Flaschenpost vom Leben (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Buch wie Wellness für die Seele
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491907-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Flaschenpost vom Leben -  Patricia Koelle
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Romantische Häfen und Geschichten vom Meer - das ist die Glückshafen-Reihe von Bestseller-Autorin Patricia Koelle Pixie ist Fantasy-Schriftstellerin. Neuerdings ist sie unzufrieden, denn das Schreiben stockt. Da nimmt sie das Angebot an, für eine Zeitschrift die Geschichte eines alten Flaschenschiffs zu recherchieren. Die Suche führt sie zu Häfen der ostfriesischen Nordseeküste, wo sie auf Feeke trifft - die Enkelin einer Frau, die den Flaschenschiffbauer Kapitän Flömer einst mit ihrer Zuneigung und Lebensklugheit geprägt hat. Pixie verliebt sich in den historischen Gulfhof, auf dem Feeke lebt. Doch der Hof steckt in Schwierigkeiten. Um ihn zu retten, forscht Pixie nach weiteren Flaschenschiffen und entdeckt dabei auch ihre wahre Berufung.

Patricia Koelle ist eine Autorin, die in ihren Büchern ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt. Bei FISCHER Taschenbuch erschienen, neben Romanen und Geschichten-Sammlungen, die Ostsee- und Nordsee-Trilogie, die Inselgärten-Reihe sowie die Sehnsuchtswald-Reihe. Neu erscheint gerade ihre Glückshafen-Reihe.

Patricia Koelle ist eine Autorin, die in ihren Büchern ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt. Bei FISCHER Taschenbuch erschienen, neben Romanen und Geschichten-Sammlungen, die Ostsee- und Nordsee-Trilogie, die Inselgärten-Reihe sowie die Sehnsuchtswald-Reihe. Neu erscheint gerade ihre Glückshafen-Reihe.

1


»Guten Morgen, Pixie! Hast du heute endlich ein neues Kapitel mitgebracht, das du mir vorlesen kannst?«

Pixie blieb erschrocken stehen. Woher hatte Lotte schon wieder gewusst, dass sie sich näherte? Die alte Gärtnerin hatte ihr doch den Rücken zugewandt und war damit beschäftigt, eine Spinnwebe aus dem Auge einer der Putten auf der steinernen Brüstung zu entfernen. Und Pixies Turnschuhe machten auf dem Gras kein Geräusch.

»Du brauchst dich gar nicht wundern. Ein Leben lang auf die Vögel und all die kleinen Geschöpfe zu lauschen macht feine Ohren«, sagte Lotte, warf ihr einen verschmitzten Seitenblick zu und griff sich einen Pinsel aus der ledernen Tasche an ihrem Gürtel. Sorgsam reinigte sie damit das Gesicht der Putte vollends. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn das Kerlchen geniest hätte.

»Ich habe schon etwas geschrieben«, sagte Pixie, in der sofort die dunkle Verzweiflung der letzten schlaflosen Nacht wieder hochkam. »Aber es ist noch nicht vorzeigbar.« Fast meinte sie, den Pinsel auf der eigenen Nase zu spüren. Wenn sich ihre verflixte Phantasie doch nur endlich wieder einmal nützlich machen würde!

»Das behauptest du seit Wochen.« Lotte schlug den Staub nachdrücklich aus den Borsten. Das Klopfen hallte in der Grotte unter ihnen wider.

»Weil es stimmt.« Pixie lehnte sich zerknirscht auf die warme Brüstung und sah zum Brocken hinüber. Friedlich lagen die Felder, Dörfer und Hecken in der Spätsommersonne, dahinter hockte gemütlich Norddeutschlands höchster Berg im Dunst. Es hatte sie immer amüsiert, dass man ihn schlichtweg den »Brocken« getauft hatte. Er wirkte beruhigend auf sie, wohl weil er so ungerührt und zuverlässig gegenwärtig war. Bei anderen Wetterlagen im Harz sah man ihn oft gar nicht, doch er tauchte stets unversehrt wieder aus den Wolken auf. Sie wünschte sich nur, das wäre mit ihrer Zuversicht bezüglich des Schreibens genauso. Sie hatte unbedingt gerade hierherkommen wollen, so sehr hatte sie dieser Ort berührt und fasziniert. Voller Hoffnung und Energie war sie gewesen. Doch die Puttenpärchen entlang der großzügigen Parkterrasse schienen ihr wesentlich lebendiger als die paar Seiten Text, die sie gestern getippt hatte.

