2384 Subject Zero -  Akima Clary

2384 Subject Zero (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
218 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-22053-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
3,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Eigentlich wollte Johanna nur eine Gute Freundin sein, als sie Sina in dieses 'Tierheim' für Hybriden begleitet, doch dann entdeckt sie Lucifer. Auf einmal geht es für den aggressiven Hybriden um Leben und Tod, also trifft Johanna eine folgenschwere Entscheidung. Wird sie es schaffen, irgendwie mit ihm zurecht zu kommen, oder muss sie wirklich für den Rest ihres Lebens auf dem Sofa schlafen? Wie lange ist überhaupt der Rest ihres Lebens, wenn sie mit einem unberechenbaren 'Tier' zusammenlebt? Irgendetwas ist merkwürdig an ihm. Mal scheint er mehr Angst vor Johanna zu haben, als sie vor ihm, im nächsten Moment verhält er sich, als wolle er ihr was antun, und dann ist er fast schon nett. Muss sie wirklich um ihr Leben fürchten, oder kommt doch alles ganz anders?

Akima Clary, geboren 1986, entdeckte ihre Leidenschaft für das Schreiben schon in jungen Jahren. Mit einem offenen Geist und einer wilden Fantasie ausgestattet, fand sie in den Welten der Bücher und Geschichten einen Ort der Flucht und Inspiration. Obwohl das Schreiben stets ihr Hobby war, wagte sie lange Zeit nicht, ihre Werke der Öffentlichkeit preiszugeben. Sie fand ihre kreative Berufung zunächst in der Welt der Fotografie und Bildbearbeitung. Ihre Leidenschaft für das Festhalten von Momenten und das Spiel mit visuellen Elementen führte sie auf einen inspirierenden Weg, der später auch das Schreiben umfasste. Mit einem Auge für Details und einer ausgeprägten ästhetischen Sensibilität verlieh Akima ihren Fotografien eine einzigartige Note. Durch ihre Fähigkeit, Emotionen und Stimmungen einzufangen, erzählte sie Geschichten ohne ein einziges Wort. Im Jahr 2023 entschied Akima, dass es an der Zeit war, ihre Schreibwerke der Welt zu präsentieren. Mit dem Mut, ihre Komfortzone zu verlassen, wagte sie den Schritt in die Veröffentlichung.

Kapitel 1


I

ch habe keine Ahnung, warum ich mich dazu habe breitschlagen lassen, aber hier sind wir nun. Mit etwas Abstand und widerwillig schlurfe ich meiner besten Freundin Sina hinterher. Sie geht zielstrebig auf ein großes Gebäude zu. Ich bleibe stehen. Von außen wirkt es einladend. Alles ist in Weiß und Hellgrau gehalten. Vorne sind große Fensterfronten, und der Weg zum Eingang ist mit bunten Blumenbeeten gesäumt. Dennoch habe ich ein mulmiges Gefühl. Eine Woche hat sie gebraucht, bis ich mich habe überreden lassen, sie zu begleiten. Ich wollte es nicht, ich will es immer noch nicht, denn ich finde das alles irgendwie ziemlich bizarr. Warum sie so begeistert davon ist, kann ich absolut nicht verstehen. Ich sehe nichts Positives daran, aber sie ist nun mal meine beste Freundin. Ich hoffe einfach, dass

es nicht zu lange dauert und ich das alles irgendwie wieder verdrängen kann.

»Johanna, komm schon«,

ruft Sina mir zu und ich gehe weiter. Wir betreten das Gebäude durch eine Glastür. Der Raum, in dem wir uns befinden, ist hell und wirkt freundlich. Überall in den Regalen liegen Decken, Leinen, Halsbänder, quasi alles, was man für ein Haustier braucht.

Haustier, es klingt wie ein schlechter Witz. Als damals herauskam, dass das Militär es geschafft hat, menschliche und tierische DNS zu vermischen, um einen Supersoldaten zu erschaffen, gab es einen riesigen Aufschrei. Es wurde gesagt, dass es barbarisch wäre, ein Verbrechen an der Natur und ethisch absolut fragwürdig. Doch hier sind wir jetzt, ein paar Jahrzehnte später, in einer Art Tierheim für genau diese Kreaturen. Es ist nicht wirklich ein Tierheim, sondern ein profitorientiertes Unternehmen. Sie verkaufen hier sowohl die Streuner, die sie auf den Straßen aufsammeln als auch Nachzuchten.

