Die Frau im Eishaus -  Kristina Ohlsson

Die Frau im Eishaus (eBook)

Ein Schwedenkrimi mit August Strindberg - Der Nr.-1-Bestseller aus Schweden
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
560 Seiten
Limes (Verlag)
978-3-641-31263-3 (ISBN)
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Ein erhängter Mann unter dem Sprungturm, eine zerstückelte Leiche in der Gefriertruhe - und ein Backwettbewerb! Ein neuer Fall für August Strindberg.
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Obwohl der Sommer noch nicht vorüber ist, legt sich hartnäckiger Nebel über Hovenäsets Eisbuden, Segelboote und Badestege. Während sich August intensiv auf einen Backwettbewerb vorbereitet, zieht eine Unbekannte nach Hovenäset. Und zwar ausgerechnet in das Eishaus: jenes Gebäude, in dem August die zerstückelte Leiche von Lydia Broman fand. Dann taucht ein erhängter Mann unter dem Sprungtum auf - hat die fremde 19-Jährige etwas mit dem Toten zu tun? Endlich löst sich auf, was Lydia Broman im Jahr 1989 zustieß, und ob August Strindberg den Backwettbewerb gewinnt.


Können Sie nicht genug bekommen von August Strindberg? Lesen Sie in »Die Tote im Sturm«, wie er nach Hovenäset kam.

Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman »Aschenputtel« gelang ihr der internationale Durchbruch und der Auftakt zu einer hoch gelobten Thrillerreihe um die Ermittler Fredrika Bergman und Alex Recht. August Strindberg ist Ohlssons neueste Romanfigur, der mit seinem gelben Leichenwagen Fälle löst, obwohl er gar nichts mit der Polizei zu schaffen hat ...

»Werden Sie alles finden?«

Der hochgewachsene Mann mit dem unwahrscheinlichen Namen August Strindberg sah Iben an. Obwohl ihr das eigentlich widerstrebte, antwortete sie mit einem raschen Lächeln. Iben gehörte nicht zu den Leuten, die unnötig lächelten.

»Ja, natürlich.«

»Hier sind also die Schlüssel. Der zur Eingangstür und der zur Veranda. Und das ist der Schlüssel zu dem Fahrrad, das an der Treppe steht. In den Keller kommt man nur von außen, und die Tür ist verschlossen. Die Besitzer wollen nicht, dass Sie hineingehen, denn sie benutzen den Keller als Abstellraum.«

Nicht in den Keller gehen?

So ein Mist.

»Okay, dann weiß ich Bescheid. Vielen Dank noch mal fürs Abholen.«

Strindberg und seine Freundin gingen zur Tür. Dann drehte sich August um.

»Wissen Sie«, begann er, »ich habe selbst einmal hier gewohnt. Ich war damals völlig neu auf Hovenäset und wusste überhaupt nichts von der Geschichte des Hauses. Und das war ein bisschen schade, denn die ist sehr speziell. Aber alles, was geschehen ist, ist Vergangenheit und … Ja, das wollte ich einfach nur sagen. Sie müssen nicht darüber grübeln, was das Haus schon alles erlebt hat.«

Hier hielt er inne und sah Iben an. Sie bemühte sich, erstaunt und gleichzeitig abwartend auszusehen. Sie wollte nicht den Anschein erwecken, bereits zu wissen, was in diesem Haus passiert war, wollte aber August auch nicht ermuntern, noch weiter über das Thema zu sprechen.

»Okay«, erwiderte sie. »Ich werde es mir merken.«

»Gut«, sagte August. »Und vergessen Sie nicht, dass wir nur fünf Häuser weg wohnen. Kommen Sie gerne vorbei, wenn Sie irgendwelche Fragen haben. Unsere Telefonnummern haben Sie doch, oder?«

»Ja«, erwiderte Iben.

Die hatte sie bereits im Auto von der Freundin bekommen. Die war Polizistin. August hatte während der Fahrt darüber Witze gemacht, dass Iben sich auf der Halbinsel ganz sicher fühlen könnte, denn es würde zumindest eine supergute Polizistin geben, und dann hatte er vielsagend zu Maria geschaut. Doch Iben hatte schon längst erraten, in welchem Beruf Maria arbeitete, sie hatte alle Zeichen erkannt: die gerade Haltung, die stets verschränkten Arme, der durchdringende Blick.