Die Skulpturen waren vielfältig beschäftigt, sie stritten sich, küssten sich, trugen Gefäße, träumten in die Gegend, spielten mit Vögeln oder aßen Früchte. Pixies eigene Figuren dagegen kamen ihr neuerdings hölzern vor, erschreckend unecht. Dabei liebte sie, seit sie denken konnte, nichts mehr als das Schreiben. Normalerweise konnte sie gar nicht anders. Die Worte waren bis vor kurzem aus ihr herausgeflossen wie das Wasser aus den Brunnen des Parks.

Doch der Architekt Bernhard Sehring, der sich mit diesem unkonventionellen Märchenschloss einst einen Traum erfüllen konnte, hatte anscheinend mehr Durchsetzungskraft, Phantasie und Ausdauer besessen als sie selbst. Weil sein Werk so verrückt war, war Pixie darauf verfallen, sich genau hier eine Anstellung zu suchen. Sie war sich sicher gewesen, an diesem Ort endlich wieder zu ihren alten Fähigkeiten und der neuen Geschichte zu finden, die sie umtrieb, ohne dass sie sie greifen konnte.

»Schade«, meinte Lotte und lehnte sich neben sie an das sonnenwarme Geländer. »Sagtest du nicht, bis September würdest du auf jeden Fall ein Stück vorangekommen sein?«

»Ich hab ja nicht gesagt, wann im September«, murmelte Pixie.

»Vielleicht versuchst du, zu perfekt zu sein?«, überlegte Lotte. »Sieh mal, als der Herr Sehring damals die Roseburg und ihren verwunschenen Garten zu bauen begann, da hat er einfach in einem unbeschwerten Stilmix alles durcheinandergemischt, was ihm gefiel. Römische Säulen, ägyptische Sphinxe, Putten und Brunnen und Mauern, Türme, das Mausoleum, all die Brücken und Terrassen. Er scherte sich nicht um das, was andere dachten oder für richtig hielten. Er importierte manches aus Italien und ließ anderes kurzerhand aus Beton gießen. Er pflanzte exotische und einheimische Gehölze durcheinander, und sie gedeihen heute noch bestens. Seine Vision hat bis jetzt Bestand, weit über hundert Jahre später. Warum machst du es mit deiner Geschichte nicht auch so? Hat doch bisher ganz gut geklappt. Ich jedenfalls freue mich auf die Fortsetzung.« Streng begegnete sie Pixies Blick. »Ich will dir keinen Druck machen. Nur Mut.«

»Ich weiß, Lotte. Deswegen wollte ich ja genau hierher, weil es hier so ungewöhnlich und phantasievoll ist. Hier schien mir alles möglich, auch für mich. Und du machst mir eine Menge Mut! Allein schon, dass jemand wie du … ich meine …« Sie wurde rot und ärgerte sich.

»Dass jemand so Uraltes wie ich deine Bücher mag, obwohl sie für junges Gemüse gedacht sind?«, ergänzte Lotte trocken. »Ich glaube, für gute Geschichten gibt es kein bestimmtes Alter, ebenso wie der Herr Sehring als angesehener Architekt mit kindlicher Freude ein völlig verrücktes Märchenschloss errichten konnte.«

»Das wäre schön.« Pixie fand es trotzdem schwer vorstellbar. Fantasy war ein Genre, das nicht jeden ansprach. Außerdem gab es ihre Geschichten noch nicht in gedruckter Form. Das konnte sie sich nicht leisten, und einen Verlag hatte sie bisher nicht ansprechen wollen. Aber ausgerechnet Lotte fand E-Books toll. »Dieses Leseding liegt so schön leicht in meiner Hand, da bedankt sich meine Arthritis«, hatte sie erklärt. »Und ich kann die Schrift groß stellen, da ist die Brille, die immerzu weg ist, nicht mehr nötig. Ich kann sogar unter dem Sternenhimmel lesen, wenn ich will, weil man keine Lampe mehr braucht. Das ist genial!«

Trotzdem hatte Pixie ihr das letzte Buch vorgelesen, in Etappen, während der Mittagspausen. Lotte hatte das genossen.

 

Im Laufe der Zeit hatte sich Pixie zu ihrem glücklichen Erstaunen eine wachsende Leserschaft aufgebaut. Mit sechzehn hatte sie zu schreiben begonnen, aus reinem Vergnügen und weil sie nicht anders konnte. Da sie fürchtete, ausgelacht zu werden, vorsichtshalber unter dem Pseudonym Ellie Ennis. Jetzt, elf Jahre später, warteten so viele treue Fans auf ihre Fortsetzungen, dass sie niemanden enttäuschen wollte. Am wenigsten sich selbst. Geschichten zu verfassen machte ihr immer noch ungemein Freude. Warum also hakte es auf einmal? Startschwierigkeiten hatte sie bei jedem Buch. Sie musste sich erst hineinfinden, das war normal. Doch diesmal dauerte es viel zu lange. Irgendetwas beschwerte sie und bremste sie komplett aus. War es vielleicht, dass sie inzwischen so gründlich zu Ellie Ennis geworden war, dass Pixie Paleske irgendwo darunter erstickt wurde?