Es ist so surreal, bis auf Kleinigkeiten wie Ohren, Augen und Zähne, sehen sie aus wie normale Menschen. Sie können angeblich nicht sprechen, ihre Verhaltensweisen sind zumeist eher instinktiv. Heißt das denn dann automatisch, dass sie weniger intelligent sind als wir? Wenn ich vor einem Hybriden stehe, stehe ich vor einer erwachsenen Person, die von einer anderen erwachsenen Person als Haustier gehalten wird. Was nach einer BDSM-Praktik klingt, ist das Leben der meisten dieser Wesen. Ob sie das wollen oder nicht, ist bisweilen unklar.

Am Ende des Raumes befindet sich ein Tresen, hinter dem eine junge Dame steht. Sie trägt eine weiße Bluse, mit grauen Akzenten. Auf der rechten Seite ist das Logo und darunter ihr Name aufgestickt. Jessica Klose heißt sie wohl. Sie begrüßt uns freundlich und fragt, wie sie helfen kann. Während Sina mit ihr redet, schaue ich mich um. Am anderen Ende des Raumes ist ein großes Fenster und ich gehe darauf zu. Was ich sehe, wirkt, als würde ich vor einem Kindergarten stehen. Hinter dem Fenster ist ein Raum. Die Wände sind bunt gestrichen und überall steht Spielzeug. In dem Raum befinden sich junge Hybride, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Ich bin erschüttert. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie alt Hybride sind, wenn man sie kauft.

»Sina, du willst dir jetzt aber nicht so ein Kleines holen, oder?«

frage ich sie ungläubig. Sina lacht.

»Natürlich nicht, dafür habe ich doch gar nicht genug Zeit.«

entgegnet sie und ich bin erleichtert.

Nachdem Sina der Angestellten erklärt hat, was genau sie sucht, werden wir in einen anderen Raum geführt. Alles hier drin ist sehr steril. Der Boden und die Wände sind weiß gefliest. Es riecht mehr nach Krankenhaus als nach Tierheim und es ist kalt. Käfige reihen sich aneinander. Jeder von ihnen ist vielleicht vier Quadratmeter groß. In den Käfigen liegen Decken, Spielzeuge und in jedem steht ein Napf mit Wasser. Die Bewohner der Käfige sind mehr als unterschiedlich. Manche kommen sofort neugierig an die Gitter, manche sind eher zurückhaltend. Sie unterscheiden sich auch in Größe, Haut-, Haar- und Fellfarbe.

Sina hat sich schnell für ein Weibchen entschieden. Sie sieht aus wie ein gewöhnlicher Mensch und trägt normale Kleidung. Lediglich die Ohren und der Schwanz verraten auf den ersten Blick, dass sie kein Mensch ist. Ein bisschen ähnelt sie einer Siamkatze. Sie hat strahlend blaue Augen und ihre dunklen Ohren bilden einen ziemlich starken Kontrast zu den fast weißen Haaren.

Während Sina mit der Verkäuferin über ihre Wahl spricht, und erklärt bekommt, worauf sie zu achten hat, schweift mein Blick durch den Raum. Der Anblick schockiert und irritiert mich noch mehr, als ich es vermutet habe. An einem der Käfige hängt ein Schild. „Achtung gefährlich“ lese ich, aber ich kann es nicht lassen und trete einen Schritt näher. In diesem Käfig liegt kein Spielzeug. Ganz hinten in der Ecke entdecke ich eines dieser Wesen. Es hat sich zusammengekauert und drückt sich an die Wand. Irgendwie sieht es kein bisschen gefährlich aus, eher verängstigt. Als ich noch einen Schritt näher an die Gitterstäbe trete, wird es auf mich aufmerksam. Es sieht mich mit leuchtend gelben Augen an. Sein Blick wirkt ängstlich und zugleich bedrohlich.

»Kommen Sie da weg«,

höre ich die Verkäuferin rufen und im selben Moment springt die Kreatur gegen die Gitterstäbe. Sie faucht mich an, ihre spitzen Zähne funkeln. Ich schrecke zusammen und weiche einen Schritt zurück. Trotz des Angriffes tut mir die Kreatur unendlich leid. Es muss schrecklich sein, den ganzen Tag in diesem kleinen Käfig zu sitzen. Außerdem ist es der dunkelste Käfig im ganzen Raum. Ich kann kaum sagen, wie die Kreatur genau aussieht.

Die Verkäuferin versucht mich zu beruhigen. Sie versichert mir, dass die Käfige hundertprozentig ausbruchsicher seien, und dass mir nichts passieren könne.

»Ich bin froh, wenn er morgen eingeschläfert wird«,

fügt sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck hinzu.

