FRIESMOOR - Landfluch (eBook)
233 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-1360-2 (ISBN)
Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.
Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.
1
Hannes Wilken wurde in die eigenständige Welt von Friesmoor hineingeboren. Das war für ihn eine besondere Fügung des Schicksals, denn Hannes hat sich nie so richtig mit diesem Ort identifizieren können. Er fand die Friesmoorer schon immer extrem schräg und konnte mit ihren dörflichen Strukturen einfach nichts anfangen. Deshalb hat er sich auch dazu entschieden, nach seiner Schulzeit nach Hamburg zu ziehen, um dort eine Ausbildung zum Buchhalter zu absolvieren. Sein gesamtes Arbeitsleben hatte er in der Hansestadt verbracht. Wenn er genug von der Großstadt hatte, fuhr er zu Sandra nach Büddelsdörp. Sandra, eine alte Freundin aus vergangenen Tagen, lebt schon seit Jahren in diesem kleinen Ort, nicht weit von Friesmoor. Die beiden haben in den letzten zwanzig Jahren eher unregelmäßig Kontakt gehabt, aber die Verbindung ist nie abgerissen.
Aber jetzt, im Ruhestand, hat Hannes angefangen, über eine Rückkehr nach Friesmoor ernsthaft nachzudenken. Er hat erkannt, dass das Dorf auf seine eigene Art und Weise ein wahres Inselparadies ist. Zumindest aus der Ferne betrachtet.
Hannes ist jedoch nicht in Eile. Er genießt die Freiheit, die der Ruhestand mit sich bringt, und möchte sich Zeit lassen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Er weiß, dass er immer noch die Option hat, nach Friesmoor zurückzukehren, aber er will auch nichts überstürzen. Es ist ein Balanceakt zwischen der Sehnsucht nach dem ruhigen Inselleben und dem Komfort und der Vielfalt, die ihm die Großstadt bietet.
Wer weiß, vielleicht wird Hannes letztendlich doch den Schritt wagen und nach Friesmoor zurückkehren. Vielleicht wird er in diesem Dorf, das er einst so seltsam fand, seinen Frieden finden und ein neues Kapitel in seinem Leben beginnen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln werden. Manchmal sind es gerade die Orte, die uns am fremdesten erscheinen, die uns am Ende am meisten zu bieten haben.
Doch lassen Sie mich erzählen, wie Hannes überhaupt auf die Idee kam, in seine alte Heimat zurückzukehren. Es geschah durch einen Zufall, als er eines Tages in der Abendzeitung eine unscheinbare Immobilienanzeige entdeckte. Es wurde eine alte, heruntergekommene Fischerkate zu einem erschwinglichen Preis angeboten. Hannes war sofort neugierig, denn er hatte schon immer eine Schwäche für alte Katen hinter den Deichen. Er konnte sich förmlich die steife Brise und die salzige Seeluft vorstellen. Die Vorstellung, in einer solchen Kate direkt an der Nordseeküste zu wohnen, begeisterte ihn.
Also zögerte er nicht lange und rief den Makler an, um weitere Informationen zu erhalten. Die Dame am anderen Ende der Leitung teilte ihm den Ort mit, an dem sich die angebotene Kate befand. Und da passierte es: Hannes musste erst einmal kräftig durchatmen. Es stellte sich heraus, dass es sich um die alte Fischerkate auf dem Deich in Friesmoor handelte, seinem Geburtsort. Plötzlich fand er sich in einem Wirbel der Erinnerungen wieder.
Diese Fischerkate hatte für ihn schon immer etwas Magisches. Als Kinder hatten sie einen großen Bogen um sie gemacht. Geschichten über sie wurden und werden bis heute erzählt. Da war die Geschichte des berüchtigten Schneidermeisters Bartels, der in alten Geschichten gerne mal verschwiegen wird, obwohl er viel Gutes für das Dorf getan hat. Ihm wurde als Kind erzählt, dass der Geist des Schneiders noch immer sein Unwesen treibt. Es heißt, Schneider Bartels habe angeblich acht Frauen ermordet und sie auf dem Dachboden zum Ausbluten gehängt. In windstillen, mondarmen Nächten soll man angeblich ihr Wimmern hören können.
