Die Quandts (eBook)

Ihr Aufstieg, ihre Schuld, ihr Reichtum
eBook Download: EPUB
2024 | 3. Auflage
448 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45841-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Quandts -  Rüdiger Jungbluth
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Die Quandts sind die reichste Familie Deutschlands. Ihr Firmenreich umspannt heute den Globus, mit Produktionsstätten in Europa, den USA, China und Afrika. Ihnen gehören nicht nur BMW, Mini und Rolls-Royce, sondern viele weitere Konzerne, etwa im Chemie- und Arzneimittelsektor. Und sie betreiben Logistik und Umwelttechnologie, fördern Start-ups und finanzieren Forschung und Wohltätigkeit. Rüdiger Jungbluth durchleuchtet Deutschlands mächtigste Dynastie - von ihren Anfängen in der Kaiserzeit bis heute. Interviews mit Familienmitgliedern und tiefe Recherchen geben Einblick, wie die Quandts ihr Wirtschaftsimperium regieren und es an die nächste Generation weitergeben. Eine Erzählung über unternehmerischen Erfolg, politischen Opportunismus und familiäre Verwicklungen. Pressestimmen zur vorigen Ausgabe: Das Buch liest sich so unterhaltsam wie ein Roman. Wer von einer deutschen Familiengeschichte gefesselt werden möchte, muss nicht auf die Buddenbrooks zurückgreifen. Die Realität kann mindestens so spannend sein.« NZZ am Sonntag »Frau Klatten gibt ungewöhnliche Einblicke in ihr Privatleben.« Die Welt »Die Lektüre des lebendig geschriebenen, gut recherchierten und detailreichen Buches lohnt sich.« Wirtschaftswoche

Rüdiger Jungbluth studierte Volkswirtschaft und absolvierte die Journalistenschule in Köln. Er arbeitete als Wirtschaftskorrespondent bei »stern« und »Spiegel« und viele Jahre als Wirtschaftsredakteur bei der »Zeit«. Jungbluth hat verschiedene bedeutende Wirtschaftsbiografien veröffentlicht, im Jahr 2002 eine erste aufsehenerregende Biografie über die Quandts, auf deren Recherchen sein neues Buch über die junge Generation aufbaut. Er lebt heute als freier Autor in Köln.

Rüdiger Jungbluth studierte Volkswirtschaft und absolvierte die Journalistenschule in Köln. Er arbeitete als Wirtschaftskorrespondent bei »stern« und »Spiegel« und viele Jahre als Wirtschaftsredakteur bei der »Zeit«. Jungbluth hat verschiedene bedeutende Wirtschaftsbiografien veröffentlicht, im Jahr 2002 eine erste aufsehenerregende Biografie über die Quandts, auf deren Recherchen sein neues Buch über die junge Generation aufbaut. Er lebt heute als freier Autor in Köln.

Kapitel 1
Der Reichtum der Quandts


Ein globales Imperium aus Unternehmen

Es ist vermutlich die größte regelmäßige Geldüberweisung, die es in Deutschland überhaupt gibt. Jedes Jahr im Frühling transferiert der Automobilkonzern BMW eine Milliarden-Dividende an seine beiden Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt. Das Geld fließt stets im Mai, sobald das Unternehmen sein großes Aktionärstreffen abgehalten hat.

Auf ihrer Hauptversammlung fassen die Aktionäre einen Beschluss über die Höhe der Gewinnausschüttung. Dabei folgt die Mehrheit stets dem Vorschlag, den ihr der Vorstand und der Aufsichtsrat unterbreitet haben. Die Höhe der Dividende richtet sich nach dem im Vorjahr erwirtschafteten Gewinn von BMW. Es wird allerdings nicht der gesamte Ertrag unter den Aktionären verteilt, meist sind es nur rund 30 Prozent. Der größte Teil des Gewinns verbleibt im Unternehmen. Gleichwohl handelt es sich bei der Ausschüttung um einen extrem hohen Betrag. BMW ist ein Weltkonzern und dabei hochprofitabel.

Im Mai des Jahres 2023 hat der Autokonzern die Rekordsumme von 5,43 Milliarden Euro an seine Anteilseigner überwiesen. Die Aktionäre konnten mit dieser Dividende sehr zufrieden sein. Ein Kleinaktionär zum Beispiel, der einhundert BMW-Aktien im Wert von 10 800 Euro besaß, erhielt eine Dividende von 850 Euro auf sein Konto.