Wenn Lian jetzt hier wäre, hätte sie mit ihm darüber sprechen können. Bestimmt wüsste er Rat, wie immer. Da fiel ihr etwas ein. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und suchte ein Bild heraus, das sie Lotte vor die Nase hielt. »Guck mal, das hat mir Lian vorhin geschickt. Wie glücklich er aussieht, findest du nicht? Endlich! Das freut mich so für ihn.«

Lotte kniff die Augen zusammen. »Ist das seine neue Freundin?«

»Ja, Anna-Lisa. Sie passen perfekt zusammen.« Ob sie selbst auch einmal so jemanden finden würde? So richtig war ihr das noch nie gelungen, nicht auf Dauer. Aber im Moment vermisste sie in dieser Hinsicht nichts. Nur manchmal eben wäre jemand zum Reden schön, jemand, der sie ohne lange Erklärungen verstand.

»Woher kennt ihr beide euch noch mal?«, fragte Lotte.

»Von früher. Als ich ein Teenager war, habe ich Lian zu meinem selbstgewählten Patenonkel erklärt, und er hat mitgespielt und mich mit Nordseewasser getauft. Wir hatten es beide nicht leicht und haben uns trotz des großen Altersunterschieds gegenseitig unsere Sorgen anvertraut. Er ist jetzt meine einzige Familie. Deshalb ist das so geblieben.«

»Gut so«, meinte Lotte entschieden. »Und nun an die Arbeit, Frau Hilfsgärtnerin! Das nützt gegen Sorgen immer noch am besten. Und das Zwitschervolk füttert sich auch nicht von allein.«

Nur zu gern schob Pixie alle Bedenken beiseite und machte sich auf zu der Voliere an der Burg, in der ein Schwarm Kanarienvögel residierte, dessen Gesänge man durch den halben Park hörte. Für Pixie gehörten diese Klänge unwiderruflich zur Magie des Ortes. Der auffälligste Hahn besaß eine dunkle Beatlesfrisur. Lotte hatte ihn ausgerechnet Fiffi getauft.

»Warum Fiffi?«, hatte Pixie am ersten Tag entgeistert gefragt.

Lotte zuckte mit den Schultern. »Weil mir nichts anderes eingefallen ist. Du bist die Schriftstellerin, nicht ich.«

Dabei stellte Pixie bald fest, dass Lotte jede Menge zu erzählen hatte. Doch das waren wahre Geschichten aus ihrem Leben.

 

Von ihren eigenen konnte man das nicht behaupten. Die hatte sie damals als eine reine Persiflage auf die üblichen Fantasy-Epen begonnen. Sie hatte die ewigen Helden satt. Statt auf edlen, kämpferischen und praktisch unbesiegbaren Drachen ritten ihre Figuren auf überdimensionierten Flughörnchen mit einem Hang zum Schluckauf. In der Phantasiewelt, die sie erschaffen hatte, ging es nicht um kriegerische, heroische Völker mit hochdramatischer Leidensfähigkeit, die sich gegenseitig bekämpften oder Unholde besiegen mussten. Stattdessen teilten sich ein Feenvolk mit leicht machohaften Zügen und eine Koboldsippe mit einem absurden Ordnungsfimmel den Lebensraum. Die Feen bauten auf Nebelfeldern immer neue Blumenarten an. Mithilfe von unberechenbaren Geistern, die sich »Fixe Ideen« nannten, sorgten sie dafür, dass sich die Samen bunter und lebenshungriger Gewächse überall verteilten und Wurzeln schlugen, während die Kobolde mit Rasenmähern bewaffnet auf sanftmütige, jedoch hartnäckige Weise versuchten, das Ganze so zu gestalten,...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2024
Reihe/Serie Glückshafen-Reihe
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familie • Freundschaft • Geschenk für Frauen • Glückshafen • Inselgärten • Liebe • Nordsee-Trilogie • Nord- und Ostseeküste • Ostsee-Trilogie • Patricia Koelle • Romantischer Hafen • Sehnsuchtswald
ISBN-10 3-10-491907-0 / 3104919070
ISBN-13 978-3-10-491907-2 / 9783104919072
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