Nackt ins Nirwana -  Manao Grenkowitz,  Mike Kraus

Nackt ins Nirwana (eBook)

Ein Schundroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-7427-9 (ISBN)
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Tinder trifft Buddhismus: Eine Erotik-Komödie voller schwarzem Humor!
Lekki flieht aus seinem bayrischen Heimatdorf und findet Zuflucht bei tibetischen Mönchen in Berlin. Dort entdeckt er ein mysteriöses Buch über die geheimen erotischen Lehren des Buddhismus.  Doch anstatt wahre Erleuchtung zu suchen, nutzt er die Weisheiten auf Tinder für seine eigenen Zwecke. Wird Dorfpolizist Bernie ihn enttarnen? Und was plant die Feministin Delia, die immer wieder seinen Weg kreuzt?
Nackt ins Nirwana ist eine tiefschwarze Erotik-Komödie voller Selbstironie, die vor nichts und niemandem Halt macht. Ein atemloses Abenteuer, das mit Wortwitz und blühender Fantasie die Geschichte eines seelisch zerrissenen Antihelden zwischen Verlangen und wahrer Liebe erzählt.

Manao Grenkowitz, Jahrgang 1983, wuchs in Europa, Amerika und Asien auf. Er studierte Literature & Creative Writing und veröffentlichte bereits die Reiseerzählung Von Ewigem Welken. Heute lebt der Bachelor in Berlin.

DER ANFANG VOM ENDE


Der Tag, an dem meine Welt zusammenbrach, sollte ursprünglich ein Freudenfest werden. Die Nachmittagssonne knallte mir auf die vergoldete Nickelbrille, wodurch meine Sommersprossen wie Ameisen unter einem Brennglas zu glühen begannen. Doch Rettung nahte: Die freiwillige Feuerwehr meines Heimatdorfes hatte zum Scheunenfest geladen. Deren frisch gezapftes Kellerbier würde meinen Brand in Kürze löschen.

Der Weg zum Heuspeicher, vor dem die Feier stattfand, führte mich und meinen besten Freund Anton den Berghang hinab, an den sich unser Tausendseelendorf schmiegt. Wir schlenderten talwärts am Fichtenwald und den Fachwerkhäusern vorbei in Richtung des hügeligen Ackerlands, das sich von der Kirche am Ortsrand bis zum Horizont erstreckte.

»Heute werde ich es tun!«, brach ich das Schweigen.

»Du meinst, du willst dir endlich wieder einen Job suchen und weniger Filme glotzen?«, grummelte Anton à la Captain Haddock aus Tim und Struppi, während er seinen Rauschebart kraulte.

»Eine Arbeit werde ich bald nicht mehr brauchen, wenn alles nach Plan läuft«, erwiderte ich schelmisch.

»Du hast wohl heute deine Medikamente vergessen!«, moserte er weiter.

»Schnauze, du weißt doch, was passiert, wenn ich die Dinger nicht nehm«, sagte ich und nahm zwei Tabletten aus dem silbernen Pillendöschen, um sie mit einem Schluck aus meinem Flachmann runterzuspülen. Omas selbst gebrannter Zwetschgenschnaps ging runter wie Öl.

»Raus mit der Sprache, Lekki. Was hast du vor? Du wirst doch nicht im Namen der Liebe auf dumme Gedanken kommen«, spekulierte der Pfundskerl.

»Frag nicht so viel und sag mir lieber, ob meine neue Friese sitzt«, forderte ich Anton auf und ließ die kurz geschorenen Strähnen meines Topfschnitts wie ein Wackeldackel auf und ab wippen.

»Du könntest Jim Carreys Zwillingsbruder aus Dumm und Dümmer spielen – nur eben strohblond und in Lederhosen!«, entgegnete Anton und knöpfte das kragenlose weiße Hemd unter seiner schwarzen Zimmermannstracht zu.

»Kann ja nicht jeder so ein Bilderbuch-Bayer sein wie du!«, stichelte ich.

