Wer Sturm sät (eBook)
448 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3655-5 (ISBN)
Der Tod der Kriegerin
Irland im Jahr 672: Prinzessin Gelgéis und König Colgú von Muman haben endlich geheiratet. Das soll mit einem großen Jahrmarkt gefeiert werden. Da wird eine der Töchter des Sturms, so nennen sich die Kriegerinnen der Leibgarde der Prinzessin, ermordet. Kurz darauf findet man die allseits beliebte Haushälterin vergiftet auf. Wer fühlt sich jetzt noch sicher in der Burg? Fidelma und Eadulf müssen schnell sein mit ihren Ermittlungen, bevor noch mehr passiert und der Jahrmarkt abgesagt werden muss.
Die erfolgreichste historische Serie auf dem deutschen Markt
»Peter Tremayne gehört auf den Krimithron Großbritanniens.« Literaturmarkt
Peter Tremayne ist das Pseudonym eines anerkannten Historikers, der sich auf die versunkene Kultur der Kelten spezialisiert hat. Seine im 7. Jahrhundert spielenden Romane mit Lady Fidelma sind zurzeit die älteste und erfolgreichste historische Krimiserie auf dem deutschen Buchmarkt. Fidelma, eine mutige Frau von königlichem Geblüt, ehemalige Nonne und Anwältin bei Gericht, löst darin auf kluge und selbstbewusste Art die schwierigsten Fälle. Wegen des großen internationalen Erfolgs der Serie wurde Peter Tremayne 2002 zum Ehrenmitglied der Irish Literary Society auf Lebenszeit ernannt. Mehr Informationen unter www.sisterfidelma.com
Kapitel 2
Warum sollte jemand mitten in der Nacht eine mit Ziegenleder bespannte Trommel schlagen? Das war die erste Frage, die Fidelma durch den Kopf schoss, als sie in ihrem warmen Bett widerwillig erwachte und sich bemühte, zu unterscheiden, was Traum war und was Realität.
Sie blieb sekundenlang liegen und lauschte den Trommelgeräuschen, bevor sie allmählich begriff, dass jemand hartnäckig an ihre Schlafzimmertür klopfte. Sie blinzelte, um in der Dunkelheit klarer zu sehen. Dann warf sie die dicke Wolldecke ab und schwang sich aus dem Bett. Eadulf neben ihr stöhnte leise, weil man seinen Schlaf störte. Fidelma beobachtete besorgt, wie er sich herumwälzte. Er hatte in letzter Zeit nicht gut geschlafen und ein paar Mal auch im Schlaf gesprochen, aber da er seine Muttersprache benutzte, konnte sie seine Worte nicht wirklich verstehen. Das dringliche Klopfen hörte nicht auf, und Fidelma tastete sich zur Tür hinüber.
Draußen stand eine Gestalt, die in ihrer zitternden Hand eine flackernde Kerze hielt.
Es war Muirgen, die Kinderfrau von Fidelmas und Eadulfs Sohn Alchú, die außerdem als Haushaltshilfe für sie arbeitete. Fidelma war augenblicklich hellwach.
»Ist was mit Alchú? Ist meinem Sohn etwas passiert?«, fragte sie, bevor Muirgen etwas sagen konnte.
»Nein, Lady«, beschwichtigte sie die ältliche Kinderfrau. »Der Junge schläft, und es geht ihm gut. Es ist Enda, der dich dringend sprechen möchte.«
Fidelma wusste, dass Enda als Befehlshaber der königlichen Leibwache sie niemals ohne guten Grund mitten in der Nacht stören würde. Sie sah sich nach ihrem Gewand um, und ihr Blick fiel auf Eadulf, der ächzte und sichtlich Mühe hatte, wach zu werden.
»Was ist los?«, brummte er und setzte sich benommen auf.
»Ich weiß es nicht genau. Enda möchte mich sprechen«, antwortete Fidelma und wickelte ihr Gewand fester um sich. »Es muss wichtig sein.«
Kaum hatte sie das gesagt, da war Eadulf auch schon aufgestanden und kleidete sich an.