Iben hatte sich auf die Zunge beißen müssen, um nicht sofort eine Menge Fragen zu stellen. Sie wollte alles darüber wissen, wie es war, heute Polizistin zu sein, denn das wollte sie selbst unbedingt auch werden. Genau wie ihr Großvater. Der hatte ihr natürlich viel über seine Arbeit erzählt, aber da Maria jünger war und außerdem eine Frau, würde sie sicherlich ein paar andere Dinge über den Polizeiberuf zu sagen haben. Doch diese Fragen mussten warten. Am besten zog sie nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich. Wenn sie anfing, Leute auszufragen, bestand doch die Gefahr, dass man auch auf sie neugierig werden würde.

Obwohl sie wusste, dass sie vorsichtig sein sollte, hatte sie sich fast sofort verraten. Als sie hörte, dass sie in Kungshamn abgeholt werden würde, war sie völlig außer sich gewesen und hatte schreckliche Angst gehabt, dass jemand auf der Straße sie erkennen würde. Und das war wirklich lächerlich dumm, denn niemand in Kungshamn wusste, wer sie war. Sie musste sich zusammenreißen, sonst würde alles schiefgehen.

August und Maria verabschiedeten sich und gingen. Die Tür schlug zu, und dann waren sie weg.

Im Haus war es mucksmäuschenstill.

Shit!

Dass sie das geschafft hatte. Endlich war sie vor Ort.

Natürlich war Iben bekannt, was man über das Haus wissen musste, das war ja genau der Grund, warum sie ausgerechnet hier wohnen wollte. Sie wusste sogar, dass dieses Haus von den Bewohnern der Halbinsel das Eishaus genannt wurde.

Das Eishaus.

Was für ein episch lächerlicher Name. Und gleichzeitig: völlig logisch. Schließlich war eine Frau tot in der Tiefkühltruhe gefunden worden. So etwas hinterließ Spuren.

Ihr Magen knurrte und beendete fürs Erste Ibens Begeisterung darüber, dass sie ihr erstes Etappenziel erreicht hatte. Sie war hungrig und sollte etwas essen, also kramte sie eine Stulle aus ihrem Rucksack. Die Miete des Hauses hatte sie so viel Geld gekostet, dass kaum mehr etwas übrig war, um Essen zu kaufen.

Aber das war egal.

Bei den zwei Wochen auf Hovenäset ging es ja nicht um luxuriöses Essen, sondern sie wollte ein paar Dinge erledigen, über die sie schon eine gefühlte Ewigkeit, im Grunde aber nur ein paar Monate nachdachte.

Sie biss in ihr Brot und goss sich ein Glas Wasser ein.

Das Haus roch muffig, und es war kalt. Alle Heizkörper waren abgeschaltet, und zwei der Deckenlampen funktionierten nicht. Hier drinnen hatte man das Gefühl, dass schon Herbst war, obwohl draußen noch Sommer war.

Iben aß im Stehen, das Brot in der einen Hand und das Handy in der anderen. Sie sah auf die Uhr. Sie musste achtgeben, dass sie das Treffen nicht verpasste. Noch hatte sie gut Zeit, aber sie hatte noch andere Sorgen. Zum Beispiel, dass die Website und der dazugehörige Chat, wo sie überhaupt etwas über das Treffen erfahren hatte, gelöscht worden waren. Einfach so. Ohne Erklärung. Zuletzt hatte sie das bei ihrer Ankunft in Kungshamn gecheckt, aber die Website war immer noch weg. Es war reines Glück, dass sie Screenshots von allem gemacht hatte, was sie wissen musste.

Die Website über den Stückelmord hatte Iben vor ein paar Wochen entdeckt. Sie war zum Lachen schlecht, voller halb fertiger Texte und einem gelinde gesagt fantasielosen Layout und Design. Nicht einmal die Rubriken waren hübsch, alles sah einfach zusammengebastelt aus. Doch gab es auf der Website auch einen Chat, und der war ihr von großem Nutzen gewesen.

Von sehr großem Nutzen.

Sie schob sich den Rest des Brotes in den Mund.

Es war, als wäre sie bei einem LARP von einem Horrorfilm dabei. Was für eine krasse Vorstellung, dass hier im Keller eine zerstückelte Leiche gefunden worden war. Wenn ihre beste Freundin Ronja hier wäre, dann würde die nur kreischen, dass Iben doch verrückt wäre und dass sie packen und abhauen sollten. Ronja hatte immer Angst im Dunkeln, aber Iben nicht.