»Und nicht jeder so ein bunter Hund wie du«, konterte er und strich über mein pinkes Rüschenhemd, als wollte er die Falten glätten. Ach, ich würde meinen Sandkastenkumpel vermissen, wenn er morgen Früh als frischgebackener Handwerksgeselle auf seine langersehnte Walz aufbrechen würde. Aber heute Abend würden wir die Gläser noch einmal klirren lassen.

Während wir den Feldweg betraten, der aus dem Ort auf die grünen Auen führte, malte ich mir die erste Liebesnacht mit Babsi, meiner vollbusigen Dirndlschönheit, aus. Bald wäre die Zeit der katholischen Enthaltsamkeit vorbei und die sorgenfreie Zweisamkeit auf dem Gutshof ihres Vaters perfekt. Meine erträumte Zukunft würde golden sein wie die Gerstenfelder, die wir nun durchwanderten und die bald mir gehören würden.

Von Weitem hörten wir schon die Dorfkapelle ihre allseits bekannten Schunkellieder anstimmen. Es roch nach brutzelnden Rostbratwürsten und frisch aufgeschichtetem Stroh. Unsere Kameraden vom Schützenverein tummelten sich mit den bereits sichtlich beduselten Feuerwehrsgehilfen um die angezapften Eichenfässer und leerten Krug um Krug des kühlen Gebräus. Wir fielen den Trunkenbolden in die Arme und gesellten uns zu der feuchtfröhlichen Runde.

»Ihr stürzt euch ja auf den Gerstensaft wie die Franziskaner in der Fastenzeit!«, hörte ich die vieldeutige Stimme des ehemaligen Hauptkommissars Bernie. Er war zum Dorfbullen degradiert worden, nachdem er in einen BDSM-Skandal mit zwei Transvestiten verstrickt gewesen war.

Ich drehte mich um und sah den bierbäuchigen Beamten mit seinem altdeutschen Schäferhund Bacchus an der Leine auf uns zukommen. Die riesigen Reißzähne des Polizeihundes waren auch bei geschlossenem Maul zu sehen und glichen denen eines Säbelzahntigers. Seitdem seinem Herrchen die Dienstwaffe nach dem besagten Vorfall entzogen worden war, hatte der leidenschaftliche Waffensammler Bernie stets seinen geladenen Colt sowie Schlagstock und Handschellen am Gürtel. Um seinen Hals spannte sich der zugeknöpfte Uniformkragen so eng, dass seine Adern auf der Stirn zu platzen drohten.

»Ich hab dich lange nicht mehr im Schützenverein gesehen«, sagte der schnauzbärtige Gendarm mit vorwurfsvollem Unterton, »dabei hast du doch alle Zeit der Welt, seit du deine Stelle bei der Zeitung verloren hast.« Er legte seine Pranke auf meine Schulter und ergänzte süffisant: »Du führst doch nicht etwa was im Schilde …?«

»Keine Sorge, Herr Wachtmeister, im Vereinsheim wird es bald etwas zu feiern geben …«

Mit diesen Worten kehrte ich dem Ordnungshüter den Rücken und wandte mich wieder meinen Saufkumpanen zu, die mittlerweile Birnenlikör ausgeschenkt hatten.

Das Klirren der anstoßenden Gläser ließ auch Dorfpfarrer Schwartz und Großbauer Ferdinand, den Vater meiner Angebeteten, an ihrem Stammtisch aufhorchen. Mein Anblick trieb Schweißperlen auf seine polierte Meister-Propper-Glatze, was meiner Vorfreude auf die lang ersehnte erste Nacht mit seiner ältesten Tochter keinen Abbruch tat. Ich rieb mir die Hände. Der Seelenhirte tadelte es mit einem missbilligenden Stirnrunzeln.

Wo steckte mein Marzipanschweinchen nur?, fragte ich mich. Es ließ mal wieder auf sich warten und langsam machte sich der Hunger breit. Ein Segen, als immerhin Ferdinands neuer Stallbursche Frank unter dem Jubel des Feiervolks die Metzgerwaren auf dem Holzkarren heranschaffte und sie vor der hungrigen Meute mit stolzgeschwellter Brust auf dem Bratrost präsentierte. Sobald die in Knoblauchsauce marinierten Koteletts über den Kohlen ihr würziges Aroma verströmten, sprang ich auf, um mich für den großen Auftritt zu stärken, der mir bevorstand.