Sie können sich sicher vorstellen, dass diese Geschichte den kleinen Hannes ordentlich Gänsehaut bereitet hat. Doch jetzt, viele Jahre später, sah er die alte Fischerkate mit anderen Augen. Vielleicht war es an der Zeit, die Geister der Vergangenheit zu vertreiben und sich seinen Ängsten zu stellen. Vielleicht konnte er in dieser Kate, die ihm so viel bedeutete, sein neues Zuhause finden und seine eigenen Geschichten schreiben.
Hannes hatte viel zu bedenken, aber er war auch bereit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen neuen Anfang zu wagen. Ob er letztendlich den Mut findet, nach Friesmoor zurückzukehren und die alte Fischerkate zu seinem neuen Heim zu machen, bleibt abzuwarten. Aber ich bin mir sicher, dass er mit all den Erinnerungen, der Magie des Ortes und vielleicht sogar mit dem Geist des Schneidermeisters Bartels im Rücken seine ganz eigene Geschichte in diesem verwunschenen Dorf schreiben wird.
»Warum wird dieses Haus, nach all den Jahren des Leerstandes, ausgerechnet jetzt verkauft?«, fragte Hannes verwundert. Die Mitarbeiterin des Maklerbüros konnte ihm darauf keine genaue Antwort geben. Aber das war für Hannes nicht das Entscheidende. Er kannte den Namen Schneider Bartels nur allzu gut. Sein Urgroßvater, Julius Wilken, hatte Bartels einst als Lehrling ausgebildet. Nach dem mysteriösen Tod seines Urgroßvaters hatte August Friedrich Bartels die Schneiderei übernommen und sie weit über die Grenzen Friesmoors hinaus bekannt gemacht. Das aber ist eine andere Geschichte und soll an anderer Stelle erzählt werden. Es war eine geschichtsträchtige Verbindung, die Hannes mit diesem Ort und der Kate hatte.
Ohne großartig nachzudenken, kaufte Hannes dieses alte Fischerhaus, obwohl er es zuvor nicht einmal besichtigt hatte. Der Gedanke an die Geschichte hinter dem Haus und die Verbundenheit zu seiner Familie ließen ihn diese Entscheidung treffen. Er war voller stolz, als er seiner langjährigen Freundin Sandra van de Beeken am Telefon davon berichtete. Doch ihre Reaktion überraschte ihn. Sie fragte erstaunt, warum er nicht zu ihr auf den Hof kommen würde. Sie hatte angenommen, dass Hannes in seinem Ruhestand zu ihr nach Büddelsdörp ziehen würde. Doch Hannes hatte andere Pläne.
Für ihn kam es nie in Frage, in Büddelsdörp sesshaft zu werden. Er sah Sandra als gute Freundin, aber eine feste Lebenspartnerin wollte er dort draußen nicht finden. Er fühlte sich in diesem ländlichen Umfeld von Büddelsdörp nicht wirklich zuhause. Er wollte nach Friesmoor zurückkehren, auch wenn es ein eigenwilliges Dorf war. Friesmoor hatte er nie aus den Augen verloren, und mit zunehmendem Alter wuchs sein Interesse an seinem Heimatort immer weiter. Er verfolgte aufmerksam die Neuigkeiten und wusste, dass mit der neuen Bundesstraße, der Autobahnanbindung und dem neuen Widistunnel die Immobilienpreise in Friesmoor steigen würden. Das war für ihn ein weiterer Grund, sich dort niederzulassen.
