Küstenglück und Meeresrauschen // Küstenglück und Weihnachtspunsch // Küstenglück im kleinen Inselhotel (eBook)
750 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3502-5 (ISBN)
H.C. Hope wurde 1988 in Oberschwaben geboren und entdeckte ihre Liebe zu Wort und Schrift schon im Grundschulalter. Als stetiges Hobby zog es sich durch ihre Jugend, bis sich 2019, neben ihrer Arbeit als Logopädin, der Traum vom ersten eigenen Buch erfüllte. Sie liebt es mit Cappuccino oder Tee durch neue Welten zu streifen, fantastische Geschichten zu verfolgen und romantische Schicksale zu erleben. Wenn sie nicht liest oder schreibt, dann verwandelt sie die Küche in ihr zweites kreatives Zuhause oder jagt mit Samtpfote Fips durch die heimische Natur.
H.C. Hope wurde 1988 in Oberschwaben geboren und entdeckte ihre Liebe zu Wort und Schrift schon im Grundschulalter. Als stetiges Hobby zog es sich durch ihre Jugend, bis sich 2019, neben ihrer Arbeit als Logopädin, der Traum vom ersten eigenen Buch erfüllte. Sie liebt es mit Cappuccino oder Tee durch neue Welten zu streifen, fantastische Geschichten zu verfolgen und romantische Schicksale zu erleben. Wenn sie nicht liest oder schreibt, dann verwandelt sie die Küche in ihr zweites kreatives Zuhause oder jagt mit Samtpfote Fips durch die heimische Natur.
Kapitel 1
Noch nie ist mir das »Ja« so schnell über die Lippen geglitten. Nur ein kleiner Impuls, zwei Buchstaben, Konsonant und Vokal. Ja!
Das ist der Grund, warum ich hier stehe. Auf der Fähre, die durch die Wellen schneidet, die sich auf der See verlieren.
Ich bin wie sie, eine kleine Welle in einem gewaltigen Ozean. Planlos.
Ein abscheuliches Gefühl. Dabei hatte ich bislang immer einen Plan. Immer.
Sogar damals auf dem Abiball, als ich weite Hosen trug, um mich nicht mit meinen langen Beinen in ausladenden Kleidern zu verfangen. Getanzt habe ich trotzdem nicht. Stattdessen plünderte ich das Buffet, um mir nicht wieder anhören zu müssen, dass ich zu dünn sei. Dabei mache ich bis heute kaum mehr als Yoga. Mein Stoffwechsel funktioniert einfach extrem gut.
Auch jetzt gleiten meine Finger zum schokoüberzogenen Müsliriegel, den ich immer dabeihabe, für den schnellen Hunger. Und der lässt in den Krankenhausfluren während einer Achtundvierzig-Stunden-Schicht nicht lange auf sich warten.
Ich schiebe den sehnsüchtigen Gedanken an die Klinik beiseite, in der ich meinen Facharzt für Neurologie anstrebe. Zuerst muss ich durch – feuchter Fahrtwind streift meine Wange – das hier!
Ich klammere mich an die Reling, und kalte Nordseegischt spritzt an meine Finger. Das grünblaue Wasser und der Fahrtwind sind meine einzigen Begleiter. Alles andere lasse ich zurück. Für eine Weile.
Als Hamburger City-Girl liebe ich den Hafen. Er ist einer der vielen Hot Spots, die ich gerne besuche. Vom sicheren Land aus sehe ich zu, wie die Containerfrachter beladen werden und anmutig aufs offene Wasser gleiten. Wie Marinekreuzer vor Anker gehen oder die Musicalboote Touristen ins Lichtspielhaus schippern. Das Dröhnen der Wassergefährte auf der Elbe ist meine Heimatmusik.
Obwohl ich nicht mal gerne Tretboot fahre, ist es eine Fähre, die mich ans Ziel bringen soll. Wenn ich es überhaupt Ziel nennen kann. Ein Reiseziel, ja. Aber ein Lebensziel?
Es gruselt mich, wenn ich mir vorstelle, dass zwischen mir und dem Meeresgrund kilometerweise Wasser brandet.
Wer verbringt denn seine Lebenszeit auf See, und das freiwillig?
Ich pule am Rost. Braune Splitter wehen davon. Schlagen Pirouetten. Ähnlich wie mein Magen.
Die steife Brise lockert blonde Strähnen aus meinem Haarknoten, die an meine Wangen peitschen. Obwohl ich als Ärztin meine Haare selten offen tragen kann, will ich sie nicht abschneiden. Auf den alten Fotos trug sie meine Mutter genauso.
