Madame Mozart. An der Seite eines Genies -  Verena Maatman

Madame Mozart. An der Seite eines Genies (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
352 Seiten
between pages by Piper (Verlag)
978-3-377-90082-1 (ISBN)
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GÜNSTIGER EINFÜHRUNGSPREIS NUR FÜR KURZE ZEIT! Mozarts Ehefrau Constanze, die ihren Mann inspirierte und nach seinem Tod als Sängerin und Nachlassverwalterin seine Musik verbreitete, erzählt ihr Leben. Für alle Leser:innen von biografischen Romanen über starke Frauen aus Kunst, Literatur und Musik »Sie verspürte plötzlich dasselbe Magenkribbeln wie vorhin im Theater, als die Ouvertüre erklungen war, sich der Vorhang langsam aufgezogen und den Blick auf die magische Szenerie freigegeben hatte, die Schauplatz von Liebe, Lust und Leid wurde. Genauso war Wolferls Leben gewesen. Und ihres an seiner Seite. Eine Zeit voller großer Gefühle.« Mannheim 1778: Hochkarätige Musiker und Sänger stehen in den Diensten des Kurfürsten, der eines der besten Orchester Europas unterhält. Eines Tages kommt der junge Mozart in die Stadt. Die sechzehnjährige Constanze ist fasziniert von ihm. Er aber verliebt sich in ihre Schwester Aloisia. Die politischen Umstände zwingen sie indes, getrennte Wege zu gehen. Drei Jahre später begegnen sie sich in Wien erneut. Aloisia ist inzwischen verheiratet. Hat Constanze nun eine Chance?

Verena Maatman, geboren und aufgewachsen im Rheinland, ist Diplom-Übersetzerin für Italienisch, Französisch und Englisch. Nach ihrem Studium an der Universität Mainz arbeitete sie zunächst als Übersetzerin und Lektorin in Bonn und im norditalienischen Modena, heute ist sie im Sprachendienst eines Schweizer Unternehmens tätig. In ihrer Freizeit widmet sie sich dem Schreiben und der Musik und ist als Geigerin in mehreren Kammermusikensembles und Orchestern aktiv. Sie lebt mit ihrem Mann in der Bodensee-Region.

1. Akt


Mannheim

Dezember 1777


Constanze blies sich eine widerspenstige dunkelbraune Locke aus dem Gesicht. Seit Stunden hackte sie Mandeln und Nüsse klein, die ihre Mutter sodann mit Mehl, Zucker, Butter und Eiern zu einem Plätzchenteig knetete. Ihre älteste Schwester Josepha stach die Plätzchen aus, ihre jüngere Schwester Sophie bepinselte diese mit Eigelb, damit sie beim Backen eine schöne Farbe bekommen würden. Das war ein Ritual, das sie jedes Jahr am dritten Advent wiederholten. Sie arbeiteten im Akkord und hatten bereits eine beachtliche Zahl an Plätzchen produziert. Währenddessen beschallte Aloisia, Constanzes zweitältere Schwester, sie alle mit ihren Gesangsübungen aus dem Nachbarzimmer.

Constanze legte das Messer beiseite und ließ ihre Handgelenke kreisen. Sie schmerzten von der monotonen Bewegung. Zudem glühten ihre Wangen regelrecht, denn sie saß nah am Ofen. »Haben wir nicht bald genug Nüsse und Mandeln?«, fragte sie.

»Mitnichten!« Ihre Mutter griff nach dem Brett, auf dem Constanze die Nüsse klein gehackt hatte. »Ich brauche Nachschub.«

Constanze seufzte und nahm das Messer wieder zur Hand. »Kann Aloisia nicht auch mal mithelfen?« Es ärgerte sie, dass diese von sämtlichen hausfraulichen Arbeiten befreit war. Nur weil sie von den vier Weber-Töchtern die begabteste Sängerin war.

