Verbrannte Gnade (eBook)

ein Schwester Holiday-Krimi

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3652-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verbrannte Gnade - Margot Douaihy
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Als ihre Klosterschule Ziel eines Brandanschlags wird und der Hausmeister Jack tot aufgefunden wird, stürzen die Schwestern und die umliegende Gemeinde ins Chaos. Unzufrieden mit den Ermittlungen der Behörden ist die eigensinnige Schwester Holiday, die gerne Punkrock hört und Kette raucht, entschlossen, den Täter selbst zu finden.

Ihre Ermittlungen führen sie in der schwülen Hitze von New Orleans auf einen verschlungenen Pfad voller Verdächtigungen und Geheimnisse, der sie gegen ihre Mitschwestern aufbringt. Aber Schwester Holiday ist keine Heilige. Um den Fall zu lösen, muss sie sich mit den Sünden ihrer Vergangenheit auseinandersetzen ...

Ein rasanter Auftakt zu Margot Douaihys cooler Serie, die dem Krimi-Genre mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur neues Leben einhaucht.

Margot Douaihy lebt in Northampton, Massachusetts, und unterrichtet kreatives Schreiben am Emerson College. Sie ist die Erfinderin der Ermittler-Figur Schwester Holiday, eine Kette rauchende Nonne aus New Orleans, die Verbrechen in ihrem Umfeld aufklärt. »Verbrannte Gnade« ist der erste Band der Reihe, »Gesegnetes Wasser« der zweite. Zu Margot Douaihys Fans zählen u. a. Don Winslow und Gillian Flynn. Ihre Romane wurde von der New York Times und The Guardian als beste Krimis des Jahres ausgezeichnet.

Eva Kemper, geboren 1972 in Bochum, studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Sie übersetzte aus dem Englischen u.a. Junot Díaz, Elif Batuman, Jarett Kobek, Sara Gruen und D.T. Max.

Die neue coole Krimi-Serie um Schwester Holiday, eine Nonne, die gerne Punkrock hört!

»Nach fünf Seiten war ich verknallt. Schwester Holiday ist einfach großartig.« Gillian Flynn

»Eines der besten Krimidebüts, das mir seit langem untergekommen ist.« Don Winslow

»Wenn dich eine Punkrock-Nonne, die Kriminalfälle aufklärt, nicht kriegt, ist deine Seele dann überhaupt noch zu retten?« Electric Lit

1


Der Teufel steckt nicht im Detail. Das Böse gedeiht im toten Winkel. In der Leere, im negativen Raum, wie dem Trugbild eines Taschenspielertricks. Die Details sind Gottes Werk. Meine Aufgabe ist es, diese Details zu ordnen.

Ich brauchte viereinhalb Stunden, um die Wäsche zu machen und die Buntglasfenster zu putzen, und danach fühlte ich mich völlig zerschlagen. Jede Sehne war strapaziert. Selbst das Schlucken schmerzte. Als meine Schwestern dann ins Lehrerzimmer pilgerten, Mappen und Papierstöße ans schwarze Habit gedrückt, huschte ich für etwas geistliche Besinnung – eine Zigarettenpause – in die Gasse hinaus. Es war Sonntag, Abenddämmerung.

Eine Sünde am Sabbat, ich weiß. Keine Glanzleistung. Aber carpe diem.

Eine Stunde für mich, mehr brauchte ich nicht. Den ganzen Tag lang hatte mich eine bedrohliche Aura verfolgt. Die Luft war dick und staubig, als wäre sie auf eine Schlägerei aus. Schwüle Hitze, typisch für New Orleans, aber schlimmer an diesem Tag. Die Sonne rot und geschwollen wie ein Mückenstich. Ein leises Köcheln, das über die Wucht der Siedetemperaturen hinwegtäuschte. Ich konnte mir jetzt nicht schon wieder eine Standpauke anhören.