Tränen treiben aus meinem Augenwinkel, und ich fische die Ray-Ban-Sonnenbrille aus der Tasche. Ich will keine Mascaraspuren im Gesicht, wenn ich die Vermieter meiner Ferienwohnung treffe.
Die anderen Fahrgäste wirken gelassen. Vor einigen liegen Reisetrolleys, andere verteidigen ihren Platz an der Reling. Der Rest klebt am Smartphone. Sicher die ersten Feierabendfahrten nach Hause. Alltäglichkeit, das ist es, was hier in der Luft liegt.
Außer bei mir.
Hätte ich früher geahnt, welche Konsequenzen das „Ja“ mit sich bringen würde, hätte ich Bedenkzeit gewollt. Aber mein Wunsch, den Facharzt für Neurologie in den Hamburger Schön-Kliniken zu machen, war drängender. Mein Traum, seit ich klinisches Metall berührt habe. Ich habe das Medizinstudium an der Universität Hamburg als eine der Besten abgeschlossen, um mich auf die Neurologie zu spezialisieren. Wie einst mein Großvater. In seine Fußstapfen zu treten, schafft zumindest eine Art Verbindung zu ihm. Dorthin, wo es keine Endlichkeit gibt. Nur Liebe.
Dabei besitze ich nur ein zerschlissenes Polaroid von ihm und seinen fünfundvierzig Jahre alten Oldtimer, den grasgrünen Käfer, den mein Vater ebenso geliebt haben muss, weshalb er ihn nur als Zweitwagen für Sonntagsausflüge benutzte. Ein Wunder, dass er immer noch anspringt. Nicht dass ich nicht schon ein halbes Vermögen in seinen Erhalt gesteckt hätte, aber irgendwie warte ich jedes Mal darauf, dass er mich an der nächstbesten Kreuzung im Stich lässt. Tut er aber nicht! Ich würde es nicht ertragen, auch diese Verbindung zu meinen Eltern zu verlieren.
Leider habe ich sie nie kennengelernt. Mit sechs Wochen war ich schon gezwungen, mich ohne sie durchzuschlagen. Ein Schnellzug erfasste sie, als sie nachts mit mir spazieren gingen, um meine Schreiattacken zu beruhigen. Ihr Heimweg endete zu früh. Ich war noch so winzig, dass ich von dem schrecklichen Unglück nichts mitbekam. Dabei lag ich im Kinderwagen knapp neben den Gleisen.
Meine Eltern starben noch am Unfallort, und ich kam ins Heim. So erzählte es mir Martha, die Heimleiterin, Jahre später an meinem sechsten Geburtstag. Und der Geburtstagskuchen schmeckte plötzlich fad … noch jahrelang.
Meine Eltern haben mir nicht nur den Käfer hinterlassen, sondern auch ein Notizbuch, voller Liebe und Geschichten aus ihrem Leben. Leider sind viele Seiten leer geblieben. Aus diesem Grund verkaufe ich den Oldtimer nicht. Er und das Notizbuch sind alles, was mir von meinem Stammbaum geblieben ist.
Da ist niemand mehr. Keine Eltern. Keine Großeltern. Nur meine Pflegeeltern, die mich mit zwölf endlich aus dem Heim herausholten und mir einen bunten Geburtstagskuchen buken. Ich liebe Bettina und Thomas, sehr sogar, trotzdem frage ich mich, wie sich die Liebe zu den Menschen angefühlt hätte, deren Fleisch und Blut ich bin. Nicht, dass es mir an Liebe mangelt.
Wobei ich ernsthafte Beziehungen seit meinem Ex-Freund Eric, einem ehemaligen Kommilitonen, meide. Am Ende zerbrechen sie ohnehin alle. Ich konzentriere mich lieber auf das Medizinstudium und bald auf meine Fachausbildung.
Vermutlich verabscheue ich wegen meiner turbulenten Kindheit auch Veränderungen, die sich meiner Kontrolle entziehen. Wie das Verreisen mit dem Schiff. Oder noch schlimmer, per Bahn.
Ich ziehe den Kragen der pinkfarbenen Softshelljacke enger. Der Wind dringt trotzdem durch, und Gänsehaut prickelt auf meinen Armen. Warum habe ich keinen Wollpullover angezogen statt des dämlichen Blousons?
