Sommerzauber im kleinen Katzen-Café (eBook)
328 Seiten
between pages by Piper (Verlag)
978-3-377-90101-9 (ISBN)
Kerstin Garde, 1977 geboren, schreibt über liebenswerte Heldinnen mit kleinen Schwächen und gefühlvolle Helden, die ihr Herz nicht verstecken. Wichtig ist ihr ein Augenzwinkern zwischen den Zeilen. Die Autorin lebt mit Freund und Katzen in Berlin. Sie hat studiert und eine kaufmännische Ausbildung absolviert.
1. Kapitel
»Bitte schön, Ihr Stück Apfel-Walnuss-Megaspezial-Torte, lassen Sie es sich schmecken!«
Alisah beobachtete, wie die ältere Dame mit einem breiten Lächeln den Teller von Neele entgegennahm, auf dem ein großes Stück mit Sahnehäubchen prangte.
»Das sieht ja wirklich gut aus.« Das Lächeln der Frau wurde noch größer.
»Ist ja auch megaspezial.« Neele zwinkerte.
»Neele!« Sabrina schüttelte lachend den Kopf.
»Was denn?«
»Megaspezial-Torte? Gehts nicht noch eine Nummer größer?«
Neele und Sabrina reichten vier weitere Teller mit riesigen Stücken der Hochzeitstorte in die Menge. Vor dem Kuchenstand im Garten des kleinen Katzencafés wurde es immer voller.
»Na, hör mal, diese Torte haben Alisah und ich zusammen gebacken. Was soll sie anderes sein als megaspezial?«
Grinsend legte Neele den Arm um Alisah, die nun auch schmunzeln musste. »Da ist schon was dran.« Immerhin hatten sie sich die größte Mühe gegeben, Lilly eine gebührende Hochzeitstorte zu backen. Schon um fünf in der Früh hatten sie damit angefangen. Alisah waren ständig die Augen zugefallen, und sie hätte um ein Haar Salz und Zucker verwechselt.
Aber der Schlafmangel war die Sache wert. Lilly war ihre gemeinsame Freundin und beste Chefin der Welt. Ohne sie gäbe es das kleine Katzencafé nicht, das sich in Oldendorf und der ganzen Südheide als Wohlfühlort etabliert hatte. Und nun gaben die drei Damen vom Kuchenstand, darunter auch Lillys eigenwillige Tante Sabrina, die früher ein Innenarchitekturbüro geleitet hatte, alles, um Lilly an ihrem besonderen Tag zu unterstützen. Denn heute hatten sich Lilly und Baptiste erneut das Jawort gegeben, und das Paar des Abends hatte seine Hochzeitstorte vor exakt zehn Minuten angeschnitten.
Im Nu waren die Gäste in Scharen gekommen, um selbst etwas von dem Kunstwerk zu probieren. Karamellisierte Nussstückchen, Streusel aus Zartbitterschokolade und saftige Apfelstücke waren eben eine unschlagbare Kombination. Und es war eine Freude zuzusehen, wie rasch die Torte verputzt wurde. Da schlug das Zuckerbäckerinnenherz höher.
Da die Torte nicht ewig vorhielt, gab es zudem würdigen Ersatz in Form von Blaubeermuffins, die die ersten Gäste sich abholten.
Es war beeindruckend. So viele Menschen waren gekommen, um dem Ereignis beizuwohnen. Familie, Freunde und Bekannte des Brautpaares, aber auch halb Oldendorf. Lilly und Baptiste hatten beherzt Einladungen verteilt. So war es sehr schnell sehr voll in dem kleinen Garten geworden. Doch alle schienen bester Laune.
So sollte es ja auch sein, am schönsten Tag im Leben. Fröhliche Gesichter überall.
Da entdeckte Alisah eine hochgewachsene Gestalt in einem grünen Herbstmantel, die ihr im Laufe des Abends schon öfter aufgefallen war und nicht so recht ins Bild passen wollte.
Simon war groß und attraktiv. Und doch sah er so übellaunig aus, als wäre heute die Welt untergegangen. Wobei … Für ihn war das ja auch so. Schließlich war Simon einst Lillys Jugendliebe gewesen und liebte sie allem Anschein nach immer noch. Es hieß, er wäre nur ihretwegen in die Region zurückgekehrt, um sie zurückzugewinnen, nachdem er andernorts studiert hatte. Was jedoch gescheitert war. Lilly gehörte zu Baptiste.
»Wenn die Weiterbildung nächsten Sommer endet, kommst du nach Oldendorf zurück?«, fragte Sabrina.
»Genau, das ist der Plan. Adam und ich wollen das alte Haus beziehen und ein Pralinenlädchen darin eröffnen«, erklärte Neele, doch Alisah hörte nur mit halbem Ohr hin, betrachtete weiterhin Simon Markwardt, den Trauerkloß des Abends.
In einem Zug kippte er ein Glas Sekt hinunter. Alisah hatte nicht damit gerechnet, dass er heute kommen würde, aber er hatte es getan. Vielleicht besaß er einen Hang zum Masochismus. Doch wer wie sie im Glashaus saß, sollte besser nicht mit Steinen werfen. Immerhin war auch sie keine Meisterin darin, Abstand zu der Person ihres Herzens zu wahren.