»Es ist noch nicht mal Tagesanbruch«, murrte er, als er aus dem Fenster schaute.
Muirgen führte sie im Kerzenschein in ein angrenzendes Zimmer, in dem Fidelma und Eadulf normalerweise ihre Gäste empfingen.
»Ruf mich, wenn du mich brauchst, Lady«, sagte sie und machte einen Schritt zur Seite, damit sie eintreten konnten.
Vor dem Kamin stand wartend die hochgewachsene, jugendliche Gestalt von Enda; er konnte seine Anspannung nur schlecht verbergen. Man hatte bereits eine Laterne angezündet und das Holzfeuer, das kurz zuvor bis auf ein Häuflein rauchender grauer Asche heruntergebrannt war, wieder neu entfacht.
Als Fidelma und Eadulf den Raum betraten, drehte Enda sich um und begrüßte sie beide flüchtig. Im Nachhinein wurde ihnen bewusst, dass er ihnen sofort auffallend blass und verstört vorgekommen war. Es war ungewöhnlich, dass man dem sonst so stoischen Krieger überhaupt ansah, wie ihm zumute war.
»Verzeih mir, dass ich dich störe, Lady, aber dein Bruder, der König, möchte dich unverzüglich sehen.« Endas Stimme verriet eine Gefühlsregung, die Fidelma nicht einordnen konnte.
»Ist alles in Ordnung mit meinem Bruder?«, wollte sie sofort wissen.
»Es ist alles in Ordnung, Lady.« Nach dieser Versicherung zögerte Enda einen Moment, bevor er hinzufügte: »Man hat in den königlichen Gemächern einen Leichnam gefunden.«
Fidelma starrte ihn entgeistert an.
»Und Prinzessin Gelgéis, geht es ihr gut?«, hakte sie nach. Es war erst einen Monat her, seit ihr Bruder und Gelgéis endlich geheiratet hatten.
Als Enda gerade zu einem Kopfnicken ansetzte, sprach Eadulf die drängendste Frage aus: »Wessen Leichnam hat man gefunden?«
Alle schwiegen, und Fidelma bemühte sich, ihren Ärger darüber im Zaum zu halten, dass sie dem jungen Krieger alles aus der Nase ziehen musste.
»Deinem Bruder und seiner Gattin geht es gut, aber sie sind äußerst bestürzt und brauchen deine Unterstützung.« Enda sprach merkwürdig stockend; es war mehr als deutlich, dass er ihnen nicht alles verriet, was er wusste.
»Weißt du, wer der Tote ist, den man gefunden hat?«, fragte Fidelma.
Endas Gesichtsmuskeln zuckten. »Cera«, antwortete er mit erstickter Stimme.
Eadulf wechselte einen Blick mit Fidelma. In den letzten Tagen, nach den Hochzeitsfeierlichkeiten, hatten sie beide den jungen Krieger mehrmals in Gesellschaft des Mädchens gesehen, und nicht immer nur während ihrer Übungen für den bevorstehenden Jahrmarkt.
Nach kurzem Zögern stellte Fidelma Enda die unvermeidliche Frage.
»Du sagst, man habe ihren Leichnam in den königlichen Gemächern gefunden? Wie ist sie gestorben?«
Wieder kam die Antwort nur langsam. Es fiel Enda sichtlich schwer, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Seine Stimme war nur noch ein leises Murmeln.
