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48 Stunden. Die Wahrheit kann tödlich sein (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
624 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-31177-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Wie weit würdest du gehen, wenn alles auf dem Spiel steht?
Als Ariel Pryce in ihrem Hotelzimmer in Lissabon erwacht, ist ihr Mann John wie vom Erdboden verschwunden. Keine Nachricht, das Handy ausgeschaltet. Ariel spürt, dass etwas nicht stimmt. Doch weder die Polizei noch die US-Botschaft glauben ihr. Stattdessen wird sie mit Fragen konfrontiert, auf die sie keine Antwort hat: Was genau sind die Geschäfte, wegen derer John überhaupt nach Lissabon gekommen ist? Wer könnte von seinem Verschwinden profitieren? Und warum weiß Ariel so wenig über ihren eigenen Ehemann?

Dann bekommt sie einen Anruf mit einer Lösegeldforderung für John. Drei Millionen Dollar binnen 48 Stunden. Ariel läuft die Zeit davon. Und der einzige, der ihr in dieser Situation helfen könnte, ist der, mit dem sie nie wieder etwas zu tun haben wollte ...

»Hochspannung, clever und absolut gerissen!« John Grisham

»Wie eine tickende Zeitbombe!« Lee Child

»Man kann es kaum aus der Hand legen!« Stephen King

Chris Pavone arbeitete viele Jahre als Lektor und lebt heute mit Familie und Hund in New York City. Bereits sein Debüt »Die Frau, die niemand kannte« erntete begeisterte Pressestimmen, wurde mit dem Edgar Award ausgezeichnet und in zwanzig Sprachen übersetzt. »Der Informant« ist sein dritter Roman.

Kapitel 1


Lissabon, Portugal
Tag 1, 7:28

Ariel wacht auf, allein.

Sonnenlicht strömt durch den Spalt zwischen den Fensterläden und wirft einen grellen Lichtstreifen an die Wand, dessen Anblick fast wehtut.

Ihr ist heiß. Sie schleudert das Laken von sich, auf die andere Seite des Bettes, wo ihr neuer Mann liegen sollte. Tut er aber nicht. Ihr Blick hüpft im Zimmer umher wie auf Steinen über einen Bach, auf der Suche nach Spuren von John, doch sie findet keine und fällt in das eiskalte, strudelnde Wasser einer vertrauten Panik: Was, wenn sie sich in ihm getäuscht hat? In dieser ganzen Sache?

Die Nachttischuhr zeigt 7 Uhr 28 in Warnrot an. Viel später, als sie normalerweise aufwacht, vor allem zu dieser Jahreszeit, den arbeitsreichsten Monaten auf der Farm, wenn die Vögel um vier Uhr morgens anfangen zu zwitschern, die Feldarbeit im Morgengrauen beginnt, Hunde bellen, Männer über stotternde Motoren hinwegbrüllen. Es ist schwer, bei all dem Lärm zu schlafen, selbst wenn sie wollte.

Seit Georges Geburt ist Ariel eine Frühaufsteherin. Als er noch ein Säugling war, war das auch nötig, aber als der Kleine irgendwann anfing, länger zu schlafen, tat sie das nicht mehr. Das frühe Aufstehen wurde zu einer Frage des Prinzips, ein Zeichen von Charakter. So wollte sie wahrgenommen werden, wenn auch nur von sich selbst: früh aufstehen, früh zu Bett gehen, dazwischen fleißig sein, eine ernsthafte, verantwortungsbewusste Person, nach einer vergeudeten Jugend. Schlimmer als vergeudet.

Obwohl sich Ariels Puls beschleunigt, fühlt sie sich immer noch groggy, ihr Verstand ist trübe. Die letzte Nacht muss sie wirklich umgehauen haben, die Dehydrierung und die allgemeine Erschöpfung von der langen Flugreise, der Jetlag, das Essen, der Wein und der Sex, die Schlaftablette, die John ihr schließlich noch aufgedrängt hat.

Er war aufgestanden – beide waren sie schweißgebadet und erschöpft –, hatte sich zu Ariel umgedreht und sie angestarrt, bewundernd, wie sie dalag, nackt, ausgestreckt, auf der Haut eine feine Röte, die wie eine schnell fortschreitende Infektion auf ihrer gewölbten Brust, über ihren Hals bis zu ihren Wangen erblühte. Er beugte sich zu ihr hinunter, hielt aber inne, kurz bevor sein Mund den ihren traf, sah ihr in die Augen, bis sie es vor Verlangen nicht mehr aushalten konnte und ihren Hals reckte für einen Kuss, der lang und tief war und fast zu viel, sodass er eine neue Welle Schauer auslöste, zusätzlich zu denen, die noch nicht ganz abgeklungen waren. Ihre Haut fühlte sich so lebendig an, ganz prickelnde Nervenenden, die pure Erregung.

