Verliebt in Venedig -  Anne Mather

Verliebt in Venedig (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
144 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-3049-1 (ISBN)
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Bella donna! Die Begegnung mit der hübschen Emma stellt die Welt des Conte Cesare Vidal auf den Kopf. Der adelige Lebemann führt nicht nur ein riskantes Doppelleben, das jeden in seiner Nähe in Gefahr bringt - er ist auch so gut wie verheiratet: mit Emmas Stiefmutter!



Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken - und das war's. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier - nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.

1. KAPITEL


Leise stieg der Mann aus dem Wasser, sein schwarzer Neoprenanzug glänzte im blassen Mondlicht wie die Haut eines Seehundes. Einen Moment lang stand der Taucher reglos da und lauschte, doch das einzige Geräusch kam von den Wellen, die gegen den Bootsanleger schlugen. Nachdem der Mann einen letzten Blick in die unergründlichen Tiefen des Kanals geworfen hatte, suchte er Schutz in der Dunkelheit des gegenüberliegenden Lagerhauses.

Schwer atmend trat er hinter eine Palette mit Obstkisten, nahm die Taucherbrille ab und zog sich geschickt den Neoprenanzug aus. Innerhalb von Sekunden hatte er beides zu einem Bündel zusammengerollt und in einem Gitarrenkasten verstaut. Die Sauerstoffflaschen versteckte er hinter einigen Kartons. Schließlich streifte er sich sein Jackett über, band sich die Krawatte fest und öffnete dann, den Gitarrenkasten in der Hand, lautlos die Tür.

Nachdem sich der Mann vergewissert hatte, dass sich keine Menschenseele am Kai befand, verließ er das Gebäude, wobei seine dicken Kreppsohlen nicht das leiseste Geräusch auf den Betonplatten verursachten.

Der Conte Cesare Vidal kletterte geschmeidig aus der Gondel, bezahlte den Gondoliere und schlenderte lässig den Säulengang hinunter, der den privaten Bootssteg mit dem Innenhof des Palazzo Vidal verband.

Ein rosaroter Streifen am Horizont überzog die zahllosen Kuppeln der Paläste und die vielen Glockentürme der Stadt mit goldenem Schimmer. Ein neuer Tag brach an. Schon bald würden die Kanäle von Gondeln, Lastkähnen und Motorbooten nur so wimmeln, und die vaporetti, die Liniendampfer, würden Gäste vom Bahnhof über den Canal Grande zu ihren Luxushotels befördern.

Für den Conte war Venedig jedoch keine Touristenattraktion, sondern sein Zuhause. Obwohl der u-förmig gebaute Palazzo ziemlich heruntergekommen war, wirkte seine bröckelnde Fassade immer noch eindrucksvoll. Mit ihren typisch venezianischen Loggien, Rundbogenfenstern und Stuckverzierungen spiegelte sie den Wohlstand vergangener Generationen wider. Trotzdem wäre es möglich, diesen ehemaligen Glanz wiederherzustellen – wenn die Familie die finanziellen Mittel ihrer Vorfahren besessen hätte.

Eine eisenbeschlagene Tür führte in eine riesige, dunkle Halle, in deren Mitte ein gewundener Treppenaufgang zu der Galerie im ersten Stock lag. Hier befanden sich außer einigen Gäste- und Badezimmern und dem Küchentrakt die Wohnungen des Conte und seiner Großmutter, der verwitweten Contessa Francesca.

Die übrigen Gemächer des großen Palazzos wurden nicht bewohnt und waren der Feuchtigkeit und damit dem Verfall ausgesetzt. Gelegentlich überkam den Conte bei diesem Gedanken ein Anflug des Bedauerns. Doch er hatte nicht das Geld, die Zimmer instand zu setzen, es sei denn, er heiratete eine reiche Erbin – und das war sehr unwahrscheinlich.

