Wölfe im Designerpelz -  Ann-Kathrin

Wölfe im Designerpelz (eBook)

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2023 | 1. Auflage
124 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-08348-7 (ISBN)
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Ann-Kathrin ist mit ihrem Leben zufrieden: Sie hat zwei großartige Söhne, die besten Freundinnen der Welt und als Unternehmerin hat sie es auch weit gebracht. Dann beschließt sie, einen Teil ihres erwirtschafteten Vermögens gewinnbringend anzulegen, um ihren Kindern eine sorgenfreie Zukunft zu ermöglichen. Dabei gerät sie einer Bande von Betrügern ins Netz, die sie in beispielloser Weise ausnutzen. Als Ann-Kathrin sich zu wehren beginnt, treiben die Betrüger sie gezielt in den Nervenzusammenbruch. Obwohl Ann-Kathrin tatsächlich zusammenbricht, gibt sie nicht auf. Sie nimmt die Opferrolle nicht an und versucht, ihrer Situation Sinn zu verleihen... Ihre tollen Söhne, ihre Ersatz-Mama, ihre Mitarbeiterinnen und ihr Anwalt stehen fest an ihrer Seite.

1. Der Vorlauf


 

Für Ann-Kathrin wurde ihr Leben jeden Tag besser. Das kam natürlich auch daher, dass ihr Leben früher so schwer gewesen war. Obwohl sie selbst das nie so ausgedrückt hätte. Sie war von Grund auf ein positiver Mensch und konnte auch in den finstersten Phasen ihres Daseins das Gute sehen. Für Ann-Kathrin waren einzelne Schwierigkeiten nicht so sehr das Entscheidende. Sie sagte immer: „Alles halb so wild. Was am Ende des Tages zählt, ist die Lebensbilanz!“ Und die stimmte für Ann-Kathrin im Großen und Ganzen. Denn jeder Schwierigkeit stand eine glückliche Fügung gegenüber:

Ann-Kathrins Mutter war schwere Alkoholikerin gewesen. Eines Tages fand ihr Leben mit fünf Promille im Blut ein viel zu frühes Ende. Das Leben hatte Ann-Kathrin eine problembeladene Mutter gegeben, die sich nicht angemessen um sie kümmern konnte. Aber das Leben hatte ihr auch Hannah geschenkt. Hannah war eine von Ann-Kathrins langjährigen Mitarbeiterinnen im Lebensmittelimport-geschäft gewesen. Sie war aber gut 25 Jahre älter als Ann-Kathrin und daher schon lange in Pension. Dennoch war sie ein fixer Bestandteil von Ann-Kathrins Alltagsleben geblieben. Hannah wusste um alle Sorgen und Nöte von Ann-Kathrin genauestens Bescheid. Und sie teilte natürlich auch alle Freuden. Die beiden Frauen verband nicht nur seit Jahren eine innige Freundschaft, sie waren füreinander Familie geworden. Hannah hatte mir ihrem Mann Franz einen Sohn, den sie sehr liebte, aber keine Tochter und keine Enkelkinder. Da kam ihr Ann-Kathrin gerade recht! Ann-Kathrin wiederum war seit 2010 alleinerziehend. Dabei war sie nicht nur von dem Vater ihrer beiden Söhne getrennt, nein, der Mann war auf Nimmerwiedersehen auf und davon. Ann-Kathrin hatte seit ihrer Trennung nichts mehr von ihm gehört. Das war für Ann-Kathrin sicherlich leichter als für ihre beiden Söhne Markus und Matthias. Die waren zu dem Zeitpunkt, als ihr Vater von der Bildfläche verschwand, 17 und 8 Jahre alt. Ann-Kathrin war zwar persönlich froh ihn los zu sein und weinte ihm keine Träne nach, aber das nahm sie ihm übel. Es ging schließlich um ihre Kinder! Jeder der Söhne hätte auf seine ganz eigene Art ein männliches Vorbild gut gebrauchen können, meinte sie. „Tolles Vorbild! Macht sich einfach aus dem Staub ohne sich weiter um seine Kinder zu kümmern. Ich habe Hunde gesehen, die ein besser entwickeltes Verantwortungsgefühl haben!“, schnaubte Carina, als sich langsam herauskristallisierte, dass von dem Ex-Mann auch als Vater nichts mehr zu erwarten sein würde. Und Martha setzte hinzu: „Besser gar kein männliches Vorbild, als ein schwaches. Nein wirklich, Ann-Kathrin, ihr seid alle drei besser dran ohne diesen Schwächling.“ Ann-Kathrin taten diese Bemerkungen natürlich gut. Aber sie war doch sehr wütend darüber, dass ihre beiden Söhne vom eigenen Vater so im Stich gelassen worden waren. Obwohl es für sie selbst eine immense Erleichterung war, sich nicht mehr mit ihrem Ex-Mann herumschlagen zu müssen. Die Trennung war schließlich aus gutem Grund erfolgt! „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!“, erwiderte sie oft achselzuckend, wenn das Gespräch wieder auf den verschwundenen Vater kam. Die Empörung ebbte nach einigen Wochen ab, der Ex-Mann war kein Gesprächsthema mehr. Ann-Kathrin dachte nicht mehr an ihn und die beiden Söhne erwähnten ihn nie.