Die beiden Großaktionäre aus der Quandt-Dynastie verbuchten Beträge in einer ganz anderen Dimension. Susanne Klatten verfügt über rund 126 Millionen Stammaktien des Automobilkonzerns. Entsprechend hoch fiel ihr Anteil bei der Ausschüttung aus: Es waren sagenhafte 1 071 Millionen Euro, mit anderen Worten: mehr als eine Milliarde für eine einzelne Person.

Diese Zahl übersteigt das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen. Begreiflicher wird sie, wenn man es so ausdrückt: An jedem einzelnen Tag des Jahres 2022 hat Susanne Klatten durch BMW annähernd 3 Millionen Euro verdient. So ein Einkommen ist selbst aus der Perspektive von Topmanagern exorbitant. Der gut bezahlte Vorstandsvorsitzende von BMW, Oliver Zipse, hat mit seinem Einkommen von 7 Millionen Euro 2022 deutlich weniger verdient als Susanne Klatten an drei Tagen.

Klattens jüngerer Bruder Stefan Quandt kassierte eine noch größere Summe. Ihm gehören mehr als 155 Millionen BMW-Stammaktien. Sie brachten ihm eine Dividende in Höhe von 1,318 Milliarden Euro ein. In der deutschen Wirtschaft war das der größte Jackpot – es war allerdings einer, der sehr viel mehr Geld enthielt als der beim Lotto. Vergleicht man Quandts Gewinn mit dem jenes besonders reich beschenkten Lottogewinners, der im April 2023 einen Rekord-Jackpot geknackt hatte, sieht man einen großen Unterschied. Der Lottogewinner kassierte 45 Millionen Euro. Das ist eine geradezu märchenhafte Summe, aber um mit Stefan Quandt gleichzuziehen, hätte der Mann fast 30 solcher Gewinne kassieren müssen.

Die Quandt-Geschwister holen sich den Jackpot jedes Jahr. Im März 2024 gab BMW die Dividende für das Geschäftsjahr 2023 bekannt. Mit 6,50 Euro pro Stammaktie fiel sie etwas niedriger aus, was die Kleinaktionäre enttäuscht haben dürfte. Die Großaktionäre kassieren aber auch dieses Mal wieder im großen Stil: Susanne Klatten 818 Millionen Euro, Stefan Quandt mehr als 1 Milliarde.

BMW ist nicht die einzige Beteiligung an einem Unternehmen, die den Quandt-Geschwistern regelmäßig Geld in ihre Kassen spült. Susanne Klatten ist auch noch Alleineigentümerin der Altana Aktiengesellschaft. Das ist ein international tätiges Spezialchemie-Unternehmen mit Hauptsitz in Wesel. Es brachte ihr im Frühjahr 2023 eine Dividende von 70 Millionen Euro ein.

Stefan Quandt hält die große Mehrheit (88 Prozent der Aktien) am internationalen Logistikkonzern Logwin, der von Luxemburg aus gesteuert wird. Dieses Unternehmen hat trotz des Ukraine-Krieges im Jahr 2022 so gut verdient, dass die Dividende gegenüber dem Vorjahr vervierfacht werden konnte. Bei dieser Ausschüttung kassierte Quandt 60 Millionen Euro. Ihm allein gehört zudem der Arzneimittelhersteller Heel. Dieses Unternehmen, das sogenannte Naturmedizin vertreibt, überwies ihm 2023 eine Dividende von 70 Millionen Euro.

Bei diesen Zahlen liegt der Eindruck nahe, dass die Quandt-Geschwister von Jahr zu Jahr reicher werden. Das trifft wohl auch zu. Das Geschäft läuft allerdings nicht überall immer gut. Susanne Klatten ist zu 28,5 Prozent an der SGL Carbon Aktiengesellschaft beteiligt, einem Hersteller von Produkten aus Kohlenstoff, wie sie unter anderem die Luftfahrt- und die Windkraftindustrie brauchen. SGL Carbon entwickelte sich in den vergangenen Jahren schlecht, zeitweilig rutschte der Konzern sogar in die Verlustzone. 2022 machte er zwar Gewinn, aber der fiel so gering aus, dass man beschloss, vorerst nichts davon an die Aktionäre auszuschütten. 2023 waren die Zahlen noch schlechter, weil die Nachfrage der Windindustrie nach Carbonfasern eingebrochen war.