Obwohl er keinerlei Schwierigkeiten hatte, Frauen kennenzulernen, hatte er bisher noch keine getroffen, deren Vermögen auch nur annähernd groß genug war, dass er es in Erwägung gezogen hätte, sein Junggesellendasein aufzugeben.

Eines Tages, das wusste er, würde er heiraten müssen, schon um einen Sohn zu zeugen, der den Familiennamen weiterführte. Die Bemühungen mancher eifriger Mütter, ihre Töchter mit einem Adligen zu verkuppeln, entlockten ihm jedoch nur ein müdes Lächeln. Warum sollte er eine Frau heiraten, wenn er sie auch ohne Trauschein haben konnte?

Die Contessa missbilligte seinen Lebenswandel zutiefst. Ihrer Meinung nach verbrachte ihr Enkel die Nächte in fragwürdiger Gesellschaft beim Glücksspiel, und er war daran gewöhnt, sich beim Frühstück Vorhaltungen machen lassen zu müssen.

Seine Eltern waren gestorben, als er erst achtzehn Jahre alt war. Von einem Tag auf den anderen war er nicht nur Waise, sondern auch als Conte Oberhaupt der Familie und Besitzer eines großen Vermögens geworden. Eines Vermögens, das ihm in den folgenden Jahren unter den Händen zerronnen war.

Doch das war Vergangenheit, und er hatte aus seinen Fehlern gelernt. Heutzutage machte sich der Conte Vidal keine Illusionen mehr über die Welt im Allgemeinen und die Frauen im Besonderen.

Durch einen kleinen Vorraum betrat er jetzt den sonnigen Salon, dessen Fenster einen atemberaubend schönen Blick auf einen Seitenarm des Canal Grande boten, der sich zwischen Palästen, Kirchen und berühmten Plätzen hindurchschlängelte.

Das geräumige Wohnzimmer mit dem hellen Teppichboden war in einer Mischung aus Alt und Neu eingerichtet. Bequeme Sessel und Sofas, bezogen mit zartgrünem Samt, boten einen reizvollen Kontrast zu den übrigen Möbeln aus dunklem Holz. Es gab mehrere Bücherregale, Glasvitrinen und einen Schreibtisch aus Mahagoni.

Eine Wand wurde beherrscht von einer lebensgroßen, antiken römischen Statue, während in einer Ecke eine Hightech-Musikanlage sowie ein supermoderner Fernseher standen. An dem ausziehbaren Tisch im Erker nahmen der Conte, wenn er zu Hause war, und seine Großmutter ihre Mahlzeiten ein.

Cesare lockerte seine Krawatte, während er über den Flur in sein Ankleidezimmer schlenderte. Er zog sich aus, duschte, ging in sein geräumiges Schlafzimmer hinüber und schlüpfte dann wohlig seufzend unter die weiche Decke des riesigen Himmelbettes.

Augenblicklich schlief er ein und wurde erst wach, als Anna, die Haushälterin, zusammen mit ihrem Mann Giulio das einzige Personal des Palazzos, geräuschvoll die Samtvorhänge zurückzog.

Er blinzelte ins helle Sonnenlicht. „Anna“, rief er erbost, „was tust du da?“

Klein, rund und stets gut gelaunt, lächelte Anna ihn fröhlich an. „Die Contessa will mit Ihnen reden“, erklärte sie resolut. „Sie muss etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen und kann nicht länger warten.“

Cesare fuhr sich mit einer Hand durch sein kräftiges, dunkles Haar, schlug fluchend die Decke zurück und schwang die langen Beine über die Bettkante.

„Kaffee steht neben Ihnen auf dem Tisch“, fuhr Anna ungerührt fort. „Außerdem gibt es ofenwarme Croissants mit Butter. Möchten Sie sonst noch etwas, Signore?“

Er schüttelte den Kopf und goss sich Kaffee ein. „Liebe Anna, was sollte ich bloß ohne dich tun?“, fragte er dann spöttisch. „Du liest mir doch jeden Wunsch von den Augen ab!“

Trotz seiner ironischen Bemerkung sah er sie Abbitte leistend an. Liebevoll erwiderte die Haushälterin seinen Blick. Für sie war Cesare ein Gott.

