»The Show Must Go On« -  Stephan Rehm Rozanes

»The Show Must Go On« (eBook)

Queen - Die Bandbiographie
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962296-5 (ISBN)
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»Radio Ga Ga«, »Bohemian Rhapsody« oder »We Are the Champions«: Die Hits von Queen sind unsterblich. Doch was macht den Mythos der britischen Bombastrocker aus? Stephan Rehm Rozanes erzählt die Geschichte hinter der Band: Er porträtiert die Mitglieder und gibt Einblick in ihr Songwriting. Die Grenzen sprengende Ästhetik von Queen spielt dabei ebenso eine Rolle wie die von ihnen ausgelösten Skandale und Kontroversen.

Stephan Rehm Rozanes, geb. 1980, ist Mitglied der Chefredaktion des Musikexpress und hat als DJ, Podcast- und Radiomoderator gearbeitet. Queen sind seine erste und letzte Lieblingsband. Bei Reclam erschien zuletzt Die Ärzte. 100 Seiten und Back for Good. Warum uns die Musik der 90er nicht loslässt (gemeinsam mit Fabian Soethof).

2 Staying Power:
50 Jahre Faszination


»Meine Songs sind wie ›Bic‹-Einwegrasierer. Sie machen Spaß, sie entsprechen dem modernen Konsum. Nach dem Benutzen kann man sie entsorgen wie ein benutztes Taschentuch. Man kann sie sich anhören, mögen, wegwerfen und sich dann dem nächsten widmen. Einweg-Pop.«1

Freddie Mercury

Während diese Zeilen gedruckt werden, feiert Queens Greatest Hits seine 1095. Woche in den UK-Charts. Mehr als sechs Millionen Fans machten es zum erfolgreichsten Album der britischen Geschichte. Noch 2021 stand es auf Platz 5 der meistverkauften Alben des Jahres im UK. Auf Rang 2 der langlebigsten Queen-Tonträger in den UK-Bestsellern kommt mit 317 Wochen ein Set aus Greatest Hits I, II und III – genannt The Platinum Collection. Kein Act hat mehr Wochen in den britischen Albumcharts verbracht, nicht einmal die Beatles. Sogar der Ende 2018 veröffentlichte Soundtrack zum Biopic Bohemian Rhapsody (R: Bryan Singer) mit mehrheitlich alternativen Fassungen der bekanntesten Hits, aber auch Mays gewitzter Version der 20th Century Fox-Fanfare, brachte es auf mehr als ein Jahr in den britischen Top 100, in Deutschland kam er auf 50 Wochen. Der Film selbst füllte im Herbst 2018 die Kinos, wie es sonst nur hammerschwingende Rächer, Ritter des Jedi-Ordens und genmanipulierte Urzeitechsen vermögen – dazu weder von einem Jubiläum noch sonstigem Anlass flankiert. Seit 2012 treten Queen mit ihrem neuem Sänger Adam Lambert in den größten Spielstätten der Welt auf. Zu Lebzeiten Freddie Mercurys waren sie eine der kommerziell erfolgreichsten Bands des Planeten. Mehr als 30 Jahre nach seinem Tod haben sie sogar diesen Status überholt – längst lässt sich ihr Einfluss nicht mehr in Zahlen bemessen. Ein Ende dieser Entwicklungsautobahn ist nicht auszumachen. Dafür sorgen starke Pfeiler und Brücken, die sie festigen und rasantes Tempo garantieren. Doch wie konnten Queen all diese Gipfel stürmen? Lassen Sie uns die Wege über die Hochplateaus erkunden.

Über 1000 Wochen in UK-Charts: Queens Greatest Hits

Der erste führt uns nicht nur ins Jahr 1984, sondern auch ins Untergeschoss des riesigen Arabella-Hochhauses in Bogenhausen, einem der feinsten Stadtteile der feinen Stadt München. Hier, in den Musicland Studios von Giorgio Moroder, nehmen Queen seit 1979 auf.

