The Reality in this world -  Bernd Schubert

The Reality in this world (eBook)

www.chefautor.com
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2024 | 1. Auflage
344 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-7210-7 (ISBN)
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Am Wochenende konnte ich richtig abschalten von den Sorgen, die mir das Unternehmen bereitete. Die Leute waren Freitag und Samstag Nacht wieder in der Stadt unterwegs und brauchen ein Taxi, damit sie auch was trinken konnten. Es folgte eine Fahrt auf die andere. Von einem Dorf ins nächste , von einer nächstgelegenen Stadt in die andere. Man kann fast sagen, das Geld floss in Strömen. In einer Nacht musste ich eine dumme Erfahrung mit einem Fußgänger machen. Er tappte absichtlich, wahrscheinlich betrunken, an einer engen Straße auf der Mitte der Straße hin und her und ließ mich nicht vorbeifahren. Das ging etwa 10 Minuten so, bis einer meiner Fahrgäste sagte, halt an, den mach ich platt. Ich hatte nebenbei mitbekommen, dass der Fahrgast sogar Boxer war. Er schlug den Störenfried mit einem Fausthieb schnell auf die Straßenseite, so dass ich vorbeifahren konnte. Die anderen Fahrgäste machten sich dann noch Sorgen, ob er vielleicht zu stark zugeschlagen hatte. Egal sagte der Boxer, der hat es verdient.

Schubert lebt in Memmingen und kritisiert den Staat, das Fernsehen wegen zu schlechter Beiträge, seine Heimatstadt wegen zu viel Idiotie in dieser Stadt und das Einkaufen, das in seiner Umgebung eine Plage ist, denn niemand will freundlich sein, vor allem Kunden. www.chefautor.com

Kapitel 5


Das Großraumtaxi und „die politische Schiene“


Ein Vertriebsmitarbeiter von Audi sagte mir beim letzten Fahrzeugcheck, dass nach der letzten Ölabdichtung, die ganze Abdichtung kostete mich mehr als 4.000,- Euro, nun noch mindestens 1.000,- Euro wegen eines Defekts am Motor auf mich zu kämen. Diese Aussage hat mir den Rest gegeben und ich entschied mich, den Audi A6 zu verkaufen. Nachdem mich schon oft meine Fahrgäste angesprochen hatten, warum ich kein Großraumtaxi hatte, beschloss ich, das Taxiunternehmen um ein Großraumtaxi zu erweitern. Zusätzlich kam mir in den Sinn, dass es sich diesmal um ein Neufahrzeug handeln musste, da mir die laufenden Reparaturen in der Vergangenheit große Sorgen bereiteten.

Bekanntlicherweise gibt es von der Automarke Kia günstige Fahrzeuge, also entschied ich mich für einen Kia. Mit diesem Kia konnte ich nun 6 Personen befördern, ohne dass jemand im Kofferraum einsteigen musste, was ja sowieso nicht erlaubt war. Meine Fahrgäste lobten wieder das neue Auto. Klar, die Lederausstattung imponierte vielen und die herrlich beleuchtete CD-Radio-Sound-Anlage fiel sofort auf. Für die Fahrgäste in der dritten Reihe waren sogar Kippfenster angebracht. „Deluxe“ sagten meine Kunden dazu. Das Fahrzeug war so komfortabel ausgestattet, dass man sich vorkam wie in einem Flugzeug. Es fehlte nur noch der von der Decke herunter klappbare Monitor für den DVD-Player, was ich aber für übertrieben hielt und deswegen nicht dazukaufte.

Leider konnte ich mit der Anzahl meiner Aufträge noch nicht zufrieden sein, so dass ich meinen Ausbildungsprüfer anrief. Er meinte, ich solle alle Steuerberater in Memmingen wegen Aufträgen fragen, bzw. bei ihnen Werbung machen. Das brachte so gut wie gar nichts ein. Aber da ich mit meinem jetzigen Steuerberater sowieso nicht ganz zufrieden war, wechselte ich zu einem anderen Steuerberater für mein Unternehmen. Dieser hatte zwar seinen Sitz in einer anderen Stadt, aber ich hörte davon, dass er sehr zuverlässig sei. Woher ich mehr Fahraufträge bekommen könnte, wusste dieser aber leider auch nicht.