Nachdem sie das Zimmer verlassen und er sich eine weitere Tasse Kaffee eingeschenkt hatte, zog er sich an, rasierte sich und war dann bereit, seiner Großmutter gegenüberzutreten.

Sie saß am Schreibtisch im Salon und war dabei, Briefe zu schreiben. Obwohl ihr zierlicher Körper stark unter Rheumatismus zu leiden und sie die Achtzig weit überschritten hatte, umgab die Contessa immer noch die Aura einer großen Dame. Diejenigen, die in ihre Nähe gerieten, mussten nach kurzer Zeit feststellen, dass sie trotz ihres Alters über einen scharfen Verstand und eine noch schärfere Zunge verfügte. Zwar verursachte ihr Enkelsohn ihr manche schlaflose Nacht, doch er war ihr das Wichtigste auf der Welt. Sein Glück und die Notwendigkeit, einen Erben zu zeugen, bedeutete ihr alles.

Als der Conte jetzt zu ihr trat, musterte sie ihn eindringlich. Ihre hellblauen Augen funkelten. „Nun, Cesare“, sagte sie bissig, „hast du dich doch endlich entschlossen, uns mit deiner Anwesenheit zu beehren?“

Er hob die Schultern. „Was kann denn so wichtig sein, Großmutter, dass du mich zu dieser frühen Morgenstunde aus dem Bett holen lässt?“

Wie vermutet, brachte diese Bemerkung die alte Dame in Zorn. „Es ist bereits nach elf!“, rief sie ärgerlich. „Wenn du dir die Nächte nicht, weiß der Himmel wo, um die Ohren schlagen würdest, bräuchtest du auch nicht bis mittags zu schlafen. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ich plötzlich sterben sollte und du allein mit deinen Angelegenheiten fertig werden müsstest!“

„Danke, aber ich werde sehr gut mit meinen eigenen Angelegenheiten fertig!“ Der Conte ließ sich in einen Sessel fallen und griff nach einer Zeitung.

Die Contessa ballte die Hände zu Fäusten. „Hast du denn keinen Funken Ehrgefühl deiner Familie gegenüber im Bauch?“, rief sie erbost. „Bin ich dir denn vollkommen gleichgültig?“

Bestürzt ließ er die Zeitung sinken. „Also schön, Contessa! Was wolltest du mir sagen?“

Seine Großmutter erhob sich zu ihrer vollen Größe von stolzen 155 Zentimetern und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir werden Gäste hier im Palazzo haben.“

„Was?“

„Ja, du hast richtig gehört.“ Francesca schien außerordentlich zufrieden darüber zu sein, dass sie nun seine volle Aufmerksamkeit besaß. Sie schwieg eine Weile, um die dramatische Wirkung ihrer Worte noch länger genießen zu können.

„Du wirst dich nicht mehr an Joanna Dawnay erinnern“, fuhr sie dann fort. „Wir waren Schulfreundinnen – damals in Paris.“

Der Conte begann sich zu langweilen. „Aha. Diese Frau kommt also her?“

„O nein! Joanna ist schon vor fünfzehn Jahren gestorben.“ Gedankenverloren spielte Francesca mit ihrer langen Perlenkette. „Joanna heiratete erst spät. Der Auserwählte war nicht gerade das, was man einen reichen Mann nennt. Als ihre Eltern starben, hinterließen sie sie völlig mittellos, also musste sie heiraten, um leben zu können. Joanna heiratete einen Pfarrer und zog mit ihm nach Südengland. Fünf Jahre später bekamen sie eine Tochter, Celeste, deren Patentante ich wurde.“

„Na, und?“

...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2024
Übersetzer Susanne Tomaschewski
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7515-3049-5 / 3751530495
ISBN-13 978-3-7515-3049-1 / 9783751530491
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