiger wurde. Und mit dem Alter mochte Weisheit kommen, aber es kamen auch: Verdauungsprobleme und Mom-Jeans mit hohem Elastan-Anteil.

»Gut beobachtet, muss ich sagen. Ich wäre Ihnen trotzdem dankbar, wenn Sie meine Anwesenheit erst mal für sich behielten.«

»Aber sicher, verlassen Sie sich darauf. Meinen Sie, Sie bleiben länger hier?«

Die Strecke führte mittlerweile stetig bergan. Zu ihrer Rechten sah sie Steilhänge, die mit düsteren Fichten und dürren Birken bewachsen waren. Linker Hand öffnete sich die Landschaft zu einem breiten Flusstal – das musste der Susitna River sein. Barbara schluckte. Sie konnte weder mit Bergen etwas anfangen, noch mit Wasser.

»Kommt drauf an, was ich finde«, sagte sie.

Sie blickte in den Rückspiegel und erkannte schon an Als Augen, dass ihm ihre Antwort missfiel. »Mit Verlaub«, erklärte er, »was hier geschehen ist, dürfte doch wohl klar sein.«

»Ach, wirklich?«, gab sie ungewollt schroff zurück.

»Ja, wirklich, Ma’am. Ich verstehe ja, warum Sie hier sind. Jemand muss den Papierkram erledigen und auf dem Totenschein die richtigen Kästchen ankreuzen. Aber eigentlich weiß doch jeder hier, dass einer aus der Kolonie den Jungen getötet hat. Und ich sage nicht einmal mit böser Absicht. Aber sie können nicht aus ihrer Haut, sie müssen das tun. Und früher oder später passiert es eben, das ist Tatsache. Wie wir bei dem Jungen gesehen haben.«

Abermals zwang sie sich zu einem Lächeln. »Also, ich persönlich bin eher schlecht im Kästchenankreuzen. Ich beschränke mich darauf, den Täter zu ermitteln.«

Doch Al tat so, als hätte er sie nicht gehört. »Ich habe nichts gegen Randgruppen und will auch niemanden ausgrenzen, oder wie das heißt. Leben und leben lassen, sage ich immer. Aber mit denen aus der Kolonie ist das wie mit einem Tier. Klar liebe ich meinen Hund. Aber wenn er ein Kind beißt, würde ich ihn sofort erschießen, keine Diskussion. Das ist nämlich so: Wenn sie einmal Blut geleckt haben, sind sie anders nicht mehr zu stoppen. Wie bei einem Tier.«

»Aber würden Sie deswegen gleich das ganze Rudel abknallen?«, fragte Barbara.

»Wenn ich...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2025
Übersetzer Marcus Ingendaay
Sprache deutsch
Original-Titel The Gathering
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte closed room mystery • eBooks • eingeschneit • Horror • Mystery • Neuerscheinung 2025 • Psychothriller • Spannung • Spiegel-Bestsellerautorin • The Gathering • Thriller • Übernatürlich • Vampire
ISBN-10 3-641-30501-2 / 3641305012
ISBN-13 978-3-641-30501-7 / 9783641305017
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