Sie hatte das Haus nicht gemietet, weil es gemütlich aussah, sondern um es ungestört erforschen zu können.

Damit ich endlich mal erfahre, was hier eigentlich passiert ist, dachte sie.

Doch im Moment schien das gar keine so gute Idee zu sein.

Iben konnte das Gefühl der Enttäuschung, das sich allmählich in ihr ausbreitete, nicht abschütteln. Sie hatte sich vorgestellt, dass es unglaublich episch sein würde, in das Eishaus zu kommen, doch jetzt vor Ort fühlte es sich überhaupt nicht heftig an.

Das Haus war einfach nur … ein Haus.

Wie jedes andere auch.

Und es war unsäglich viele Jahre her, was hier passiert war.

Ich hätte genauso gut im Hostel wohnen können, dachte Iben. Das wäre einfacher und weniger spooky gewesen. Und billiger.

Was würden wohl ihre Mutter und ihr Großvater sagen, wenn sie erfuhren, was sie entdeckt hatte und wo sie sich befand? Erstmal würden sie völlig durchknallen, so viel war klar. Doch dann würden sie ja wohl hoffentlich begreifen, dass dies hier nicht ihre Schuld war.

Nicht sie hatte zuerst gelogen, sondern ihre Mutter.

Und nun wollte Iben die Sache auf ihre Art regeln.

Deshalb musste sie sich etwas ausdenken, wie sie ihre Mutter und ihren Großvater da raushielt.

Ihre Mutter auf Abstand zu halten, das war ein sehr fremder Gedanke für Iben, denn sie war es gewohnt, sie immer ganz nah bei sich zu haben. Die Mutter hatte bereits mehrmals angerufen, aber Iben war nicht rangegangen. Sie hatte fürs Erste genug gelogen.

Iben hatte Schuldgefühle, wenn sie an ihre Mutter dachte, und dabei hatte sie eigentlich nichts falsch gemacht. Sie war neunzehn Jahre alt und hatte seit Kurzem das Abitur in der Tasche. Sie musste niemandem Rechenschaft darüber ablegen, was sie tat.

Ich habe alles richtig gemacht, dachte sie. Und jetzt mache ich, was ich will. Sie hatte brav die Schule durchlaufen und mit einem Abschluss verlassen, der absolut in Ordnung war. Sie hatte nebenher gearbeitet und jede einzelne Krone, die sie übrig hatte, gespart – nun war das Geld bald verbraucht, aber das war eine andere Geschichte.

Und sie hatte einen Plan für die Zukunft. Das war mehr, als man von der Mehrheit ihrer Klassenkameraden behaupten konnte.

Bei der Abschlussfeier hatte ihre Mutter sie umarmt und ihr zugeflüstert: »Ich freue mich so über deine guten Noten. Ich bin so froh, dass du es geschafft hast.«

Wobei sie wahrscheinlich meinte, dass sie selbst es geschafft hatte, ihre Rolle als Mutter zu bewältigen, obwohl sie, als sie schwanger wurde, so alt war wie Iben heute.

Noch einmal versuchte Iben, die Gedanken an ihre Mutter abzuschütteln, und beschloss, sich das Haus anzusehen. Das stand ganz oben auf ihrer To-do-Liste und war ein guter Anfang.

Sie begann mit dem Erdgeschoss. Da gab es die Küche, ein Wohnzimmer und ein Badezimmer. Keines der Zimmer war frisch renoviert, doch wirkten sie auch nicht heruntergekommen. Iben versuchte, sich vorzustellen, wie Lydia Broman dort gelebt hatte. Wie sie in der Küche gekocht hatte, vielleicht im Wohnzimmer zu einem Fest oder einem Abendessen mit ihrem Mann gedeckt hatte. Lydia war dreißig Jahre alt gewesen, als sie starb. Da hatten sie und ihr Mann Mats seit drei Jahren in dem Haus gewohnt.

Iben ging ins obere Stockwerk. Ein knarrendes Geräusch ließ sie innehalten. Sie kannte das aus dem Haus ihrer...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2024
Übersetzer Susanne Dahmann
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-641-31263-9 / 3641312639
ISBN-13 978-3-641-31263-3 / 9783641312633
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