Ursprünglich hatte Hannes sogar erwogen, das Elternhaus in der 'Kirchgasse' zu kaufen. Doch leider stand es in all den Jahren nicht zum Verkauf. Aber das war auch nicht weiter schlimm für ihn, denn er fand das Haus schon damals zu eng und die Nähe zur Kirche war nicht sein Ding. Dennoch hätte er es schön gefunden, wieder in diesem vertrauten Umfeld zu leben.
Jetzt, da er die alte Fischerkate gekauft hatte, konnte er sich auf sein neues Abenteuer vorbereiten. Er hatte genug Geld im Laufe der Jahre gespart, um sich seine Träume zu erfüllen, aber stattdessen entschied er sich dafür, ein Haus zu kaufen. Es fühlte sich fast wie ein Wink des Schicksals an.
Ein weiteres Argument für Hannes' Entscheidung, nach Friesmoor zurückzukehren, war der boomende Inlandstourismus in ganz Deutschland. Immer mehr Menschen zogen es vor, im eigenen Land Urlaub zu machen, und Friesmoor stand dabei ganz oben auf ihrer Liste. Besonders, wenn die Halbinsel in naher Zukunft noch einfacher zu erreichen wäre. Schließlich gab es dort die historische Dampffähre, die einzigartig in ganz Europa ist. Das allein war schon ein Grund für viele, nach Friesmoor zu kommen und die besondere Atmosphäre zu genießen.
Aber es war nicht nur die Dampffähre, die die Leute anzog. Friesmoor hatte auch einen bezaubernden historischen Ortskern mit einer wunderschönen Kirche aus dem 17. Jahrhundert, um die viele andere Orte Friesmoor beneiden. Dieser historische Charme und die einzigartige Atmosphäre des Dorfes waren für viele Besucher ein Grund, immer wieder nach Friesmoor zurückzukehren. Es war ein Ort, der eine gewisse Faszination ausübte und eine ganz besondere Aura besaß.
Aufgrund dieser Attraktivität hatten die Bewohner von Hornum den Gedanken, die Halbinsel Friesmoor in ihr eigenes Gemeindegebiet einzugliedern. Sie dachten, dass dies für alle Beteiligten von Vorteil wäre. Doch sie hatten die Rechnung ohne die Friesmoorer Dorfversammlung gemacht. Die Friesmoorer waren bekannt für ihren Stolz und ihre Eigenständigkeit. Sie liebten ihr Dorf und waren nicht bereit, es ohne Weiteres aufzugeben. Die Dorfversammlung, in der alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden, war das Herzstück des Gemeinschaftslebens auf Friesmoor. Hier wurden Meinungen ausgetauscht, Debatten geführt und letztendlich wichtige Beschlüsse gefasst.
Die Verwaltung von Hornum hatten sicher gute Argumente für ihre Idee, aber die Friesmoorer waren einfach nicht bereit, ihre Eigenständigkeit für die arroganten Hornumer aufzugeben. Sie waren stolz darauf, Teil dieser besonderen Insel zu sein, und wollten es unbedingt bewahren. Die Dorfversammlung hatte schon so manche Diskussionen und hitzigen Debatten gesehen, und auch dieses Mal würden die Friesmoorer ihre Stimme erheben und ihre Meinung kundtun.
So blieb es abzuwarten, wie die Situation sich entwickeln würde. Die Diskussionen und Verhandlungen zwischen den verschiedenen Parteien würden sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber eins stand fest: Die Friesmoorer waren entschlossen, ihre Identität zu bewahren und ihre einzigartige Gemeinschaft zu schützen.
»Ach ja, die Dorfversammlung«, dachte Hannes, während er auf dem Weg nach Friesmoor...
Erscheint lt. Verlag | 12.5.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Krimi • Küstenkrimi • Küstenthriller • Nordsee • Nordseeküste • Nordseethriller • Thriller |
ISBN-10 | 3-7598-1360-7 / 3759813607 |
ISBN-13 | 978-3-7598-1360-2 / 9783759813602 |
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Größe: 415 KB
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