Das Herbsthalbjahr hatte vor einer Woche begonnen, und schon hatten sich zwei Kinder über mich beschwert. Sie treibt uns ständig an, hatte ein Schüler geschrieben, ich spüre meine Fingerspitzen schon nicht mehr! Ein anderes Kind (anonym, möchte ich anmerken): Musikunterricht ist FOLTER!!! Ich fürchtete, Schwester Augustine – unsere Rektorin und Mutter Oberin, stark und zuverlässig wie ein Seemannsknoten – würde mich während der Sonntagsbesprechung vor allen anderen befragen. Was unweigerlich dazu führen würde, dass Schwester Honor jede kleine Verfehlung für ihren Kreuzzug gegen mich nutzen würde. Die Bosheit dieser Frau war so gekonnt verfeinert, dass sie fast heilig war. Und sicher, ich stellte hohe Ansprüche. Sehr hohe. Die Saint Sebastian’s School gehörte zu den wenigen katholischen Privatschulen, die es noch gab, kein Nobelschuppen, aber definitiv eine Eliteschule. Ich ließ meine Klassen eine Stunde am Stück üben, fünf Tage die Woche. Als wären sie richtige Ensembles. Wie sollten sie denn sonst lernen? Jeden Tag muss man sein Bestes geben. Sonst würde ich den Schülern – und Gott – einen schlechten Dienst erweisen. Sich zu quälen ist ein Privileg.

Leiden ist ein Zeichen für Wachstum.

Schmerz bedeutet, dass wir uns verändern.

Und jeder ist imstande, sich zu verändern. Selbst ich.

Was allerdings nicht bedeutet, ich würde immer alles richtig machen. Wenn ich bestraft wurde, bestand meine Aufgabe jedes Mal darin, die riesigen Buntglasfenster der Kirche zu putzen. Dazu musste ich unsere wackelige Leiter hinaufklettern und das Glas polieren, ein kunstvoll gearbeitetes Fenster nach dem anderen. Elf insgesamt. In kräftigem Blau, Koralle, Farngrün und meiner Lieblingsfarbe Blutrot, der Farbe heiligen Weins, dem lebendigen Rot einer singenden Zunge bei der Vesper. Unser Buntglas erzählte Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament. Moses, der mit ausgebreiteten Armen das himmelblaue Meer teilt. Die Evangelisten: Matthäus als geflügelte menschliche Gestalt, Markus als Löwe, Lukas als fliegender Ochse und Johannes als Adler. Das Trauma des Kreuzwegs in Zeitlupe. Engel, die voller Verehrung bei der Geburt Jesu, unseres Herrn über dem Stall schwebten, in den kleinen Händen Harfen mit Juwelenglanz. So schön, dass der Anblick manchmal schmerzte.

So, wie zu sehen, wie Menschen in der Kirche knien und beten. Aufheulen und das Gleichgewicht verlieren. Ich sehe Menschen an ihrem absoluten Tiefpunkt. Ich höre, wie Menschen Gott und Maria und Jesus um eine zweite Chance anflehen. Einen Planeten entfernt von ihrer besseren Hälfte oder ihren Kindern gleich neben ihnen auf der Bank. Oder so allein, dass sie zu Geistern geschwunden sind. Wir sind immer da, wir Nonnen, um Zeuginnen zu sein, um in dem Schrecken, der Langeweile, der Brutalität des Lebens einen Raum für Wunder zu lassen. Um alles wahrzunehmen, um zu sehen, wie Ihre Hände zittern, um den Wert Ihrer Fragen anzuerkennen, um Ihren Schmerz zu ehren.

Sie sehen nie, dass wir Sie sehen. Nonnen entgehen einem leicht.

Mit meinem besonderen Tuch rieb ich Jesu Dornenkrone und die Friedenstaube ab. Die vergoldeten Bildelemente erinnerten mich an meine Tätowierungen, die ich mit schwarzen Handschuhen und einem schwarzen Halstuch verdecken musste, selbst in der schwülen Augusthitze – eine von Schwester Augustines Maßnahmen, um zu retten, was zu retten war.

Die Fenster zu putzen sollte meine Buße sein, und es war Knochenarbeit, aber sie gefiel mir. Jedes einzelne Fenster verzauberte mich. Besseres Drama als Facebook. Oder eine Kneipenschlägerei.