Langsam bewegte er sich durch den dunklen Raum, darauf bedacht, nicht zu stolpern oder sich den Zeh zu stoßen. Er stellte sich nackt ans Fenster und fummelte an den alten Fensterläden herum, bis er den Haken fand und ein befriedigendes Klicken erklang, als sie aufgingen. Mit jeder Hand griff er einen Laden und schob die großen Paneele sanft auseinander, bis sie ganz gespreizt und weit geöffnet waren. Eine vertraute Geste, die zarteste Berührung der Fingerspitzen, als ob er um Erlaubnis bitten würde.

Genau das hatte Ariel immer am meisten gewollt. Und am wenigsten bekommen. Bis jetzt.

Ariel hört etwas draußen, außerhalb des Schlafzimmers im morgendlichen Chaos.

»John?«

Keine Antwort.

Sie geht zögernd in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen ist; kurz vor der Tür der Suite bleibt sie stehen, weil ihr klar wird, dass sie nur ein T-Shirt trägt. Sie schaut an sich herunter, um zu sehen, wie viel es bedeckt. Nicht genug. Da, noch mal! Es kommt eindeutig von draußen, von direkt hinter der Tür.

»John?«

»Desculpe.« Es ist die Stimme einer Frau, gedämpft durch die Tür. »Serviço de limpeza

Ariel späht durch das Guckloch: eine Reinigungskraft, die ihren Wagen ordnet.

»Desculpe«, wiederholt sie.

Ariel wendet sich von der Tür ab und sieht sich im Wohnzimmer um, dessen Wände in einem hellen Grauton gestrichen sind, so glänzend, als wäre sie in einer Austernschale. Ihr Blick fällt auf die Schlummertrunkgläser vom letzten Abend, die auf dem Boden verstreuten Sofakissen und herumliegenden Schuhe. Auf der Couch haben sie angefangen, noch bekleidet, aber mit offenem Reißverschluss und Knöpfen, den Stoff zur Seite geschoben, sich gestreichelt und befummelt, geleckt und gesaugt, sich die Knie gestoßen und am Teppich aufgeschürft, bis John sagte: »Lass uns ins Bett gehen«, seine Stimme zitternd vor Erregung. Ariel konnte nicht einmal sprechen.

Sie prüft ihr Handy: nichts. Keine Nachricht, kein Alarm, nur ihr Homebildschirm mit dem Foto eines kleinen Jungen, der zwei große Hunde umarmt, ein Bild, das vier Jahre alt ist, aber so perfekt, dass sie es nicht fertigbringt, es durch ein neueres, aber nicht so ideales zu ersetzen.

An der Ostküste ist es erst ein Uhr dreißig morgens, und dort leben fast alle, die sie kennt. Ariel hat noch nicht einmal eine neue Spam-Mail erhalten. Sie startet die App, die die Geräte ihrer Familie ortet – das Handy ihres Sohnes, das ihres Mannes, ihr eigenes. Es dauert lange, bis die Daten geladen und die verschiedenen Geopositionen lokalisiert sind. Die erste Blase, die erscheint, ist ihre eigene, AP, genau hier im Zentrum von Lissabon. Dann die ihres Sohnes, GP, genau da, wo er hingehört, mitten in der Nacht, sechstausend Kilometer entfernt, schlafend, ohne Zweifel mit mindestens einem der Hunde – mit Scotch – in seinem Bett, wahrscheinlich auch mit Mallomar. Die Hunde sind George gegenüber sehr loyal, und umgekehrt. Es kann ganz schön eng werden in dem schmalen Bett mit einem Haufen müffelnder Säugetiere, alle eng aneinandergepresst und träumend.

Die App hat John immer noch nicht gefunden, sein JW-Symbol zeigt »Standortsuche …« an, aber dann kapituliert sie, gibt das Scheitern zu, »Kein Standort gefunden« in einem passiven Ton, als ob Ariel dem Handy die Schuld geben sollte oder der Person oder den Launen des Äthers, bloß nicht der App selbst. Nicht einmal Apps wollen die Schuld auf sich nehmen.

Ariel ist seit drei Minuten wach.

