Um unsere Webseiten für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch Bestätigen des Buttons »Akzeptieren« stimmen Sie der Verwendung zu. Über den Button »Einstellungen« können Sie auswählen, welche Cookies Sie zulassen wollen.

AkzeptierenEinstellungen

Sing mir vom Tod (eBook)

Thriller

(Autor)

Thomas Wörtche (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Deutsche Erstausgabe
332 Seiten
Suhrkamp Verlag
978-3-518-78085-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Eine tödliche Jagd von Arizona bis Los Angeles
Florence »Florida« Baum ist alles andere als die arme, verfolgte Unschuld, für die sie sich im Frauengefängnis von Arizona ausgibt - zumindest behauptet das ihre ehemalige Zellengenossin Diosmary »Dios« Sandoval. Denn Dios kennt die Wahrheit über Floridas Verbrechen und weiß, was diese sogar vor sich selbst verbirgt: dass sie nie ein Opfer der Umstände war, eine glücklose Zuschauerin, die von einem üblen Typen auf Abwege geführt wurde. Dios weiß, dass Dunkelheit auch in Frauen lebt, selbst wenn die Welt sich weigert, sie zu sehen. Und sie ist entschlossen, Florida die Augen zu öffnen und deren wahres Ich zum Vorschein zu bringen.

Als beide Frauen auf Bewährung freikommen, wird Dios' Fixierung auf Florida zu einer gefährlichen Besessenheit, und es beginnt eine tödliche Jagd von Arizona bis in die trostlosen Straßen des Los Angeles, wo Detective Lobos, auch sie eine Frau mit Gewaltpotential, schon wartet. Es kommt zu einem atemberaubenden Showdown.

Ivy Pochoda, geboren 1977 in Brooklyn, studierte klassische griechische, englische und amerikanische Literatur am Harvard College in Cambridge, Massachusetts. Als professionelle Squash-Spielerin von internationalem Format gewann sie zahlreiche Titel. 2009 debütierte sie mit dem Roman The Art of Disappearing. Auf Deutsch liegen von ihr die Romane Wonder Valley (2019), Visitation Street (2020) und Diese Frauen (2021) vor, allesamt hochgelobt und mehrfach ausgezeichnet. Ivy Pochoda lebt mit ihrem Ehemann, dem Filmemacher und Drehbuchautor Justin Nowell, in Los Angeles.

KACE


Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen.

Ich kenne die Geschichten von allen. Hab sie über Jahre gesammelt – eine gottverdammte Bibliothek aus Stimmen, die in meinem Kopf eingestellt sind. Manchmal gibt es nicht viel zu erzählen.

Aber diese hier müssen Sie sich anhören.

Sie handelt von zwei Frauen, zwei Frauen in einer Welt von Frauen, die mit der Welt der Männer lange nichts zu tun hatten. Bis eines Tages …

Man glaubt nicht, wozu Frauen in der Lage sind.

Diese Frauen … Ihr Fehler war, dass sie glaubten, in ihnen würde ein ganz einzigartiger Hass brennen. Etwas Tieferes und Schwärzeres, als wir anderen empfinden.

Ich will Ihnen etwas sagen – im Inneren rasen wir alle auf dieselbe Weise. Der Unterschied besteht darin, wie wir es rauslassen.

Diese Geschichte endet sieben Stunden westlich von hier, wenige Meilen vor dem Ozean. Wie die Frauen, die darin vorkommen, hat auch die Geschichte nicht die ganze Strecke geschafft. Sie ist hier in der Wüste losgegangen, aber nicht bis zum Wasser gekommen. Dumme Sache, wenn man schlappmacht, bevor man die Brise des Ozeans riecht. Man sollte denken, das Zeug wäscht eine Menge Sünden ab. Der Versuch könnte jedenfalls nicht schaden.

Aber vielleicht wollten sie gar nicht so weit. Vielleicht gehörte das nicht zu ihrem Plan. Zu ihrer Geschichte.

Bei beiden nicht.

Ich weiß nicht genau, was zwischen hier und dort alles passiert ist. Ich weiß nur, was ich gehört hab.

Ich habe von einem Mural gehört.