Susanne Klatten und Stefan Quandt im Juli 2022 in der BMW-Zentrale in München.

Die Quandts können solche Ausfälle leicht verkraften. Das Auf und Ab von Unternehmen, der Wechsel von Krise und Erfolg, damit sind Susanne Klatten und Stefan Quandt wohl vertraut. Sie und ihre Vorfahren haben damit mehr Erfahrung als fast jede andere Unternehmerfamilie in Deutschland. Denn Susanne Klatten, Jahrgang 1962, und Stefan Quandt, Jahrgang 1966, gehören zur vierten Generation einer Dynastie, die schon vor rund einhundert Jahren zu einer der bedeutendsten Wirtschaftsfamilien in Deutschland aufgestiegen ist.

Mittlerweile steht die Familie an der Spitze der deutschen Reichtumspyramide. Keine andere deutsche Familie hat über die Jahrzehnte eine solche Erfolgsstory geschrieben. Keine andere hat mit so vielen Unternehmen und in so vielen Branchen einen derart prägenden Einfluss in der deutschen Wirtschaft ausgeübt wie die Quandts.

Gegenwärtig ist das Quandt-Vermögen das größte, das es in Deutschland gibt. Dabei lässt sich dessen exakter Wert naturgemäß schwer bestimmen. Er schwankt mit den Börsenkursen, den Immobilienpreisen und vor allem mit den Geschäftsaussichten der Unternehmen. Die Journalisten des manager magazin bezifferten das Quandt-Kapital im September 2023 mit 40,5 Milliarden Euro. Der Anstieg des BMW-Aktienkurses habe binnen eines Jahres zu einem Zuwachs von 7 Milliarden Euro geführt.

Zur gleichen Zeit taxierte das US-Wirtschaftsmagazin Forbes den Reichtum von Susanne Klatten auf 27 Milliarden US-Dollar und den ihres Bruders auf 25 Milliarden US-Dollar. Auch wenn das Vermögen der Quandt-Geschwister damit bei weitem nicht an das der amerikanischen Tech-Milliardäre wie Elon Musk, Jeff Bezos oder Bill Gates heranreicht, so gehören sie nach der Forbes-Liste immerhin zu den 60 reichsten Menschen der Welt. Jedes der beiden Geschwister ist etwa zehn Mal so vermögend wie der britische König Charles III. (Zu dessen Krönung BMW klassische Automobile aus der konzerneigenen Rolls-Royce-Flotte zur Verfügung stellte.)

Der große Kern des Quandt-Vermögens ist ihre Megabeteiligung an BMW. Susanne Klatten hat 21,7 Prozent der stimmberechtigten Stamm-Aktien, Stefan Quandt 26,8 Prozent, zusammengerechnet 48,5 Prozent. Ihr Anteil, der lange Jahre bei 46,7 Prozent lag, ist gestiegen, ohne dass die beiden Großaktionäre Geld investieren mussten. BMW hat mit Zustimmung der Quandts Aktien von Kleinaktionären aufgekauft und damit die Gesamtzahl der umlaufenden Wertpapiere verringert.

Auch wenn die Quandts nicht die absolute Mehrheit haben, reicht ihre Beteiligung aus, um den Automobilkonzern zu kontrollieren. Gegen den Willen der Quandt-Geschwister läuft bei BMW nichts, sie sind in allen wichtigen Fragen die letzte Instanz. Aus diesem Grund ist auch der schwankende Börsenkurs kein geeigneter Wertmesser für das in BMW steckende Vermögen der Familie. Die Preise, die große internationale Investoren für eine Kontrollmehrheit an einer Weltmarke wie BMW zu zahlen bereit wären, sind ganz andere als jene, die für einzelne Aktien im täglichen Handel gezahlt werden.

Die BMW Group trägt offiziell immer noch den Namen Bayerische Motoren Werke AG. Das klingt beschaulich, traditionell und regional. Tatsächlich handelt es sich aber schon lange um einen wirklichen Weltkonzern mit 31 Produktionsstätten, die rund um den Globus verteilt...

Erscheint lt. Verlag 17.7.2024
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte BMW • Dynasty • Entrepreneurs • Familiendynastie • Investments • Milliardäre • Nazizeit • Philantropie • Stefan Quandt • Stiftung • Susanne Klatten • Unternehmer
ISBN-10 3-593-45841-1 / 3593458411
ISBN-13 978-3-593-45841-0 / 9783593458410
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