Jetzt bin ich vier Stunden von meinem alten Leben fort und nur eine halbe Stunde und zwei Minuten von meinem neuen entfernt. Auf Borkum, einer Insel, die aus etwa so viel Sand wie bewohnbarem Landstreifen besteht.
Ich schließe die Augen. Warum habe ich nur eingewilligt, dem älteren Bruder des Hamburger Klinikchefs Dr. Jorick Kniepins auf Borkum unter die Arme zu greifen? Mit hausärztlichem Dienst und Seenothilfe?
SEENOTHILFE! Noch mehr Schiff fahren.
Der Gedanke, mürrische Inselbewohner zu verpflastern, ist jetzt schon furchtbar. Als Hausärztin muss ich dort sicher alle möglichen Wunden und Brüche diagnostizieren. Auf dem Schiff muss ich dann sicher Unfallopfer versorgen.
Womöglich muss ich Menschen aus der Nordsee zerren …
Die Tatsache, dass die Seenotkreuzer hochmoderne Wasserfahrzeuge sind, beruhigt mich nicht wirklich. Der Hamburger Klinikchef erklärte mir, dass die Kreuzer einen eingebauten Kenterschutz haben. Sie drehen sich um die Achse, falls sie umkippen. Durchkentern, nannte er das mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen. Dabei war mir nicht zum Lachen.
Die dürfen nicht umkippen! Schon gar nicht, wenn ich darauf stehe.
Aber ich holte nur tief Luft, denn die Unterstützung des Inselarztes und die Schicht bei der Seenotrettung waren Bedingung für meinen Job.
»Da, da vorne ist es.« Eine ältere Dame gesellt sich zu mir an die Reling. Sie verströmt einen harzigen Geruch, und die Enden des hellrosa Tuches, die sich um ihren Dutt winden, flattern.
Ihre Augen schimmern tränenfeucht. Vom Wind? Ich folge ihrem Fingerzeig.
Ein grüner Streifen grenzt sich vom Horizont ab. Borkum. Gänsehaut kriecht über meinen Rücken, während ich die Möwenansammlung über dem Sandstreifen beobachte. Ihr Kreischkonzert tönt mehrstimmig.
»Ja, mein Schatz. Endlich sind wir wieder zu Hause.« Ein Mann stößt zu der Dame und legt den Arm um sie. Sein Schnauzbart zittert. Der erdige Geruch von Tabak streift mich.
»Unser Borkum.«
Mir ist übel. Mir wurde erzählt, wie hinreißend die Nordseeinseln seien. Mit den Strandkörben in den Dünen, dem leckeren Seafood und dem Bonus, dass Borkum die allergikerfreundlichste Luft überhaupt besitzt. Ein Reha- und Kurort. Eine kleine Welt für sich, so bezeichnen das die meisten, mit einem Leuchten in den Augen.
Meine beste Freundin Lena hatte mir Begleitung angeboten, weil sie mich von meiner schlechten Meinung über die Inseln abbringen wollte. Für mich gleicht jede einem verbannten Fleckchen Erde. Die Vorstellung, auf diesem Fleck zu leben, ist, als müsste ich mit einem Floß auf einen Wasserfall zufahren. Und ich steige auf kein Floß.
Auf Borkum wartet kein Festland mit unbegrenzten Möglichkeiten. Da latscht man nur im Kreis oder ins Wasser.
Schweren Herzens sagte ich Lena ab. Ich will das allein schaffen. Immerhin operiere ich bald an Gehirnen, und das ist eine größere Sache, als fünf Monate auf Borkum zu überstehen.
Wir fahren an orangefarbenen Bojen und hellen Sandbänken vorbei. Der perfekte Rastplatz für Robben.
Dahinter ragen Silhouetten in den Himmel. Unscharf, aber die Konturen lassen Häuser und die Spitze eines Leuchtturmes erkennen. Oder...
Erscheint lt. Verlag | 1.7.2024 |
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Reihe/Serie | Borkum-Liebe |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Adoptivfamilie • Advent • Ärztin • Borkum • Bundle • Dünengeflüster • forever • Forever by Ullstein • Geheimnis • Hamburg • Haus am Strand • Inselglück • kleines Café • Kuss • Liebesroman Küste • Meer • neues Glück • Nordseeküste • Polizist • Renovieren • Robbe • Schicksal • Seerettung • Sehnsucht • Sehnsuchtsort • Tierarzt • Vertrauen • Vorteilspreis • Vorweihnachtszeit • Watt |
ISBN-10 | 3-8437-3502-6 / 3843735026 |
ISBN-13 | 978-3-8437-3502-5 / 9783843735025 |
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