Wahrscheinlich halten Sie das für Blödsinn. Dass ich nur Ihre Zeit verschwende, wenn ich von einem Bild erzähle, das irgendjemand auf eine Wand gesprüht hat, in einer Stadt, in der ich kein einziges Mal gewesen bin. Aber ich sag’s Ihnen – nach allem, was ich gehört hab, ist es etwas ganz Besonderes.

Eines Tages werde ich es sehen. Dann haue ich ab aus diesem Knast und schaue es mir mit eigenen Augen an.

Die Wand mit dem Bild steht jedenfalls hinter einer Tankstelle an der Kreuzung von Olympic Boulevard und Western Avenue in Los Angeles. Bis vor Kurzem haben mir diese Straßennamen nichts gesagt. Aber langsam bekommen sie ihre Bedeutung.

Soweit ich weiß, ist es bloß eine dieser Kreuzungen von Schlimm und Schlimmer – in jeder Richtung droht Ärger.

Und soweit ich weiß, endet die Geschichte genau dort.

Es ist so: Das Mural ist nicht irgendein Mural. Die Leute sagen, es lebt. Die Leute sagen, es hüpft und bewegt sich. Die Leute reden immer irgendwelchen durchgeknallten Scheiß. Was mich angeht, ich höre Stimmen im Kopf, aber ich mache kein Geheimnis draus.

Wissen Sie, was ich dachte, als ich zum ersten Mal von diesem lebenden Wandbild gehört hab, von diesem Gemälde, das sich bewegt? Ich dachte, die Idioten waren derart zusammengepfercht, so auf ihre Sicherheit zu Hause, aufs Flachhalten der Welle fixiert, dass sie den Verstand verloren haben.

Die Idioten hätten so lange durch ihre scheiß Masken geatmet, dass sie unter Sauerstoffmangel litten.

Ein lebendes Mural, na sicher.

Aber dann wurde mir klar, dass etwas dran sein musste.

All diese Stimmen in meinem Kopf – all die Opfer der Frauen hier im Knast –, sie leben in mir weiter. Was zum Teufel spricht also dagegen, dass auch ein Wandbild lebendig sein kann? Warum sollte diese Geschichte sich nicht erzählen können?

Im Lauf der Zeit hab ich einiges gesehen, was weniger einleuchtet.

Meine Tochter Cassie hat mir endlich ein Foto geschickt. Den ganzen letzten Monat hab ich sie drum gebeten, hab Briefmarken und Telefonzeit geopfert, um sie zu erreichen.

Ich hab gesagt: Wenn du das nächste Mal in Los Angeles bist, musst du mir ein Foto von diesem Ding machen, diesem Mural.

Wozu brauchst du ein scheiß Foto von einer Wand?, hat sie gefragt.

Das ist doch wohl das Mindeste, was du für eine Frau wie mich tun kannst, die hier drin versauert. Mach einfach das scheiß Foto.

Also hat sie es gemacht. Hat ihren Arsch zu dieser Kreuzung geschleppt und mit ihrem Handy ein Bild gemacht. Wie gesagt, das ist doch wohl das Mindeste.

Die Arschlöcher haben Ewigkeiten gebraucht, um es auszudrucken und mir zu zeigen.

Bis dahin hatte ich Cassie längst telefonisch erreicht und sie gefragt, wo zum Teufel mein Foto bleibt.

Bitch, sagt sie zu mir. Du glaubst es nicht. Ich hab gedacht, du bist bekloppter als bekloppt, mich mitten in einer scheiß Pandemie zu diesem Bild zu jagen. Aber das verdammte Mural bewegt sich. Auf meinem Foto siehst du das nicht, aber ich schwöre, eine dieser Frauen geht auf die andere zu.

Am nächsten Tag haben sie mir den Ausdruck gegeben. Ohne Ende verschwommen, aber trotzdem.

Los Angeles kenne ich nur aus Filmen, aber auf dem Mural sieht es aus wie eine Geisterstadt. Scheiß tot. Leer. »Hohl«, ist vielleicht das richtige Wort. Sogar verschwommen sieht man das.

Keine Ahnung, warum Kunst etwas zeigen kann, was nicht da ist, statt dem, was da ist.

Und das muss ich sagen: Man hört die Leere fast. Den Klang von herumgewehtem Müll und Echos. Den Klang von nichts.