Noch bevor ich meinen Hunger stillen konnte, erschien Babsi wie aus dem Nichts zwischen den Rauchschwaden des Schwenkgrills. Ihre kurvenreiche Figur glich der eines barocken Engels, der in ein hautenges Dirndl mit aufgestickten Edelweiß-Motiven geschnürt war. Ihr Festtags-Dekolleté ließ zum Zweivierteltakt der Blasmusik tief blicken, während ihre haselnussbraunen Ringellocken in der Sommerbrise hüpften.

Sie schien mich noch nicht entdeckt zu haben, da ihr Blick wie gebannt auf dem butterzarten Lendensteak lag, das der verstohlen lächelnde Stallarbeiter ihr überreichte. Begierig öffnete sie ihr Miss-Piggy-pinkes Schleckermäulchen und verschlang die Leckerbissen, als wollte sie durch diesen Gaumenschmaus sofortige Glückseligkeit erlangen.

Zwar war sie von Kindesbeinen an alles andere als eine Kostverächterin, heute schien sie sich in dem Geschmackserlebnis aber förmlich zu verlieren. Sie ähnelte einem Ferkel am Futtertrog. Noch immer bemerkte sie mich nicht, denn bevor sie den letzten Happen vertilgt hatte, gab sie dem strammen Hofgehilfen zu verstehen, dass sie Nachschlag begehrte. Ihr Wunsch war ihm Befehl.

»Deine Süße hat heut nur Augen für das Frischfleisch!«, rief Anton mir scherzend zu, womit er jedoch recht hatte.

Ihre Vorliebe für das Grillgut grenzte heute fast an Völlerei. Mir hingegen hatte es den Appetit verschlagen. Ich musste die Gelegenheit beim Schopfe packen. Die Anspannung stand mir offenbar ins Gesicht geschrieben, da Anton mir einen doppelten Obstler reichte und mich anspornte: »Ein kleiner Muntermacher«.

Ich kippte den Kurzen. Das Feuerwasser floss meinen Rachen hinab und flößte mir Mut ein wie ein gallischer Zaubertrank. Nun war ich bereit.

Vor der versammelten Runde meiner mitfiebernden Schützengenossen, der gesamten Dorfprominenz um Landwirt Ferdinand sowie den besoffenen Feuerwehrsleuten bat ich die Musikanten um einen Augenblick der Ruhe. Ich ging in Richtung des Barbecues, an dem meine Auserkorene sich noch immer verköstigen ließ. Energisch packte ich sie bei der Hand, zog sie aus der Menge zu mir heran und ging dann, wie wir es gemeinsam bei Bauer sucht Frau so oft gesehen hatten, vor ihr auf die Knie. Meine linke Hand wanderte in die Seitentasche meiner Lederhose und zog die feine schwarze Schatulle hervor, die mir Opa Ewald für diesen Anlass vermacht hatte. Stille breitete sich unter den Schaulustigen aus. Mit zittriger Hand ergriff ich das Wort:

»Babsi Babette Schulte, seit unserem ersten Kuss auf der Abi-Party in der Scheune wusste ich, dass du die Eine bist. Die Eine oder keine. Deshalb frage ich dich hier vor all unseren Geisberger Freunden und Verwandten – allen voran deinem lieben Vater Ferdinand – willst du meine Frau werden?« Um meine Worte zu bekräftigen, öffnete ich das Etui, sodass der silbern schimmernde Verlobungsring zum Vorschein kam.

Ein Raunen ging durch die Menge, bevor sich in der Scheune ein schier endloser Moment der Stille breitmachte, in dem ich mir vorstellte, das alte Massivholzbett in Babsis Stube zum ersten Mal zum Knarzen zu bringen.

Ringsherum erwartungsvolle Blicke. Babsi indessen senkte ihr Haupt....

Erscheint lt. Verlag 24.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-7597-7427-X / 375977427X
ISBN-13 978-3-7597-7427-9 / 9783759774279
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