Hannahs Mann Franz brachte sich in dieser Zeit noch mehr ein als früher. Hannah war ja nicht nur die Ersatzmama für Ann-Kathrin, sondern auch engagierte Ersatzgroßmutter. Und Franz liebte seine Enkelsöhne, die ihm das Leben auf Umwegen beschert hatte. Somit war die Familiensituation zwar ungewöhnlich, aber im Endeffekt eben auch ungewöhnlich gut. Ann-Kathrin war zufrieden: ihre Söhne entwickelten sich prächtig. Ihr Verhältnis mit den beiden auch. Sie hatte immer das Gefühl, dass Markus und Matthias ihr als Mutter voll und ganz vertrauten. Sie sprachen mit Ann-Kathrin über ihre großen und kleinen Sorgen und Ann-Kathrin hatte immer ein offenes Ohr für sie, auch wenn sie wirklich sehr viel arbeiten musste.

„Die Kinder kommen zuerst!“, sagt sie oft zu Hannah „Gott sei Dank bin ich selbstständig, da kann man sich das schon alles irgendwie einrichten.“

Aber natürlich war das alles nicht ganz so einfach, wie Ann-Kathrin es vor sich selber gerne darstellte: Sie hatte einfach immer wahnsinnig viel zu tun. Sie war an allen Fronten gefordert. Irgendjemand hing immer in der Warteschleife und wollte mit ihr sprechen.

Am laufenden Band mussten Entscheidungen getroffen werden. Sie trug nicht nur alleine die Verantwortung für ihre beiden Söhne, sondern auch für eine große Anzahl von Mitarbeitern. Ann-Kathrin sah es als persönliche Verpflichtung an, mit vollstem Einsatz zu arbeiten und so allen ein sicheres Arbeitsumfeld zu garantieren. Denn viele ihrer Mitarbeiter hatten Kinder zu Hause, genau wie sie selbst….

Da Markus schon fast volljährig war, hatte sie glücklicherweise auch einige Freiheiten. Sie ging zum Beispiel regelmäßig tauchen, um etwas Ausgleich zu ihrem Alltagsstress zu haben. Dann passte Markus auf seinen kleinen Bruder auf. Die beiden verstanden sich sehr gut, was für Ann-Kathrin ein ständiger Quell der Freude war. Dass auf Markus schon so früh Verlass gewesen war, half Ann-Kathrin enorm. „Gott sei Dank kommt er in dem Punkt nicht nach seinem Vater.“, munkelte Ann-Kathrin dann manchmal zu ihren vier Lieblingsmitarbeiterinnen. Die Frauen lachten dann, tauschten einen verschwörerischen Blick und wandten sich wieder ihren Aufgaben zu.