Na ja, zum Jahreswechsel 2006/2007 lief es dann doch nicht so ganz schlecht. Ich konnte im Januar einen Umsatz von 11.000,- € verzeichnen. Der Kauf von Winterreifen und ab und zu anfallende Instandsetzungen der Taxis verbrauchten aber den Gewinn vom Januar recht schnell.

Im Winter sind mehr Leute krank hieß es, wodurch ich sehr viele Fahrten, die täglich stattfanden, von der Krankenkasse aber auch durch eigene Werbung bekam. Die Dauer der Fahrten betrug oft eineinhalb Monate lang pro Kunde. Die Fahrt ging jeweils in einen Ort, der ca. 60 km entfernt war.

Sorgen machte mir nur, dass meine Heimatstadt im neuen Jahr für das Krankenhaus ein eigenes Bestrahlungsgerät für eine Million Euro gekauft hatte, weswegen die regelmäßigen weiten Fahrten dann wegfielen. Jetzt hatte ich 3 Taxis vor der Tür stehen, und unter der Woche kaum noch Arbeit. Ich schaltete wiederum eine große Werbeanzeige in der örtlichen Zeitung, das war aber diesmal nicht sehr hilfreich. Auch mein Einfall, mehr Visitenkarten zu verteilen war ein Tropfen auf den heißen Stein. Versteigerungsfahrten von Krankenkassen bekam ich auch nicht mehr ausreichend, um existieren zu können.

Ich wusste, dass es abwärts ging und ich war völlig ratlos. Da fiel mir ein, den Bürgermeister zu fragen, ob er für mich eine Taxikonzession, die meine Fahrservice-Konzession ersetzen würde, erteilen könnte. Es erschien mir noch zu früh dies zu tun, zumal er auch einen Grund brauchte, weshalb er mir eine Taxikonzession erteilen sollte. Politiker wissen doch am ehesten, was bei einem Not leidenden Unternehmen zu tun ist, dachte ich mir. Und warum nicht einmal gleich ganz oben nachfragen, also bei der Kanzlerin. Es handelte sich ja um ein Unternehmen, bei dem Leuten geholfen wird, indem sie von A nach B gebracht werden. Sei es eine Flughafenfahrt für ein anderes Unternehmen, eine Krankenfahrt oder auch ein Angetrunkener, der dadurch seinen Führerschein nicht verliert. So ein Unternehmen müsste doch Anerkennung finden, dachte ich mir, und ich verfasste den nachfolgenden Brief an Angela Merkel.

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

ich weiß, Sie sind eine vielbeschäftigte Frau, trotzdem möchte ich Sie bitten, sich meines hier kurz geschilderten Problems anzunehmen.

Nachdem ich als gelernter Industrie- und Bankkaufmann wegen Personalabbaus im Jahre 2002 keinen Arbeitsplatz mehr bekam, bin ich bis zum Jahre 2006 überwiegend arbeitslos gewesen. Ich entschloss mich dann Anfang 2006, als Taxi-/Mietwagenunternehmer selbstständig zu machen, da es vollkommen aussichtslos war, als Kaufmann noch einen Arbeitsplatz zu bekommen.

Seit über einem Jahr betreibe ich nun einen Fahrservice in Memmingen. Ich darf hier Personen von A nach B fahren, genauso wie ein Taxiunternehmen.

Von meinem Unternehmen, das vom Gewerbeamt auch als "Mietwagenunternehmen" bezeichnet wird, obwohl es mit Mietwagen nichts zu tun hat, können Sie sich unter www.fahrservice-schubert.de im Internet ein Bild machen.

Als geprüfter Taxi-/Mietwagenunternehmer eröffnete ich also ein Mietwagenunternehmen, da Taxikonzessionen von der Stadt nicht vergeben wurden. Mit günstigen Preisen bei den Krankenkassen erledigten meine Fahrer und ich zuverlässig Patientenfahrten, die den größten Anteil an meinem Unternehmen ausmachen.

Für mein Unternehmen habe ich im Laufe des Jahres 2006 drei Fahrzeuge angeschafft, die in Raten bei der Bank abbezahlt werden. Diese Fahrzeuge sind nötig, da die Behandlung der zu fahrenden Dialysepatienten zur gleichen Zeit beginnt und endet.

