Die Amato-Schwestern: Der Stoff der Träume (eBook)

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2024 | 1. Aufl. 2024
307 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2938-3 (ISBN)

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Die Amato-Schwestern: Der Stoff der Träume - Jo Kommer
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Santiago de Chile, Ende der 1970er-Jahre: Nach dem tragischen Tod ihres Vaters steht Teresa vor den Trümmern des Familienunternehmens. Entschlossen, die Erinnerung an Giuseppe zu bewahren, setzt sie alles daran, die Amato-Strumpffabrik wiederaufzubauen. Doch das Schicksal hält zahlreiche Herausforderungen bereit.
Während Teresa mit Hingabe an ihrem Traum arbeitet, bricht ihre Familie auseinander: Ihr Sohn Felipe gerät auf die schiefe Bahn, und ihr Ehemann Raúl verliert sich im Strudel von Arbeitslosigkeit und Alkohol. Als auch noch ihre geliebte Mutter María schwer erkrankt, droht Teresa den Boden unter den Füßen zu verlieren. Doch inmitten des Chaos findet Teresa unerwartete Unterstützung ...

Eine emotionale Reise mit Liebe, Verlust und der Kraft der Familie. »Die Amato-Schwestern - Der Stoff der Träume« erzählt die bewegende Geschichte einer Frau, die gegen alle Widerstände kämpft, um ihr Erbe zu bewahren und ihre Familie wieder zu vereinen.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.





<p><a name="_Hlk148341994"></a>Jo Kommer wurde 1982 in Ludwigsburg geboren. Als junge Erwachsene reiste sie ein Jahr durch Neuseeland und Australien. Im Anschluss daran veröffentlichte sie einen Reisebericht sowie einen Reiseführer über Work and Travel in Neuseeland. Nach ihrer Ausbildung im Rettungsdienst verbrachte sie zehn Jahre in Spanien, wo sie in unterschiedlichen Branchen jobbte. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Katze wieder in der alten Heimat in Baden-Württemberg. Sie arbeitet als Bloggerin und freie Redakteurin.</p>

Kapitel 3


Santiago de Chile, Cementerio General, 25. August 1978


Für einen Moment stand alles still. Die Welt um Teresa, die Maschinen der Fabrik, das rege Treiben in der Amato-Villa. Alle hielten inne. Es war eine Ära zu Ende gegangen. Der Patrón der Strumpffabrik war gestorben.

Es war traurig, und doch tat es gut, so viele Menschen zu sehen, die an diesem Tag zur Beerdigung gekommen waren. Neben zahlreichen Geschäftspartnern, Kunden und Nachbarn hatten auch etliche Arbeiterinnen ihren Weg auf den Friedhof gefunden. Teresa war dankbar dafür, denn für sie waren sie wie Familie. Viele von ihnen kannte sie schon, seit sie klein war. Sie hatten ihr die Abläufe in der Fabrik gezeigt und ihr die Maschinen erklärt. Immer heimlich, denn der Patrón hatte angeblich nicht gewollt, dass seine Tochter in der Produktionshalle herumlungerte. Teresa musste lächeln, als sie daran dachte. Oft hatte sie sich vor ihrem Vater in der Fabrik versteckt, und die Arbeiterinnen hatten sie dabei gedeckt. Es war wie ein Spiel, das Teresa als Kind große Freude bereitet hatte. Jetzt als Erwachsene wusste sie jedoch, dass ihr Vater sehr wohl immer darüber informiert gewesen war, dass sie Verstecken mit ihm gespielt hatte. Er war so gutmütig gewesen, dass er beide Augen zugedrückt und ihr ihren Spaß gelassen hatte.

Neben den Fabrikfrauen waren auch Giuseppes Assistent Juan gekommen sowie der Mechaniker, der in der Fabrik dafür verantwortlich war, alle Geräte in Schuss zu halten. Gabriela, die Haushälterin, stand neben María. Sie war ebenfalls ein Teil der Familie und in Teresas Leben, seit sie denken konnte. Unter den Trauergästen war auch Giuseppes langjähriger Freund Eduardo. Wie ihr Vater hatte er aus dem Nichts ein Unternehmen aufgebaut, eine Hemdenfabrik. Trotz Höhen und Tiefen hatte ihre Freundschaft bis zum Schluss Bestand gehabt.