Eingeschläfert? Mein Herz stockt. Darüber habe ich noch nie nachgedacht, wenn wir sie als Haustiere halten, heißt das auch, dass wir über ihr Leben bestimmen. Was passiert also mit denen, die nicht in das Bild passen, das wir von einem guten Haustier haben? Wir bringen sie um. Mein Blick fällt wieder in seine Richtung. Das Einzige, was ich sehe, sind seine leuchtend gelben Augen. Sein Blick wirkt traurig, als er mich direkt anschaut. Es kommt mir vor, als hätte er mit allem abgeschlossen, als wäre sein gesamter Lebenswille dahin. Was muss man einem Lebewesen antun, um es so zu brechen? Ich ertrage den Anblick nicht, auch nicht den Gedanken, dass ich hier rausgehe und weiter lebe, während er hier sitzt und auf seinen Tod wartet.

»Ich nehme ihn«,

sage ich, ohne weiter darüber nachzudenken, was das heißt.

»Dass wollen Sie nicht, er ist nicht zu erziehen.«

Die Dame versucht lange es mir auszureden, aber ich lasse nicht locker.

»Warum willst du denn ausgerechnet den? Ich habe da hinten einen rot getigerten gesehen, der würde viel besser zu dir passen. Immerhin habt ihr dieselbe Haarfarbe.«

 

Sina scheint wirklich zu denken, dass das ein Argument ist, um mich umzustimmen. Als würde ich unbedingt einen Hybriden haben wollen. Das will ich bestimmt nicht. Ich finde es furchtbar, wie wir sie behandeln, und das Letzte, was ich will, ist das auch noch zu unterstützen, aber vielleicht schaffe ich es ja, bei ihm alles anders zu machen. Ich kann ihn auf jeden Fall nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Hybriden wie ihn einzuschläfern, mag vielleicht gängige Praxis sein, und ich allein kann die Welt nicht ändern, aber vielleicht kann ich seine Welt ändern.

Nach einer Weile gibt die Verkäuferin nach. Wir machen die Papiere fertig. Da er aufgrund seines Verhaltens eingeschläfert werden soll und er als gefährlich eingestuft wird, muss ich etwas unterschreiben, dass den Laden komplett aus der Verantwortung nimmt. Sie haften für nichts und nehmen ihn auch nicht zurück. Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich eine gute Idee ist, doch ich unterschreibe.

Als wir wieder im Auto sitzen, bin ich etwas froh darüber, dass der Laden die „Ware“ liefert. Zwei Männer mussten ihn aus dem Käfig holen und ins Auto bringen. Ich habe keine Ahnung, was ich mit ihm machen soll, wenn er bei mir zu Hause ist. Vielleicht wird mich der Versuch, sein Leben zu retten, das meinige kosten. Bin ich total bescheuert?

Ich bin heilfroh, dass wir wieder da raus sind. Ich denke nicht, dass ich diese Bilder so schnell aus meinem Gedächtnis gelöscht bekomme, vor allem nicht, da ich wohl jedes Mal, wenn ich diese Kreatur ansehe, daran erinnert werde.

Sina und ich wohnen im gleichen Gebäude. Ihre Wohnung liegt im zweiten Stock, meine im vierten. Sie kann ihr neues Haustier einfach an einer Leine in ihre Wohnung bringen, bei mir sieht das etwas anders aus.

Die beiden Männer laden ihn wieder zu zweit aus dem Auto aus. Er wehrt sich nicht mehr so viel, wie beim Einladen, dennoch sieht es nicht nach einem leichten Unterfangen aus. Seine Hände sind auf dem Rücken zusammengebunden und er trägt ein dickes schwarzes Halsband. Erna und Herbert von gegenüber kommen wohl gerade vom Einkaufen zurück. Das ältere Ehepaar läuft kopfschüttelnd an uns vorbei. Ich habe mich schon ein paar Mal über Hybriden mit ihnen unterhalten und sie wissen auch, was ich von der ganzen Thematik halte. Wahrscheinlich sind sie schockiert darüber, dass ich meine Meinung geändert habe, und mir so ein "Haustier" zugelegt habe. Oder liegt es vielleicht doch daran, wie er sich verhält? Beschämt gehe ich ins Haus. Sein Fauchen hallt durchs ganze Treppenhaus. Ich schließe die Tür zu meiner Wohnung auf. Einer der beiden Männer rät mir, ihn in einen Raum zu bringen, den man abschließen kann, weil...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-384-22053-6 / 3384220536
ISBN-13 978-3-384-22053-0 / 9783384220530
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99