Fahrten für Krebspatienten zur Bestrahlung, die für mich weitere Fahrstrecken bedeuteten, fielen ab Anfang dieses Jahres weg, da das Krankenhaus unserer Stadt jetzt eine eigene Bestrahlungseinrichtung bekommen hat.

In ein paar Monaten wird der Regionalflughafen in Memmingen fertig gestellt sein. Hier sind Fahraufträge zu erwarten. Schon seit mehreren Monaten korrespondiere ich mit der Geschäftsleitung des Allgäu-Airports.

Ich habe meinen zuverlässigen Fahrservice angeboten mit ausführlicher Beschreibung meiner drei geräumigen Fahrzeuge. Ich wurde vollkommen übergangen, das größte Taxiunternehmen in Memmingen hat seit einiger Zeit eine Autowerbung vom Allgäu-Airport bekommen und einen Werbehinweis auf der Allgäu-Airport-Internetseite. Mich hat der Allgäu-Airport auf meine schriftlichen und telefonischen Anfragen immer nur hingehalten und auf meine letzte Anfrage habe ich überhaupt keine Antwort mehr bekommen. Der Allgäu-Airport hat schon seit Ende letzten Jahres Fahraufträge zu vergeben, aber diese Aufträge werden grundsätzlich nur diesem einen Taxiunternehmen zugeteilt.

Das gleiche gilt für das Klinikum Memmingen. Meine letzten Fahraufträge bekam ich im Dezember letzten Jahres. Obwohl dort laufend Verlegungsfahrten anfallen, werden immer nur die gleichen Taxiunternehmen angerufen.

Die AOK hat im letzten Jahr dadurch, dass sie Fahraufträge, bei denen sie vorher die sonst üblichen Preise gedrückt hatte, an mich vergeben, und somit rund 10.000,00 Euro eingespart. Mir fehlt dieses Geld. Es wurden beispielsweise bei Bestrahlungsfahrten von Krebspatienten, bei der der Patient nach Behandlung gleich wieder nach Hause gebracht wurde, nur die Hinfahrt bezahlt - alle anderen Krankenkassen vergüteten Hin- und Rückfahrt.

Schon des öfteren musste ich von Angestellten bei Krankenkassen hören, dass unsere Taxiunternehmer bei den Krankenkassen "gewisse Geschenke" machen, um Aufträge zu bekommen.

Wie soll ein Jungunternehmer wie ich bestehen können, wenn unsere Taxiunternehmer mit solchen "Bestechungsmethoden" arbeiten dürfen?

Autowerkstätten, Tankstellen, Banken usw. verdienen ebenfalls sehr gut an meinem Unternehmen, was ich jetzt nicht weiter ausführen möchte.

Taxiunternehmen zahlen ans Finanzamt 7 % ihrer Taxieinnahmen. Das Finanzamt bekommt ganze 19 % der Fahreinnahmen meines Mietwagenunternehmens, obwohl hier die gleiche Arbeit verrichtet wird, wie von Taxiunternehmen. Wo ist da die Gerechtigkeit?

Wie soll ich unter solchen Umständen und mit derartigen Hindernissen ein Taxi-/Mietwagenunternehmen über Wasser halten?

Können Sie mir dazu eine unterstützende Antwort geben, Frau Merkel?

Meinen herzlichsten Dank, dass Sie sich für meinen Brief Zeit genommen haben.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Schubert

Sehr geehrter Herr Schubert,

vielen Dank für Ihr Schreiben an Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel vom 18. März 2007. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass es der Bundeskanzlerin angesichts der Vielzahl eingehender Schreiben leider nicht möglich ist, Ihnen persönlich zu schreiben. Ich bin gebeten worden, Ihnen zu antworten.

Wenn ich auch Ihre Sorgen nachvollziehen kann, so muss ich Sie dennoch um Verständnis dafür bitten, dass der Bund in dieser Angelegenheit nicht eingreifen kann. Die Vergabe von Aufträgen zwischen privaten Unternehmen bestimmt sich nach den Regeln des Zivilrechts. Sofern es sich bei dem angesprochenen...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-7597-7210-2 / 3759772102
ISBN-13 978-3-7597-7210-7 / 9783759772107
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