Am meisten berührte Teresa aber die Tatsache, dass Ignacio aus dem Süden angereist war, um seinem Schwiegervater die letzte Ehre zu erweisen. Als er vor ihr stand, wurde ihr erst bewusst, wie tragisch es war, dass Amelia nicht anwesend sein konnte. Auch Sofía, die gemeinsame Tochter der beiden, fehlte. Es war ein bittersüßes Wiedersehen mit ihrem Schwager, das viele dramatische Momente in Erinnerung rief, aber sie war froh, dass er gekommen war. So wusste sie, dass er die Familie Amato und ihre Schwester noch immer im Herzen trug.

Nach Giuseppes Beisetzung auf dem Cementerio General sank María erschöpft in ihren Ohrensessel im Salon der Amato-Villa, und Teresa setzte sich zu ihr. Sergio war mit seiner Frau nach Hause gefahren, sie wohnten nicht auf dem Familienanwesen. Gabriela schlich in den Raum und stellte schweigend jedem eine Tasse Tee auf den Couchtisch. Dann verschwand sie wieder genauso leise, wie sie gekommen war.

»Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich deinen Vater kennenlernte«, sagte María auf einmal in die drückende Stille hinein.

Teresa blickte auf und sah ihre Mutter an.

»Es war an einem Sonntag«, wisperte sie und verlor sich einen Moment in ihren Gedanken. »Ich hatte mich extra hübsch gemacht für die Kirche. Nach dem Gottesdienst wollte ich mit meinen Schwestern zum Essen ausgehen. In einem Restaurant an der Plaza de Armas.«

Teresa folgte den Ausführungen ihrer Mutter aufmerksam und reiste gedanklich zu dem großen Platz im Stadtzentrum von Santiago.

»Vor dem Essen spazierten wir über die plaza und waren dabei in ein heiteres Gespräch versunken.«

Teresa konnte sich bildlich vorstellen, wie ihre Mutter und ihre Tanten auf den geschwungenen Wegen flanierten, die durch die stilvoll angelegte Anlage des weitläufigen Platzes führten.

»Es war ein sonniger Sommertag im Januar«, fuhr María fort. »Aber es war nicht zu heiß, und unter den großen Palmen und Bäumen auf dem Platz war es angenehm schattig.«

Sie zog ihr schwarzes Dreiecktuch etwas enger um die Schultern, so als ob ihr bei dem Gedanken an schattenspendende Palmen kalt würde.

»Ich weiß nicht mehr, worüber wir uns unterhalten haben, aber plötzlich hörten wir eine tiefe Stimme, die uns aus unserer Unterhaltung riss. Sie rief meine Schwester Rosa, und wir drehten uns um.« Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Vor uns stand ein großer Mann, den uns Rosa als Eduardo vorstellte.«

»Eduardo«, warf Teresa ein, »der Eduardo?« Sie dachte an den langjährigen Freund ihres Vaters, den mit der Hemdenfabrik.

»Ja genau, der Eduardo.« Ihre Mutter nickte. »Er war ein Bekannter einer Freundin von Rosa. Ich konnte ihren komplizierten Ausführungen, woher sie ihn genau kannte, allerdings nicht folgen.«

»Wieso nicht?«, fragte Teresa leicht amüsiert, denn sie konnte sich alles lebhaft vorstellen.

»Weil ich plötzlich furchtbar Herzrasen bekommen habe und mir ganz heiß wurde.«

Teresa hob die Augenbrauen und sah ihre Mutter fragend an.

»Ich hatte Angst, man könnte mir meine Verlegenheit ansehen«, fuhr diese fort, »und wusste überhaupt nicht mehr, was ich tun sollte.«

»Wegen Eduardo?«, hakte Teresa nach.

»Nein.« María lachte leise und schüttelte den Kopf, »wegen seines Begleiters.«

»Papá?«

»Ja, genau.«

Teresas Gesicht erhellte sich, und gespannt lauschte sie den weiteren Ausführungen ihrer Mutter.

»Er trug einen feinen Anzug und eine Fliege. Die Schuhe waren poliert, und er sah einfach hinreißend aus. Seine Statur, sein Körper, seine Ausstrahlung, alles.« María schloss einen Moment die Augen. An ihrem seligen Gesichtsausdruck konnte Teresa erahnen, dass sie genau dieses Bild in ihrem Geiste sah. »Ich konnte nicht anders, als ihn von oben bis unten zu mustern«, verriet María und schlug die Lider wieder auf. »Was mich in diesem Moment am meisten an ihm faszinierte, waren seine auffallend blauen Augen.«

»Ja, seine Augen waren besonders«, murmelte Teresa. María nickte zustimmend und nahm wieder den Faden auf. »Ich war mit einem Mal so nervös, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Seine Erscheinung war so umwerfend, dass sie mich völlig aus der Fassung brachte.«

Teresa lächelte verschmitzt.