Als sie vor fast fünfzehn Jahren ihren ersten Mann verließ, hat sie auch alles andere hinter sich gelassen. Sie hat ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt und von vorn angefangen, sich Stück für Stück ihre neue Existenz aufgebaut – ein neues altes Haus an einem ruhigen Ort, ein neues Baby, ein neuer verrückter Hund und dann ein noch verrückterer zweiter, eine neue Frisur und Garderobe, ein neuer Beruf in einem neuen Fachgebiet, neue Freunde und Hobbys, eine neue Haltung, eine neue Art im Umgang mit der Welt und damit, die Welt an sich heranzulassen. Sie wollte nicht mehr länger in erster Linie und ständig und ausschließlich als attraktive Frau durchs Leben gehen.

Erst vor Kurzem ist ihr klar geworden, dass sie bereit war, das letzte neue Puzzleteil hinzuzufügen, um ihr neues Leben, das so neu nicht mehr war und vielleicht auch nicht erfüllt genug, komplett zu machen. Ob sie John wohl durch ihr Verlangen heraufbeschworen hat, oder war es umgekehrt?

Er war letzte Nacht lange am Fenster stehen geblieben, beleuchtet von den Straßenlaternen, die einen verzerrten Schatten von ihm an die Decke warfen, eine gruselige Munch-ähnliche Gestalt in dem unheimlich bläulichen Licht der Stadtnacht. Bei Ariel hatte das einen kurzen Angstkrampf ausgelöst, ein unwillkommenes altes Gefühl, das sie hin und wieder beschleicht, Überraschungsangriffe, überraschend aber nur der Zeitpunkt. Sie weiß, dass sie immer wieder kommen, bloß nicht genau, wann.

Ariel hatte die Augen fest zugemacht, tief eingeatmet und versucht, sich auf die unmittelbaren körperlichen Empfindungen zu konzentrieren – die warme Brise, die vom Tajo heraufwehte, der ferne Schrei einer Möwe, ein Hauch von Seeluft, salzig und vielleicht ein wenig fischig, das Stechen und Pieken ihrer heißen, prickelnden Haut. Sie atmete durch den Mund aus, langsam und ausgiebig und vollkommen kontrolliert. Kontrolle war alles.

Sie öffnete die Augen wieder, beendete das kleine Drama, das nur in ihrem Kopf existiert hatte, eine private Welt der Panik.

Ariel war furchtlos gewesen in ihrer Jugend, was ja auch die Zeit ist, in der Menschen zu Wagemut neigen. Immerhin war sie damals Schauspielerin. Was könnte verwegener sein? Doch dann hat das Leben ihre Kühnheit vernichtet, ihren Mut geschwächt, ihre Zuversicht, dass sie sich sicher durch die Welt bewegen kann, erschüttert. Das konnte sie nicht. Und tat es auch nicht.

John stand immer noch am offenen Fenster, seine nackte Gestalt war ihr plötzlich sehr vertraut – sie hatte das Gefühl, jeden Zentimeter seines Körpers erkundet zu haben, mit den Augen, den Fingerspitzen, der Zunge – und doch so fremd, wie jeder andere Körper es ist, jeder andere Mensch. Sie konnte wissen, wie er aussah, wie er schmeckte; das tat sie. Aber nicht, wie er fühlte, nicht, was er dachte.

Vor Jahren hatte Ariel jeden Glauben an ihre Fähigkeit verloren, andere Menschen klar zu sehen. Sie war sich bei ihrem ersten Mann so sicher gewesen und hatte sich doch so sehr getäuscht, und im Nachhinein war das schockierend offensichtlich. Ariel hatte nur das gesehen, was Bucky sie sehen ließ, was er ihr vorsetzte. Eine unwissende Komplizin seiner Selbsttäuschung war sie, bis es zu spät war. Nicht nur zu spät für diese Beziehung, sondern für all ihre Beziehungen. Sie verlor das Vertrauen in ihr eigenes Urteilsvermögen, in ihre Fähigkeit, das wahre Wesen eines Menschen zu erkennen. Für eine lange Zeit versuchte sie es...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2024
Übersetzer Cathrin Claußen
Sprache deutsch
Original-Titel TWO NIGHTS IN LISBON
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Agententhriller • Amerikanischer Thriller • eBooks • John Grisham • Lee Child • Lissabon • Lösegeld • Neuerscheinung • New-York-Times-Bestseller • New-York-Times-Bestsellerautor • politische Verstrickungen • Politthriller • ruth ware • spiel mit der macht • Thriller • Washington D.C. • Zero Days
ISBN-10 3-641-31177-2 / 3641311772
ISBN-13 978-3-641-31177-3 / 9783641311773
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