Matthias, der Kleine, wünschte sich, seit er denken und sprechen konnte, einen Hund. Ann-Kathrin hatte das immer abgelehnt, da sie einfach zu viel arbeitete. Sie wollte sich nicht noch mehr Verantwortung aufbürden. Als Matthias aber dann nach dem Verschwinden seines Vaters so oft still und traurig vor sich hinblickte, gab sie sich einen Ruck. Sie begann sich ein bisschen umzuhören, wo es denn junge Hunde abzuholen gäbe. Eigentlich wollte sie auch ins Tierheim schauen, doch dann fiel eines Tages bei einem schnellen Einkauf ihr Blick auf das schwarze Brett im Supermarkt: Labradoodle-Welpen günstig abzugeben. Also riss sich Ann-Kathrin einen der Zettel mit der Telefonnummer der Züchterin ab. „Da ruf ich morgen nach meinem 10-Uhr-Termin an. Wenn dann noch Welpen da sind, dann soll es wohl so gewesen sein! Wenn nicht, dann schaue ich weiter. Es eilt ja nun wirklich nicht….“, dachte sie so halb überzeugt vor sich hin. Halb hoffte sie, die Welpen wären schon alle vergeben. Aber so war es nicht. Also holte sie das flauschige, lockige, tapsige Etwas von der Züchterin ab, als es 9 Wochen alt und somit groß genug war, von seiner Mutter getrennt zu werden. Das Welpenmädchen wackelte auf Ann-Kathrin zu und leckte ihr mit ihrer zarten rosa Zunge enthusiastisch die Hand. Ann-Kathrin nahm es hoch.

Das Hündchen kuschelte sich an ihre Brust und war eingeschlafen, bevor sie noch das Auto erreicht hatten. Ann-Kathrin war

vollkommen hingerissen. Sie fuhren los und Ann-Kathrin schaute bei jeder Ampel in den Rückspiegel, um das flauschige Bündel zu bestaunen, das in seiner Hundebox sacht vor sich hin schnarchte. Bevor sie noch mit der Kleinen zu Hause angekommen war, wusste sie schon nicht mehr, wie sie jemals ohne Hund hatte leben können.

Wenn schon Ann-Kathrin durch und durch verliebt in das kleine Geschöpf war, so war das doch noch gar nichts gegen die Reaktion ihres Jüngsten. Als er von der Nachmittagsbetreuung nach Hause kam, lief ihm das Welpenmädchen entgegen. Matthias ließ Jacke, Schuhe und Schultasche fallen und schrie: „Mama, Mama, ist das wirklich wahr?!!! Ist das jetzt unser Hund? Du süße Kleine, wohnst du jetzt bei uns?!“

Das Hündchen präsentierte sofort seinen rosa Bauch und Matthias war in dieser Folge kaum dazu zu bewegen, noch etwas zu essen:

Er wollte mit dem Streicheln gar nicht mehr aufhören. Als Markus lachend meinte: „Die Kleine kommt ja daher gewackelt, als ob sie betrunken wäre!“, war allen dreien sofort klar: Unser Hund muss Whisky heißen!

Ann-Kathrin bereute ihre Entscheidung, einen Hund ins Haus zu holen also keine Sekunde. Aber natürlich wurden die Verpflichtungen dadurch auch nicht weniger. Ann-Kathrin sorgte für ihre Familie und hin und wieder auch ein bisschen für sich. Und sie arbeitete und

arbeitete. „Du fährst im Leben ständig auf der Überholspur“, sagte Hannah oft. Manchmal klang das bewundernd, aber manchmal klang das auch ein wenig besorgt. „Aber du kennst mich doch, Hannah!“, sagte Ann-Kathrin dann „Ich habe schließlich Energie für zwei! Da kann man leicht Vollgas geben!“

Und das stimmte auch. Bis Ann-Kathrin eines Tages nach dem Duschen einen Knoten in ihrer linken Brust entdeckte.

Der Arzt, den sie daraufhin umgehend aufsuchte, versuchte sie erst einmal zu beruhigen: „Das ist sicher alles ganz harmlos. Wir schicken Sie mal gleich zur Mammographie, damit Sie bald wieder ruhig schlafen können.“ Das Gegenteil war der Fall. Bei der Mammographie bedeutete man Ann-Kathrin doch noch ein bisschen Platz zu nehmen, bis der Arzt für sie Zeit hätte.

Als dieser dann mit ernster Miene das Besprechungszimmer betrat, wusste Ann-Kathrin eigentlich schon Bescheid.

„Da gibt es die ein oder andere Auffälligkeit in ihrer linken Brust.“, sagte er in beschwichtigendem Ton „Meistens sind das harmlose Gewebsveränderungen. In bis zu 80% aller Fälle ist das so. Sie sehen also: Man kann sich gar nicht spät genug Sorgen machen! Aber natürlich muss man sich das näher anschauen.“

Von der Mammographie ging es also flugs weiter zur Biopsie. Die Wochen bis zum Eingriff...

Erscheint lt. Verlag 7.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-384-08348-2 / 3384083482
ISBN-13 978-3-384-08348-7 / 9783384083487
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