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Sie muss ihre neue Rolle einstudieren.«

»Auch wir drei müssen heute noch unsere Stimmbildungsübungen machen«, bemerkte Josepha, die wohl, ähnlich wie Constanze, langsam keine Lust mehr auf das Plätzchenbacken hatte. »Schließlich haben wir ebenfalls Gesangsunterricht.«

Mutter Weber klopfte sich das Mehl von den Händen ab. »Aloisia hat, anders als ihr, bereits Engagements am kurfürstlichen Hof und steuert mit ihrer Gage zu unser aller Lebensunterhalt bei. Daher muss sie ihre Stimme in Form halten und sich mit ihrer neuen Rolle vertraut machen.«

»Man kann auch singen, während man Plätzchen aussticht«, sagte Constanze.

»Das finde ich auch!«, warf Sophie ein.

»Ruhe!« Energisch unterband Mutter Weber jegliche weitere Diskussion. »Aloisias Gesang bringt selbst einen Gletscher zum Schmelzen, wie euer Vater zu sagen pflegt. Wenn wir sie nicht hätten, würden wir am Hungertuch nagen, bloß mit Vaters Lohn.«

Mit zusammengepressten Lippen hackte Constanze auf die Nüsse ein. Es war so ungerecht! Während Aloisia im Wohnzimmer provokativ herumträllerte, mussten sie und ihre anderen Schwestern in der Küche arbeiten.

Zugegebenermaßen sang ihre Schwester wie ein Engel. Rein und klar, doch niemals schrill, hallte ihre hohe Stimme durch das Haus. Mühelos kam sie in die Höhen, ohne Anstrengung vollführte sie artistisch anmutende Koloraturen. Ihr Tonumfang war so groß wie bei keiner anderen Sängerin, die je in Mannheim aufgetreten war.

Plötzlich hörte Constanze die Haustür. »Vater ist zurück!« Sie sprang auf, um ihm im Flur den Mantel abzunehmen. Er hatte als Bassist am Morgen in einem Konzert am kurfürstlichen Hof mitgewirkt. Bestimmt war er ganz durchgefroren von dem Wind und der Kälte draußen.

»Wir bekommen heute Abend Besuch«, verkündete Vater Weber und verlangte nach einem heißen Tee.

»Wer kommt denn?«, fragte Constanze. Hoffentlich kein alter Herr mit verstaubter Perücke, der damit prahlte, vor Jahrzehnten in irgendeinem hinterwäldlerischen Schloss das Cembalo gespielt zu haben.

»Ich habe nur Brot und Käse für das Abendessen eingeplant«, rief ihre Mutter aus der Küche.

»Bitte zaubere einen Braten als Hauptgang.« Vater rieb die Handflächen aneinander.

»Einen Braten? Mitten in der Woche? Bist du verrückt?« Die Stimme der Mutter überschlug sich fast. Mit teigverklebten Händen und roten, vom Backen erhitzten Wangen kam sie in den Flur. »Wir backen gerade Weihnachtsplätzchen. Die Küche ist …« Sie winkte ab. Das Chaos, das in der Küche herrschte, ließ sich nicht in Worte fassen. Hier noch einen Braten unterzubringen, war organisatorisch nicht möglich. »Außerdem ist dein Lohn nahezu aufgebraucht. Wovon also ein gutes Stück Fleisch kaufen?«

»Dir wird schon etwas einfallen«, sagte Vater Weber und gab seiner Frau einen Kuss.

»Der Kurfürst könnte wenigstens vor Weihnachten mal die Spendierhosen anziehen und dir mehr zahlen. Seit Jahren muss ich mit deinem kargen Lohn haushalten und …«

Ihr Mann legte einen Finger auf den Mund, um ihren Redefluss zu unterbrechen. »Wolfgang Amadeus Mozart weilt seit ein paar Wochen in der Stadt«, sagte er. »Der junge Musiker hat sich beim Kurfürsten um eine Stellung bemüht. Aber da keine Kapellmeisterstellen frei sind, hat er eine Absage erhalten und wird sich vermutlich bald in einer anderen Stadt umsehen. Bevor er abreist, möchte ich, dass er unsere Aloisia singen hört. Daher habe ich ihn für heute Abend eingeladen. Wir sollten nicht knauserig sein. Nimm von dem Notgroschen, den wir im Schlafzimmer versteckt haben.«

Mutter Weber brummte unwillig.