»Die sehen lecker aus, bitte zwei Blaubeermuffins«, sagte jemand, und Alisah legte geschwind zwei der Köstlichkeiten auf einen Teller. Als sie den Blick hob, sah sie direkt in die blauen Augen von Michel Grefe, und ihr Herz setzte für einen Sekundenbruchteil aus. Da sie gerade von der Person ihres Herzens gesprochen hatte … er war ihre.
Unauffällig presste sie eine Hand an die Brust, um es wieder in Gang zu bringen, was mehr schlecht als recht gelang, denn jetzt schlug es viel zu schnell. Leider hatte Michel immer noch diese Wirkung auf sie, obwohl er ihr klar und deutlich, wenn auch sehr freundlich, zu verstehen gegeben hatte, dass er nicht dasselbe für sie empfand wie sie für ihn. Er wollte lieber Single bleiben, seine Freiheit genießen. Das hatte sie verstehen können. Oder vielmehr müssen.
»Na … na klar«, murmelte sie und wich seinem Blick aus. Der junge Mann mit dem blonden Zopf, der in Baptistes Bistro als Barkeeper arbeitete, brachte sie so durcheinander, dass sie nicht wusste, wo sie hinsehen sollte. Da entdeckte sie, dass Michel die Hand von jemand anderem hielt. Es war Jean, der Hochzeitsplaner, der extra aus Frankreich gekommen war, um dem Brautpaar bei der Organisation zu helfen.
Michel und er hatten sich sofort verstanden, viel Zeit gemeinsam verbracht, und doch traf es sie wie ein Blitz. Die Erkenntnis, dass zwischen ihnen mehr war als gedacht. Von wegen, Singledasein genießen. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass Michel seine Meinung diesbezüglich geändert hatte.
Alisah versuchte zu verbergen, dass ihr das nahe ging. Viel zu nahe. Wie albern. Hatte sie etwa immer noch gehofft, Michel und sie könnten ein Paar werden? Sie hatten doch alles geklärt, sie waren Freunde, mehr nicht.
Als sie ihm den Teller mit den Muffins reichte, zitterte ihre Hand. Doch gerade noch rechtzeitig konnte sie es kaschieren.
»Alles in Ordnung?«, fragte Michel sanft. Natürlich war ihm aufgefallen, dass sie plötzlich neben der Spur war, so aufmerksam, wie er war. Sicher konnte er sich auch denken, woran das lag. Vorsichtig nahm er ihr den Teller ab.
»Alles gut«, sagte sie mit fester Stimme. Ihr gelang sogar ein Lächeln. Ob er es ihr abnahm, war eine andere Frage. Um ihre Worte zu untermauern, machte sie eine wischende Handbewegung. »Na los, lasst euch die Muffins schmecken!«
Michel nickte nun und wandte sich mit Jean um. Gemeinsam gingen sie fort, ihre Hände waren nun gelöst. Aus Rücksicht auf sie? Vielleicht. Michel war ein lieber Mensch, der andere immer im Blickfeld behielt. Aber es änderte nichts an ihrer Lage.
Alisah atmete leise aus. Der Moment, vor dem sie sich gefürchtet hatte, war nun also eingetreten. Der Mann, für den ihr Herz immer noch schlug, hatte sich verliebt. Aber nicht in sie.
Neele riss sie aus ihren Gedanken. »Okay, jetzt ist es so weit. Die Torte ist weg, und die Muffins gehen auch zur Neige. Ich denke, wir können gleich dichtmachen.« Ein Blick auf den Tortenteller verriet, es war kein Krümel mehr übrig. Und auf dem Muffinblech lagen noch drei Stück, die Sabrina sich gerade schnappte, um sie zu verteilen. Sah so aus, als hätten sie jetzt tatsächlich Feierabend.
»Ich bringe die Bleche zurück«, sagte Alisah spontan. Das kam ihr genau recht. Sie brauchte einen Moment für sich, um das Geschehene zu verarbeiten.
»Alles okay, Süße? Du siehst ein wenig mitgenommen aus.«
Alisah wischte sich über das Gesicht, und Neele schien zu verstehen, denn sie nickte nun. »Lieb, dass du das übernimmst.«
»Pass auf, Spatz, dass die Katzen drinnenbleiben, wenn du die Tür aufschließt«, rief Sabrina.
»Ich glaube, bei dem Trubel hier draußen bleiben sie freiwillig in ihrem Ruheraum.« Neele lachte und drückte Alisahs Schulter. Diese sammelte die Bleche ein und lief im Slalom um die Gäste herum, bis sie durch den Hintereingang im Katzencafé verschwand.
Mr. Maunz hockte auf der Theke, als Alisah eintrat, und beobachtete sie aufmerksam. Seine Augen waren so groß wie zwei Murmeln. Überrascht hielt sie inne.
»Ich dachte, ihr verkriecht euch alle im Ruheraum bei der Lautstärke da draußen.« Dabei folgte der musikalische Teil des Abends erst noch. Doch das Gerede der Gäste schien den roten Kater nicht zu stören. Er tapste über die Theke auf sie zu, schien ...
Erscheint lt. Verlag | 27.6.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
ISBN-10 | 3-377-90101-9 / 3377901019 |
ISBN-13 | 978-3-377-90101-9 / 9783377901019 |
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