Plus all die Masken und den Mist, der wie Wüstensträucher über die Straßen wirbelt. Mein Granddad hat sich immer dieses Zeug mit John Wayne und Henry Fonda angesehen, ich weiß also, wovon ich rede.

Wie gesagt, der Künstler hat eine Geisterstadt gemalt.

Ehrlich, ich weiß nicht, wie es funktioniert, aber sogar auf dem miesen Ausdruck scheint das Ding sich zu bewegen.

Zuerst dachte ich, es ist das Licht in meiner Zelle.

Dann dachte ich, es liegt an meiner zerkratzten Scheibe.

Aber es ist das verdammte Foto. Ganz sicher.

Ganz sicher, ganz sicher. Ich mag eine Mörderin sein. Ich mag Stimmen hören. Aber das heißt nicht, dass ich verrückt bin.

Auf dem Bild sind zwei Leute zu sehen, zwei Frauen. Dios und Florida. Sie werden alles über die beiden erfahren.

Die Kreuzung ist der Endpunkt ihrer Tour.

Florida geht die Western Avenue Richtung Norden. Vor ihr, auf dem Hügel, thront das Hollywood Sign und schaut zu.

Dios blockiert ihr den Weg. Sie stützt die Hände in die Hüften. Ihre kohlschwarzen Haare sind geflochten und glatt. Ich kenne ihren Blick. Sie meint es ernst. Sie meint: Leg dich nicht mit mir an, oder trau dich, und finde raus, was passiert.

Wenn man genau hinschaut, sieht man, wie der Wind eine einzelne Haarsträhne anhebt. Ehrlich.

Dios’ Augen sind wie die einer Schlange, sie blinzelt nicht. Da bewegt sich nichts, egal wie lange ich das Foto anstarre. Das Starren ist fix. Kalt wie Stein.

Florida ist diejenige, die sich bewegt, sie kommt die Straße hoch, genau in der Mitte. Keine Autos. Keine Leute. Nur diese beiden Frauen. Als hätte die Stadt für die beiden Platz gemacht. Für das, was kommt.

Man sieht Florida im Profil. Ihr Gesicht sieht seltsam aus, als hätte sie sich für Halloween geschminkt. Ihre Haare sind nach hinten frisiert. Fast zwölf Monate hab ich mit ihr die Zelle geteilt, ohne ein einziges Mal den Gesichtsausdruck mitzubekommen, den sie auf dem Bild hat.

Ein Teil von mir möchte glauben, dass der Maler Scheiße gebaut hat.

Aber der andere Teil … Na ja, der andere Teil glaubt, dass es diese Seite von Florida immer schon gegeben hat.

Überraschend, wie lange wir brauchen, bis wir uns selbst kennen. Manchmal so lange, bis es zu spät ist.

Ich selbst bin eigentlich keine Mörderin, auch wenn ich jemanden umgebracht hab. Trotzdem erzählen mir Leute – eine Menge Leute –, dass ich genau das bin. Das und nichts anderes.

Bei Florida bin ich nicht ganz sicher, wer...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2025
Übersetzer Stefan Lux
Sprache deutsch
Original-Titel Sing Her Down
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte aktuelles Buch • Arizona • Bestseller bücher • Bestsellerliste • buch bestseller • Bücher Neuerscheinung • Diversity • Frauen • Frauenknast • Gefängnis • Gewalt gegen Frauen • Griechische Tragödie • Klassismus • Kommissarin • Krimi • Krimi-Bestenliste • Krimi-Bestseller • Krimi Neuerscheinung 2025 • lockdown • Los Angeles • neuer Krimi • Neuerscheinung 2025 • neues Buch • Nordamerika (USA und Kanada) • Page Turner • Rassismus • Showdown • Sing Her Down deutsch • Spannung • ST 5462 • ST5462 • suhrkamp taschenbuch 5462 • Thriller • USA • USA Westen • USA Westen Mountain States • USA Westen: Mountain States • USA Westen Pazifikstaaten Pacific States • USA Westen: Pazifikstaaten Pacific States • Vereinigte Staaten von Amerika USA • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-518-78085-9 / 3518780859
ISBN-13 978-3-518-78085-5 / 9783518780855
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Commissario Brunettis dreiunddreißigster Fall

von Donna Leon

eBook Download (2024)
Diogenes (Verlag)
22,99