»Ich hatte mich noch nie so hilflos gefühlt. Ich brachte kein Wort heraus und habe mir ständig an die Frisur gefasst, um zu überprüfen, dass alles noch an Ort und Stelle saß.« Gedankenverloren wanderte ihre Hand an ihren Kopf und tastete nach den Haaren, als erlebe sie die Situation aufs Neue.

»Sie unterhielten sich über irgendetwas, aber ich hatte solches Herzklopfen, dass ich nichts davon mitbekam«, fuhr sie versonnen fort. »Irgendwann erklärten sie mir dann, dass Eduardo und Giuseppe uns zum Essen begleiten würden.« Sie lachte und schüttelte, wie in eine andere Welt versunken, leicht den Kopf. »Ich saß in dem Restaurant und bekam keinen Bissen herunter. Mir war übel. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch.« Sie sah Teresa mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich hatte mich Hals über Kopf verliebt!«

Sie beugte sich nach vorn und nahm die Tasse in die Hand.

»Ich war fasziniert von dem italienischen Akzent deines Vaters. Damals war er noch stärker ausgeprägt. Für mich war das etwas unglaublich Exotisches. Er sprach so klangvoll.« Sie nahm einen Schluck von dem heißen Tee und sah Teresa wieder an.

»Er hatte natürlich bemerkt, dass ich ihn ununterbrochen anstarrte und gebannt an seinen Lippen hing. Später hat er mir erzählt, dass er bei diesem Essen genauso nervös war wie ich und nur mit Mühe überhaupt etwas heruntergebracht hatte.«

Ein Lächeln erhellte Teresas trauriges Gesicht, während sie den Erzählungen ihrer Mutter lauschte.

»Es war Liebe auf den ersten Blick«, schloss María. »Wir waren einfach füreinander geschaffen.« Sie hatte Mühe, den letzten Satz auszusprechen, ohne wieder in Tränen auszubrechen.

Teresa nickte verständnisvoll und dachte an die vielen Momente zurück, in denen sie ihre Eltern als Paar erlebt hatte. Sie schienen wirklich glücklich gewesen zu sein, und ihre Ehe hatte bis zum Ende gehalten. Teresa selbst wünschte sich auch so ein Glück. Ihre erste Ehe war nach kürzester Zeit katastrophal gescheitert. Seitdem war sie die alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen. Ob sie damit jemals wieder einen Mann finden würde, der sie liebte und mit dem sie alt werden konnte, wie ihre Eltern, wusste sie nicht. Sie atmete tief durch und riss sich zusammen, damit die Tränen sie nicht wieder überkamen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich um ihre Zukunft zu sorgen.

»Ich möchte dir etwas geben, hija«, sagte María und riss sie aus ihren Gedanken.

Erstaunt sah Teresa ihre Mutter an, die sich aus ihrem Sessel erhob.

»Komm mit«, forderte sie sie auf.

Sie gingen durch den Flur in Giuseppes Arbeitszimmer, das er sich in der Villa eingerichtet hatte. Er hatte es kaum benutzt, weil er die meiste Zeit in seinem Büro in der Fabrik verbracht hatte. María ging auf den Schreibtisch zu, öffnete eine Schublade und zog drei in Leder eingebundene Notizbücher heraus.

»Was ist das?«, fragte Teresa. Sie hatte diese Bücher noch nie zuvor gesehen.

»Er hat dir das Versprechen abgenommen«, begann María und schaute sie ernst an, »dass du dafür sorgst, dass die Fabrik weiterläuft.«

Teresa nickte.

»In diesen Tagebüchern steht, wie wichtig ihm die Fabrik war und wie viel Kraft es ihn gekostet hat, sie aufzubauen.«

Teresa war erstaunt. Sie wusste nicht, dass ihr Vater sein Leben schriftlich festgehalten hatte.

»Nimm...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2024
Reihe/Serie Eine Familiensaga in Chile und Italien
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte chile roman • Dynastie • Familiengeschichte • Familiensaga • Roman über Familie • Saga
ISBN-10 3-7517-2938-0 / 3751729380
ISBN-13 978-3-7517-2938-3 / 9783751729383
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