»Wolfgang Amadeus Mozart? Der an allen Höfen Europas vorgespielt hat?«, rief Aloisia aus dem Wohnzimmer. Sie hatte trotz ihres Gesangs offenbar einen Großteil der Unterhaltung mitbekommen. Jetzt posierte sie wie eine Primadonna mit hochgesteckten Haaren und einem ausrangierten Bühnenkostüm – einem eng taillierten, silbernen Seidenkleid mit weit ausladenden Röcken und violett bestickter Schleppe – im Türrahmen.

»Ja, ebendieser«, bestätige ihr Vater und schmunzelte. »Wieso trägst du die Theaterkleidung hier im Haus?«

»Ich mache mich mit meiner Rolle vertraut. Das kann ich am besten, wenn ich buchstäblich in die Person schlüpfe, die ich verkörpere. Außerdem muss ich die Arien unter echten Bedingungen üben, also mit eng geschnürtem Korsett, das mich schon am normalen Atmen hindert.«

Das waren Probleme, von denen Constanze nur träumen konnte.

Aloisia war nun offensichtlich der Ansicht, genug geübt zu haben. Sie setzte sich zu ihrem Vater aufs Sofa. »Ich bin gespannt, wie der Wunderknabe aussieht.«

»Er ist mittlerweile erwachsen«, sagte Constanze trocken und schenkte ihrem Vater eine Tasse Tee ein. Mozart hatte als reisendes Wunderkind jahrelang für Furore gesorgt. Doch jetzt musste er einundzwanzig Jahre alt sein, rechnete sie nach.

»Auf jeden Fall möchte ich mit ihm zusammen musizieren.« Aloisia hielt Constanze ihre Tasse hin.

Konnte sich ihre Schwester den Tee nicht selbst einschenken? Nur weil sie als einzige der vier Schwestern bereits als Sängerin am kurfürstlichen Hof engagiert war, brauchte sie zu Hause keine Allüren an den Tag zu legen. Missmutig goss Constanze ihr eine Tasse Tee ein und kleckerte dabei absichtlich einen Tropfen auf Aloisias Hand.

»Autsch! Kannst du nicht aufpassen?«, schimpfte ihre Schwester.

»Entschuldige«, sagte Constanze ungerührt.

»Das hast du extra gemacht!« Aloisias brillanter Sopran konnte im häuslichen Gebrauch zu einem regelrechten Keifen ausarten.

Ihr Vater schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Hört auf zu streiten!«

»Sie hat mich fast verbrüht«, echauffierte sich Aloisia.

»Schluss jetzt! Geh zurück ans Klavier und sorg dafür, dass deine Stimme geschmeidig ist, wenn Mozart kommt.« Vater Weber wandte sich an Constanze. »Und du, sieh nach, ob deine Mutter Hilfe in der Küche braucht.«

»Ich muss heute auch noch meine Gesangsübungen machen«, sagte Constanze. »Aloisia hat den ganzen Tag das Klavier belegt.«

Ihr Vater seufzte. »Ihr Frauenzimmer macht mich manchmal wahnsinnig. Aloisia ist die Begabteste von euch. Sie wird Mozart vorsingen. Daher hat sie heute Vorrang am Klavier. Geh du deiner Mutter zur Hand.«

Beleidigt biss sich Constanze auf die Unterlippe. Alles drehte sich nur um Aloisia. Immer nur Aloisia.

Mutter Weber stellte sich in Windeseile auf die neue Herausforderung ein und...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-377-90082-9 / 3377900829
ISBN-13 978-3-377-90082-1 / 9783377900821
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