Manchmal kam Jack Corolla, einer der Hausmeister der Saint Sebastian’s, mit seiner Leiter, um zu helfen. Wobei helfen eine großzügige Beschreibung ist. Ich musste oft heruntersteigen und seine Leiter festhalten, weil er ungewöhnlich tollpatschig war und Höhenangst hatte. Jack gefiel das Fenster mit dem Seraph am besten, er war ganz betört von dem feinen Engelshaar, dem leuchtenden Gold eines Glühfadens. »Das das das ist der Fluch von so alten Gebäuden«, erklärte Jack mit seinem melodischen Südstaatenakzent und Stottern jedes Problem auf dem Schulgelände, das er nicht lösen konnte. Undichte Rohre, flackernde Lichter, was auch immer. Jack war paranoid, wenn es um Blei im Wasser und Schimmelsporen nach Unwettern ging, und war ständig überzeugt, dass bald etwas Schlimmes passieren würde. Er erinnerte mich an meinen kleinen Bruder Moose. Keiner von beiden würde je zugeben, abergläubisch zu sein, aber so sicher, wie die Sonne im Westen unterging, klopften sie dreimal auf Holz. »Filter dein Wasser zweimal, Schwester!«, warnte Jack. »Einmal reicht nicht. Zweimal filtern!« Sorge, die an Schikane grenzte. Liebe Schikane. Beide quatschten gern und dackelten einem hinterher unter dem Vorwand, zu arbeiten. Beide bildeten sich ein, sie wären Handwerker, und hatten dabei zwei linke Hände. Aber wir erfinden uns neu, oder? Wir versuchen es immer wieder, weil Wandel Überleben ist, wie Jesus bewiesen und wie Moose mich gelehrt hat. Mein Bruder wusste besser als jeder andere, welchen Preis man zahlte, um seine Wahrheit zu leben. Ich wünschte, ich hätte früher auf ihn gehört.

Bei der ersten von zahlreichen Strafaktionen, die Schwester Augustine mir auferlegt hatte, fand ich heraus, dass man am Fenster, das die Geburt Jesu darstellte, sein Gesicht an Marias Gesicht drücken, durch ihr klares Auge schauen und New Orleans wie einen Mottenflügel schimmern sehen konnte. Auf der höchsten Stufe der Leiter, Auge an Auge mit Maria, sah ich zur Linken Faubourg Delassize und Livaudais und zur Rechten die Tchoupitoulas Street und das hypnotisierende Band des Mississippi. Die Stadt stand zu jeder Uhrzeit unter Strom, aber in der Dämmerung staunte ich über die Energie der Farben, die im seidenen Licht pulsierten. Im Garden District erstreckten sich Shotgun-Häuser, rosa, gelb und rotorange gestrichen, so lang und schmal wie Zuggleise. Violette und grüne Perlenschnüre von der Mardi-Gras-Parade und graues Louisianamoos tropften von den Ästen knorriger Eichen. Ich beobachtete die Straßenbahn auf der Saint Charles, die Fahrgäste, die langsam ein- und ausstiegen, während das Metallglöckchen der Bahn laut bimmelte. Die meisten Trottel stellen sich New Orleans als Ramsch und Karikatur vor – die Tyrannei der Bourbon Street und der grüne Schrecken von Jello Shots. Sich in die Gosse oder ins Krebsétouffée übergeben. Und ja, über den Blödsinn im French Quarter habe ich auch schon die Augen verdreht. Aber die Stadt ist vielschichtiger und auf eindrückliche Weise hintergründiger, als ich es mir je vorgestellt hätte. Mythisch und echt.

So echt, wie eine Geschichte nur sein kann.

Der berauschende Geruch der Süßen Duftblüte und des Nachtjasmins. Kopfsteine so groß wie Bibeln. Die furchterregende Symmetrie der Stürme – die Augen und Regenbänder der Hurrikans. Sturzregen, der die Luft zerfetzt. Fluten und Wiedergeburt.

Überall in der Stadt stolperte ich über zufällige Schätze, etwa über göttliche Visionen wie das Gesicht der Heiligen Anna in den Palmen. Während meiner ersten Woche im Orden holte ich meine Ordenskleidung bei der Gilde ab und ging...

Erscheint lt. Verlag 13.8.2024
Reihe/Serie Die Punkrock-Nonne ermittelt ; 1
Übersetzer Eva Kemper
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Scorched Grace
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amerika • Crime • Deutsch • Don Winslow • Ermittlungen • Gillian Flynn • Goldzahn • Hardboiled • Hitze • Kloster • Krimi • Kriminalfall • Krimi-Serie • LGBTQ • Margot Douaihy • Mordfall • neuerscheinung 2024 • New Orleans • Nonne • Punkrock • Raucherin • Roman • Schwester Holiday • schwül • Spannung • tätowiert • Unterhaltung
ISBN-10 3-8412-3652-9 / 3841236529
ISBN-13 978-3-8412-3652-4 / 9783841236524
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