Mercury fand einen solchen Gefallen an seiner Anonymität in der Isarmetropole und deren Schwulenszene, dass er eher mehr als weniger bis 1986 gleich dortblieb. So wirkt er entsprechend ›griabig‹, wie man in Bayern sagt, wenn man ›behaglich‹ meint, während er sich Rudi Dolezal, einer Hälfte der Wiener Filmproduktionsgesellschaft DoRo, im Aufenthaltsbereich des Studios zu einem seiner aufschlussreichsten Interviews gegenübersetzt. Der damals 37-jährige Mercury kauert vor einer Buchenfurnierwand in einem weißen Unterhemd, wie er es im Jahr darauf bei Queens ikonischem Live Aid-Auftritt tragen wird, trinkt aus einem bayerischen Bierkrug und steckt sich eine Zigarette an – eine Gewohnheit, die er sich erst mit Anfang 30 aus rein optischen Gründen zugelegt hatte. Mit stechenden Augen schießt er los: »Komm schon, frag mich nach meinem Soloalbum!«2 Dolezal: »Was ist mit deinem Soloalbum?« Mercury: »Oh, es ist großartig!« In seiner Solo-LP Mr. Bad Guy manifestiert sich die ganze Furchtlosigkeit dieses Mannes. Seine Band steht damals an einem kritischen Punkt. Ihr jüngst in diesen Räumlichkeiten beendetes Album The Works hieß nicht umsonst so: »it has to work«. Der mit dem Funkflop Hot Space zwei Jahre zuvor eingeläutete Abwärtstrend muss aufgehalten werden. Mit einem Mix aus fanversöhnendem Seventies-Hardrock und den Massen schmeichelndem Eighties-Pop tun Queen alles, um den Vorgänger vergessen zu machen. Zum ersten Mal gehen sie mit einem Album auf Nummer sicher. Doch Mercury schert aus. Den führt sein seit Jahren angekündigter bzw. angedrohter Solopfad schnurstracks zurück in die Disco. Ein aussichtsloser Weg, auf dem er aber nicht nur dahinschreitet, sondern auf ihm frivol tänzelt, wilde Pirouetten dreht und die Luft boxt, als gälte es alle Zweifler auszuschalten. »Glücklich zu sein, Spaß zu haben ist das Wichtigste in meinem Leben«, sagt er Dolezal. Ganz nebenbei entsteht hier eine lebenslange Partnerschaft. Nach dem Gespräch bietet Dolezal Bandmanager Beach seine Dienste an, im Jahr darauf wird er Queens »One Vision«-Video drehen und mit dem Clip zu Mercurys »Living on My Own« zu dessen »Leibfilmer« werden. Insgesamt wird er bei 32 mit Queen assoziierten Videos Regie führen.