»Komm schon, Enda, sprich laut und deutlich«, ermahnte ihn Eadulf, der zwar Mitgefühl mit ihm hatte, aber auch überlegte, wie man aus einer von Gefühlen überwältigten Person am besten etwas herausbekommen konnte. »Du warst schon in vielen Situationen unser Gefährte und bist mit dem Tod vertraut.«
Enda zuckte die Schultern, doch es blieb unklar, was das bedeuten sollte. Fast schien es, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
»Wir wissen, dass du das Mädchen gekannt hast, Enda.« Fidelma bemühte sich um einen mitfühlenden Ton. »Sag meinem Bruder, dass Eadulf und ich bei ihm sind, sobald wir uns kurz frisch gemacht haben.«
Enda neigte zur Bestätigung leicht den Kopf und verließ den Raum. Es war ungewöhnlich, ihn so, mit gebeugtem Kopf, weggehen zu sehen, als würde ihn eine schwere Last niederdrücken. Fidelma und Eadulf brauchten nicht lange, um sich Hände und Gesicht in einer Schüssel zu waschen, die Muirgen ihnen gebracht hatte, und sich fertig anzuziehen. Fidelma schaute noch kurz nach ihrem Sohn Alchú. Der Junge schlief friedlich. Muirgen versicherte Fidelma, dass sie gut auf ihn aufpassen würde, falls er in irgendeiner Weise in Gefahr wäre. Dann gingen Fidelma und Eadulf über den dunklen Innenhof hinüber zur königlichen Residenz. Der Eingang war von brennenden Fackeln erleuchtet, die zu flackern begannen, als die allmorgendliche Brise aufkam, die stets die nahende Dämmerung ankündigte.
Am Haupteingang zur Residenz stand ein Krieger Wache. Es war der einarmige Dego. Eadulf hatte Dego das Leben gerettet, auch wenn er dabei dessen rechten Arm nicht retten konnte. Dego hatte eine beachtliche Anpassungsfähigkeit bewiesen und konnte nach monatelanger Übung das Schwert mit seiner linken Hand ebenso geschickt führen wie vorher mit der rechten. Die Entschlossenheit, mit der er seinen körperlichen Nachteil auszugleichen versuchte, hatte König Colgú so beeindruckt, dass der Krieger weiterhin Mitglied der lucht-tighe, der Leibwache in der Königsburg, bleiben durfte.
Dego trat ihnen einen Schritt entgegen, erkannte sie und grüßte sie mit seiner Linken.
»Der König und seine Gattin erwarten euch in ihrem privaten Empfangszimmer. Enda ist auch gerade reingegangen.«
»Wo ist der Leichnam?«, fragte Fidelma.
»Niemand hat ihn angefasst, er liegt noch dort, wo man ihn gefunden hat, Lady. Das war in einem der Zimmer im neu erbauten Sicherheitstrakt des Königs.«
Fidelma war verblüfft. Tech-termonn oder »Sicherheitstrakt« war der Name, den ihr Bruder dem neuen Anbau mit vier Zimmern gegeben hatte, den er zusammen mit seinem Baumeister Rodaige entworfen hatte. Man hatte den Anbau während Fidelmas und Eadulfs letzter Reise errichtet. König Colgú war zweifellos von seinem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis dazu angeregt worden sowie von Rodaiges Beschreibungen der neuen Anlagen, die viele Adlige im Norden in Auftrag gaben, nachdem sie von Missionaren, die aus Rom und dem Heiligen Land zurückgekehrt waren, von solchen Gebäuden gehört hatten.
Colgú hatte die königlichen Gemächer ohnehin erweitern wollen, damit er und seine Gattin nach der Hochzeit die Wohnräume in ihrer Residenz nicht mit wichtigen Besuchern oder Verwandten, die bei ihnen zu Gast waren, teilen mussten. Seine Idee war, an der Süd-West-Seite des Hauptgebäudes eine besonders abgeschottete Wohnung auf...
Erscheint lt. Verlag | 9.12.2024 |
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Reihe/Serie | Schwester Fidelma ermittelt |
Übersetzer | Bela Wohl |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Revenge of the Stormbringer |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Historische Kriminalromane | |
Schlagworte | Apothekerin • Bruder Eadulf • enda • Fidelma • Fidelma-Serie • Goldener Halsreif • Irland 672 • Irland 7. Jahrhundert • Kelten in Irland • Keltenkrimi • Keltentum • König Colgú • Königin und König • Kriegerinnen • Krieger vom Goldenen Halsreif • Muman • Priester • Prinzessin Gelgeis • Schaukampf • schaukämpfe • Schwester Fidelma • Schwester Fidelma ermittelt • Töchter des Sturms • Weibliche Leibgarde der Königin • Welt der Kelten |
ISBN-10 | 3-8412-3655-3 / 3841236553 |
ISBN-13 | 978-3-8412-3655-5 / 9783841236555 |
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