Zwar war Mercury ein Kind der Vorsicht: Trotz aller Exzesse mied der sehr bedacht und strukturiert Lebende stets potentiell gefährliche Situationen. Spinnen, die sich ins Badezimmer verirrten, hatte etwa sein Langzeitpartner Jim Hutton zu entfernen – und dabei keinesfalls zu verletzen. Doch wenn Mercury die Kontrolle hatte, war er zu allem fähig. »Ich werde kein Star sein, sondern eine Legende. Ich will der Rudolf Nurejew des Rock ’n’ Roll werden«, lautete seine Direktive.3 Scheinbar widersprüchliche Aussagen wie: »Wird meine Musik die Zeit überdauern? Das ist mir doch scheißegal! Ich werde nicht mehr hier sein, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen. In zwanzig Jahren […] da bin ich längst tot, meine Lieben. Was glaubt ihr denn?«4 sind, wie der ebenso Draufgängertum suggerierende Kippenkonsum, stilistisches Ablenkungsmanöver. In Wahrheit setzte Mercury das Podest für seine posthume Statue fein säuberlich selbst. Für ein unendliches Leben in der Welt des Pop akzeptierte und instrumentalisierte er sogar seinen eigenen Tod. Mit dem letzten Queen-Album Innuendo verabschiedete er sich ganz bewusst von der Welt, seinen Fans – und seinen Katzen. Noch auf seinem Totenbett überredete er May, dessen kommende Solosingle »Driven By You« nicht aus Pietätsgründen zu verschieben – schließlich gäbe es keine bessere PR als seinen Tod.5 Am 23. November 1991 erfuhr die Welt via Queens Management von Mercurys AIDS-Erkrankung, am Tag darauf starb er – und schuf sogar mit diesem letzten Akt eine Blaupause. David Bowie, mit dem Queen zehn Jahre zuvor ihren zweiten Nummer-1-Hit »Under Pressure« gelandet hatten, nahm sehr genaue Notiz von Mercurys orchestriertem Abgang. Der Großmeister im Aufgreifen und Popularisieren fremder Ideen setzte 25 Jahre später einen ähnlichen dicken Schlussstrich unter sein Leben, als er am 10. Januar 2016 starb. Zwei Tage davor hatte er an seinem 69. Geburtstag das Album Blackstar veröffentlicht – ein Werk voller Anspielungen auf seinen bis dato von der Öffentlichkeit zurückgehaltenen Leberkrebs und seinen bevorstehenden Tod. Wo Mercury in den letzten Sekunden des Videos zu »These Are the Days of Our Lives« ein letztes Mal den Fans ins Auge blickt und »I still love you« zuflüstert – bevor er mit einem Fingerschnippen May und Taylor die Bühne überlässt –, zieht sich Bowie im »Lazarus«-Video in einen sarg-ähnlichen Holzschrank zurück. Mercurys früher Tod verhinderte, dass seine größte Furcht wahr wurde: irgendwann »ins zweite Glied zurückzufallen«.6 Dazu starb der Ordnungsliebende nach seinem 45. Geburtstag, pünktlich im 20. Jubiläumsjahr seiner Band, kurz nach der Veröffentlichung ihrer Compilation Greatest Hits II. Alles war gesagt, alles abgerundet. Ein Kreis hatte sich geschlossen. Ein Kreis, hellstrahlend wie ein Scheinwerferlicht.

In diesem genoss Mercury all die Freiheiten, die seinem schüchternen Schöpfer Farrokh Bulsara, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, fehlten. Authentizität war zwischen den Ären der Hippiekultur und des Grunge ohnehin nicht maßgeblich. Entsprechend nennt er sich Dolezal gegenüber einen »musikalischen Prostituierten« – ein Scherz, mit dem er aber den Schutzpanzer um den verletzbaren Bulsara festigt. Schließlich nimmt diese Selbstdefinition jedwedem Sell-out-Shitstorm den Wind aus den Segeln. Unter dieser Prämisse konnten Queen ungeniert unseren Alltag unterwandern. So gibt es sie mittlerweile als im Mangastil gehaltene Funko-Pop!-Figuren – Mercury dabei sogar in fünffacher Ausführung; dazu auch den Band-metzelnden Roboter vom News of the World-Cover. Bandai brachte zwei Actionfiguren von Mercury auf den Markt, im Magic-Tour- sowie im Live Aid-Outfit – etwas makaber jeweils mit drei austauschbaren Köpfen. Revell bietet ein 3D-Puzzle eines Queen-Tourbusses an. Unter dem Balla-Balla-Werbespruch »We Will Sock You« erschien im März 2020 eine Queen-Edition der Buntstrumpfmarke Happy Socks. Auch eine Queen-Version von Monopoly ist erhältlich – passend, da die Band bereits 1990 ihren Geburtstag mit einer exquisiten Torte in Form des Brettspiels feierte. May verfasste dazu ein Begleitschreiben. Als Spielfigur dient unter anderem der Staubsauger aus dem Video von »I Want to Break Free«. 2007 veröffentlichten die Eiscremehersteller »Ben & Jerrys« die Geschmacksrichtung Bohemian Raspberry. Queen sind, wie gewünscht, zu Gebrauchsgegenständen...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-15-962296-7 / 3159622967
ISBN-13 978-3-15-962296-5 / 9783159622965
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